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Meine Erfahrung, meine Schuld mit der ich leben muss

Meine Erfahrung, meine Schuld mit der ich leben muss

Marge.S

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Als ich 18 Jahre alt war, wurde ich schwanger. In der 8 ssw stellte man fest , das irgendetwas nicht stimmt. Man sah vor dem bauch des babys etwas , das der arzt mit dem normalen ultraschallgerät nicht deuten konnte. Nach vielen Untersuchungen stellte sich heraus, das sämtliche Organe ( Magen, Darm, Leber, Milz usw ) ausserhalb des Körpers liegen . Hinzu kam das er ein Linksherzsyndrom hatte. Es wurde 7 Wochen lang beobachtet, und letztlich sah man immer mehr Organe ausserhalb des Körpers. Alle Ärzte meinten, ich solle einen sofortigen abbruch vornehmen lassen. Es gibt keine chance, da man die Organe niemals wieder in den Körper zurück bekommt. 2 Organe ja, soviele nein. Alle redeten auf mich ein, Familie, Ärzte , Freunde und bekannte. Damals war ich noch nicht in diesen Foren unterwegs , um mir ein Bild über das ganze machen zu können. Letztlich willigte ich ein, und mein sohn kam in der 19 ssw zur Welt. Heute kann ich sagen, das ich es niemals mehr tun würde. Niemals würde ich ein Leben beenden. Hätte ich gewartet, wäre nicht ich für den tod verantwortlich gewesen. Immer und immer frage ich mich warum ich so gehandelt habe. Alle die mir damals dazu geraten haben, mich dazu gedrängt haben, tragen keine schuld daran, sondern nur ICH ganz allein. Und ich frage mich, warum konnte mir das nicht ein paar Jahre später passieren. Mit mehr erfahrung und weniger Naivität. Ich muss sagen es ist keine leichte Last, dieses Päckchen zu tragen. Und könnte ich es tun, würde ich die Zeit zurück drehen. Daher habe ich eben diese Meinung, das es einfach falsch ist diese Entscheidung zu treffen. Und auch jetzt sitze ich hier, mit Tränen in den augen , und frage mich warum ich soetwas nur getan habe................


Mexxi82

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

weil du es nicht aus eigener Überzeugung getan hast, sondern dich hast drängen lassen.... Es tut mir sehr leid was passiert ist und dass du zu einer Entscheidung gedrängt wurdest und es somit die falsche für dich war...


desire

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Antwort auf Beitrag von Mexxi82

Liebe Marge, das ist mitunter auch das Problem das ich mit dem Satz "das muss jeder selbst wissen" habe. Denn nicht jeder...so wie du damals...weis es was er da tut und nicht jeder ist sich der Tragweite seiner ...ev. auch aus Unwissenheit getroffenen Entscheidung bewusst. Wieviele junge Mädchen werden heute noch quasi gezwungen ihre Kinder abzutreiben....ihnen wird eingeredet sie hätten doch nichts, sie wüssten nichts. Und dann geht noch jemand her "das musst du selbst wissen...." das sind oft so fatale Worte die ein Leben zerstören können. Hör auf eine Schuld mit dir herumzutragen...du hast Kinder und dein Sternchen immer im Herzen.


desire

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Antwort auf Beitrag von desire

die Schuld hast nicht du. Sondern die Leute die es besser hätten wissen müssen....die dir Hilfe hätten sein sollen. Waren sie aber nicht.


Bengelengelmama

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

wir machen alle Fehler - leider realisieren wir erst viel zu spät, dass wir mehr hätten kämpfen müssen......dass wir mehr Kraft hätten aufbringen müssen......dass wir zu schwach waren... Hätte ich darauf bestanden, dass mein Sohn geholt wird, hätte ich etwas mehr Mut gehabt ins Krankenhaus zu fahren......hätte, hätte, hätte......ja, dann würde er vielleicht - oder wahrscheinlich noch leben...und glaube mir, es vergeht kein Tag, andem ich mir nicht vorwerfe nichts getan zu haben. Jeder von uns wird sich ein Leben lang diese Vorwürfe machen - wir sind zum Glück nur Menschen, doch wir lernen von unseren Qualen und wachsen an unserer Einsicht....


PhiSa

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Antwort auf Beitrag von Bengelengelmama

Weißt du Bianca, selbst wenn du ihn zu früh aus voller Überzeugung das richtige zu tun geboren hättest.... du würdest dennoch immer wieder an deiner Entscheidung zweifeln. Ich weiß (auch mit höhstem Vertrauen der ITS-Klinik im Rücken), dass es die einzig richtige Entscheidung war, dass wir Phillip nicht mehr zum hierbleiben gezwungen haben. Hätten wir noch länger gewartet... es wäre einfach nur unfair gewesen. Ganz besonders ihm gegenüber. Er wollte nicht mehr hier bleiben. Er war doch gar nicht mehr bei uns. Es war doch nur noch seine Hülle, die wir hier auf Erden mit Hilfe von Medizin behielten. Grundsätzlich gab es bei ihm keine Hoffnung auf Leben. Nur man hätte das Unausweichliche weitergeschoben und weitergeschoben und weitergeschoben... jeden Tag, jede Stunde.. Minute...... Sekunde, mit dem Gedanken im Kopf er könnte jeden Augenblick sterben. Trotz all dem Wissen, dass man eigentich gar keine Wahl hatte, bin ich nicht frei von der Last und den Gedanken, dass nur durch mich mein Sohn nicht mehr lebt. Es war nicht mein mann der sagte, dass wir nicht mehr warten. das war ICH! Und immer wieder diese Frage: War es so richtig? Was wäre wenn wir doch noch, so wie der Arzt damals anbot, doch noch 3 Tage gewartet hätten? Egal, wie man es dreht und wendet... es ist einfach alles Scheiße!


Mauschel

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

genau aus diesem Grund hab ich NICHT auf meine Familie gehört. Mein Sohn hatte auch eine offene Bauchdecke und die Organe schwammen im FW. Dazu kam der Verdacht auf T21, aber für mich und mein Mann war klar das wir unser Wunschkind behalten und er entscheiden soll ob er kämpfen möchte oder nicht. Leider sind einige Ärzte mit diesen Kindern "überfordert" und raten zur Abtreibung. Mir wurde sie sogar in der 32.Woche noch "angeboten" Es tut mir sehr leid das du damals keine Unterstützung bekommen hast und dich so entschieden hast. lg mauschel


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Mauschel

darf ich mal fragen wie das dann ausging? :( musst nicht antworten


Mauschel

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ja du darfst fragen. Ich habe jetzt einen kerngesunden 12jährigen Jungen mit einem besonderen Bauch. Es war eine sehr schwere Zeit am Anfang und er wurde mehrfach operiert und lag im Koma, aber das Kämpfen hat sich gelohnt. lg mauschel


Marge.S

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Antwort auf Beitrag von Mauschel

welche organe waren ausserhalb des Bauches ?


Marge.S

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

auch wenn das schlecht gewissen dadurch nicht besser wird


Mauschel

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

der komplette dick und dünndarm und ich glaub Milz und Leber. Aber das weiß ich nicht genau wurde nur im US erwähnt. Ich weiß nur das jetzt beim US rauskam das die Bauchspeicheldrüse auch woanders liegt und sein Darm komplett seitenverkehrt wieder zurückverlegt wurde. Sein Magen ist auch anatomisch anders geformt. lg mauschel


Marge.S

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Antwort auf Beitrag von Mauschel

ja bei uns war es wirklich alles. Bei der Geburt sah man auch das der Darm schon komplett die anderen Organe umschlungen hatte. Dadurch waren sie auch geschädigt. Und mit dem angeschlagenen Herz, ja es war aussichtslos das er es ohne Op überlebt, und eine OP erst recht nicht. Trotzallem wäre ich froh es wäre anders zu ende gegangen


popi

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

Liebe Marge, Du musst Dir keine Vorwürfe machen oder dich schuldig fühlen. Auch wenn Du dich hast von den Anderen leiten lassen oder zumindest das Gefühl hast und es jetzt bereust- war deine Entscheidung nicht falsch. Wäre dein kleiner Schatz zum regulären Entbindungstermin auf die Welt gekommen, hätte er mehrere Op's hinter sich bringen müssen und hätte diese höchst wahrscheinlich gar nicht überlebt. Der Kleine hätte Schmerzen gehabt usw.... Und genau dann hättest Du Dir auch Vorwürfe gemacht das Du ihm dieses Leid nicht erspart hast. Es gibt da kein Falsch oder Richtig. Du hast doch nicht nur an dich gedacht sondern an deinen kleinen nicht lebensfähigen Schatz. Du darfst auch nach so vielen Jahren trauern und es ist auch richtig dem Schmerz und der Trauer einen Platz zugeben aber Schuldzuweisungen helfen nicht und tun nur unnötig weh. Weine um deinen kleinen Schatz, trauere um ihn aber gebe DIR keine Schuld. Ich hoffe es nicht zu wirr geschrieben. Ganz liebe, mitfühlende Grüße Popi


Biankaline

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Antwort auf Beitrag von Marge.S

...und sich auch die Fruchtblase nicht ganz um das Baby geschlossen hat. Auch ich habe mich nach warten bis zur selben Woche wie du für einen Abbruch der Schwangerschaft entschieden. Es war 1 Tag vor Weihnachten 1999 und Heiligabend bin ich nach Hause. Für mich war das schlimmste das alles gesagt haben es hätte doch eh nicht gelebt stell dich nicht so an. Aber die Entscheidung zu dem Zeitpunkt die Schwangerschaft abgebrochen zu haben beräue ich nicht. Ich habe heute 2 Gesunde Kinder und 6 FG von der 7 Woche bis zur 18 Woche die FG waren Psychich für mich viel viel schlimmer. Was ich sagen will ist, man kann eine Frau die eine Schwangerschaft aus MEDIZINISCHEN Gründen nicht aufrecht erhalten will nicht einfach so verurteilen mann muss das große ganze dahinter sehen. LG


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Biankaline

du hast da was falsch verstanden... lies bitte nochmal richtig :( tut mir leid was dir passiert ist


cereza

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hmm. du könntest das auch anders sehen. da war dein baby, was niemals eine chance gehabt hätte. du konntest dich also entscheiden: es gehen zu lassen, oder: zu warten, bis die natur ihren lauf nimmt. ich finde in deinem fall deine damalige entscheidung in ordnung, denn: was wäre gewesen, wenn dein baby sich unnötig und lange gequält hätte, nur, um der natur ihren lauf zu lassen? vielleicht hätte es schmerzen gehabt, vielleicht über lange zeit? es war nicht gesund! du warst stark und hast dich dafür entschieden, es zu beenden- auch deinem baby zuliebe. man muss nicht immer mit aller macht warten, bis die natur selbst einschreitet. sieh es mit abstand- der körper denkt und handelt nicht gefühlvoll, so wie du. der körper läuft, wie eine maschine, so lange, bis es gar nicht mehr geht. das kann unter umständen mit großen schmerzen und anstrengungen verbunden sein, die man mit seinem gefühlvollen denken und handeln niemals haben wöllte- auch ein baby nicht. du brauchst dir keine vorwürfe machen, weil die entscheidung,die du getroffen hast, gut war- für dein baby war! du hast dich dafür entschieden, selbst (seelischen) schmerz auszustehen, damit dein baby nicht länger körperlich (und seelisch?) leiden muss. das ist doch prima und sehr mutig von dir.