Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Zwangsgedanken?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Zwangsgedanken?

Sherie

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Hallo Frau Henkes,   ich wende mich an Sie, weil ich mit meinem 8-jährigen Sohn seit einigen Tagen ein großes Problem habe und nicht mehr weiter weiß. Vor etwa zwei Wochen hat er das erste Mal ohne uns Eltern bei seinen Großeltern übernachtet. Schon am Abend meinte er, dass er ein „komisches Gefühl“ habe, und in der Nacht konnte er erst schlecht einschlafen und ist dann wegen eines Alptraums aufgewacht. Am nächsten Tag war er sehr still und traurig, und seitdem hat sich sein Verhalten stark verändert. Er sagt, dass er seit der Übernachtung ständig an seine Atmung denken muss und Angst hat, keine Luft mehr zu bekommen, wenn er nicht an seine Atmung denkt. Diese Gedanken lassen ihn nicht los, und er weint fast täglich – oft schon direkt nach dem Aufwachen. Er ist insgesamt traurig und verändert. Wir versuchen, ihm viel Nähe, Sicherheit und Verständnis zu geben. Wir haben ihm auch mehrfach erklärt, dass die Atmung automatisch funktioniert. Das weiß er eigentlich auch. Es tut mir so weh, ihn so zu sehen, und ich mache mir Sorgen, dass er sich dauerhaft verändert hat. Vielen Dank im Voraus! 


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass Ihr Sohn sich dauerhaft verändert hat. Das Erlebte ist noch frisch und er hat es noch nicht verarbeitet. Offenbar war es für Ihren Sohn eine große Herausforderung, erstmals bei den Großeltern zu übernachten und von Ihnen getrennt zu sein. Diese Herausforderung hat er gemeistert. Vermutlich hat Ihr Sohn vor und in der Situation seine Angst vor diesem wichtigen Schritt nicht zulassen können. Sie zeigte sich im schlechten Einschlafen und dem folgenden Albtraum. Möglicherweise überträgt Ihr Sohn seine Angst vor der Übernachtung auf die Angst, keine Luft mehr zu bekommen. Wenn man etwas Neues, Schwieriges wagt, kann einem schon mal kurz "die Luft wegbleiben" vor Aufregung. Unterstützen Sie Ihren Sohn dabei, den positiven Aspekt der Herausforderung stärker zu betrachten. Obwohl er stark gefordert war, hat er die Übernachtung geschafft und damit Mut bewiesen.  Vermitteln Sie ihm, dass es viel schwieriger ist, seine Angst zu überwinden als keine Angst zu haben. Möglicherweise hilft es Ihrem Sohn zu wissen, dass er bestimmt, wann er eine erneute Übernachtung bei den Großeltern ausprobieren möchte. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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