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Trauer und Liebe zu den Kindern - lang

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Hallo ihr Lieben! Ich möchte euch gerne mal etwas fragen. ... es ist mir etwas unangnehm, aber auch dafür gibt es ja dieses Forum... Also es ist so, dass ich das Gefühl habe, ich liebe meine kleine Laura mehr als Sarah. Sarah zb. ist jetzt bei meinen Eltern. Macht dort "Urlaub". Wenn was wäre, würden wir nicht in 2 min. bei ihnen sein können. Weil wir 400 km weit auseinander wohnen. Und ich fühle mich gut, dass sie mal nicht da ist. Wir brauchen gerade auch mal wieder eine Auszeit und die paar Tage werden uns beide gut tun. Aber umso mehr genieße ich die Zeit, die ich ganz alleine mit Laura habe. Und war bald ein wenig traurig, dass wir nur noch bis Mittwoch alleinge Zeit zusammen haben. Am Donnerstag fahren wir nach Bayern, wo meine Eltern mit Sarah schon am Mittwoch vorfahren. Es ist nicht so, dass ich meinen Wirbelwind Sarah nicht vermisse, im Gegenteil. Wenn klein Laura im Bett liegt und schläft (was spät. um 18 Uhr ist) ist es viel zu ruhig und langweilig hier. Aber, ich bin auch ganz froh darum, dass sie weg ist und genieße das auch. Wenn ich überlege, ich habe mit meiner Mama gescherzt und gesagt, nächsten Sommer bekommt ihr beide Mädels... bei Sarah klaro, null Problemo. Aber bei Laura.... Am liebsten würde ich sie gar nicht aus der Hand geben. Aber es ist nicht nur die Sache mit dem Urlaub. Auch andere Gelegenheiten. Zb. gehe ich jeden Abend, bevor ich schlafen gehe, schaue ich nochmal zu Laura rein. Gebe ihr ein Kuß, streichel ihr über den Kopf und flüster ihr zu, dass ich sie lieb habe. Das mache ich bei Sarah SO nicht. Natürlich sage ich ihr auch, wie doll ich sie lieb habe. Auch wenn wir mal zanken und zoffen, das ich sie immer lieb habe, egal was passiert. Aber ich habe das Gefühl, dass ich es ihr nicht so zeige, wie Laura. Es ist bald so ein Gefühl, als wenn ich Laura doch mehr liebe, als sie. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so. Und ich bilde es mir nur ein, weil ich eben so darauf achte. Ich weiß es nicht. Auch ist es so, dass ich immer 2, 3 mal über etwas nachdenke, wenn es um Laura geht, als es einfach zu machen. Gestern zb. hatte ich keine Lust aufs Kochen für Laura. Also Gläschen. Hab mir dann erstmal durchgelesen und überlegt, ob sie das schon essen kann und mag und und und... bevor ich mich entschieden habe, ja ich versuch es einfach, hatte mein Mann mir schon dreimal einen Vogel gezeigt und gefragt, ob ich es heute noch machen möchte. Bei Sarah war alles so ungezwungen. Da habe ich soviel rein aus Gefühl gemacht, war es richtig, dann toll. War es falsch, ja passiert halt, ist eben das 1. Kind. War bestimmt nicht alles richtig, aber auch nicht alles falsch :-) Nur jetzt bei Laura bin ich total angespannt. Und überlege 3mal bevor ich was mache. Weiterhin habe ich Samstag das Bett von Sarah gemacht. Sie fuhr mit meinen Eltern ja schon um 9 Uhr früh los. Ich streichelte dann übers leere Kissen und freute mich, dass Sarah so voller Freude mit ihren Großeltern mitfuhr. Und dann dachte ich an den Fahrstil von meinem Papa und hab nur gedacht... ...was wäre wenn.... wenn es das letzte mal war, dass ich sie sah... Ich weiß, man soll sowas nicht denken. Aber es kommt einfach manchmal. Ich fand den Gedanken richtig richtig schlimm. Ich hätte losheulen können, wenn ich daran denke, eines meiner Mädchen würde sterben. Und wie ich jedenfalls so da stand und nachdachte, merkte ich, dass der Gedanke, meine Mädchen zu verlieren, viel (!!!) schlimmer ist, als der Gedanke daran, dass Phillip schon vor uns gegangen ist. Hab ich Phillips Tod jetzt akzeptiert, verarbeitet oder was auch immer. Weiß ich jetzt, wie schrecklich der Kindstot ist? Liegt es daran, dass die Mädchen leben und die Erinnerungen, die ich mit den Mädchen habe? Die Erinnerungen mit Phillip.... sind sooo traurig, dass ich gar nicht daran denken mag. Ich hoffe, ich versteht mich. mal wieder nachdenkliche Grüße Manja


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Ach Manja, uns Sternenmamas verbindet soviel!!! Ja, ich kenne diese Gedanken, wenn auch etwas anders. Mein Sohn ist mein erstes Folgekind nach meinen Verlusten. Ich habe ihn permanent "überbehütet", betütelt, am liebsten hätt ich ihn nie aus den Augen gelassen und ja, so geht es mir auch heute noch. Er ist ja nun schon 8 Jahre alt. Durch meine ganzen Ängste in der Schwangerschaft hat er wohl zuviel davon mitbekommen, er ist sehr sensibel und "weich". Oft hab ich mir das nun schon zum Vorwurf gemacht. Beispiel: Er hat in Sozialverhalten eine "1", ich höre nun sehr oft "Waaaas als Junge? Das ist doch kein richtiger Junge, sondern ein Weichkeks." Wieso, weil er sozial veranlagt ist, weil er sich in andere hineinfühlen kann? Weil er sensibel ist? Ich bin stolz auf ihn und auf diese "1". Ich habe ihn das gesamte 1. Lebensjahr niemals allein gelassen, außer einmal. Da hat ihn meine Mama spazieren gefahren, da es mir so schlecht ging, ich war soooo müde und wollte nur schlafen (es war kurz vorm 2. Todestag meiner Mädchen). Ich habe mit Robin ganz ganz viel gekuschelt, wir hatten leider keinen guten Stillstart und daher auch nur eine ganz kurze Stillzeit. Daher wollt ich ihm ganz viel Körperkontakt geben. Ich habe ihn von der ersten Minute an abgöttisch geliebt. Und dennoch ... es gibt ein Foto, auf dem sieht man, daß ich anfangs sehr unsicher war, daß die Bindung zwischen uns noch nicht gefestigt war. Ich hatte immer noch große Angst, daß er mir wieder entrissen wird. So gestaltet sich sein ganzes kleines Leben bis jetzt. Ich liebe ihn so sehr, ich habe große Angst, daß ihm etwas passiert. Loslassen??? Das fällt mir ganz besonders schwer. Er "darf" erst seit kurzem allein mit seinem Schulfreund Fahrrad fahren, allein draußen spielen. Jetzt in den Ferien gehen sie mit der Ferienbetreuung auch schwimmen. Ich WEISS, daß er schwimmen kann und dennoch ... ich stehe tausend Ängste aus, bevor ich ihn wieder in die Arme schließen kann. 2006 wurde meine Tochter geboren ... mein zweites Folgekind. Die Schwangerschaft mit ihr war vom Seelischen her etwas einfacher, aber auch von Ängsten geprägt. Dennoch ist Lisa ein ganz anderes Kind. Sie hat keinerlei Ängste, sie ist so ganz anders als Robin. Als ich sie das erste Mal sah ... ein Ebenbild von Vivien - nur viel größer und schwerer und dennoch ... dasselbe Näschen, dasselbe Schmollmündchen, Pausbacken ... Und dann passierte es ... ich hatte das Gefühl, ich müsse sie NOCH MEHR beschützen als Robin. Oft lag ich neben ihr und hab sie im Schlaf betrachtet ... sie ähnelte ihren Engelsschwestern so immens, wenn sie schlief. Und genau DAS machte mir solche Angst. Je älter sie wurde, desto mehr stellte ich fest, daß sie Temperament für zwei hat. Sie ist einfach nicht müde zu bekommen, hat Kondition ohne Ende. Als wollte sie mir damit zeigen, daß ich sie nicht beschützen muß, daß sie es allein schafft. Im Endeffekt ist es so, daß ich mit beiden Kindern ganz spezielle Momente erlebe. Ich genieße die Zeit allein mit Robin und auch die Zeit allein mit Lisa, aber ich habe zu Robin eine ganz andere Bindung. Ich liebe beide Kinder gleich stark, aber Robin ist mein 1. Folgekind. Eine Bekannte von mir, die selbst ihren 1. Sohn am Plötzlichen Kindstot verlor, sagte einmal, daß man zum 1. Folgekind immer eine ganz besondere Bindung haben wird, egal wieviele Kinder nachfolgend noch geboren werden. Und das ist auch so. Die Liebe ist dieselbe und dennoch nicht diegleiche. Ich kann es nicht in Worte fassen. Und glaub mir Manja, ich stelle mir auch manchmal die abenteuerlichsten Sachen vor. Gerade erst jetzt im Juni, als mein Robin das erste Mal auf Klassenfahrt fuhr. Obwohl mein Mann als Betreuer mitgefahren war, so mußte Robin dennoch mit im Bus fahren. Und man hört ja viel von verunglückten Reisebussen. Und auch mir schossen beim Bettenmachen diese Gedanken durch den Kopf "Was wäre, wenn es das letzte Mal gewesen ist?" Und dann hab ich geheult, Rotz und Wasser und war völlig am Ende. Ich glaube, daß wir alle irgendwann den Tod unserer Engel akzeptiert haben und dann unsere Ängste komplett auf unsere lebenden Kinder projektieren. Das macht mir zeitweise große Angst, denn ich möchte nicht als Übermutter oder Glucke gelten. Ich habe nur schreckliche Angst, noch einmal vor den Scherben meines Lebens zu stehen, noch einmal diese schreckliche Hilflosigkeit zu fühlen, diesen schrecklichen Schmerz ... Ja Manja, ich denke, Du hast Phillips Tod akzeptiert, Du hast gelernt, mit ihm und dennoch ohne ihn zu leben. Das ist ein großer Schritt. Und ich denke nicht, daß Du Deine Töchter unterschiedlich stark liebst, nein, eben nur anders ... Geht mir ja genauso und meine zwei sind beides Folgekinder. Sarah hat Phillips Tod erlebt und somit ist Laura dieses "besondere" erste Folgekind, was die Situation wieder anders erscheinen läßt. Und ja, natürlich weißt Du jetzt, wie schrecklich der Kindstot ist, Du hast Phillip sterben sehen ... wie grausam diese Erfahrung ist, hab ich am eigenen Leib erfahren müssen. Wir Sternenmamas haben besondere Kinder und sind auch irgendwo besondere Mütter. Nicht-betroffene Mütter verstehen uns deshalb oftmals nicht. Ich erlebe es sehr häufig, daß man mich als übervorsichtig und gluckenhaft einschätzt, weil man einfach meine Ängste nicht nachvollziehen kann. Ich mag aber auch nicht immer und immer wieder erklären müssen, wieso ich so fühle und handele. Denn oftmals kommen solche Kommentare von Menschen, die meine Vorgeschichte kennen und die eigentlich wissen müssten, wieso ich so und nicht anders handeln KANN. In diesem Sinne fühl Dich umarmt (((Manja))) und Sarah weiß, wie sehr Du sie liebst, glaub mir. Auch wenn Du es ihr nicht so zeigst wie Laura vielleicht, dennoch hat Sarah mit Dir gemeinsam eine sehr sehr schlimme Erfahrung gemacht und genau das, der Tod von Phillip, die gemeinsame Trauer um ihn, verbindet Euch auf eine ganz besondere Weise. Ganz liebe Grüße Jacquie


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Liebe Manja, ich bei euren(deinem und Jacquie's Beitrag) schlucken müssen. Da ich kein Kind still geboren hab bzw. kein Kind kurz nach der Geburt gehen lassen musste, hab ich von euren Gefühlen nicht wirklich Ahnung und es wäre vermessen zu behaupten, ich wisse, wie es euch geht. Ich kann euch nur meine Gedanken dazu beitragen. Manja, als ich deinen Beitrag las, dachte ich an deine anderen Beiträge... An die über Phillip, nach seinem Tod, seine Beerdigung, deine Ängste in der Schwangerschaft mit Laura, deine Ängste vor der Geburt von Laura und deine Angst vor dem Kennenlernen. Und mich erstaunt es gar nicht, das du Laura so betüttelst und es dir schwer ums Herz wird, bei dem Gedanken sie mal loslassen zu müssen. Mensch ihr beiden(Manja und Jacquie), ihr habt beide eure Kinder verloren, sowas geht nicht an einen vorüber ohne Spuren zu hinterlassen. Dann müsstet ihr totale Eisklötze sein und das seid ihr beide nicht! Im Gegenteil, eure Beiträge sind voller Liebe und Wärme, so lebendig erzählt. Ihr habt Angst, eure Folgekinder wieder zu verlieren und geniesst daher jede Minute mit ihnen. Manja, dass deine Ängste, dein betüddeln und deine dauernden Überlegungen, ob du was falsch machst sind völlig normal! Du liebst Sarah nicht weniger, das glaube ich nicht. Du warst/bist so wahnsinnig stolz auf sie, du hast dir solche Sorgen um sie gemacht, als sie so anders war. Laura behandelst du Aufgrund deiner Erfahrungen, welche du mit Phillip gemacht hast anders. Aber unterschiedlich lieben tust du sie nicht. Du liebst jedes Kind so wie es ist, genauso stark, wenn auch anders. Verstehst du, was ich sagen will? Ich drück euch beide!!! steffi mit aileen und * im herzen


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oh wie gut ich das kenne :( ich hab ja drei lebende kinder, davon sind zwei Folgekinder. Tochter kam 1995 zur welt. 1994 ist meine tochter franziska gestorben mit 2 wochen. Als dann meine folgetochter geboren wurde, erschrak ich furchbar. Der erste Anblick ließ mir das blut gefrieren. sie sah genauso aus wie franzi. wie ein eineiiger zwilling, der sich ein jahr in meinem bauch versteckt hat. mir war das total unangenehm, weil mich ihr anblick so an mein verstorbenes kind erinnerte. als wir dann zuhause waren, kam die wende. ich fing an sie zu betüdeln.. ich ließ sie nicht mehr alleine, wachte nachts an ihrem bett, schlief teilweise sogar bei ihr im zimmer. das dauerte etwa bis zum ersten geburtstag, dann wurde es ein klein wenig besser. dann konnte ich endlich "loslassen" dann hatte ich meine zwei Fehlgeburten. (14. und 20. SSW) beide erlebnisse nahmen mich total mit. ich zweifelte an mir selber, redete mir ein, ich kann keine kinder mehr austragen. das quälte mich sehr. um mich rum meinten alle, ich soll aufhören mit kinderkriegen. ich soll froh sein, zwei gesunde kinder zu haben. dann schlich sich mein folgekind ein. ich merkte erst in der 16. SSW dass ich überhaupt schwanger war. das lag daran, daß ich nach meiner "totgeburt" meine regel kein einziges mal bekommen hatte. ich wurde ohne pause schwanger. es ging alles gut, Philip kam gesund und munter zur welt. was dann in mir geschah, das war schon fast krankhaft :( ich konnte es nicht ertragen, wenn jemand außer mir das kind auf dem arm hielt. konnte es nicht ertragen, wenn jemand in den kinderwagen "glotzte" wenn er mal unnatürlich lange schließ, rannte ich ins kinderzimmer und riss ihn aus dem bett, weil ich dachte, er lebt nicht mehr. ich war psychisch am ende. hatte angst, ihn auch zu verlieren mein mann bekam von all dem nix mit, weil ich es schaffte, alles heimlich zu machen. wenn er schlief, schlich ich mich aus dem bett und setzte mich im kinderzimmer neben das bettchen von Philip. ich wollte sehen wie er atmet. das WAR krank!!! nur sah ich das damals nicht ein. dann wurde es ein klein wenig besser. nur ließ ich es nicht zu, wenn ihn jemand mitnehmen wollte, egal ob oma oder patin. ich erlaubte es nicht, weil ich immer angst hatte, es passiert etwas und ich seh ihn nie wieder. dann kam der kindergarten. Auch DAS fiel mir total schwer. ich wollte ihn nicht gehen lassen. ich hatte angst um ihn. aber es musste sein, schon alleine für mich. ich musste lernen loszulassen. war aber nicht einfach. heute ist er 7 jahre alt und er geht alleine zur schule. aber selbst heute hab ich noch angst, ihm könnte etwas schlimmes passieren. manche dinge erlaube ich ihm immernoch nicht. z. b. lass ich ihn nicht alleine einkaufen gehen, weil er die hauptstraße überqueren müsste. ich denk, die angst wird immer präsent sein. vor allem bei uns sternchenmamas. wir haben kinder verloren und haben angst, es passiert wieder. Aber ich denk, über unsere folgekinder schweben ganz viele schutzengelchen, die drauf aufpassen, daß wir das nicht nochmal durchmachen müssen.