Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Könnte Ergotherapie helfen?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Könnte Ergotherapie helfen?

ReginaH1988

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Guten Tag,  Mein Sohn geboren 02/2020 ist ein sehr emotionaler Typ. Er hat keinerlei Geduld. Weder mit sich noch seiner Umwelt. Und er hat keinerlei Interesse zu lernen was er nicht auf Anhieb kann. Wir aber auch unser Umfeld dachte sich die letzten Jahre eigentlich, gut, ist er eben so. Kurze Zündschnur und wenig Interesse.  Aber immer mehr denke ich mir er benötigt Förderung, ich war mit nur nicht sicher welcher Natur.    Er will nicht Fahrradfahren. Laufrad ja, treten nein. Er wollte schon ganz klein sich nur im Bobbycar ziehen lassen. Einige Male haben wir es probiert. Wenn es nicht gleich klappt kein Interesse mehr. So ist es beim Eislaufen, beim Schifahren. So war es (bis vor wenigen Wochen/Monaten) beim Basteln, zeichnen, puzzeln. Das geht erst jetzt gut. Schon als Baby kam mir vor er probiert Dinge ein- zweimal und wenn's nicht klappt lässt er es.    Es war mit Schere schneiden schwer, mit Basteln extrem.    Was ihm von der Hand geht ist anscheinend klettern und schwimmen. Und er bildet sich so wissenstechnisch extreme fort. Er ist sehr gesellig, lebhaft. Ich dachte mir nicht groß was dabei.    Aber heute führte ich ein längeres Gespräch mit der Erzieherin im Kindergarten. Sie kam dann auf Ergotherapie. Sie meinte er hätte ganz wenig Selbstbewusstsein und Vertrauen. Und hatte auch alles bemerkt was mir so einfiel. Er will viele motorische Dinge nicht machen weil er denkt es wird nichts.  Ich hab mich jetzt etwas eingelesen und mir kommt vor zumindest ein erster Termin wäre doch anzuraten. Mein Mann versteht das gar nicht. Er findet es ist das völlig Falsche.    Eckdaten: mein Sohn war ein spätes Frühchen in der 37. SSW kam er sehr untergewichtig per Sectio zur Welt. Hatte in den ersten Monaten Osteopathie weil er den Kopf nur auf eine Seite drehen konnte. Ging mit 14 Monaten ( hüpfen und laufen hat aber lange gedauert). Gesprochen hat er lange kaum bis er mit 26 Monaten einfach anfing in Sätzen zu sprechen. Er ist mega sensibel. Aber auch so sehr sozial und liebevoll und kümmert sich gerne und viel um seine Schwester (25 Monate). Welche motorisch komplett anders ist als er. Sie liebt jetzt schon Ball werfen und fangen wo er sich jetzt noch schwer tut.    So endloser Text, kurze Frage. Denken Sie es klingt nach etwas wo Ergotherapie helfen könnte oder bin ich hier komplett falsch so wie mein Mann meint?  GLG   


Kristin Windisch

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Hallo, bei Kaiserschnittkindern gibt es oft Auffälligkeiten in der Körperwahrnehmung, Körperspannung (Muskeltonus oft niedrig, was die Motorik erschwert) und der Reflexintegration (Rückbildung frühkindlicher Reflexe), dadurch wäre es zusätzlich zur Frustrationstoleranz/Selbstwert gut, wenn er in einer auf Kinder spezialisierten Ergotherapiepraxis vorgestellt werden könnte (achten Sie auf entsprechende Weiterbildungen der Fachpersonen, diese sind oft auf der Homepage der Praxen einsehbar). Die Kinder machen das zum einen sehr gern, weil alles spielerisch stattfindet und zum anderen kann es durchaus sein, dass er dort effektiver etwas erlernt, weil die Kinder sich natürlich nicht so schnell trauen zu verweigern/aufzugeben, wie im vertrauten Zuhause bei lange bekannten Bezugspersonen. Wenn er eine niedrige Körperspannung hat, ist es natürlich anstrengend das Fahrrad mit den Beinen anzutreiben. Die reine Tretbewegung kann man auch auf einem Dreirad üben lassen (da fällt dann der Gleichgewichtsanspruch erstmal weg). Wenn das Treten gelingt, kann auf einer ganz leicht abschüssigen Strecke das Fahrrad fahren geübt werden, so dass der Radantrieb erstmal erleichtert ist. Motivieren Sie immer wieder die Bereitschaft es erneut zu versuchen unabhängig von einem Erfolg. Schildern Sie beim Kinderarzt die Auffälligkeiten im Alltag des Kindes, sowie in der Kita und dass er ein Kaiserschnittkind ist und Sie grobmotorische Koordination und Körperspannung bei einer Ergotherapie überprüfen lassen wollen. Das Verbessern der Frustrationstoleranz ist wichtig, da er in der Schule dann auch nicht alles verweigern kann, was nicht auf Anhieb klappt, das ist ein Lernprozess, der ergotherapeutisch unterstützt werden kann. Alles Gute, Kristin Windisch


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