Brief an Sönke

Mein geliebtes, so schmerzlich vermisstes Engelchen, heute vor sieben Jahren wurdest du geboren. Es hatte in der Nacht geschneit und schien ein trüber Tag zu werden, als gegen 9.30 Uhr die Sonne heraus kam. Acht Minuten später wurdest du von der Sonne auf der Welt begrüßt, die dann kurz danach wieder hinter ihrer Wolkendecke verschwand – als wäre sie nur für dich kurz aus ihrem Versteck hervor gekommen, um dich willkommen zu heißen... Es war, als hätte die Sonne einen ihrer Strahlen zu mir geschickt, denn genau so warst du: ein Sonnenschein, der niemals nachtragend war, der immer gerne und viel lachte und der so unendlich viel Energie und Kraft besaß... einfach ein unbeschreiblich erstaunliches kleines Wesen, dass ein Geschenk des Himmels war. Du hattest von Allem so viel mehr: es gab nichts, was du nicht konntest, nichts was du nicht mochtest – na gut, fast nichts... genau zehn Menschen (nur!) hast du gemieden... dazu gehörte auch der Mann, durch dessen Hand du wieder gehen solltest... Mein lieber kleiner Schatz, heute morgen musste ich an deine Geburtstagsfeiern denken... du und deine Freunde habt immer die komplette Wohnung zerlegt... Alle Luftschlangen wurden zu Konfetti verarbeitet, die Luftballons mussten auch alle dran glauben, deine Freunde und du habt gefuttert wie die Heuschrecken (unvergessen ist Onno, der Waffeln und Würstchen gleichzeitig in sich hineinstopfte und hinterher unter dem Bett noch deinen großen Schokoladenweihnachtsmann vertilgte *g*) und nach Hause wollte keiner deiner Freunde, sodass die abholenden Eltern mindestens eine Stunde zum Anziehen der Rasselbande brauchten. Ihr habt getobt, getanzt, gespielt (alles Spielzeug dabei so fein säuberlich auf dem Fußboden der gesamten Wohnung verteilt, dass kein Quadratzentimeter mehr frei begehbar war...), gelacht, gesungen und unendlich viel Spaß dabei gehabt... Nie waren weniger als zehn Gäste eingeladen worden seit deinem zweiten Geburtstag, wobei ab und an auch noch die Geschwister einfach so mit hängen blieben. Ohne Leonie und Melli hätte ich euch wilde Horde gar nicht alleine managen können *ggg*... Ach, mein süßer kleiner Puffel, wie sehr ich dich vermisse... deine unendlich tiefgründigen, weisen, aber gütigen braunen Augen, die manchmal so freche Blicke aussenden konnten... deine wunderschönen schlanken, feingliedrigen Hände mit denen du manchmal mein Gesicht umrahmt hast, um mir in die Augen zusehen und zu sagen: „Mami, ich hab’ dich gaaaaanz doll lieb!!!“... deine hellbraunen, gewellten Haare, die manchmal so unbändig im Wind wehten, wenn du gelaufen bist, oder wie ein Rennfahrer mit dem Dreirad gefahren bist – beim Fahrrad hast du ja immer ganz brav den Helm getragen... dein ansteckendes, fröhliches Lachen... dein allmorgendliches: „Mami, bist du schon wach? Kann ich zu dir rüber kommen?“ – diese Worte meine ich ab und an noch zu hören, wenn ich morgens aufwache... und es gibt noch so Vieles, was ich schreiben könnte (und müsste)... oh, ich vermisse dich einfach so sehr... Mein wundervolles Sternchen, den ganzen Tag werde ich heute deine geliebten Vanille-Duftkerzen für dich brennen lassen und deine liebste Weihnachts-CD spielen. Unsere Adventsdeko habe ich soweit auch wieder aufgebaut, obwohl ich deine Sternenlichterketten einfach nicht finden konnte... am Heiligen Abend werde ich dieses Jahr auch wieder einen Baum schmücken, was ich letztes Jahr nicht konnte... die letzten Jahre hattest immer du einen Baum für uns bei Oma und Opa ausgesucht (immer den allerschönsten!) und das habe ich dieses Jahr alleine tun müssen. Ich glaube, dass dir der Baum gefallen würde. An deinem ersten Weihnachtsfest warst du ja gerade sechs Tage alt. Dein süßer, kleiner Bruder wird schon etwas mehr mitbekommen, denn er ist schon vier Monate alt. Er ist dir in Vielem so ähnlich, und doch so anders... Es ist so schade, dass ihr Beide nicht mehr zusammen spielen könnt. Dafür hat er in dir den liebevollsten und besten Schutzengel, den sich ein Mensch nur wünschen kann. Pass’ bitte immer gut auf ihn auf, so wie du es im Leben sicherlich auch getan hättest. Oh, mein unvergessenes Herzenskind, die Worte, welche ich hier formuliere, können nur annähernd andeuten, was ich fühle. Die Lücke die du hinterlassen hast, ist so groß und so schmerzlich. Aber die fünfeinhalb Jahre, die du mir mit dir geschenkt hast, als du vor sieben Jahren geboren wurdest, haben mein Leben so unsäglich bereichert... deine Mama sein zu dürfen ist das größte Geschenk, dass ich je in meinem Leben bekommen hatte... ich denke, dass du mir deinen Bruder geschickt hast, damit ich wieder lachen und glücklich sein kann. Er hat seinen eigenen Platz in meinem Herzen, aber dein Platz wird immer alleine dir gehören. Ich weiß inzwischen, dass ein Engel wie du nicht lange auf der Erde sein kann. Ich bin unendlich glücklich, dass du mich hast deine Mama sein lassen... Ich bin unendlich traurig, weil unsere gemeinsame Zeit schon beendet ist. Die Erinnerung wird aber immer bleiben und mein Herz wärmen, so lange ich lebe... Deine Löwenmama