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Mich bedrückt etwas - sehr lang

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Ich würde gerne verschiedene Meinungen dazu hören weil ich eben noch zu sehr in meinem Schmerz bin und noch nicht klar denken kann. Es geht um meine Eltern: Meine Eltern waren in der Zeit als ich mit Oliver im Krankenhaus lag, nicht für mich da. Ich habe meine Mutter damals gefragt ob sie meine kleine nehmen kann damit mein Partner zu mir kommen konnte. Sie willigte mürrisch ein aber unter der Bedingung das er sie nach ein paar Tagen abholt(mein Vater konnte nicht verstehen warum mein Partner, der Vater von Oliver, unbedingt bei mir sein musste). Ich wusste ja nicht wie lange ich im Krankenhaus sein werde, und willigte ein. Da ich nicht wusste wie lange ich dort bleiben musste, war ich froh jemanden gefunden zu haben für meine kleine Maus. Da der Zustand von Oliver immer Kritischer wurde, fragte ich sie ob sie die kleine noch etwas länger nehmen könnte (sie ist Hausfrau). Es passte ihr nicht aber sie willigte ein. 2 Tage später rief ich an und sie weinte fast am Telefon, das sie ja nicht Putzen könne und die kleine sofort abgeholt werden solle..ich weiß nicht mehr direkt was sie gesagt hat aber ich habe nur immer "Ja" gesagt, ich hatte keine Kraft zum reden. Mein Freund musste dann mit dem Zug nach Hause fahren und die kleine abholen. Sie ging dann für ein paar Tage dort in den Kindergarten (die Ärzte haben sich darum gekümmert das die kleine zu uns kommen und auch dort in den Kiga gehen konnte) Meine Schwester rief oft an und erkundigte sich wie es uns geht und wie es um Oliver steht. Dann kam sie eines Tages vorbei, obwohl sie erst nein sagte, weil sie ihn nicht so sehen wollte. Aber dann packte sie allen Mut zusammen und kam zu uns. Ich sagte ihr das ich zuerst reingehe um seine Brust zu zudecken, denn ich wollte ihr diesen Anblick ersparen. Sie ging dann rein, streichelte seinen Kopf und küsste ihn und musste dann wieder raus, sie zittertet am ganzen Körper. Ich hatte Jahrelang regen Kontakt zu ihr und sie war immer, sozusagen das "Schwarze Schaf" der Familie und dann hat sie das für mich/uns getan. Ich war so dankbar! Sie fragte mich dann ob sie irgendetwas für mich tun kann und ich fragte sie ob sie die kleine nehmen könne und sie sagte sofort: "Aber natürlich mache ich das!" Ich war so froh, denn wir konnten immer nur getrennt zu Oliver gehen und ich hatte auch nicht die Kraft meine kleine so fröhlich zu sehen, mit ihr zu spielen und "heile Welt" vorzuspielen. Als Oliver dann starb, schrieb ich nur eine rund sms allerdings nicht an meinem Vater, da ich ihm das nicht au der Arbeit antun wollte und nicht an meine Mutter da sie nicht weiß wie man eine SmS liest und ich hatte auch nicht die Kraft mit jemanden zu reden. Mittags rief mein Vater an, ich sagte nicht viel, nur das ich sehr schwach bin und müde. Er:"Leg Dich mal hin, dann gehts Dir nachher besser!" Es war für mich wie ein Schock diesen Satz zu hören. Mein Kind ist grade gestorben und dann kommt SO ein Satz? Ok, vielleicht haben Männer kein Feingefühl aber ich hätte doch etwas anderes von meinem Vater erwartet. Ich dachte mir, vielleicht sagt er wenigstens später "Es tut mir so leid für Euch." oder "Mein Beileid." oder irgend etwas anderes. Aber NICHTS! Am nächsten Tag rief er an und fragte wie wir nach Hause kommen. Ich konnte ihm keine Antwort geben, ich wusste es ja selbst noch nicht. Dann sagte er zu mir (wortwörtlich und in einem ziemlich harschem Ton):"Ich muss das schon wissen ob ihr kommt oder nicht. Ich muss ja schließlich wissen ob ich die Katzen füttern soll oder nicht!" Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Mein Sohn ist gerade gestorben und er machte sich Gedanken über die Katzen. Ich erfuhr hinterher das mein Vater einem Freund erzählte, das er von dem tot meines Sohnes aus dritter Hand erfuhr. Es war MEIN BRUDER, DESSEN SOHN von dem er es wusste und nicht irgendjemanden. Wir wussten nicht wie wir nach Hause kommen sollten. Das Auto von meinem Vater war kaputt und ich wollte meine Schwester nicht auch noch damit belasten. Also mussten wir mit dem Zug nach Hause. Es war schrecklich! Ich musste mich durch all diesen Menschen durchzwängen, viele lachten und kicherten und ich mittendrin, wie ein Häufchen Elend. Meine Eltern sind übrigens nicht einmal zu uns gekommen. Ihre Ausrede: Mein Vater musste Arbeiten (aber es gibt ja auch noch We) und das Auto war kaputt(ich hätte mich in den Zug gesetzt oder mir ein Auto geliehen). Mich verfolgt das alles und ich würde ihnen so gerne meine Meinung sagen und ihnen Bilder von Oliver zeigen, mit all diesen Schläuchen und Apparaten. Ich hatte immer das Gefühl daß meine Mutter mir nicht glaubte wie schlecht es um ihn stand. Ich weiß das ich nichts mehr ändern kann aber es nagt an mir. Ich werde das was sie zu mir sagten niemals mehr vergessen können, wie sie mich behandelten und das sie nicht ein einziges mal da waren. Von meinem Partner die Familie musste mit dem Flugzeug fliegen um zu uns zu kommen. Es war so niederschmettern wenn die Ärzte und Schwestern mich fragten wann denn meine Eltern mal kommen. Ich konnte ja nichts sagen und es tat so weh... Meine Mutter kam noch nicht einmal zur Beerdigung. Sie sagte zwar das sie es nicht könnte, da es ihr so nahe ging aber ich weiß 100%ig das sie nicht kam, weil sie genau wusste das meine Schwester kam. Ich muss dazu sagen das, meine Schwester und meine Eltern keinen Kontakt mehr haben aber meiner Schwester war es egal ob sie kam oder nicht, denn es ging ihr ja um Olli und um nichts anderes. Mich bedrückt das alles sehr und ich weiß nicht mehr was richtig oder falsch wäre. Soll ich mit ihnen reden? Ein paar Wochen nach der Beerdigung, rief mich mein Vater an. Ich hatte mich noch nicht bei ihnen gemeldet, so wie bei vielen anderen, ich hatte einfach nicht die Kraft mit jemanden zu sprechen (das Sprechen viel mir sehr schwer) und der erste Satz war: "Du meldest Dich nicht einmal, wir wissen garnicht wie es Dir geht!" Ich bin so enttäuscht von meinen Eltern das sie nicht da waren in der schlimmsten Zeit meines Lebens. Ich war IMMER für sie da, ICH habe ihnen die Hand gehalten als deren Kater nach 15 Jahren eingeschläfert wurde. ICH war da als mein Vater ins Krankenhaus musste...ich musste Sachen machen die mich totale Überwindung kosteten und ich war IMMER Loyal. Und sie konnten nicht für mich da sein? Was meint Ihr? Soll ich mit ihnen reden? Ich weiß das ich nichts ändern kann, das ich SIE nicht ändern kann aber es bedrückt mich doch sehr. Nimu


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Hallo , es tut mir wirklich sehr sehr leid das du dein Kind hast gehen lassen müssen. Was deine Eltern und dich betrifft kann ich nur sagen, gehe hin und sage ihnen was dir so weh getan hat und wie du dich gefühlt hast. Scheint eher das sie einfach den ernst der Lage garnicht erkannt haben. Sie scheinen viel zu sehr mit sich beschäftigt zu sein. Du wirst sie damit bestimmt auch verletzen, aber es ist dir auch ein Anliegen all das an sie los zu werden. Wenns mal raus ist wird es dir etwas besser damit gehen, egal was von ihrer Seite kommt. Du bist das los geworden was dich so sehr belastet. Viel Kraft.


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Hi du, wenn du das Gefühl hast, es bringt dir ein bißchen was, mit ihnen zu reden, dann tu es. Aber hänge dich nicht an "Kleinigkeiten" auf. Denn einiges von den Beispielen kann man durchaus quasi "niederargumentieren". Du hast dich nicht gemeldet, du hättest aber..... Das kenne ich aus meiner Familie. Bleibe besser auf der Gefühlsebene. Sag, wie es dir geht, daß du dich nicht mit deinen Sorgen und deinem Sohn anerkannt, gesehen fühlst. Ich lese raus, daß es sehr viele eingefahrene Muster bei euch gibt. Dass deine Mutter nicht kommt, weil deine Schwester da ist und solche Sachen. Vermutlich werden deine Eltern das nicht mehr ändern können. Ich bemerke bei meinen, daß ihnen einfach das Bewußtsein für viele Dinge fehlt. Und dein Bewußtsein ist durch deinen Weg mit deinem Sohn ja auch sehr erweitert und du befindest dich sicherlich in einem anderen "Seelenzustand" als vorher? Als mein Ex damals mit zwei kleinen Kindern zu hause war und unser drittes Kind totgeboren wurde, da lag ich in der Klinik, es war für mich auch lebensbedrohlich. Da sagt die Partnerin von meinem Vater, mein Mann könne doch jetzt die Zeit nutzen, unser Badfenster zu streichen, er hätte ja jetzt Zeit..........wohlgemerkt in einem vorwurfsvollen Ton, daß er ja nicht so faul rumsitzen müsse. Es hätte überhaupt nichts gebracht, mit ihr auf der Sachebene zu diskutieren, sie kapiert es einfach nicht. Ich glaube aber, daß es deinen Eltern auch trotzdem nahegeht, daß ihr aber gegenseitig keinen Weg findet, euch darüber zu verständigen. Wie wäre es mit einem Brief? Da fallen schon mal die ersten abwehrenden Kommentare weg, sie haben in Ruhe Zeit deine Geschichte zu lesen. Vielleicht sogar ein Foto? Wenn dein Vater sagt, er habe es über dritte erfahren, heißt es, er möchte schon beteiligt sein, er ist tatsächlich auch verletzt. So höre ich es zumindest heraus. Genau das gleiche kenne ich von meinem Vater, der ist von solchen - für mich Kleinigkeiten - bis ins Innnerste verletzt. Auch deine Eltern wollen von dir "gesehen" werden. Daß das in deiner Lage natürlich immer andersherum sein sollte, und sie dich unterstützen sollten, ist eine ganz andere Sache. Was mir noch einfällt, mir ist immer aufgefallen, daß die Leute ganz oft selber eine eigene Geschichte dazu haben. also eine Fehlgeburt, ein frühgestorbenes Kind, eine Abtreibung. Das wird durch Geschehnisse im nahen Umfeld ja auch aufgerührt, aber dann lieber noch weiter weggeschoben. Das könnte ich mir bei deiner Mutter durchaus vorstellen, wenn sie so abweisend auch deiner Tochter gegenüber reagiert. Weiß du da etwas darüber bei deinen Eltern? Ich wünsche dir einen guten Weg, damit umzugehen! Alles Gute! S.


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hallo deine geschichte könnte glatt von mir sein. mir gings genauso bescheiden, nur mein partner und damals beste freundin (da sie das beim fa selber mitgekriegt hat und mir so halbwegs auch im kh zur seite stand) und sonst niemand. es war alles so schrecklich. mein mann konnte nicht zu mir ins kh, er stand immer noch unter schock. also hab ich die geburt alleine durchgezogen, dann war ich keine ahnung mehr ich selbst und wollte oder konnte meine tochter nicht sehen. im kh haben sie sie mir gleich nach der geburt weggenommen. ohne auch zu sagen. das ich sie jederzeit nochmal sehen könnte. heute würde ich sie gern sehen wollen, bis auf das geburtsfoto wo sie noch mit blutverschmiert in einem lacken lag. ein etwas schöneres foto hätte ich mir schon erwartet.......im kh gabs keine gespräche wie und was ich als andenken an meiner tochter hätte machen können. ich hätte noch sooo viel von ihr haben wollen, mich vielleicht doch noch überwunden sie ein letztes mal zu sehen............ach scheiße echt, würd das so gern rückgängig machen , dann brauch ich mir keine vorwürfe mehr machen, warum ich das nicht gemacht hab. lg manu


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Liebe Nimu Es ist sehr sehr traurig, daß dein Kind gehen musste.Das können wir alle hier sehr gut nachschmerzen. Es ist eine Form der absoluten Hilflosigkeit.So habe ich mir es erklärt, daß so wenig, vor allemdie für mich wichtigen Personen geschwiegen haben, oder sich so verhalten gezeigt haben, wie du es erzählst.Ich kann dir das sooo gut nachempfinden.Es war schlimm, daß wir unseren Sohn gehen ließen, aber nicht weniger schlimm, genauso verletzend ,empfand ich die Reaktionen...In der Natur ist es nicht so vorgesehen, daß die Kinder zuerst gehen.Ich denke, daß deine Eltern auch noch eine Generation sind, die über Tod , Trauer, kranke oder behinderte Kinder eben nicht sprechen. Sie haben versucht den " Rahmen " des Lebens gesund zu halten ( Katze füttern ), sicher nur für dich.Sie können wahrscheinlich nicht anders. Dafür hast du ein Licht bekommen, von deiner schwester. Wenn ich dir etwas raten darf: Warte ein wenig mit dem Gespräch.Komm zur Ruhe, trauere wie du es magst und brauchst und denke an dich . Es wird die Situation kommen, wo du dann redest, und nachfragen kannst und wirst.Ich habe es auch getan, nach vielen Wochen. Natürlich habe ich die Reaktionen auch versucht zu verstehen, aber sie haben mich auch nachhaltig verändert, also die Beziehung zu einigen Personen.Es gibt aber auch Menschen, die ich seitdem vielnäher kenne.Darüber kann ich mich richtig freuen! Ich umarme dich, wenn du magst und wünsche euch viel Kraft! Uli