Elternforum Kleine Engel

Bin total durch den Wind (lang, sorry)

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Hallo an alle, ich habe im Internet zum Thema "Kleine Engel" gesucht und bin auf dieses Forum hier gestoßen. Vielleicht könnt ihr mir ein bisschen helfen oder auch einfach nur lesen, ich habe nur das Gefühl, alles mal loswerden zu müssen. Mein Problem klingt nach all dem, was ich in euren Postings gelesen habe, vielleicht etwas merkwürdig, denn ich habe mein Sternchen vor fast acht Jahren hergeben müssen. Damals wusste ich noch nicht einmal, dass ich schwanger war, ich war erst 17 und mir war nicht aufgefallen, dass ich überfällig war. Es ging alles sehr schnell, war auch schmerzhaft, es passierte beim Gang zur Toilette. Meine Mama hat das Kleine in der Toilette gesehen und packte mich anschließend sofort ins Auto, ins Krankenhaus. Es war nichts zurückgeblieben, also keine Ausschabung nötig, aber bei der Blutuntersuchung wurde eine Schwangerschaft ca. 6. Woche festgestellt. Damals ging das alles irgendwie an mir vorbei, ich kann das kaum erklären, ich habe ja ein Baby verloren, bevor ich wusste, dass ich eines erwarte und außerdem hätte mich die Schwangerschaft mit 17 kurz vor dem Abi wohl eher erstmal geschockt. Jedenfalls habe ich mir letzten Endes kaum Gedanken gemacht und die Sache sehr schnell ad acta gelegt. Seit einigen Wochen aber, seit ich erfahren habe, dass meine beste Freundin ihr erstes Baby erwartet, ist plötzlich alles so, als sei es gerade erst passiert, ich denke ständig an den kleinen Engel und es bringt mich wirklich um den Schlaf. Es ist irgendwie so, als würde mir heute erst bewusst, dass ich etwas verloren habe und mir kommen Gedanke wie, dass mein Baby in meinem Bauch nie gespürt haben kann, dass es eine Mama bekommen hätte, die sich trotz allem Schock wohl doch gefreut hätte. Und ich fühle mich seltsam schuldig, dass ich nie um mein Sternchen getrauert habe. Ich weiß nicht, ob das vielleicht daran liegt, dass ich jetzt in einem Alter bin, in dem mir plötzlich bewusst wird, dass ich gern Kinder hätte. Findet ihr es normal, dass ich nach so vielen Jahren plötzlich die Trauer empfinde, die damals angemessen gewesen wäre? Oder habe ich ein ernstes Problem? Ich weiß im Moment nicht, was ich denken soll. Gibt es vielleicht jemanden hier, der etwas ähnliches erlebt hat? Oder kann die eine oder andere ein bisschen nachempfinden, was gerade mit mir passiert? Ich wäre euch wirklich sehr dankbar für die eine oder andere Antwort. Und ich hoffe, dass sich niemand zu nahe getreten fühlt, ich habe gelesen, dass hier auch Unstimmigkeiten auftreten, aber ich will niemandem zu nahe treten, der ganz aktuell einen so schlimmen Verlust erlitten hat und bei mir ist es schon so lange her. Ich hoffe einfach, dass mir hier jemand ein bisschen helfen kann, mit meinen Gefühlen zurecht zu kommen. Liebe Grüße Lia


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Hallo Lia, ich kann mir vorstellen, dass die Trauer auch nach acht Jahren nicht vergeht. Vielleicht kann man dann besser damit leben oder sie irgenwie in das Leben integrieren. Aber ich denke doch, dass sie immer bleiben wird. Übrigens finde ich auch, dass sich niemand für seine Trauer schämen muss, ob sie nun sofort oder acht Jahren kommt, ob das Kind nun in der frühen Schwangerschaft abging oder erst später. Die Ausgangssituation ist vielleicht in jedem Fall anders, aber die Trauer um das Kind wird immer dieselbe sein. In deinem Fall hast du damals ja auch nicht richtig getrauert oder trauern können, weil es für dich so ein Schock war. Die Schwangerschaft und die Fehlgeburt kam ja so unerwartet. Vielleicht hat dein Umfeld das auch schnell vom Tisch gewischt. Ich denke, was du jetzt durchmachst, ist wahrscheinlich ziemlich "normal". Irgendwann trauert bestimmt jeder mal um sein Kind, wegen deiner Schocksituation ist es bei dir eben zeitverzögert. Aber es ist gut, dass du dich damit auseinandersetzt, auch wenn es schmerzhaft ist. Vielleicht kannst du ja mit deiner Mutter darüber reden? Ansonsten hoffe ich, dass du in den diversen Foren weiterhin austauschen kannst. Vor einigen Wochen hat hier jemand eine wunderschöne und irgendwie wahre Geschichte gepostet, "Das Trauerkind". Vielleicht kannst du sie über die Suchfunktion finden oder vielleicht postet sie auch noch mal jemand für dich. Liebe Grüße, junonie


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Ich habe die Geschichte gelesen und habe inzwischen auch tatsächlich mit meiner Mama telefoniert. Da konnte ich am Telefon richtig weinen, das hat irgendwie gut getan. Sie hat auch tatsächlich verstanden, was in mir vorgeht und sich sogar entschuldigt, dass ihr damals nicht bewusst war, dass wir darüber hätten intensiv reden müssen. Aber ich bin auch so ein Typ, der meistens einen sehr "toughen" Eindruck macht und es hat selten den Anschein, dass es mir schlecht gehen könnte. Aber es war denke ich schon gut, die Geschichte einmal niederzuschreiben und auch darüber zu reden. Natürlich ist das Ganze nicht einfach vom Tisch, ich denke immer noch sehr intensiv darüber nach, aber der "Eisenring", der sich um meine Brust gelegt hatte, ist weg. Danke für's zuhören und die Antwort! Lia


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Hallo, habe samals mit 23 genau das selber durch gemacht - exakt gleich - nur, daß ich alleine in meiner Wohnung war und "es" geschah! Ich bin damals nicht zum Arzt - leichtsinnig, ich weiß, aber ich habe es nicht ... registriert? Keine Ahnung.Ich habe immermal etwas daran gedacht, aber es dann irgendwann "vergessen". Als ich ss wurde, kam alles über mich!Ich wäre fast verrückt geworden - mittlerweile war ich 31!!! Ich habe die ganze SS aufgepasst wie irre, das dem Kind ja nichts geschieht. Heute habe ich meine Süße seit 3 Jahren an meiner Seite und eben ein kleines Sternchen im Herzen... Alles Liebe Dir!!! Jamu


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Hallo! Danke auch dir für deine Antwort. Es ist gut zu wissen, dass das, was ich gerade erlebe, "normal" ist, ich habe wirklich an mir gezweifelt. Inzwischen bin ich aber zu dem Schluss gekommen, dass es gut ist, mein Sternchen endlich "hereinzulassen", wenn du verstehst, was ich meine. Ich freue mich für dich, dass du mit deiner Kleinen das Glück gefunden hast. Wenn ich dann eines Tages auch wieder ein Baby erwarte, dann weiß ich, dass mein Sternchen im Herzen auch bei mir ist und auf sein Geschwisterchen aufpasst. Vielleicht ist es sogar gut, dass es mich durch die Schwangerschaft meiner Freundin so überkommen hat und nicht durch eine eigene, ich kann mir vorstellen, dass das sehr schlimm für dich war. Auch dir und deiner Süßen alles Liebe! Lia