Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Anovulation

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Reproduktionsmediziner

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Frage: Anovulation

kiwumami2024

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Guten Abend, ich bin Mutter eines zweijährigen Sohnes und wir haben einen zweiten Kinderwunsch. Es hat im 1. ÜZ sofort geklappt, endete leider im Juli 2024 in einer Missed abortion in der 8./9. SSW. Anfang Oktober 2024 hatte ich eine biochemische Schwangerschaft. Wir haben ein Zyklusmonitoring gemacht und sämtliche Werte überprüfen lassen. Alles sieht unauffällig aus. In diesem Zyklus war am ZT 14 ein 13 mm Follikel zu sehen. Heute, an ZT 18 war der Follikel immer noch gleich gross. Ich hatte die vergangenen Tage die üblichen Schmerzen auf der rechten Seite wie beim Eisprung, spinnbarer ZS und heute Mittelschmerz. Meine Frauenärztin meinte jedoch, dass es diesen Zyklus wohl zu keinem Eisprung kommen werde, da das Follikel nicht weiter gewachsen sei. Zudem sei die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr dreischichtig aufgebaut wie vor dem Eisprung, sondern habe die Optik von einer wie nach einem Eisprung. Sie gehe davon aus, dass in ungefähr 10 Tagen die Blutung einsetzen werde.    Nun meine Fragen: Ist es möglich, ein entsprechender Leitfollikel zu übersehen im Ultraschall? Hatte ich vielleicht doch einen Eisprung aufgrund der "Symptome"? Ist eine Anovulation "üblich"? Ich hatte sonst immer einen zuverlässigen Zyklus, weshalb sollte es jetzt zufällig anders sein? Vielen lieben Dank für Ihre Rückmeldung. 


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Vielen Dank für Ihre detaillierte Schilderung. Ich verstehe, dass Sie sich Sorgen machen, insbesondere da Sie bisher einen regelmäßigen Zyklus hatten und jetzt eine Veränderung beobachten. Zu Ihren Fragen: Kann ein Leitfollikel im Ultraschall übersehen werden? In der Regel ist es im transvaginalen Ultraschall recht unwahrscheinlich, ein reifes Leitfollikel zu übersehen, besonders wenn die Gebärmutterschleimhaut eine entsprechende Optik aufweist. Dennoch gibt es seltene Fälle, in denen der Ultraschallwinkel oder die Position des Eierstocks die Sicht einschränken können. Der Eierstock mit dem leitfollikel kann sich hinter einer Darmschlinge "verstecken". Könnte trotz der "Symptome" ein Eisprung stattgefunden haben? Ihre beschriebenen Symptome wie spinnbarer Zervixschleim, Mittelschmerz und die Schleimhautveränderung sprechen durchaus für einen Eisprung. Es ist möglich, dass der Eisprung stattgefunden hat und das Follikel kollabiert ist, ohne dass dies im Ultraschall eindeutig sichtbar war. Hormonelle Tests (wie Progesteron am 7. Tag nach einem vermuteten Eisprung) könnten hier Klarheit schaffen. Ist eine Anovulation "üblich"? Auch bei Frauen mit normalerweise zuverlässigen Zyklen kann es gelegentlich zu einem anovulatorischen Zyklus kommen. Hier spiellt auch oft das Lebensalter eine wichtige Rolle. Auch Stress, Veränderungen im Lebensstil, Krankheiten oder hormonelle Schwankungen (z. B. nach einer Schwangerschaft oder Fehlgeburt) können die Ursache sein. Ihr Körper könnte sich noch von den letzten Ereignissen (Missed Abortion, biochemische Schwangerschaft) erholen. Diese Phasen sind meist vorübergehend. Warum jetzt eine Anovulation, wenn der Zyklus bisher zuverlässig war? Nach einer Fehlgeburt oder biochemischen Schwangerschaft können vorübergehende hormonelle Dysbalancen auftreten, die den Zyklus beeinflussen. Auch das Alter, selbst wenn es nicht hoch ist, und Umweltfaktoren könnten eine Rolle spielen. Nächste Schritte: Hormonstatus überprüfen: Ein Bluttest (z. B. LH, FSH, Estradiol und Progesteron) könnte mehr Aufschluss geben, ob ein Eisprung stattgefunden hat. Zyklusmonitoring fortführen: Eine weitere Beobachtung über mehrere Zyklen kann helfen, ein klares Muster zu erkennen. Lebenstilfaktoren prüfen: Achten Sie auf Stressmanagement, Schlaf und Ernährung, da diese Faktoren eine große Rolle spielen können. Ovulationstest: Zusätzlich zu Ultraschall und Symptomen könnten Ovulationstests zur Bestimmung des LH-Anstiegs hilfreich sein. Falls der nächste Zyklus ebenfalls anovulatorisch verläuft oder weitere Auffälligkeiten auftreten, wäre eine ausführlichere Abklärung mit Ihrer Ärztin sinnvoll. Ich hoffe, das klärt Ihre Fragen etwas und gibt Ihnen Orientierung. Alles Gute für Ihren weiteren Kinderwunsch!


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