Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Asherman-Syndrom

Frage: Asherman-Syndrom

CC12345

Beitrag melden

Sehr geehrter Herr Dr. Gasteiger, ich leide an einem Asherman-Syndrom Grad 3. Bisher blieben 3 OPs in Hamburg erfolglos, die Verwachsungen kommen immer zurück und die GMSH baut sich auf max. 2-3 mm auf und wirkt atroph. Auffällig ist auch, dass insbesondere in der 1. Zyklushälfte sich in jedem Zyklus Serometra bilden (serös), was sich bisher niemand erklären kann. Ich bin selbst Ärztin und zerbreche mir den Kopf über die Genese des Asherman-Syndroms, was ja eventuell auch Auswirkungen auf Prognose und Therapie hat. Ich hatte bei meinem ersten Kind eine eilige Sectio, die Gebärmutter wurde aber manuell mit Kompresse ausgewischt, es wurde KEINE Kürettage gemacht bzw. definitiv keine Kürette verwendet. Bei atoner Nachblutung hatte ich einen kurzen hämorrhagischen Schock mit Hb Abfall auf 7g/dl, der aber schnell behandelt werden konnte. Im Wochenbett hatte ich ca. 2-3 Wochen nach der Geburt etwas Unterbauchschmerzen und sehr übelriechenden Wochenfluss, aber kein Fieber oder Krankheitsgefühl. Von meiner FÄ habe ich damals Fosfomycin bei V.a. HWI erhalten. Ich frage mich, wie bei meiner Anamnese die Basalzellschicht des Endometriums so geschädigt sein soll, dass sich keine neue Schleimhaut mehr aufbauen kann. Aus meiner Sicht kommt nur eine ischämische oder entzündliche Genese in Betracht. Eine Endometriumbiopsie ist aufgrund der niedrigen SH nicht möglich.  Vielleicht kennen Sie einen ähnlichen Fall oder können mir anderweitig noch Tipps geben, die mich weiterbringen könnten.   Mit freundlichen Grüßen, Simona Hillen


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

Beitrag melden

Hallo Frau Dr. Hillen,   vielen Dank für Ihre sehr präzise und reflektierte Darstellung – man erkennt sofort Ihre eigene medizinische Erfahrung und Ihre genaue Beobachtungsgabe. Ihr Verlauf mit rezidivierendem Asherman-Syndrom Grad III, mehrfacher Adhäsiolyse und persistierend atropher Schleimhaut ist leider ein sehr komplexer Fall, bei dem die zugrunde liegende Genese entscheidend für die Prognose ist.   🔹 Vermutete Genese Die Tatsache, dass bei Ihnen keine Kürettage erfolgt ist, spricht gegen die klassische traumatische Form. Ihre Beschreibung eines atonen Nachblutungsgeschehens mit kurzzeitigem hämorrhagischem Schock und anschließendem übelriechenden Wochenfluss lässt jedoch eine ischämisch-entzündliche Genese vermuten. Wahrscheinlich war die Basalis nicht mechanisch zerstört, sondern durch eine lokale Endometritis mit mikrothrombotischer Ischämie geschädigt. Dieses Muster findet man typischerweise nach manueller Plazentalösung oder subklinisch septischem Wochenbett, bei dem die Regeneration der Basalis durch bakterielle Biofilme und lokale Gefäßthrombosen verhindert wird.   Mikrobiologisch sind hier häufig anaerobe Mischkeime (Bacteroides, Peptostreptokokken) oder Gardnerella-assoziierte Biofilme beteiligt. Auch ein klinisch milder Verlauf ohne Fieber kann retrospektiv eine aufsteigende Endometritis maskieren.   🔹 Erklärung der Serometra in der Follikelphase Das zyklische Auftreten seröser Flüssigkeit ist ungewöhnlich, lässt sich aber erklären durch   partielle Drainagebehinderung bei Zervix- oder Isthmus-Synechien, residuale sekretorische Inseln im Endometrium, die trotz genereller Atrophie aktiv Flüssigkeit bilden, gestörte lymphatische Drainage nach wiederholten intrauterinen Eingriffen.   Endoskopisch findet sich in solchen Fällen häufig ein sogenanntes pseudoglanduläres Restendometrium mit sekretorischer Aktivität inmitten vernarbter Areale – das würde zu Ihrem sonographischen Befundbild passen.   🔹 Weiterführende Diagnostik 3D-Ultraschall oder kontrastverstärktes MRT zur Beurteilung der Endomyometriumgrenze und Identifikation vitaler Restbereiche. Falls technisch möglich: gezielte Biopsie aus dem am ehesten erhaltenen Areal zur Beurteilung vitaler Basalisanteile. Ausschluss einer chronischen Endometritis durch immunhistologische Marker (CD138, plasma cell infiltration), ggf. mikrobiologische Abstriche mit PCR-basierter Diagnostik.   🔹 Therapeutische Optionen   Adhäsiolyse in spezialisiertem Zentrum, möglichst hysteroskopisch atraumatisch, mit nachfolgender Regenerationstherapie.   Verwendung von Hyalobarrier®, autologem Serum, PRP-Infusionen oder G-CSF-Instillation zur Stimulation der Schleimhautregeneration.   Östrogen-Dominanzphase nach Adhäsiolyse (z. B. Estradiolvalerat 6 mg p.o. + 100 µg transdermal für 3 Wochen), anschließend Gestagen-Sequenz und erneute Beurteilung. Antibiotische Abdeckung perioperativ (anaerob wirksam, z. B. Metronidazol + Cephalosporin). Experimentelle bzw. regenerative Ansätze in spezialisierten Zentren:   PRP (platelet-rich plasma): intrauterine Applikation von autologem Plasma (mehrere Sitzungen). G-CSF (Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor): lokale oder systemische Gabe zur Endometriumproliferation. Mesenchymale Stammzell-Therapie: z. B. bone-marrow-derived MSC oder endometrial-derived stem cells (in Pilotprojekten in Wien, Valencia, Beijing).   🔹 Prognose Bei Nachweis vitaler Restbereiche der Basalzellschicht bestehen auch bei Grad III noch Chancen auf partielle Regeneration. Entscheidend ist, dass Ischämie und chronische Inflammation nachhaltig unterbrochen werden. Sollte sich eine vollständige Destruktion der Basalis zeigen (fibrotische Endomyometrialgrenze ohne Drüseninseln), wären regenerative Therapien zwar noch möglich, die funktionelle Wiederherstellung bleibt dann aber sehr eingeschränkt.   🔹 Empfohlene Spezialzentren und weiterführende Unterstützung Da Ihr Fall ein hohes Maß an Erfahrung mit regenerativer Endometriumtherapie erfordert, empfehle ich Ihnen, sich an eines der folgenden Zentren zu wenden:   Universitätsklinik Innsbruck – Univ.-Prof. Dr. Bettina Toth (Schwerpunkt: Endometriumpathologien, PRP- und G-CSF-Therapien) Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien – Dr. Michael Feichtinger (Arbeitsgruppe: Stammzellbasierte Endometriumregeneration) Alternativ in Deutschland: Universitätsklinikum Erlangen – Prof. Dr. Matthias Beckmann / Dr. Susanne Weltin, die auf komplexe intrauterine Verwachsungen spezialisiert sind. Differenzierte 3D-US-Untersuchungen, Mikrobiomanalysen und intrauterine PRP- und G-CSF-Therapien biten wir auch in Ulm an.   Zusammenfassung: Ihr Befund spricht am ehesten für ein postpartal-ischämisch-entzündliches Asherman-Syndrom mit residualer endometrialer Aktivität. Ziel sollte eine regenerative, nicht rein chirurgische Therapie sein – mit Fokussierung auf vaskuläre und inflammatorische Faktoren. Eine Therapie in einem Zentrum mit Erfahrung in PRP, G-CSF oder Stammzellbehandlungen bietet die besten Erfolgsaussichten.   Mit freundlichen und kollegialen Grüßen Dr. med. Friedrich Gagsteiger Schwerpunkt für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin  


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Sehr geehrter Herr Grewe, bei meiner Blutuntersuchung nach 2 Frühaborten (9 + 10 SSW) bei der Gerinnungsambulanz sind Cardiolipin, ß2-GP-1 und Prothrombin Antikörper nachgewiesen worden. Die Thrombozytenfunktion ist nicht pathologisch verändert und die Bestätigung oder Ausschluss-Kontrolle eines Antiphospholipid-Syndroms wird erst in zwei M ...

Guten Abend  Nach dem dritten Abort in folge, bin ich natürlich dabei mich zu informieren, woran dies liegen könnte. (Ich bin Anfang 30) Es wurden auch einige Dinge abgeklärt. Alles ohne Diagnose. Ich habe nun zwei Ärzte auf das Asthermann-Syndrom angesprochen. Ich hatte 2020 eine spontane Geburt mit starken Blutungen und anschließender Ausschabu ...

Guten Tag, Leider mussten wir am letzten Sonntag unseren kleinen Mann in der 20SSW ziehen lassen.Vermutlich durch eine schwäche des Gebärmutterhalses. Leider kam die Plazenta nicht, wesshalb Ausgeschabt werden musste. Ich bin 37 und hatte wegen einer Ausschabung im 2020 ein Asherman bekommen. Nach 3 OPs hatte ich grünes Licht und wurde trotz eh ...

Hallo, Ich habe 09.2020 meine Tochter zur Welt gebracht. 1 Monat darauf hatte ich eine Ausschabung da meine Blutung nicht aufhörte und die Ärzte festgestellt haben, daß im Gebärmutter etwas von der Geburt noch innen war. Wieder 1 Monat danach hatte ich leine 2te Ausschabung weil noch immer kicht alles gesäubert war. Seit dem habe ich keine Peri ...

Hallo!  Mir wurde heute leichtes APS Syndrom diagnostiziert (nach MA und AS im Januar).  auf Grund von Kinderwunsch soll ich nun ab positivem Test heparin spritzen und ass nehmen.  Da ich meine Periode allerdings nur sehr sehr wenig ohne frisches Blut habe (seit der AS) meine Frage: kann die geringe Blutung damit zusammenhängen?  solange meine ...

Guten Abend zusammen, mein Mann und ich haben schon viele Jahre einen Kinder Wunsch leider wurde das sertoli-cell-only-syndrom festgestellt auch eine mikrotese blieb ohne Erfolg! Das war 2002 nun ist 2023 und ich wollte mal fragen ob es medizinisch evt was neues gibt was evt die nicht vorhandenen Zellen anregt!? Habe von testes comp Tropfen gehört ...

Hallo Dr. Tanja Finger,  ich hatte im Januar 2023 eine Ausschabung in 10SSW, im Juni hatte ich eine biochemische Schwangerschaft und im August hatte ich wieder eine Ausschabung in 7SSW. Nach der Ausschabung im August konnte ich fast 3Monate keine Periode bekommen. Dann habe ich hormonelle Pille genommen und endlich habe ich nach 4 Monate meine ...

Hallo Herr Dr. Emig,  ich hatte letztes Jahr zwei Fehlgeburten mit anschließenden Ausschabungen. 😔 Eine im August und die Letzte war am 09.12..  Meiner Frauenärztin fiel bei der Nachkontrolle auf, dass nicht das gesamte Gewebe entfernt wurde. Es stand eine weitere Ausschabung im Raum, aber sie hat gesagt wir können erst meine nächste Monatsb ...

Guten Tag,  vor einem 3/4 Jahr hatte ich eine Ausschabung wegen einer MA. Drei Monate danach erfolgte eine Gebärmutterspiegelung bei Herrn Dr. Nugent in der Frauenklinik an der Elbe, wegen Verdacht auf das Ashermann Syndrom. Dabei wurde jedoch "nur" eine Zervixstenose festgestellt und behoben. In der Gebärmutter sah alles gut aus. Zwei Monate d ...

Sehr geehrte Frau Dr. Popovici, ich leide an einem Asherman-Syndrom Grad 3. Bisher blieben 3 OPs in Hamburg erfolglos, die Verwachsungen kommen immer zurück und die GMSH baut sich auf max. 2-3 mm auf und wirkt atroph. Auffällig ist auch, dass insbesondere in der 1. Zyklushälfte sich in jedem Zyklus Serometra bilden, was sich bisher niemand erkl ...