Elternforum Kleine Engel

Grabaufgabe. Ich hoffe, ich darf hier fragen...

Grabaufgabe. Ich hoffe, ich darf hier fragen...

liha

Das wird sicher ein längerer Text zur Erklärung... Als ich 8 Jahre alt war (vor 30 Jahren), habe ich einen Freund verloren. Er ist beim spilen in einem Teich eingebrochen und verstorben. Die Eltern sind kurz nach der Beerdigung verzogen, weil sie es hier nicht mehr aushalten konnten und neu anfangen wollten. Keiner weiß, wohin sie gegangen sind. Okay, ich kann es verstehen... Das Grab meines Kinderfreundes ist einfach nur mit Heidekraut bepflanzt und wird nicht gepflegt. Ich gehe schon seit 30 Jahren mehr oder weniger regelmäßig hin, habe aber nicht gewagt, das Grab anzugehen, Blumen zu pflanzen etc, weil ich finde, dass mir das nicht zusteht. Nun ist es auf unserem Friedhof so, dass ein Grab nach 30 Jahren erlischt und neu belegt wird. Man "pachtet" es also einmalig für 30 Jahre und dann kann man den Vertrag entweder verlängern, oder es wird umgegraben. Nun steht seit 1-2 Wochen ein Schild auf dem Grab, dass man sich bei der Friedhofsverwaltung melden soll. Ich habe dort angerufen und nachgefragt. Die Friedhofsverwaltung erklärte mir das Prozedere und mit dem Schild gibt man den Angehörigen die Gelegenheit, den Grabstein abzuholen. Nun haben sich die Angehörigen aber nicht gemeldet und es gibt auch keine Anschrift von ihnen. Der Mann von der Friedhofsverwaltung meinte, dass die Frist eigentlich schon abgelaufen sei und das ich den Grabstein haben könne, sonst landet er im Müll. Es ist ein sehr schöner Grabstein mit foto von meinem Freund, genau so, wie ich ihn als 8-jährigen in Erinnerung habe. Den kann man doch nicht einafch wegschmeißen! Schon bei dem Gedanken darn muß ich weinen. Auch, wenn ich daran denke, dass ich nicht mehr zu ihm gehen kann. Am liebsten würde ich den Grabstein nehmen und an dem Teich neu setzen (ist in einem öffentlichen Wald), aber dann denke ich wieder, dass das nicht meine Sache ist und ich kein Recht habe, einzugreifen. Was meint ihr dazu? Ich bin zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen.


Mitglied inaktiv

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oh wie gut ich dich verstehen kann. meine freundin alexandra ist mit 9 jahren an einem zuckerschock gestorben. sie bekam damals ein schönes grab, weiß mit goldener schrift. ich als kind hab oft davorgestanden und hab mir ihr geredet. es tat weh aber gleichzeitig auch gut, verstehst du? dann zog ich weg, nach der hochzeit, in einen anderen ort und kam nicht mehr so oft auf den friedhof. zwei mal im jahr besuche ich die gräber meiner oma und meiner tante. dann vor ein paar jahren der schock: Alexandras grab war weg :( mir war als ob jemand mein herz rausriss. für mich ist sie ein zweites mal gestorben. ich hatte keinerlei erinnerung an sie, kein bild, und nun auch kein grab mehr. es dauerte lange, bis ich drüber weg war. für mich unvorstellbar, das grab meiner tochter einebnen zu lassen. wir müssen es 2021 wieder nachkaufen für weitere 25 jahre, und das werden wir dann auch tun. einen rat kann ich dir leider auch nicht geben. außer, den grabstein mitzunehmen und irgendwo aufzustellen. nachdem die eltern das grab nicht mehr bezahlt haben, gehört es niemandem mehr und du kannst den stein an dich nehmen. oder aber auch nur das bild raushebeln, falls das geht.


Sternenschnuppe

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Oha, wer weiss wie sehr die Eltern gelitten haben, dass sie sich nicht kümmern konnten. Nehme den Stein an Dich, wenn Du die Möglichkeit hast. Vielleicht kannst Du einen Brief an die Eltern schreiben den der Friedhof bewahrt, falls sie sich erkundigen. Oder ein weiteres Geschwisterkind irgendwann ? Vielleicht leben die Eltern auch gar nicht mehr ? So nimmst Du ihn nicht einfach, sondern erweist Deinem Freund und seine Familie Ehre, weil Du ihn anstelle ihrer verwahrst. Wenn ich mir vorstelle die Mutte oder eine Schwester zu sein, ich wäre tief berührt dass mein Kind / Bruder nie vergessen wurde. Und dankbar.


PhiSa

Antwort auf Beitrag von liha

hallo, ich an deiner stelle würde den grabstein mitnehmen. und weiter versuchen die eltern irgendwie ausfindig zu machen. es gibt durchs internet jetzt soviele möglichkeiten personen zu finden, einwohnermeldeamt, vielleicht kennt ja doch jemand noch einen, der die familie kennt oder einen hinweis geben kann. vielleicht findet sich die eltern und dann denke ich würde ich den grabstein ihnen zurückgeben. das grab können sie dann nicht mehr behalten, aber zumindest den stein... unsere grabstelle (4er familiengrab) wird auch für 30 jahre gekauft. d. h., es wird auf 30 jahre aufgestockt. 2004 ist jemand verstorben, da mußte die abgelaufene zeit bis die 30 jahre wieder voll waren gezahlt werden, als unser sohn 2008 verstorben ist, mußten wir die 4 jahre wieder aufstocken usw.


liha

Antwort auf Beitrag von PhiSa

Die Eltern waren damals schon sehr alt. Ein Geschwisterkind wird sicher nicht hinterhergekommen sein. Sie habe hier ihr Haus verkauft damals und sind weg gezogen. Sie haben das Grab wahrscheinlich gar nicht mehr besucht und sich zumindest nicht darum gekümmert. Ich kann das verstehen. Jeder hat seine eigene Art zu trauern. Wenn sie noch leben, dann wissen sie ja selbst am besten, dass die 30 Jahre nun um sind. Und wenn sie den Stein hätten haben wollen, dann hätten sie ihn geholt. Sie haben es aber nicht getan und daraus schließe ich, dass sie mit dem Grab schon lange abgeschlossen haben. Sie haben ihre eigene Art zu trauern und das sollte man ihnen doch auch zugestehen und akzeptieren. Selbst wenn ich sie ausfindig machen könnte (was ich bezweifel, weil der Name nicht gerade selten ist und die welt groß), dann würde ich das wahrscheinlich nicht tun, weil ich der Meinung bin, dass sie das gar nicht wollen.


halligalli

Antwort auf Beitrag von liha

Jetzt weiß ich gar nicht, wie ich mich formulieren soll... Bevor der Stein auf dem Müll landet, solltest du ihn wirklich an dich nehmen. Und die Idee, den Stein an dem Teich aufzustellen, finde ich persönlich nun wirklich sehr schön. Allerdings gehört auch ein öffentlicher Wald irgend wem. Wende dich doch mal an den Revierförster und frage ihn, ob du den Stein dort hin machen darfst, bzw wer der Eigentümer des Waldstückes ist. liebe Grüße


Laufente123

Antwort auf Beitrag von halligalli

Manche Dinge sollte man nicht offiziell anfragen, sondern einfach machen. Du schadest ja niemanden wenn der Grabstein an einer schönen, nicht öffentlichen Stelle abgestellt wird. Wenn Du nachfragst ob du den Stein dort abstellen darfst, wirst du ein Nein bekommen da man nicht weiß wie man damit umgehen soll, sich keine Arbeit und keinen Ärger aufhalsen will, die Entsorgungskosten in xx Jahren scheut. Oder du schließt damit ab oder findest einen Platz in Deinem Garten in einer Ecke? Man könnte den Grabstein halb schräg einbuddeln und mit Efeu bewachsen lassen. Dann sieht es nicht gleich jeder was dort steht. Alles Gute Servus Laufente


lastunicorn

Antwort auf Beitrag von Laufente123

Bevor dann der Waldbesitzer eine Anzeige macht - und die "Täterin" wäre dann ja leicht heraus zu bekommen - und den Stein kostenpflichtig "auf den Müll werfen lässt, würde ich lieber fragen. Erfahrungsgemäß sind Waldbesitzer sehr eigen, wenn es darum geht, ungefragt etwas in ihrem Forst zu hinterlassen. Eine offene Ansprache deines Anliegens kann ziemlich wahrscheinlich sogar das gewünschte Ergebnis bringen. Frag also lieber den Besitzer. Ich könnte mir vorstellen, dass er dein Vorhaben rührend findet und dich vielleicht sogar unterstützt - so ein Stein wiegt ja Einiges und muss schon mit schwerem Gerät bewegt werden. Darüber hinaus würde ich tatsächlich versuchen die Eltern des Freundes ausfindig zu machen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie noch leben, auch wenn sie "sehr alt" waren... das ist die subjektive Sicht eines Kindes damals. Realistisch betrachtet heißt das doch, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass die Mutter deutlich über 80 Jahre alt ist, oder? Auch, wenn sie wirklich nicht mehr da gewesen sein sollten (du weißt es ja nicht, weil das Grab ja nicht beobachtet wird), kann es durchaus sein, dass ihnen der Ablauf der Frist nicht klar ist. Es kann dafür unterschiedliche Gründe geben... Wie auch immer... ich bin beeindruckt, wie sehr du noch an deinen Freund denkst und wie nahe du ihm immer noch bist - so nah, dass du nicht nur das Grab all die Jahre besucht hast, sondern dich sogar um den Stein kümmern möchtest. Und genau das zu erfahren, dürfte für die Eltern deines Freundes sehr wichtig sein, denn vergessen werden sie garantiert niemals...


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von lastunicorn

genau das selbe dachte ich auch gerade, als ich den tipp las. wie kann man nur so einen rat geben? man kann nicht einfach so überall grabsteine aufstellen. wo käme man denn da hin. dann stünden überall an den straßen grabsteine. das geht nicht.


liha

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Ich würde natürlich vorher beim Forstamt nachfragen. Da ich den Förster kenne, denke ich nicht, dass er damit ein Problem hat. Er war schon damals dort "Jungförster" und er war damals sehr geschockt, dass ein Kind auf "seinem" Teich eingebrochen ist. Er hat Warnschilder aufgestellt und der Grabstein wäre ja nicht nur ein Gedenken, sondern auch eine weitere Warnung. Fragen würde ich auf jeden Fall, denn der Stein müßte ja (gegen Vandalkismus) einbetoniert werden.


shinead

Antwort auf Beitrag von liha

Nimm den Stein, lass ihn dort aufstellen, wo Du es möchtest. Gleichzeitig würde ich versuchen, die Eltern ausfindig zu machen (über das Einwohnermeldeamt, mit der zuletzt bekannte Meldeadresse, einen Grund zur Suche hast Du ja!) und schreibe ihnen einen Brief, in denen Du ihnen genau das schreibst, was Du hier geschrieben hast.


grinsie

Antwort auf Beitrag von liha

Erst mal: Es tut mir leid, dass du einen Freund so früh verloren hast. Es kam hier ja der Vorschlag, oder die Idee, den Grabstein in den eigenen Garten zu setzen - da frag ich mich ganz ehrlich: WARUM? In den eigenen Garten? Da wo die eigenen Kinder spielen? Für mich undenkbar... Genau ergeht es mir, wenn ich mit meinem kleinen Kind an einem See spazieren gehen würde und ich da einfach so einen Grabstein sehen/finden würde ... für mich auch eine surreale Situation. Ich kann durchaus verstehen, dass man Erinnerungen hegt und pflegt, aber den Stein eines Schulfreundes an sich zu nehmen käme mir nicht in den Sinn. Jeder Mensch hat Gefühle und ich kann sehr intensive Trauergefühle sehr gut verstehen, aber is das der richtige Weg, einen Grabstein eines Schulfreundes umsetzen zu lassen? Ich denke, dass nicht mal Familien nach Ablauf der 30jährigen Pacht ihren Grabstein von Omi oder Opi sich in ihren Garten umsetzen lassen - und die sollten im Normalfall eine etwas engere Bindung zu ihren direkten Verwandten haben. Ich habe vor einiger Zeit einen tolle Seite gefunden, bei der man wundherschöne individuelle "Gedenk"-Steine anfertigen lassen kann - die sind etwas kleiner und sehr sehr schön. So etwas könnte ich mir für schon eher vorstellen. Ich hoffe, dass du eine Lösung findest. Vielleicht ja auch die Eltern ausfindig machen kannst. Alles Liebe


liha

Antwort auf Beitrag von grinsie

Eine Aufstellung im eigenen Garten käme für mich auch nicht in Frage. aus den von dir genannten Gründen und weil mir das auch viel zu sehr "intensiv" wäre. Wir waren damals 8 Jahre alt, das ganze ist 30 Jahre her. Unregelmäßig zum Grab zu gehen ist etwas anderes, als den Stein täglich vor Augen zu haben. Den Stein am See aufzustellen, finde ich nicht "störend". Es stehen ja auch ganz oft Kreuze am straßenrand, wo Menschen verunfallt sind. warum dann nicht auch an einem See im Wald? Es ist nicht so, dass meine Bindung zu meinem Schulfreund so intensiv ist, oder das ich täglich an ihn denke und traurig bin. Aber andererseits macht mich der Gedanke traurig, das der Stein im Müll landet. Mein Mann hat nun vorgeschlagen, dass wir den Stein erstmal an uns nehmen und im Keller verstauen. Dann können wir in Ruhe überlegen.


grinsie

Antwort auf Beitrag von liha

Ich stelle mir einen großen hohen Grabstein vor, an einem See empfinde ich ein Holzkreuz z.B. auch sehr schön, wobei das Wort schön dabei nicht wirklich passend ist. Vielleicht weichen meine Vorstellung von diesem Grabstein etwas von der Realität ab - nix für ungut. Wenn ich darüber nachdenke, dass deine Beweggründe der "Stein der im Müll landet" ist ... hmmm ... ich dachte, dass deine Bindung da schon etwas größer ist. Ich bin glücklicherweise nicht in deiner Situation, drum ist es auch sehr schwer sich die Situation vorzustellen. Alles Liebe


liha

Antwort auf Beitrag von grinsie

Der Stein ist ca. 60cm hoch und 40cm breit. Die Bindung ist schwierig zu beschreiben. Ich gehe zum Freidhof, um zur Ruhe zu kommen. Ich erzähle meinem Freund von meinem Leben und das macht mich irgendwie frei. Ich bin traurig, dass er nicht da ist um mir zu antworten, aber mir ist auch klar, dass wir wahrscheinlich gar keine Beziehung mehr zueinander hätten, wenn er noch leben würde. Ich denke oft an ihn und an Kindheitserlebnisse. Aber es ist nicht mehr so, dass ich in Trauer wäre, das ich um ihn weine oder sowas. Aber den Gedanken, dass ich nicht merh zu seinem Grab gehen kann und das dieser schöne Gedenkstein einfach aus meinem Leben verschwindet macht mich sehr traurig. Schwer zu beschreiben...


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von liha

um himmels willen... hier bei uns gibts ein ungeschriebenes gesetz, man könnte auch sagen es ist aberglaube, aber ich würde mir niemals irgendwas vom friedhof ins haus holen, egal ob grabstein, kreuz oder blumen ! wenn ich das grab meiner tochter im herbst abräume, also die engelchen und windmühlen wegmache, dann kommen die in den schuppen, aber niemals würde ich sie ins haus holen. da sträubt sich alles in mir :(


Mitglied inaktiv

Antwort auf Beitrag von liha

ich kann dir nur den rat geben: lass den stein wegmachen, mache dir aber vorher noch fotos des grabes. dann hast du immer eine erinnerung. wenn deine bindung doch nicht so eng ist, wie ich vorher dachte, dann würde ich den stein nicht an mich nehmen. und auf dem müll landen solche steine meistens nicht. sie werden abgeschliffen und wieder als grabstein abgegeben.