Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Impfschema , Grundimmunisierung

Frage: Impfschema , Grundimmunisierung

Grünkernfrikadelle

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr.Heininger, 1. Gibt es für ältere Kinder und Erwachsene einen vergleichbaren Kombinationsimpfstoff wie Infanrix hexa, mit dem man eine immunologische Reaktion gegen viele verschiedene Antigene auf einmal erreichen kann? Oder müsste man da mehrere verschiedene Kombinationsimpfungen wählen , wie z.B. Boostrix Polio und Twinrix? Könnte man auch als Erwachsene darauf bestehen mit Infanrix hexa geimpft zu werden,weil einem das Injektionen (und Zusatzstoffe wie Aluminiumhydroxid) erspart? Oder macht das wegen unterschiedlichen Rezepturen(Antigeneinheiten) keinen Sinn? 2. Im Impfkompendium von 1994 finde ich zwar Informationen über die Notwendigkeit Totimpfstoffe mehrmals zu injizieren, um ein tragfähiges Immunologisches Gedächtnis aufzubauen, jedoch keine genaue Anzahl der notwendigen Injektionen. Zwei Dinge zum Thema Grundimmunisierung interessieren mich dabei sehr: a) Wie hat man die cut-off-Werte gewonnen , die auf eine Schutzwirkung hinweisen? (Hat man dies z.B. im Tierversuch getestet? Also eine geimpfte mit einer ungeimpften Kontrollgruppe verglichen, wobei die ungeimpfte Gruppe dann bei dem Versuchsbeginn keine Antikörper haben dürfte und die geimpfte Gruppe einen bestimmten Antikörpertiter und dann beide Gruppen einem bestimmten Krankheitserreger ausgesetzt und dann überprüft, ob die geimpfte Gruppe weniger oder garnicht erkrankt? Oder hat man lediglich Blut von geimpften und ungeimpften Tieren oder Personen genommen und in Labortests festgestellt, wie effektiv die Antikörper die Antigene neutralisieren, ...?) Falls meine Theorie mit den Tierversuchen völlig daneben liegt wäre ich dankbar um die Angabe von irgendwelchen Quellen , die mir erklären können, wie die cut-off-Werte gewonnen werden. Gerne nehme ich auch Quellen zu epidemiologischen Studien / Literaturtipps an. b) Weshalb ist bei manchen Impfungen nur eine einzige Injektion notwendig (z.B. Meningokokken C oder Hämophilus influenza B -wenn der Impfbeginn nach dem 1. Lebensjahr stattfindet ) , während bei anderen Impfungen (Polio, Diphterie , Tetanus) mehrere Injektionen zum Erreichen einer Schutzwirkung nötig sind? Liegt das an der Rezeptur (Antigeneinheiten) der Impfstoffe? Oder an der Reife des Immunsystems ( o.g. Einmal-Impfung wie Meningokokken C erfolgen ja i.d.R. nach dem 1 . Lebensjahr ) 3. Nochmal zum Thema Grundimmunisierung : Im Beipackzettel zu infanrix hexa steht z.B. , dass die Grundimmunisierung aus 2 Impfungen bestehen kann , wenn ein Abstand von MINDESTENS einem Monat eingehalten wird. Die dritte Impfung, die FRÜHESTENS 6 Monate nach Verabreichung der 2 ersten Dosen erfolgen sollte zählt laut Beipackzettel dann schon als "Auffrischimpfung" . Und im Anschluss daran ist dann "Langzeitschutz" von 5-10 Jahren zu erwarten? Bzw. fasst der Beipackzettel sich konkreter: Der Impfschutz gegen Pertussis hält beim Immunisierungsschema in den Lebensmonaten 3-5-12 wohl laut Studien nur bis zum ca. 7.-8. Lebensjahr und lässt dann langsam nach. Weshalb empfohlen wird mit ca. 5-7 Jahren nach zu impfen. (Wobei bei einer hohen Pertussisdurchseuchung der Bevölkerung doch ggf eine natürliche Boosterung zu erwarten ist?) Der Hepatitis B -Schutz konnte wohl für mindestens 3,5Jahre gezeigt werden. ...usw.... Könnte man ab dem 1. Geburtstag also auch ein 2+1 - Schema wählen, wie es im epidemiologischen Bulletin Nr.34 - Tabelle 7 gezeigt wird? 4. In Tabelle 7 des Epidemiologischen Bulletin Nr.34 wird die Meningokokken C Impfung für erwachsene Menschen ab 18 Jahren nicht mehr empfohlen. Heißt das , dass man nach dem 18. Lebensjahr keine Komplikationen von Meningokokken mehr zu erwarten hat? Oder ist das lediglich ein wirtschaftlicher Faktor , dass man die Meningokokken Impfung zwar nicht von der Krankenkasse bezahlt bekommt, sie aber dennoch durchführen lassen könnte? Befände man sich dann als Arzt / Patient im off-label-use? 5. Wenn die cut-off-Werte auf eine Schutzwirkung hinweisen , macht es doch Sinn sich vor jeder Impfung die Antikörpertiter bestimmen zu lassen, um unnötige Injektionen im Falle eines ausreichend hohen Antikörpertiter zu vermeiden, oder? Mit freundlichen Grüßen Sabine


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo, 1a) Nein, es gibt nur 4-fach Diphtherie/Tetanus/Pertussis/Polio (zB Boostrix Polio wie von Ihnen erwähnt) analog zu dem 6-fach KInderimpfstoff für ältere Kinder und Erwachsene. b) nein, "darauf bestehen" kann man nicht weil der Impfstoff für diese Altersgruppe nicht geeignet (Verträglichkeitsrisiken) ist. 2a) das ist sehr unterschiedlich - in aller Regel hat man das empirisch (durch Erfahrung) oder nach Exposition mit Krankheitserregern in engen Wohngemeinschaften ermittelt. 2b) im Allgemeinen liegt das an der Reifung des Immunsystems. 3) Alle Angaben sind Näherungswerte, Impfen und Dauer von Impfschutz sind -anders als Mathematik - keine exakte Wissenschaft sondern viel Erfahrungswerte und Hypothesen, die in der Grössenordnung zwar stimmen, aber im Einzelfall nicht in Stein gemeiselt sind. Ein 2+1 Impfschema ist in einigen Ländern auch schon für Säuglinge empfohlen und somit nicht falsch. 4) Es gibt keine obere Altersgrenzefür die MenC IMpfung, unsere Impfempfehlung der STIKO richtet sich an der Epidemiologie - bei Erwachsenen ist das Erkrnakungsrisiko deutlich geringer als bei Kindern und Jugendlichen (abe rnicht "0"), so dass für eine nationale IMpfempfehlung keine Grundlage besteht. Individuell kann man immer anders handeln. 5) Meine mienung: Nein nein nein, dafür ist das Eis viel zu dünn, sprich die Aussagekraft der Titerbestimmungen ist zu gering. Alles Gute!


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