Frage: wütendes Baby

Hallo Frau Ubbens, wir benötigen einmal ein kurze Einschätzung Ihrerseits. Ist es normal, dass 7,5 Monate alte Babys schon wirklich wütend sein können? Unser Sohn wird zu Hause von meiner Frau sehr liebevoll betreut, wird noch nach Bedarf gestillt, Familienbett... Aber er ist seit ca. 2 Wochen extrem anstrengend. Lässt sich nicht allein ablegen, auf dem Arm will er ständig etwas haben, bekommt er es nicht, protestiert er. Er hasst neuerdings das Wickeln und Waschen. Wenn er wütend wird, drückt er sich richtig energisch durch und fängt recht schnell an zu brüllen. Ist es richtig, dann immer gleich zu reagieren? Signalisieren wir ihm dann nicht, dass er mit der Wut "weiterkommt"? Sind wir vielleicht im Vorfeld immer zu sehr auf seine Bedürfnisse eingegangen? Kann er sich nicht allein beschäftigen, weil er nicht daran gewöhnt ist (wir haben ihn vorher schon allein unter den Spielebogen gelegt, was auch oft 10 Minuten klappte, sind aber beim Quengeln immer gleich hin gegangen). Meine Frau macht sich vor allem Gedanken, dass die Bindung nicht sicher ist, weil er eben so anstrengend und fordernd ist. Kann das sein? Sie ist wirklich sehr liebevoll mit ihm, aber wenn sie an ihre Grenzen kam, hat sie ihn auch schon mal energischer hochgenommen und genervter mit ihm gesprochen (kam allerdings selten vor). Kann das Auswirkungen haben? Morgens schreit er öfter, er ist dann aber noch nicht wirklich wach. Vermutlich träumt er schlecht. Dann scheint er ja nicht die Sicherheit zu empfinden, die wir ihm gern geben möchten? Er macht gerade einen Riesen-Sprung, lernt krabbeln, wird immer offener und neugieriger was sein Umfeld betrifft. Aber kann das diese Unzufriedenheit Wut erklären? Sollte man jetzt schon damit anfangen "Nein" zu sagen, auch wenn klar ist, dass er es noch nicht richtig verstehen kann? Zum Beispiel, wenn er etwas haben möchte, was er nicht haben kann, oder etwas in den Mund nehmen möchte, was er nicht soll? Zum Beispiel zerknittert er gern Papier, soll es aber nicht in den Mund nehmen... Entschuldigen Sie die vielen offenen Fragen, aber vielleicht können Sie uns ein wenig Mut machen. Vielen Dank Markus

von Markus77 am 06.03.2017, 07:41



Antwort auf: wütendes Baby

Lieber Markus77, Ihr Sohn ist ein Baby, das sich ganz altersgemäß verhält. Sie und Ihre Frau tun alles für eine gute Bindung. Ihr Sohn schläft im Familienbett, wird nach Badarf gestillt, seinen Nähebedürfnissen wird nachgekommen usw. Babys sind, wie alle anderen Menschen auch, mit unterschiedlichen Charakteren ausgestattet. Einige sind geduldig, andere eher unruhig, manche mögen lange alleine spielen, andere gar nicht. Die Fremdelphase beginnt oft um den 10. Lebensmonat herum. Wenige Babys fremdeln früher, manche gar nicht. Ihr Sohn wacht oft schreiend auf, da er in der Nacht seine Entwicklung verarbeitet. Er wird immer mobiler, nimmt immer mehr Dinge wahr. Dieses verarbeiten Babys in der Nacht. Zwischen zwei Schlafphasen wachen Babys oft auf und sind in dieser Entwicklungsphase irritiert, so dass sie anfangen zu weinen. Ein Nein dürfen Sie gerne schon aussprechen, auch, wenn Ihr Sohn es noch nicht versteht. Lenken Sie bzw. Ihre Frau Ihren Sohn dann gerne mit etwas anderem ab, da er altersbedingt noch nicht versteht, warum er z.B. das Papier nicht essen darf. Ihr Sohn wird wütend, weil er sich unverstanden fühlt. Des öfteren am Tag muss er Dinge tun bzw. werden Dinge mit ihm gemacht, die er jetzt gerade nicht möchte, wie z.B. wickeln. Wie sollte er sich anders ausdrücken, als wütend zu werden oder zu weinen/schreien. In ein paar Wochen wird er für sich verstanden haben, dass gewisse Dinge notwendig sind und diese, wie z.B. sich wickeln lassen, ohne wütend darüber zu werden akzeptieren. Alles ist völlig in Ordnung, auch wenn es derzeit ein wenig anstrengend ist. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 06.03.2017



Antwort auf: wütendes Baby

Hallo. Euer Baby ist gerade mal 7,5 Monate alt. Es ist ganz normal, dass es sich weiter entwickelt und seinen eigenen Willen entdeckt und bockig wird wenn es nicht nach ihm geht. Wenn ihr ihm gebt was er gerne möchte ist es doch nicht schlimm... er kann schlecht sagen: Mama, ich möchte das jetzt gerne haben, bitte gebt mir das... er brüllt stattdessen wenn er merkt, ihr reagiert nicht drauf. Also schreit es und tobt. Mit fehlender Bindung hat das ganze nix zu tun. Es ist richtig und wichtig, das man auf das Bedürfnis des Babys eingeht. Wenn ihr euer Baby wickelt dann gebt ihm ein Spielzeug zur Ablenkung in die Hand. Das könnt ihr direkt auf den Wickeltisch legen. Ihr könnt auch Lieder singen, rumalbern... einfach das es abgelenkt ist und nicht bockig sein muss weil es gerade die Hose voll hat und das doof ist ;) Man darf als Elternteil aus meiner Sicht natürlich genervt sein...aber niemals dem Kind gegenüber. Am besten kurz die Luft anhalten und bis 10 zählen... immer sagen: Das ist ein Baby...es macht nix mit Absicht... Jedes Kind ist Bockig...das kann man nicht abstellen. Soll man auch gar nicht. Die Kinder haben ihre eigene Ansicht die nicht immer mit denen der Eltern konform geht. Und dann gibt's den nächsten Wutanfall weil die Kids es nicht verstehen können was wir erwachsene für Beweggründe haben es nicht zu erlauben. Darf euer Kind es nicht haben weil es Gefährlich ist dann bleibt konsequent bei eurem Nein! Ansonsten lasst es ruhig ausprobieren und die Welt entdecken. Und natürlich könnt ihr Nein sagen... das Kind lernt somit das Nein kennen und gleichzeitig auch, ob das Nein von Heute auch morgen noch ein Nein ist. Euer Baby klingt altersgerecht entwickelt. junima

von junima2011 am 06.03.2017, 12:40



Antwort auf: wütendes Baby

ich hoffe es kam nicht so rüber als darf unser Baby nichts. Deine Antwort klingt etwas danach. Klar geben wir ihm die Dinge in die Hand, die nicht gefährlich sind. Wir singen und spielen auch auf dem Wickeltisch, er hat dort ein extra Spielzeug. Aber das ist schnell doof und wenn das Fingerspielchen vorbei ist und es an die Windel geht, geht das Gebrüll los. Oder beim Essen. In seinen Stuhl will er nicht. Ok, wir nehmen ihn auf den Schoß. Dann will er natürlich was vom Tisch haben. Wir stellen schon extra 2 - 3 Sachen auf den Tisch, die er dann auch haben darf (Plasteschüssel, usw.) oder geben ihm ein Stück Gurke o.Ä. zum Mitessen, da er das dann auch gern mag. Aber nach 1 -2 Minuten will er das nächste und dann eben doch das Besteck was Mama und Papa in der Hand haben... Ist es denn normal, dass alles nur 2 Minuten interessant ist... Haben mal gehört, dass es ja auch wichtig ist, dass die Kleinen lernen mal bei einer Sache zu bleiben. Das klappt bei unserem kaum. Er wirkt so extrem unausgeglichen. Andere Babys scheinen sich nach Hören/Sagen gelassener zu geben... Nichts gegen den eigenen Willen, den der Kleine entwickelt. Aber warum mit so einer Portion Wut, wenn wir doch schon viel nach seinem Willen handhaben. Kaum eine Minute wo wir ihn ablegen können. Es ist schön, dass er neugierig ist und immer dabei sein will. Meine Frau erklärt ihm auch gern was sie macht, wenn sie ihn trägt, aber in der Trage hält er es nur 10 Minuten aus, da er darin ja schlecht etwas in die Hand nehmen kann. Und ihn permanent auf dem Arm zu haben, ist zum Einen wahnsinnig anstrengend und man kommt eben zu nichts... Wir zweifeln dann eben, ob wir einfach zu viel zulassen oder eben etwas mit der Bindung nicht stimmt... An der Bindung zweifelt meine Frau auch deshalb, weil er keinerlei Fremdelanzeichen zeigt. Ist sie zum Beispiel einkaufen und er bleibt bei mir, zeigt er keine besondere Freude sie wiederzusehen. Das beschäftigt sie auch sehr und sie zweifelt sofort an ihrer mütterlichen Kompetenz. Ich muss dazu sagen, dass es allerdings genauso ist, wenn ich von der Arbeit komme.

von Markus77 am 06.03.2017, 14:15