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Fehlgeburt: Wie einem Kleinkind das Warum erklären?

Fehlgeburt: Wie einem Kleinkind das Warum erklären?

Feli272

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Hallo Zusammen , ich habe am 26.05.24 in der 18 SSW eine Fehlgeburt erlitten. Vermutet wurde da, ich hinter der Plazenta ein Hämatom hatte, sich diese gelöst hatte. Auf die Obduktion der Plazenta warten wir noch. Mein Sohn ist 4,5 Jahre alt und ich habe ihm erklärt das seine Schwester nicht mehr in meinem Bauch ist und hoch zu den Sternen bei seinen Uropa, Uroma in den Himmel gegangen ist. Das sie dort auf sie aufpassen werden. Er hat mich nach dem Warum gefragt und ich weiß nicht was ich ihm sagen soll. Ich will ihm nicht sagen das Sie krank war, nicht das er denkt er geht auch in den Himmel, wenn er krank wird. Kann mir da jemand von euch weiter helfen?        


Julieju

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Antwort auf Beitrag von Feli272

Hallo. Das tut mir wahnsinnig leid für euch.  Es ist noch sehr frisch bei dir.  Meine Tochter hat es bei mir damals auch voll mitgenommen.  Ich habe das Baby 1 Tag vor ihrem 2. Geburtstag, aufgrund einer aufgestiegenen Infektion, verloren. Ich war zwar "erst " in der 12. SSW, aber wir haben es ihr schon gesagt.  Mir ging es sehr schlecht.  Ich war ein paar Tage im Krankenhaus und als ich zurück kam war ich ein psychisches Wrack.  Vorher war da ein Baby und jetzt ist keines mehr da. Sie fragt heute noch, über 2 Jahre später, ab und zu, entweder bei einem Friedhofbesuch oder einfach so, warum ihr Bruder sterben musste. Was soll man darauf sagen? Dass das Schicksal Scheiße ist?  Dass manche Leute Glück haben und andere nicht? Dass Ärzte Fehler machen?  Ich sag ihr dann, dass es halt leider so ist, dass nicht alle Schwangerschaften gut ausgehen und ich froh bin, dass es bei ihr anders war.  Und dass sie einen Schutzengel hat, der immer auf sie aufpassen wird. Das akzeptiert sie dann. Stille Grüße 🕯


Feli272

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Antwort auf Beitrag von Julieju

Vielen Dank für deine Geschichte, Offenheit und deine Sichtweise. Und egal in welcher Woche man sein Kind verliert es sind die selben Schmerzen und es tut einfach nur weh. Irgendwann wird es besser bzw. man lernt besser damit umzugehen. Ja das psychische Wrack bin ich auch. Einen Moment schaut man einfach in eine Ecke und geht seinen Gedanken nach,  dann bricht alles über einem ein und dann ist aber deine Familie da und der Alltag muss ja weiter gehen, was sich auf der einen Seite richtig anfühlt da man abgelenkt wird , aber dann auch wieder nicht. Ich bin zurzeit einfach nur müde und kraftlos.  Ich hab jetzt für meinen Sohn ein Buch gekauft das heißt " Mein Bruder sitzt auf Wolke 8" da ist kindgerecht erzählt wie das Geschwisterkind zu einem Schutzengel wird. Mal schauen was er dazu sagt. Liebe Grüße 👋   


Julieju

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Antwort auf Beitrag von Feli272

Das Buch kenn ich gar nicht.  Ja das kenne ich, man muss funktionieren,  obwohl man eigentlich gar nicht mehr kann. In Wirklichkeit schiebt man nur alles vor sich her und verdrängt anstatt zu verarbeiten.  Und diese Leere bleibt irgendwie. Es ist heute noch so, dass ich zwischendurch Heulkrämpfe bekomme, aber es wird besser. Vergessen werde ich es nie, aber der zeitliche Abstand und meine Tochter sind das Einzige, das geholfen hat, dass es mir besser geht.  Mein Partner und ich haben eine Zeit lang sehr viel gestritten, auch vor unserer Tochter und die Beziehung wäre fast daran zerbrochen. Wir haben uns auch gegenseitig die Schuld gegeben usw. Ich kann keine Kinder mehr bekommen, denn danach bin ich in den vorzeitigen Wechsel gekommen bzw komme ich gerade dahin. Wir haben schon für unsere Tochter fast 3 Jahre gebraucht und es ist ein Wunder, dass wir überhaupt 1 Kind haben,  denn sie hätte ich auch fast verloren.  Ich versuche mir jeden Tag einzureden,  welche Vorteile es für uns und die Kleine hat, ein Einzelkind zu sein und leider zu bleiben.  Hoffentlich geht es bei dir anders weiter, aber nimm dir vorerst Zeit um zu trauern. Ich denke du hast all die klugen Ratschläge eh schon gehört und die tollen Standardfloskeln.  Fühl dich gedrückt,  du bist nicht allein. Liebe Grüße 


kirshinka

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Antwort auf Beitrag von Julieju

Ich habe drei Fehlgeburten in der 12. Woche gehabt, da war meine Tochter 2,5 bzw. 3 Jahre alt. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, ihr irgendwas davon zu sagen. Weder von den Schwangerschaften noch von den Fehlgeburten. Einem so kleinen Kind muss man das doch nicht zumuten. Dafür ist man doch erwachsen.    Aber zur Frage der AP: es gibt keine Erklärung. Manchmal passiert das, dass das Baby nicht bleiben kann. Es gibt keine Determinanten. So würde ich das erklären. Aber es gibt sicherlich Fachliteratur zu dem Thema.


ml1820

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Liebe Feli, es tut mir sehr leid, was du durchmachen musst. Ich hatte das "Glück", dass meine Fehlgeburt in meiner ersten Schwangerschaft passiert ist und ich mich somit auf mich konzentrieren konnte und es noch kein Kind gab, dem ich etwas erklären musste. Allerdings musste ich meinen damals 2- und 4-jährigen Kindern etwas anderes erklären, wofür es im Grunde keine Erklärung gab, nämlich meine Krebserkrankung. Ich kann dir daher sagen, dass die Kinder tatsächlich zu verstehen lernen, dass schlimme Sachen passieren, dass das Pech ist und niemand etwas dafür kann und es aber trotzdem schaffen, weiterhin mit Urvertrauen durchs Leben zu gehen. Gerade heute versuche ich meinem mittlerweile fast 4-jährigen Kleinen zu erklären, dass ich nicht mit ihm spielen kann, weil ich die Darmreinigung für die morgige Vorsorgeuntersuchung machen muss. Aber genug von mir. Vielleicht kannst du deinem Sohn erklären, dass du nicht genau weißt, warum seine Schwester nicht mehr am Leben ist und dass leider auch im Bauch "Unfälle" passieren können. Wenn der Befund da ist, kannst du ja entscheiden, was du ihm zutraust. Vielleicht habt ihr ein Buch über die Entwicklung von Babys gelesen und er weiß daraus noch, was die Plazenta ist. Dann könntest du ihm erklären, dass es da ein Problem gab und das Baby nicht mehr richtig versorgt werden konnte. Wichtig ist auf alle Fälle, dass du ihm nicht mehr erklärst, als er wissen möchte, also immer wieder nachfragen, was er genau wissen möchte und ob er noch etwas wissen möchte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder recht gut mit Sachen umgehen können, wenn sie selbst entscheiden können, wie detailliert das besprochen wird. Ich habe auch nie etwas verschwiegen oder geschönt, sondern versucht, kindgerecht zu erklären. Dein Sohn wird diese Erfahrung in sein Leben integrieren können und trotzdem gut weiterleben können. Dir wünsche ich alles Gute für das Verarbeiten des Verlusts deiner Tochter. Bitte hol dir dafür alle Hilfe, die du bekommen kannst. Du hast es verdient, dass du gut unterstützt wirst, aber auch dein Sohn hat es verdient, dass seine Mama irgendwann wieder nach vorne sehen kann und die Trauer nicht mehr ganz so präsent bleibt. Alles, alles Liebe!


FriedaSa

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Antwort auf Beitrag von Feli272

Liebe Feli, dein Verlust tut mir sehr Leid. Mein Beileid zu eurem Sternenkind. Wir haben im Januar unser Baby in der 15. SSW verloren. Plötzlich bekam ich Wehen und die Fruchtblase platzte. Eine aufgestiegene Infektion war wohl der Grund.    Meine 3-Jährige hat es mitbekommen, denn auch der Krankenwagen kam mit Notarzt etc., danach sehr viel Blut verlor, da ich kurz zuvor Blutverdünnung gespritzt hatte. Ins Krankenhaus kam sie dann mit meinem Partner hinterher. Da es nachts war, war dies auch nicht anders möglich. Sie war dann im Familienzimmer eine Nacht dabei und wir haben uns alle zusammen von unserem Baby verabschiedet. Meine Tochter war ganz unbefangen und sagte auch "So klein, wie niedlich". Es war so wichtig mit ihr drüber zu reden. Sie hatte viele Fragen. Warum konnte unser Baby nicht in unsere Familie kommen?, usw. wir haben ihr gesagt sie kam viel zu früh und so früh kann ein Baby noch nicht auf der Welt leben. Leider ist die Fruchtblase geplatzt und dann kam sie. Das passiert manchmal. Sie ist jetzt bei den Sternen. Wir waren einfach ganz ehrlich, es hätte nichts gebracht etwas zu verheimlichen, sie hätte ohnehin immer weiter nachgebohrt. Wenn das Baby krank war, dann hätte ich es schon gesagt, denn ich weiß dass meine Tochter differenzieren kann zwischen so krank, dass man nicht leben kann und krank, dass man sich erholen kann. Das hat sie ja auch schon erlebt, wenn z.B. ein Vogel gestorben auf dem Boden lag. Komischer Vergleich ja. Aber ich glaube man überfordert die Kinder damit nicht und kann ihnen den Unterschied erklären. Meine Tochter sagte dann auch mal: "Wenn wir wieder ein Baby bekommen, darfst du nicht krank werden, damit wir es nicht wieder verlieren". Und sie verstand als ich sagte, so etwas kann passieren, passiert aber nicht immer, wenn man krank ist. Nun bin ich wieder schwanger, in der 14. Woche, und meine Kleine ist ganz zuckersüß und ist zwar in dem Wissen, dass eine Schwangerschaft nicht immer gut ausgeht, aber niemand geht so sehr vom Allerbesten aus wie sie. Sie kann wirklich sehr gut mit den Informationen umgehen.    Ich wünsche dir, dass du mit der Liebe deiner Familie und Freunde Trost finden kannst. 🤗😢


kirshinka

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Antwort auf Beitrag von FriedaSa

Fridasa - Wow - toll erklärt! alles Gute euch!