Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Polio, Keuchhusten und HepB

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Polio, Keuchhusten und HepB

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Hallo! Unsere Tochter wurde heute (6 Monate) zum ersten mal geimpft. Dabei wurden aber nur eine Diphterie, Tetanus und Hib-Impfung ausgeführt. Polio hat sie - mit der Begründung, eine Ansteckungsgefahr sei gleich null - weggelassen und will diese erst zu einem späteren Zeitpunkt durchführen. Bei Hepatitis B dasselbe. Die Ansteckungsgefahr sei sehr gering, eine Auffrischungsimpfung müsste sowieso gemacht werden und daher erspare man dem Kind eine Impfung. Sollte unsere Kleine irgendwann doch einmal eine Bluttransfusion o.ä. benötigen, könne man noch ohne Probleme im nachhinein impfen. Von einer Keuchhustenimpfung hat sie ganz abgeraten, da diese sowieso in den seltensten Fällen Wirkung zeige und eine Erkrankung keine Gefahr für unser Kind darstellen würde. Ist das alles so korrekt? Wäre Ihnen sehr für eine Antwort dankbar, da ich schon sehr verunsichert bin angesichts der völlig unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema. Grüße! Alex


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Hallo Alex, wenn das wirklich so begründet wurde, dann ist Ihre Kinderärztin/-arzt vorsichtig gesagt nicht auf dem aktuellen Stand des Wissens. Aus folgenden Gründen: 1) erst mit 6 Monaten zu impfen ist 4 Monate später als empfohlen. Dafür gibt es (bei einem gesunden Kind) keine vernünftige Begründung. 2) Ansteckungsrisiko "gleich null" bei Polio stimmt nicht. Aber es ist wirklich sehr gering. Warum? Eben WEIL wir dagegen impfen. Würden alle so denken wie Ihre Aerztin/-Arzt, würde sich das unter Umständen bald wieder ändern. Die ganze Welt (!) bemüht sich momentan, durch hohe Durchimpfung die Polio zurückzudrängen. 3)Hepatitis B: "...eine Auffrischungsimpfung müsste sowieso gemacht werden" stimmt nach heutigem Wissensstand nicht. Wahrscheinlich ist der Impfschutz jahrzehntelang, wenn nicht sogar lebenslang. "Sollte unsere Kleine irgendwann doch einmal eine Bluttransfusion o.ä. benötigen, könne man noch ohne Probleme im nachhinein impfen." - seit mindestens 20-30 Jahren sind BLuttransfusionen bei uns, Gott sei Dank, so gut wie nie mehr Ausgangspunkt für eine Hepatitis B Infektion. Ein erheblicher Anteil wird aber übertragen, ohne dass man die genaue Infektionsquelle kennt. Das kann man nun mal nicht "im nachhinein" verhindern. 4) Keuchhusten (Pertussis): "Von einer Keuchhustenimpfung hat sie ganz abgeraten, da diese sowieso in den seltensten Fällen Wirkung zeige und eine Erkrankung keine Gefahr für unser Kind darstellen würde." - das ist ziemlich grotesk. Das Gegenteil ist der Fall, wie man in jedem (einigermassen aktuellen) medizinischen Lehrbuch nachlesen kann. Mein dringender Rat: Machen Sie sich selbst kundig (zB hier auf dieser Webseite) über Infektionskrankheiten, die man durch Impfen verhindern kann und mit diesem Wissen lohnt es sich auch, bei einer anderen Kinderärztin/-arzt eine zweite Meinung einzuholen.... Alles Gute!


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