Mitglied inaktiv
(das wollt ich euch nicht vorenthalten!) Mit Baby daheim – was jetzt ? Mit einem entrückten Grinsen auf dem Gesicht trug ich meinen neu geborenen Sohn zum ersten Mal in unser Haus. Ich knallte ihn in seinem Autokindersitz auf den Boden und hob an ihm zu erklären, dass dies der Ort sei, an dem wir künftig leben würden und dass er dies eines Tages alles erben könne – bis auf den Fernseher, der noch immer dem Media Markt gehörte. Ich fotografierte ihn aus allen Winkeln und in allen Einstellungen, lachte still in mich hinein... und dachte plötzlich daran, dass ich ja seine frisch Kaiserschnitt-operierte Mama im Auto vergessen hatte. Als ich ihr ins Haus geholfen hatte, standen wir einträchtig lächelnd vor Timmy: "Ist er nicht allerliebst?" "Ja, das ist er wohl." Dann starrten wir einander an und fragten uns: "Hey....was machen wir jetzt?" Das bringt einem im Eltern-Vorbereitungskurs keiner bei. Wir würden uns um ihn kümmern müssen bis er erwachsen wäre, soviel war sicher. Achtzehn Jahre Zwangsarbeit – soviel bekommt man nicht mal für Totschlag. Das Heimbringen des Säuglings vom Krankenhaus ist der Moment, an dem man die volle Breitseite des Elterndaseins abbekommt. Bis jetzt war alles graue Theorie. Nun aber fühlt man sich wie ein Pilot der Bundeswehr, der an einem Flugsimulator trainiert hat... und auf einmal einen Kampfbomber fliegen soll. Was Sie in diesen ersten Tagen im Wesentlichen tun, ist herumfummeln, herumstümpern, herumrennen, während Sie sich ungeschickt den Weg ins Elterndasein bahnen. „Hat er Blähungen? Ich klopfe ihm auf den Rücken.“ (patsch, patsch, patsch) „Woran erkennt man eigentlich, wann man aufhören muss?“ (patsch, patsch, patsch) „Er hat sein Bäuerchen gemacht! Ich glaube.... oh, er hat gespuckt! Oder klopfe ich zu fest?“ In der Zwischenzeit vertrödelt die stillende Mutter ihre Zeit. „Das geht nicht richtig zu!“ „Hat er genug bekommen?“ „Hat er Blähungen?“ Und da glaubt man es kaum, dass Neugeborene bis zu 20 Stunden pro Tag schlafen. Währenddessen wollen wir frischgebackenen Väter beweisen, dass wir eine große Hilfe und „Mr. Cool“ im Hintergrund sind. Wir wickeln unseren Kleinen so fest, dass die Windeln eine Stunde später wie Granaten explodieren, oder so locker, dass sie auf dem Wickeltisch liegen bleiben, wenn Mami ihn hochhebt. Oder verkehrt herum, wie ich es fertig gebracht habe (halten Sie einen Eimer bereit). Halb leer getrunkene Kaffeetassen und nicht beendete Mahlzeiten verschmutzen langsam aber sicher Ihr Haus. Ihre Waschmaschine läuft im Dauerbetrieb und Ihr Mülleimer quillt über mit Baby-Pflegeartikeln, so dass der mahnende Besuch von Greenpeace nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Und zum ersten Mal erleben Sie bewusst den Sonnenaufgang... weil Sie vorher aufstehen, halb blind nach dem Wasserkocher tasten und Ihrem Partner zuraunen: „Atmet er noch? Klopf ihm auf den Rücken. Nicht so fest, er wacht doch auf!“ Unsere tägliche Familienroutine gibt es nicht mehr. Sie wurde ausgelöscht, hat aufgehört, zu existieren... sie ist eine Ex-Routine. Problem: es gibt keine Ersatz-Routine. An einem Tag schläft und isst das Baby friedlich und regelmäßig. Sofort denkt man: „Ha! Geschafft.“ Tags darauf saugt es wie ein Vampir, nur um sich anschließend in einen Akkord-Windelbefüller zu verwandeln. Sie werden also nicht nur unsicher, was zu tun ist, sondern vor allem, wann dies das nächste Mal wieder zu tun sein wird. Und in diesen unsicheren Gefilden sollen Sie Ihr Leben als Eltern organisiert bekommen....ha! Sogar gewohnte Dinge werden plötzlich unkalkulierbar. Früher war der Lebensmitteleinkauf eine Allerweltssache. Jetzt, mit dem Baby im Schlepptau, hat der Ausflug zum Supermarkt etwas von Bungee-Springen ohne Seil. Ist er auch warm genug angezogen? Was mache ich nur, wenn ich mittendrin Windeln wechseln muss? Habe ich seinen Schnuller eingepackt? Wird er schreien? Wenn er auf dem Rückweg gefüttert werden muss: schmelzen dann die Tiefkühlprodukte? Wenn Sie einigermaßen wohlbehalten zu Hause ankommen, sind Sie total gerädert. Neulich habe ich aus lauter Verzweiflung meine Mutter angerufen. „Wir waren bei Aldi!“, prahlte ich. „Wow“, sagte sie, „ihr Helden.“ Für Väter sind die ersten Tage von besonders seltsamen Begleiterscheinungen geprägt. Sie wollen Ihr Baby in die Luft werfen und auffangen. Sie wollen es am liebsten aufessen – Sie stopfen seine Füße in Ihren Mund und kauen darauf herum. Nun, keine Angst: Sie sind nicht verrückt. Das macht die Liebe zu seinem Baby aus einem fürsorglichen Vater. Nach etwa einer Woche überkommt einen ein seltsames Gefühl: als habe man eine Woche lang nicht geschlafen. Trotzdem sind Sie glücklich. Geradezu euphorisch. Trotz aller Bedenken und Unsicherheiten ist das Baby nach wie vor am Leben. Mehr zumindest, als Sie selbst es sind. Aber trösten Sie sich, alle frischgebackenen Eltern sind zunächst hilflos. Fakt ist, bei ca. zehn Fütterungen und achtmal Wickeln pro Tag gewinnen Sie mit erstaunlicher Geschwindigkeit an Selbstbewusstsein und Können. Und die Erfahrung, durch die Betreuung eines Babys ganz eng mit diesem verbunden zu sein, ist eine der großartigsten Erfahrungen im Leben überhaupt. Ihn zu seinem ersten Bäuerchen zu bringen... ihn zum ersten Mal in den Schlaf zu wiegen... seine Fingernägel zu schneiden ohne zu hyperventilieren – jedes für sich ein kleiner Meilenstein. Drei Wochen, nachdem wir Timmy nach Hause gebracht hatten, beschlich mich das Gefühl, es als Vater geschafft zu haben. Um das gebührend zu feiern, nahm ich ihn ganz alleine mit zum Einkaufen – furchtlos und stolz. Er schrie die ganze Zeit hindurch wie ein Verrückter, er zerkratzte sich vor Aufregung das Gesicht... und kam nach Hause mit nur einem Socken. Aber geschafft war geschafft! Nur Mut an Euch alle, das wird schon (abgekupfert bei www.rabeneltern.org)
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Echt wunderbar, find ich gut den Text. jetzt muss meiner nur noch kommen. Lieben Gruß von Sina mit Fynn im BAuch (40.Woche)