Mitglied inaktiv
Hallo! Ohne jetzt wieder eine Diskussion vom Zaun brechen zu wollen: Warum soll die Pulvermilch eigentlich so ein Teufelszeug sein? Klar ist, dass Muttermilch die bessere Variante ist, weils ja auch die natürliche Säuglingsernährung ist, weil sie Abwehrstoffe enthält, etc.. Aber warum soll künstliche Säuglingsmilch, die ja sicherlich sehr hohe Qualitätskontrollen durchlaufen muss und mit den Jahren sicherlich auch immer weiter entwickelt wurde, um einen einigermaßen sinnvollen Ersatz für Muttermilch zu schaffen, jetzt sooooo schlecht sein? Klar, erfüllt sie bei weitem nicht die Vorteile der Muttermilch, aber wenn man eure Beiträge so liest, denkt man ja fast, man vergiftet damit das Baby :-). Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, lasse mich aber gerne mal aufklären, warum ihr so vehement gegen die Flaschenmilch seid. Aber bitte nur sachliche Antworten!!! Liebe Grüße Sunshine, teils stillend, teils Flasche gebend - daher interessiert
babynahrung.org Sehr gute HP zum Thema! Viele Grüsse Sarah
Hallo Sunshine, in den Industrienationen ist die chemische Säuglingsmilch sicher kein "Teufelszeug". In den Entwicklungsländern - und genau dort, wo das kaum jemand kontrollieren kann oder will, schlagen die Hersteller mit agressiver Werbung erbarmungslos zu - schon! Jedes Jahr sterben ca 2 Millionen Babys auf der Welt - einzig und allein nur weil sie nicht gestillt werden! Aber das wolltest du garnicht wissen, sorry (c; Heutzutage und hierzulande können wir natürlich froh sein, dass es eine halbwegs vernünftigen Muttermilchersatz gibt. Noch vor 50 Jahren sind etliche Babys durch leckere Mixturen wie Haferschleim oder solche Geschichten um's Leben gekommen. Die künstliche Säuglingsmilch kann man, denke ich, vergleichen mit diesem Instant-Pulver für Orangensaft. Das rührst du in Wasser, es sieht dann so aus wie Orangensaft, soll angeblich auch so schmecken und gesund sein ... Na, ich weiss ja nicht (c; ich würde frischen O-Saft immer vorziehen (c; Wenige Faktoren, die die künstliche Milch schlechter machen, als die "richtige": die zugesetzen Vitamine sind chemisch hergestellt. Künstliche Vitamine kann der Körper aber eben schlechter verarbeiten als natürliche. Ausserdem "stören" sich die einzelnen künstlichen Zusätze untereinander: das Kalzium z.B. hemmt die Aufnahme des Eisens. Vergleich der Eisenaufnahme aus der Nahrung: Aus der Muttermilch verwertet das Kind 50% der enthaltenen Eisenmenge, aus der mit Eisen angereicherten Kunstnahrung nur 4%. Wärend Muttermilch die Eisenaufnahme der Beikost optimiert, hemmt künstliche Nahrung diese. Du kannst im Grunde aus jedem Vorteil der Muttermilch einen Nachteil jeder anderen Milch stricken ... Fakt ist, dass die chemische Milch von heute nicht (mehr) gefährlich für Babys ist - aber das Beste (was doch immer alle für ihre Kinder haben wollen) ist nunmal das Original. LG Jenny -> geht jetzt einen - frisch gepressten - Orangensaft trinken.
HIV wird über die Muttermilch übertragen und in manchen Regionen sind 70-95% der Schwangeren HIV positiv. Zwar wird Muttermilch immer noch als das beste für Babies angesehen, aber das oben genannte Problem stürzt viele Entwicklungshelfer in ein richtiges Dilemma. Theoretisch müssten bei jeder Schwangeren ein HIV Test durchgeführt werden. Dann stellt sich die Frage: was steigert die Überlebenschancen für ein Babie, trotz HIV gestillt zu werden oder an Durchfallerkrankung usw. zu erkranken, weil die Pulvermilch falsch zubereitet wurde. Ist ein interessantes Thema und es zeigt mal wieder, wie privilegiert wir hier sind. Liebe Grüße, Doris
Hallo, bei HIV ist kuenstliche Saeuglingsmilch wirklich die sicherste Alternative. Allerdings ist bei absolut exklusivem Stillen (ohne jegliche andere Nahrung/Fluessigkeit) die Uebertragungsgefahr von HIV ziemlich gering, was mit der Entwicklung des Verdauungssystems zusammenhaengt. Siehe z.B. http://projekte.heindl-internet.de/aids-kampagne/l8mimages/pdf/mutter_zu_kind.pdf Ausschnitte (Zahlen gelten fuer Afrika): - Das Gesamtrisiko, dass es ohne Interventionen zu einer sog. vertikalen Übertragung von der Mutter auf ihr Kind kommt, beträgt 25-45% (UNICEF/WHO/UNAIDS 1998a). Diese sog. vertikale Übertragung kann zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden: Etwa die Hälfte der Übertragungen erfolgt während der Schwangerschaft und Geburt, die andere Hälfte während der Stillzeit (Newell 1998). - Ein wichtiger Aspekt bei der Frage nach dem Stillrisiko ist die Art des Stillens: wird das Kind exklusiv nur mit Muttermilch ernährt oder wird zusätzliche Beikost verabreicht? Eine prospektive Studie aus Südafrika konnte eine erhöhte HIV-Übertragung nur bei Kindern feststellen, die nicht exklusiv gestillt wurden (Gesamtrisiko nach 3 Monaten: 24,1%). Dagegen hatten exklusiv gestillte Kinder ein vergleichbares Risiko wie Kinder, die sofort nach der Geburt abgestillt wurden (14,6% gegenüber 18,8%, Unterschied statistisch nicht signifikant) (Coutsoudis et al 1999). ... - Die Modifikation des Stillverhaltens kann potenziell die Übertragung während der Stillzeit reduzieren durch: o Abstillen unmittelbar nach der Entbindung. Dieses Vorgehen wird generell allen Frauen empfohlen, die in Ländern leben mit bezahlbaren und praktikablen Alternativen zur Muttermilch, z.B. durch industriell hergestellte Muttermilchersatzprodukte. o Intensive Stillberatung, die insbesondere auf die Bedeutung des exklusiven Stillens hinweist. o Frühes Abstillen spätestens nach dem 6. Lebensmonat - Zur Umsetzung dieser Empfehlungen werden von UNICEF/WHO/UNAIDS verschiedene Alternativen für die frühkindliche Ernährung vorgeschlagen (UNICEF/WHO/UNAIDS 1998b). Dazu gehören kommerziell hergestellte Muttermilchersatzprodukte, Selbstherstellung mit lokal zur Verfügung stehenden Produkten, z.B. aus frischer Tiermilch oder Milchpulver, exprimierte Muttermilch, aus der das HI-Virus durch Hitzebehandlung (30 Minuten lang auf 62,5°C) beseitigt wurde, Milchbanken bzw. das Stillen durch Ammen (wet-nursing). - Alle Alternativen haben ihre eigenen Probleme. Eine generelle Empfehlung zum Abstillen mit nachfolgender Reduktion der Rate von stillenden Frauen würde höchstwahrscheinlich aufgrund der Interaktion von Mangelernährung und Infektionskrankheiten zu einer höheren Kindersterblichkeit führen. die übrige Familie) bei Bedarf antiretrovirale Therapie zur Verfügung steht. Durch die Medikamentengabe nur zur Reduzierung der Übertragung auf das Kind bleibt die HIV-Erkrankung der Mutter unbeeinflusst. ... - Traditionell haben in Afrika alle Frauen gestillt, und diese Praxis ist auch heute noch, zumindest in ländlichen Gebieten, die Norm. Nicht- Stillen ist mit einem Stigma behaftet und setzt oft die Frauen dem Verdacht aus, HIV-positiv zu sein. Daten aus Uganda zeigen, dass 60-80% der HIV-positiven Frauen, die HIV Counselling erhielten, sich für Stillen entschieden, überwiegend aus Angst vor dem sozialen Stigma (Maman et al 2001). Gegenwärtige Empfehlungen - Die Organisationen UNICEF, WHO und UNAIDS, die wesentlich die Richtlinien für Gesundheitsmaßnahmen in Entwicklungsländern mitbestimmen, haben 1998 folgende Richtlinien herausgegeben (UNICEF/WHO/UNAIDS 1998b): o Alle Frauen sollten das Recht und die Möglichkeit haben, ihren HIV-Serostatus zu erfahren. o Alle Frauen, die mit HIV infiziert sind, sollten über die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Prävention einer vertikalen Transmission aufgeklärt werden. o Für alle Frauen, die nicht HIV-infiziert sind oder ihren Status nicht kennen, gilt eine generelle Empfehlung zu stillen. o Für alle HIV-infizierten Frauen muss es eine individuelle Beratung geben, in der alle möglichen Alternativen zum Stillen mit den Frauen besprochen werden. o Die Entscheidung der Frau ist dann in jedem Fall mitzutragen. - Die Umsetzung dieser Empfehlungen ist nicht einfach, aber dringend notwendig. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um auch bei HIV-infizierten Müttern die lebensfördernde Methode des Stillens zu erhalten und die potenziellen Gefahren so gering wie möglich zu halten. Es wird befürchtet, dass bei zu großer Propagierung des Nicht-Stillens sich diese Praxis auch für HIV-negative Mütter durchsetzt. Dieses hätte wahrscheinlich eine Erhöhung der Kindersterblichkeit zur Folge. Eine Rolle spielen in diesen Diskussionen auch die Hersteller von Babyersatznahrung, die an der Verteilung und dem Verkauf ihrer Produkte interessiert sind. - Die Empfehlungen von UNICEF/WHO/UNAIDS sind als allgemeine Richtlinien zu verstehen, die unter den gegebenen wirtschaftlichen und kulturellen Bedingungen in vielen Ländern nicht ohne weiteres umgesetzt werden können. Um diesem Problem Rechnung zu tragen und die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu berücksichtigen, hat eine Expertengruppe unter Leitung der WHO die Richtlinien von 1998 weiter präzisiert (WHO Technical Consultation 2001): o Die Vermeidung des Stillens durch HIV-infizierte Mütter ist zu empfehlen, wenn adäquate, finanzierbare, nachhaltige und sichere Alternativen für die kindliche Ernährung zur Verfügung stehen. o Ansonsten wird das exklusive Stillen für die ersten Lebensmonate empfohlen. o Der beste Zeitpunkt für den Übergang vom exklusiven Stillen zum Abstillen kann nicht allgemeingültig festgelegt werden und hängt von den lokalen Gegebenheiten ab. o Es sollten Studien durchgeführt werden zur Einschätzung der besten Ernährungsoptionen für Kleinkinder nach der Stillzeit im lokalen Kontext. o Es sollte eine ausreichende Zahl von Fachkräften ausgebildet werden, die eine gute Still- und Ernährungsberatung für HIV-infizierte Frauen durchführen können.
Danke, wenn ich hier so die Beiträge lese, komme ich mir immer vor, wie die totale Unmutter, weil mein Sohn mit Aptamil aufgezogen wird. Ich hätte so gerne, durfte aber nicht stillen, da ich aufgund von Schwangerschaftsdepressionen Psychopharmaka bekam! Außerdem finde ich, daß das Stillen eine ganz persönliche Entscheidung jeder Mutter ist und ich es anmaßend finde, Nichtstillende "zu verdammen" und ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden. Jede wird ihre Gründe haben!!!!! Andrea
Hallo, ich muß Dir recht geben, in diesem Forum kommt jede nichtstillende Mutter indirekt den Rabenmutterstempel aufgedrückt und das geht nicht in Ordnung. Ob Stillen oder nicht bleibt jeder Mutter selbst überlassen und man kann die Liebe zu ihrem kind nicht über stillen und Muttermilch definieren. Mein Großer wurde auch nur knapp 5 Monate gestillt, und die nachfolgende Flaschennahrung hat aus ihm auch einen großen und süßen Bengel gemacht. Unser Kleiner ist jetzt knapp 6 Monate alt und wird voll gestillt, aber auch nur, weil es bei Mutter und Kind gut klappt. Falls das nicht der Fall wäre, würde ich mich nicht selbst quälen( hab ich mit bösen Folgen beim Großen gemacht) sondern zur Flaschennahrung greifen. Also, ein bißchen mehr Toleranz und vor allem Akzeptanz würde diesem Forum nicht schaden. tamimaus