Sehr geehrte Damen und Herren,
unsere fast 3 Monate alte Tochter ist ein echter Sonnenschein und entwickelt sich nahezu in allen Bereichen prächtig. Allerdings machen wir uns wegen Ihrer Kopfhaltung Sorgen. Sie hat von Anfang an eindeutig die linke Seite als Ihre Lieblingsseite auserkoren und dreht auf dem Arm den Kopf eigentlich fast immer nach links. Auch beim Hochnehmen über die rechte Seite dreht Sie den Kopf nach links, was das Hochnehmen über Ihre rechte Seite erschwert. Meine Frau klagt außerdem darüber, dass Sie beim Stillen sich nicht so gut nach rechts wie nach links dreht.
Beim Schlafen hat Sie zwar links ebenfalls als Lieblingsseite, Sie dreht sich aber auch immer mal nach rechts und kriegt den Kopf dann auch weit herum. Wir versuchen es beim Spielen jetzt schon immer, dass wir Sie zum Kopf nach rechts drehen animieren, was auch durchaus Erfolge zeigt.
Medizinisch wurde bei Ihr schon eine kleinere Blockade behoben. Die Geburt war laut Aussage des Krankenhauses recht stressfrei.
Wir würden gern beim Physio vorstellig werden, dies ist aufgrund der aktuellen Lage aber eher schwierig.
Uns würde natürlich interessieren ob derartige Lieblingsseiten sich eventuell auch ganz normal auswachsen oder ob Sie spezielle Übungstipps für uns haben? Gerne auch Literaturempfehlungen.
Eine Kopfverformung ist glücklicherweise nicht vorhanden und die kahle Stelle am Hinterkopf ist mittig.
Vielen herzlichen Dank im Voraus für Ihre Rückmeldung.
von
Perdokan
am 23.03.2020, 09:06
Antwort auf:
Kopfhaltung unserer Tochter oftmals schief
Liebe Familie, liebe Eltern, herzlichen Dank für diese interessante Frage.
Es gibt tatsächlich bei Kindern sogenannte bevorzugte Körperbewegungen, und damit es auch oft die Kopfhaltung bzw. die Blickrichtung in eine bevorzugte Richtung gemeint. Dies hängt mit der meist bei Menschen asymmetrischen Kraftverteilung zusammen (man denke auch an die unterschiedliche Händigkeit des Erwachsenen, oder den Kraftunterschied zwischen Sprungbein und Standbein). Möglicherweise hat ihr Kind diese bevorzugte Wendung des Kopfes in eine Richtung früh durch bestimmte Stillpositionen erlernt und empfindet diese Kopfwendung als angenehm. Es kann auch andererseits möglich sein, dass der Kopf des Neugeborenen seinerzeit in Rückenlage im Bettchen durch seine längsovale Form immer bevorzugt zu einer Seite gerollt ist, und auch dies deshalb als angenehm und wohlig vom Kind empfunden und damit "angewöhnt" wurde.
Andererseits kann natürlich auch eine Halswirbelsäulenblockierung mit einer deutlichen Bewegungseinschränkung in die andere, nicht bevorzugte Richtung, einhergehen. Auch kann die Muskulatur trotz stressfreier Geburt einseitig verkürzt sein, oder sogar im seltenen Falle verletzt worden sein, sodass bestimmte Muskelgruppen einfach stärker sind auf der einen Halsseite, als auf der anderen. (Sie sehen, bei meinen Ausführungen gibt es einige Spekulation.)
Diese lässt sich im Einzelnen nur durch eine Untersuchung bei einem Kinderarzt oder KinderOrthopäden genauer klarstellen. Durch vorsichtige Austestung der Bewegungsrichtung der Halswirbelsäule nach links und rechts kann man eigentlich schon auch als Laie grob abschätzen, ob irgendwo eine Bewegungsbehinderung vorliegt. Wenn keine mechanische Bewegungsbehinderung vorliegt, und auch die Muskulatur am Hals gleichseitig stark ist, so wird man nur durch langjähriges und umständliches Umgewöhnen die Blickposition ändern. Es gibt aber auch Fälle, wo sich dieses Problem sozusagen ohne äußere spezielle Einflüsse "verwächst".
Meiner Beratung sind hierbei deutliche Grenzen gesetzt, da ich durch einfache Bewegungs-Untersuchungen im Allgemeinen sofort sagen könnte, wurde das Problem liegt.
Wenden Sie sich damit doch einmal an ihren Haus-Kinderarzt oder Kinderorthopäden.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Jan Matussek
von
Dr. J. Matussek
am 24.03.2020