Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Dauer Lutealphase

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

Dr. med. Friedrich Gagsteiger
Reproduktionsmediziner

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Frage: Dauer Lutealphase

ML1991R

Guten Tag,  ich (fast 34, bisher keine Kinder) hatte Ende Mai eine Eileiterschwangerschaft bei der leider der betroffene Eileiter entfernt werden musste. Bei der OP wurden auch ein Endometrioseherd entfernt. Seitdem tracke ich meinen Zyklus per NFP.  Mir ist dabei nun aufgefallen, dass meine Lutealphase sich nur zwischen 9-11 Tagen bewegt. Wenn ich den ersten Zyklus nach der Eileiterschwangerschaft ausschließen (der war sehr wirr), dann bin ich bei der Dauer der Lutealphase pro Zyklus:  Zyklus 2: 10-11 Tage  Zyklus 3: 11 Tage Zyklus 4: 9 Tage Zyklus 5: 11 Tage Zyklus 6: 10 Tage   Die gesamte Zykluslänge ist regelmäßig mit 26-28 Tagen.  Ich habe sehr unterschiedliche Angaben gefunden, an wann von einer Lutealschwäche gesprochen wird. Wie ist das bei mir einzuschätzen? Sollte ich einen Termin mit meiner Gynäkologin vereinbaren um meine Messergebnisse weiter abklären zu lassen oder bin ich noch "im grünen Bereich"? Da ich durch den fehlenden Eileiter schon eine eingeschränkte Fruchtbarkeit habe, möchte ich keine weiteren (behandelbaren) Einschränkung haben. Danke und beste Grüße!


Guten Tag, Eine Lutealphase von 9 bis 11 Tagen liegt an der unteren Grenze dessen, was allgemein als normal betrachtet wird. In der Regel wird eine Lutealphase von mindestens 12 bis 16 Tagen als optimal angesehen, um eine erfolgreiche Implantation und Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft zu ermöglichen. Eine kürzere Lutealphase kann auf eine Lutealphaseninsuffizienz hinweisen, bei der nicht genügend Progesteron produziert wird, um das Endometrium für eine Schwangerschaft vorzubereiten. Da Ihre Lutealphasenlängen überwiegend bei 10 bis 11 Tagen liegen, empfehle ich Ihnen, einen Termin mit Ihrer Gynäkologin zu vereinbaren, um Ihre Beobachtungen zu besprechen. Möglicherweise kann eine Progesterontherapie oder eine andere hormonelle Unterstützung der Eizellreifung in Betracht gezogen werden, um die Lutealphase zu verlängern und die Chancen auf eine erfolgreiche Empfängnis zu erhöhen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, den verbliebenen Eileiter auf seine Durchgängigkeit und Funktionalität prüfen zu lassen. Nach einer Eileiterschwangerschaft können mögliche Schäden wie Verwachsungen oder Verengungen bestehen, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten. Eine Untersuchung, wie z.B. eine Hysterosalpingografie (HSG) oder eine Laparoskopie, kann dabei helfen, den Zustand des Eileiters zu beurteilen und gegebenenfalls Behandlungsmaßnahmen einzuleiten. Insgesamt ist es ratsam, diese Punkte frühzeitig mit Ihrer Gynäkologin zu besprechen, um eine umfassende Beurteilung Ihrer Fruchtbarkeit vorzunehmen und gemeinsam die besten Schritte für Ihre individuelle Situation zu planen. Beste Grüße und viel Erfolg auf Ihrem Weg!


ML1991R

Vielen Dank für die ausführliche und verständliche Antwort.    Meine Gynäkologin hat mir nun Progesteron Kapseln verschrieben. Leider hatte sie keine Zeit für ein persönliches Gespräch, ich habe nur auf Basis meiner Schilderung von der MFA das Rezept ausgehändigt bekommen, es fand keine weitere Anamnese statt.  Von den Progesteron soll ich nun einmal täglich abends eine Kapsel mit 100mg ab Zyklustag 14 nehmen. Meinen Eisprung hatte ich aber bisher nie vor Tag 15 oder 16, einmal sogar noch später. Ich habe nun etwas bedenken, dass ich damit eher einen verhütenden Effekt erzielen? Das wäre jetzt nicht unbedingt mein erwünschtes Ergebnis... Außerdem steht in der Packungsanleitung eine Dosierung von 200-300mg? Vielen Dank vorab!


Progesteron wird häufig in der zweiten Zyklushälfte eingesetzt, um die Gelbkörperphase zu unterstützen. Wenn Progesteron ab dem 14. Zyklustag eingenommen wird, orientiert sich dies an einem „standardisierten“ Zyklusverlauf mit einem Eisprung um Tag 14. Wie Sie jedoch richtig bemerken, kann der genaue Tag des Eisprungs individuell variieren. Falls bei Ihnen der Eisprung in der Regel erst nach Tag 15 oder 16 stattfindet, könnte es sinnvoll sein, den Einnahmezeitpunkt anzupassen. Ein zu frühes Einnehmen von Progesteron könnte theoretisch den natürlichen Eisprung beeinflussen und so den Zyklus verkürzen oder einen empfängnisverhütenden Effekt haben. Zur Dosierung: Die Angabe in der Packungsanleitung dient als allgemeine Empfehlung und ist je nach medizinischer Indikation und individueller Situation anpassbar. Die einmal tägliche Einnahme von 100 mg entspricht einer niedrigeren Dosierung, die möglicherweise ausreichend ist, um die Gelbkörperphase zu unterstützen, ohne den Zyklus stark zu beeinflussen. Für eine genauere Einschätzung wäre jedoch ein Gespräch mit Ihrer Gynäkologin hilfreich, um sicherzustellen, dass die Dosierung und der Einnahmezeitpunkt auf Ihren Zyklus und Ihre Wünsche abgestimmt sind. Wenn Sie Fragen zu möglichen Nebenwirkungen oder Unsicherheiten zur optimalen Dosierung und Einnahme haben, könnte auch ein Zyklusmonitoring, z.B. mittels Ultraschall, helfen, um den Eisprung besser einzugrenzen und die Progesteron-Einnahme optimal anzupassen.


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