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Gedanken an den eigenen Tod...

Gedanken an den eigenen Tod...

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Hallo, ist nun schon fast fünf Jahre her, daß meine Drillinge nach 24+2SSW geholt wurden und daß meine eine Tochter am nächsten Tag sterben mußte. Irgendwie hatte ich nie Zeit zum Trauern, war immer mehr mit meinen Gedanken und Ängsten bei den beiden anderen, die lange, lange hart ums Leben kämpfen mußten und noch heute unter der viel zu frühen Geburt leiden. Nun ist es so, daß mir in letzter Zeit, meisten abends bzw nachts die Gedanken durch den Kopf gehen. Ich habe dann so ein schlechtes Gewissen, daß ich nicht mal bei ihr sein konnte, daß ich sie nie gehalten, gestreichelt habe. Daß ich sie gar nicht auf den Arm nehmen wollte, als mir eine Krankenschwester Stunden nach dem Tod geben wollte. Da habe ich sie zum ersten Mal bewußt gesehen. Nach dem KS im Kinderkrankenhaus wurde ich sofort in "mein" Krankenhaus zurück gebracht. Warum kam ich nicht auf die Idee, zu den Kindern zu wollen? Warum lag ich nur im Bett mit leerem Bauch und riesiger Angst? Warum war ich nicht da? Warum habe ich nicht einmal getrauert...??? Nun liege ich stundenlang wach. Mache mir Vorwürfe. Bin traurig, so gar nichts von ihr zu haben. Frage mich, wo sie ist. Wie sie wäre. Ob sie mich vermißt hat in der kurzen Zeit auf dieser verdammten Welt. Und möchte am liebsten bei ihr sein. Und im nächsten Moment habe ich dann wahnsinnige Angst vorm eigenen Tod. Dahin zu müssen wo auch mein kleines Baby so alleine hin mußte. In der eisigen Erde in einer dunklen Kiste eingesperrt zu sein. Und daß für immer... Wo bin ICH denn dann??? Sehne mich einerseits so nach dem Tod, und habe so große Angst... Bin wohl irgendwie ein bischen verrückt. Kennt jemand solche Gedanken? Gruß, Judith


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Genau die gleichen gedanken habe ich heute auch noch, nach 14 jahren. meine franzi wurde in "unserem" krankenhaus geboren, allerdings gabs keine Säuglings-intensivstation. deshalb wurde sie nach erlangen verlegt, welches 150 km von hier wegliegt. Ich habe meine tochter zwar gleich besucht, nachdem ich das kh verlassen hab. aber ich durfte sie nie im arm halten, sie nie wickeln, nie füttern, geschweige denn stillen oder auch nur anziehen. dies alles war nicht möglich, da sie an zahlreichen monitoren und schläuchen hing. mir blieb also nur das streicheln der kleinen patschehändchen :( als sie starb, war ich nicht bei ihr. ich war zuhause bei meinem kleinen sohn, der damals erst zwei jahre alt war. als der anruf kam, brach ich zusammen. ich war in ihrer letzten sekunden nicht bei ihr. sie musste alleine sterben, meine kleine maus. wir wußten zwar, daß sie es nicht schaffen wird, aber wir wußten den zeitpunkt nicht. es kam zu schnell.... sie wurde 14 tage alt. ich habe sie auch nicht mehr gesehen. sie wurde nochmal obduziert und ihr herz zu forschungszwecken aufbewahrt. mein einverständnis hatte ich gegegen, damit anderen kindern geholfen werden konnte. heute bereue ich zutiefst, daß ich das angebot nicht mehr angenommen habe, sie nochmal zu sehen, zu streicheln, zu halten. nach ihrer beerdigung ging ich bis zu 5 mal am tag an ihr grab, weil ich sie nicht alleine lassen konnte. ich dachte, sie muss doch angst haben da unten im dunkeln, in der kälte. keiner war bei ihr. noch heut denke ich oft: wäre es nicht viel schöner für sie gewesen, wenn sie zuhause in ihrer wiege gestorben wäre. wir wären dann bei ihr gewesen und ihr wären einige schmerzhafte untersuchungen erspart geblieben. sie wäre dann zwar viel früher gestorben, aber vielleicht glücklicher *schnief* ich bin der meinung, wir haben sehr viel falsch gemacht. aber das kann ich nie wieder rückgängig machen. i


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Oh......ihr beiden.......:-( Ich drück euch beide mal ganz dolle......! jetzt wein ich mit euch! ich kann euren Schmerz, eure Trauer, eure Gefühle, Gedanken...nur erahnen! Ich wünsch euch alles, alles Liebe und weiterhin GANZ viel Kraft! ganz liebe, stille Grüße, Andrea mit Kathrin und kl. Nadine und **** (im Herzen) ...denn es fehlt einer Wir wären eigentlich vier und sind doch nur drei, denn es fehlt einer, und dennoch fehlt keiner, denn einer ist immer dabei. Wir wären eigentlich vier, vier Freunde, die durchs Leben gingen, vier, die gemeinsame Lieder singen, vier Kameraden, die zusammen lachten, vier waren`s, die oft Späße machten, aber wir sind nur drei, denn es fehlt einer, und dennoch fehlt keiner, denn einer ist immer dabei. Dabei, wo drei gehen und singen, dabei, wo drei lachen und Späße machen. In Wirklichkeit kann uns niemand trennen: Auch wenn es so aussieht, als wär`n wir nur drei... Denn – einer ist immer dabei. von: "Jutta Klinkhammer-Hubo für ihre verstorbene Tochter Anika"


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Ihr beiden, eure Beiträge sind so wahnsinnig ehrlich und liebevoll, aber auch voller Schmerz und Sehnsucht. Ich musste erstmal tief durchatmen und wollte euch dann antworten. Wisst ihr, ich denke, eure Kinder sind da, bei euch. Sie sind jetzt 5 bzw. 14 Jahre alt. Sie nehmen es euch nicht übel, dass ihr nicht da wart, ihr seit ihre Mütter und eure Liebe haben sie gespürt. Christine, gerade deine Franzi weiß, dass du für sie da warst, ihre Patschehändchen(*schluck* das mein ich mit liebe-sehnsuchtsvoll) gestreichelt hast, dass du sie nicht rausnehmen durftest, um sie zu halten. Sie weiß, dass du bei ihrem Bruder warst und nicht da sein konntest. Es gibt diesen schönen Spruch: Steh nicht weinend an meinem Grab. Ich liege nicht dort in tiefem Schlaf. Ich bin der Wind über brausender See. Ich bin der Schimmer auf frischem Schnee. Ich bin die Sonne in goldener Pracht. Ich bin der Glanz der Sterne bei Nacht. Wenn du in der Stille des Morgens erwachst, bin ich der Vögel ziehende Schar, die kreisend den Himmel durcheilt. Steh nicht weinend an meinem Grab, denn ich bin nicht dort. Ich bin nicht tot. Ich bin nicht fort. Joyce Fossen Judith, du standest unter Schock, konntest nicht begreifen, dass sie starb und dann die Angst um deine verbliebenden Kinder. Ich kann dich verstehen und deine Tochter ebenfalls. Ich glaube, dass die Kinder nach dem Tod größer und älter werden. Sie haben Geburtstag, dort wo sie sind. Solche Gedanken sind für mich tröstlich, was mich traurig stimmt, ich kann diese Zeit nicht mit ihnen erleben. Doch dann, wenn meine Zeit gekommen ist, werde ich sie wieder sehen. steffi


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Es gibt viel Trauriges in der Welt und viel Schönes. Manchmal scheint das Traurige mehr Gewalt zu haben, als man ertragen kann, dann stärkt sich indessen leise das Schöne und berührt wieder unsere Seele. Euer erlebtes tut mir so unendlich leid und ich sitze hier mit Tränen in den Augen. Aber Eure Kraft macht mir Mut und wenn ihr es bis dort wo ihr jetzt seit geschafft habt dann schafft ihr es auch weiter. die Seele ist das so stark und manchmal hat man das Gefühl sie ist bis aufs zerreissen angespannt und ausgelastet. Aber dann kommen Erlebnisse, Gedanken und Menschen die berühren unsere Seele und streicheln sie so das sie an Anspannung verliert und sich erholen kann. In aufrichtiger Anteilnahme an Eure Trauer. LG, Verena


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Liebe Judith! Im Nachhinein würde man vieles anders machen... Ich wurde in das selbe Krankenhaus verlegt, in dem Phillip lag (er wurde gleich nach der GEbur in ein anderes Krankenhaus mit Kinderintensivstation gebracht). Aber ich war auch so selten bei ihm. Ich hätte den ganzen Tag dort sitzen dürfen, niemand von der I-Station hätte mich dort weggejagt,aber ich konnte nicht. Ich konnte mir es nicht ansehen, wie er dort an den Kabeln, Schläuchen und Spritzen lag. Mir blutete das Herz. Mir blutete es auch, weil ich nicht oft bei ihm war, aber es ging einfach nicht. Die Zeit, wo ich da war, habe ich nur geweint. Als man uns fragte, ob wir ihn in den Tod begleiten möchten, sagten wir zuerst nein. Wer will sein Kind schon sterben sehen? Am nächsten Tag, wo es dann nun geschehen sollte, bin ich doch dort geblieben. Auf einmal war es keine Frage mehr, selbstveständlich blieb ich bei ihm. Man fragte noch, ob ich ihn dabei auf dem Arm nehmen möchte... NEIN! Das war zuviel - in dem Moment! Jetzt mit einem kleinen Abstand würde ich alles darum geben, wenn ich ihn auf den Arm genommen hätte. Keine Sekunde würde ich jetzt zögern. Aber in diesem Moment konnte ich es einfach nicht. Es ging nicht. Auch kommen jetzt die Vorwürfe, ob ich nicht oft genug bei ihm gewesen bin. Ich war jeden Tag da, aber viel zu kurz. Aber in der Zeit habe ich das für mich möglichste getan.


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Liebe Judith Ich glaube du hast das für dich mögliche getan.Bei den leider nur 4 Lebenstagen (es zerreisst mir das Herz wenn ich jetzt sage zum Glück für die süsse kleine Maus sie war sehr sehr krank.) Der Tag der Taufe war auch ihr Todestag meine Tochter war so voller Schmerz und mußte so stark sein um die Entscheidung für Leonie zu treffen das man keine schmerzvollen Behandlungen mehr vornimmt.Ich durfte zum Abschied ich wusste nicht das es ein Abschied für immer war sie einmal über ihr kleines Köpfchen streichel und ihr einen kuss geben,danach ist sie in den Armen meiner Tochter friedlich eingeschlafen.Ich möchte jetzt nicht jammern der so ich möchte dir nur sagen meine Tochter wurde gefragt ob sie sie baden möchte,am Anfang sagte sie nein hat dann mit der Schwester aber dann doch mitgemachtsie angezogen hübsch gekämmt und sie einmal in ihrem Wagen hin und her geschoben wie man es eben mit seinen Baby macht. Sie hat also das und das getan und sagt aber heute zu mir hätte ich dochnur mehr mit ihr gemacht damas viel es ihr schwer im nachhinein denkt man es war nicht genug. Wir alle haben nicht gedacht das es dann so schnell ging das Leonie eingeschlafen ist. Wenn es ein bisschen lange geworden ist entschuldige bitte ich wollte dir nur sagen unser Engeln wissen das wir alles in unserer kraft liegende getan hätten oder getan haben und sie wissen wie sehr wir sie lieben ,es können wer weis wiviele Jahre vergehen sie sind immer bei uns.Ich habe jetzt schon 3 Enkelkinder und die Mama von Leonie bekommt im April ihr 2. Mädchen nach Leonie. Meine kleine Leonie ist mein 1. Enkelchen und bleibt mein 1.Enkelchen sie hat in meinen Herzen einen großen Platz und es bleibt genug Platz für alle Enkelkinder die ich habe und die ich noch bekommen werde. Stille liebe Grüsse sendet dir Daniela mit Engelsenkelkind Leonie ganz tief in ihrem Herzen


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Liebe Judith! Ich denke Du hast all das was Du Dich nun fragst was Du hättest tun können, nicht getan weil Du dazu einfach nicht in der Lage warst. Möglicherweise warst Du emotional total überfordert und das ist gar nicht schlimm. Du hattest große Angst... ja und Angst kann lähmen. Ist es das was Du empfunden hast? Hast Du Dich wie gelähmt gefühlt? Natürlich ist es auch normal, dass Du Dir diese Fragen stellst. Und ich kann auch Dir nur empfehlen Dir Hilfe von Außen zu suchen mit der Du Deine unterdrückte Trauer bearbeiten kannst. Da scheint ganz viel in Dir los zu sein. Und oft passiert es, dass man einfach nur funktioniert, aber in uns drin, da arbeitet es weiter. Es ist gut, dass Du es nun erkennst, denn das ist eine große Chance jetzt mit dieser Trauer zu arbeiten. Aber bitte klage Dich nicht selbst an. Zurückdrehen lässt sich die Zeit nicht und ich bin mir sicher, Du hättest anders gehandelt wenn Du nur gekonnt hättest. Hast Du von Deiner Tochter eigentlich überhaupt Abschied nehmen können? Du kannst das immer noch nachholen, im Gedanken mit einer kleinen Zeremonie... da gibt es ja viele Möglichkeiten. Ziehst Du Deine Tochter mit ins Leben ein? Sie ist ein Teil von euch und wird es auch stets bleiben... Ich meine, wenn Du zum Beispiel den Geburtstag der lebenden beiden Kinder feierst, brennt dann z.B. auch eine Kerze für Deine Tochter? ... sowas... Aber was Dir genau hilft und gut tut, dass ist etwas was Du für Dich herausfinden "musst". Bitte lass diese Trauer zu. Es gibt keinen passenden Zeitpunkt, es ist aber wichtig, dass es Dir dann auch wieder besser gehen kann... Fühl Dich gedrückt und lieb gegrüsst Sara