mia_sara
Irgendwie gehöre ich nicht unbedingt hierher. Irgendwie aber doch. Mich gäbe es nämlich nicht, wenn meine "große" Schwester nicht mit 3 1/2 Jahren gestorben wäre. Das war etwa 3 Jahre vor meiner Geburt. Ich bin also im Grunde genommen ein so genanntes "Folgekind". Ich habe lange überlegt, ob ich hier schreiben soll. Lese auch schon einige Zeit still mit und habe mich jetzt doch mal an den Computer gesetzt, um einfach ein paar Zeilen zu tippen. Evtl. auch wegen des Postings "mein kleiner Bruder" weiter unten... Über meine "große" Schwester (das klingt irgendwie seltsam, weil sie ja nie groß wurde) wurde in unserer Familie nie wirklich offen gesprochen. Erst in den letzten Jahren hat meine Mutter öfter mal einige Anekdoten erzählt. Ich glaube nicht, dass sie nie darüber reden WOLLTE, sondern dass sie es irgendwie "verlernt" hat, da früher wohl nie jemand etwas über meine Schwester hören wollte. Sie wurde regelrecht "totgeschwiegen". Meine andere große Schwester, die 8 Jahre alt war, als die kleine starb, hat gesagt, sie hat meinen Vater nie weinen sehen. Und meine Mutter hat das wohl auch nur für sich getan. Vielleicht lag es wirklich an der damaligen Zeit (frühe 70er Jahre), in der ja auch Kleinkinder alleine im Krankenhaus bleiben mussten und die Eltern grade ein/zwei Mal die Woche zu Besuch kommen durften. Das war bei meiner Schwester nämlich so. Sie war vor ihrem Tod über ein halbes Jahr im Krankenhaus. Ganz alleine. Vielleicht ist das für mich noch schlimmer als ihr Tod an sich, denn ich finde das sooo grausam :-(. Ich glaube, meiner Mutter hätte so ein Forum wie dieses sehr gut getan, denn sie hat das alles nie auch nur ansatzweise verarbeiten können. Hatte auch keine psychologische Hilfe, denn das war damals noch nicht üblich. Ich weiß gar nicht, genau worauf ich hinaus will. Einfach nur mal runterschreiben, denn irgendwie will das niemand hören... Mir wird erst jetzt, da ich selbst Mutter bin und mein großer Sohn ungefähr so alt ist wie meine Schwester als sie starb, so richtig bewusst, was das alles bedeutet. Schlage mich auch mit der Frage bzw. der Gewissheit herum, dass ich gar nicht existieren würde, wäre meine Schwester nicht gestorben. Komisches Gefühl. Ich muss jetzt an dieser Stelle mal aufhören zu schreiben, habe grade einen dicken Kloß im Hals... Alles Liebe mia
ich kenne das gefühl, allerdings von der anderen seite. meine tochter ist im september 1994 gestorben und im november 1995 kam meine folgetochter zur welt. sie soltle NIE ein ersatz für franziska werden und ich war auch ein klein wenig geschockt, als ich erfuhr, daß es wieder ein mädchen wird. ein junge wäre mir lieber gewesen. eben weil ich keinen ersatz für meine verstorbene maus wollte. aber diese gedanken verflogen recht schnell. ich muß oft dran denken, was wäre gewesen, wenn franziska überlegt hätte. würde es meine "neue" tochter dann auch geben? ich glaube nicht. und dieser gedanke macht mich oft fertig. manchmal hab ich diese gedanken und dann gehts mir richtig schlecht. meine tochter weiß auch, daß es sie nicht geben würde, hätte die kleine überlebt. als kann sie ihr sozusagen ihr leben verdanken. das klingt so blöd :( ich versteh dich, wenn auch von seite der mutter.
Ich weiß auch, dass es mich definitiv nicht gegeben hätte... ein Arzt hat damals meiner Mutter quasi zu einem "neuen" Kind geraten, um den Verlust besser zu verkraften... Komischerweise hat mich der Gedanke auf irgendeine Weise ein "Ersatz" zu sein in all den Jahren nie belastet, habe nie so intensiv darüber nach gedacht, wie in letzter Zeit. Meine Eltern haben mich das auch nie spüren lassen. Was sie sicherlich gemacht haben - vor allem meine Mutter - ist, mich überbehütet. Aber wer soll es ihr verdenken?
Bei uns zuhause war es wohl anders: drei Jahre nach dem Tod meiner Schwester wurde mein Bruder geboren - er war KEIN Ersatzkind, auch wenn ich felsenfest überzeugt bin, dass er der Rettungsanker meiner Mutter war. Sie und auch mein Vater haben immer gesagt, sie hätten sicherlich ein drittes Kind bekommen, auch wenn meine Schwester noch da wäre. Ob das stimmt - ich weiß es nicht. Allerdings glaube ich, dass ein Folgekind das Leben der Eltern und Geschwister ungemein erleichtert - solange man die Engel nicht todschweigt!!!
Meine Tochter würde es bestimmt nicht geben, wenn ich nicht 2 Fehlgeburten (2005 und 2009) gehabt hätte. Die zweite FG hätte ich vielleicht auch nicht gehabt. Der Gedanke daran, dass es sie nicht geben würde, macht mich sehr traurig irgendwie. Sie ist so ein tolles perfektes Baby und absolutes Wunschkind! Ohne die Fehlgeburten hätte ich dann einen Sohn und vielleicht noch ein anderes Kind, die fände ich bestimmt auch perfekt und gewünscht und toll und meine Tochter würde ich nicht vermissen, weil ich sie nicht kennen würde! Sie ist unser drittes Kind, das erste, dass lebend und gesund geboren wurde und sie wird damit aufwachsen, dass sie Geschwister hat.
Ein wenig kann ich dich verstehen. ich bin theoretisch auch ein Folgekind. nur etwas komplizierter gestrickt. meine mama war schwer krank und ihr sohn ist infolge der krankheit gestorben. sie haben mich dann einige jahre später adoptiert, weil meine mama natürlich kein kind mehr bekommen konnte. es schwirrt einem viel im kopf umher. auch meine mutter hat das nie richtig verarbeitet, denn auch mitte der 80´er war es nicht wirklich besser um totgeburten und dergleichen bestellt. zumindest was die psychologische nachsorge betrifft.
Hallo! Mein kleiner Bruder starb als er 3,75 Jahre alt war und auch bei meinen Eltern wird dieses Thema konsequent totgeschwiegen. Ich habe drei Kinder und als meine kids genau dieses Alter hatten, wars für mich besonders schlimm. Ich war damals knapp 5 und war dabei als mein Bruder tödlich verunglückt ist. Der Geburtstermin meiner ersten Tochter war der Sterbetag meines Bruders, ich glaube, das war ein Zeichen ... LG
Oh mein Gott, das ist ja heftig, dass Du dabei warst, als Dein Bruder starb :-(. Kann man so etwas denn überhaupt irgendwie verkraften, noch dazu, da keiner darüber spricht? Meine älteste Schwester war ja 8, als meine andere Schwester starb und fand es sehr schlimm, dass niemand mit ihr darüber geredet hat. Sie hat erst vor einigen Jahren deshalb auch psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Ich denke, für mich ist es in dieser Hinsicht viel leichter, da ich meine Schwester ja nie kannte. Es ist eben nur momentan dieses seltsame Gefühl, mir darüber bewusst zu werden, dass ich wahrscheinlich überhaupt nicht existieren würde, wäre sie nicht gestorben... Der ET meines ersten Sohnes lag um den Geburtstag meiner Schwester. Ich hatte ehrlich gesagt, ziemlichen Bammel, dass er genau da geboren wird, ist dann allerdings viel eher geboren. Kam Deine Tochter dann am Geburtstermin, also am Sterbetag Deines Bruders? Liebe Grüße und eine Kerze für Deinen Bruder mia
Liebe Mia Sara, dein Beitrag ist ja schon etwas älter, ich habe ihn gerade erst gelesen. Darf ich dich fragen, wie es dir heute geht. Auch ich wurde nach dem Tod meines Bruders geboren. Antworte nur, wenn du magst. Liebe Grüße
Die letzten 10 Beiträge
- Beistand für Freundin
- 17 Jahre nach Fehlgeburt immer am Geburtstag fix und fertig
- Früher Abgang oder nicht?
- Du fehlst mir so
- Kerze anzünden für unsere Sternenkinder
- Missed Abortion - Abgang mit Cytotec
- Ausschabung
- Habt ihr euch schwanger gefühlt bei leerer Fruchthöhle?/ windei?
- Einleitung seit 8 Tagen... 23. SSW
- Fehlgeburt: Wie einem Kleinkind das Warum erklären?