Elternforum Kaiserschnitt

Trauer um fehlende Geburtserfahrung

Trauer um fehlende Geburtserfahrung

Rory15

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Hallo, Ich hatte vor 2 Monaten aufgrund einer schwangerschaftsvergiftung einen ungeplanten Kaiserschnitt, der grundsätzlich auch gut verlief. Ich habe aber bis heute das Gefühl dass ich um die Erfahrung von wehen etc. Beraubt wurde. Ich war beim ks so benommen, dass ich mich gar nicht richtig über unseren Schatz freuen konnte... erst Stunden später. Hab mich auch schuldig gefühlt, dass ich meinem Baby keinen normalen Einstieg ins Leben geben kann, nur weil mein Körper mich im Stich lässt. Ich weiß, ich sollte froh sein dass es uns allen gut geht aber ich werde das gefühl nicht los, dass ich etwas verpasst habe. Es ist unser erstes Kind und ich weiß nicht ob wir noch eines bekommen...somit keine chance auf eine spontangeburt :( ging es noch jemandem so? LG rory


Windpferdchen

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Hallo, mir ging es nach meinem unfreiwilligen KS ganz genauso. Ich war glücklich mit unserer Tochter, also nicht den ganzen Tag traurig oder depressiv oder so. Trotzdem hat es ein ganzes Jahr gedauert, bevor ich innerlich nicht mehr mit der OP gehadert habe. Eines habe ich aber verstanden, und das ist ganz wichtig: Dein Kind hatte trotzdem einen guten Start. Lass Dich nicht ins Boxhorn jagen von Behauptungen, das „Bonding“ sei dann schwieriger, das ist Unsinn. Wenn Du Dich nach einigen Stunden Deinem Kind zugewendet hast und es auch jetzt liebst usw., reicht das völlig aus, und es wird sich gut entwickeln. Beim zweiten Kind musste ich leider wieder einen KS haben, diesmal einen geplanten (Querlage). Und erstaunlicherweise - ich war selbst überrascht - habe ich dieses Mal überhaupt nicht damit gehadert und auch nicht getrauert. Ich hatte mich einfach damit ausgesöhnt, das ging ganz von selbst. Es war vielleicht auch deswegen, weil ich inzwischen gesehen hatte, wie wenig Einfluss die Art der Geburt auf das Kind hat. Meine beiden Kinder (heute Teens/Erwachsen) sind ausgesprochen fröhlich, haben sich wunderbar entwickelt, haben eine tolle Bindung zu mir und meinem Mann gehabt in der gesamten Kindheit. Von daher: Erlaube Dir zu trauern und enttäuscht zu sein, das ist wichtig. Geh auch davon aus, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis Du die Enttäuschung weggesteckt hast. Aber sei Dir ganz sicher, dass Du und Dein Kind trotzdem einen guten Start hattet und habt. Kinder sind stark, sie können kleine Knicks in der Entwicklung (durch ungute Erfahrungen) gut und dauerhaft überwinden. Kluge Entwicklungsforscher sagen: Nicht einzelne negative Erfahrungen sind entscheidend. Sondern dass man das „emotionale Konto“ eines Kindes mit Liebe auffüllt, auch wenn das Leben mal etwas davon „abgehoben“ hat. Die Bilanz entscheidet. Und das kann ich voll bestätigen. LG


Tante_Erna

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So wie dir geht es ganz vielen Frauen. Hast du eine Hebamme? Wenn ja, dann frag sie, ob sie mit dir und deinem Baby ein bondingbad bzw. ein heilbad machen kann. Das ist zwar nicht das gleiche, wie eine spontane Geburt, aber vielen Frauen hilft es. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es besser wird, wenn du die Erfahrung annimmst. Mir haben viele Gespräche geholfen und die Zeit. Bei der zweiten Geburt (geplanter KS) hatte ich das gar nicht mehr und bin jetzt einfach nur noch dankbar für zwei gesunde kinder.


Wunder5

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Hallo, ich kann dich gut verstehen. Einen Kaiserschnitt hatte ich erst beim 5.Kind. Das hab ich aus verschiedenen Gründen selbst entschieden. Ich brauchte eine Vollnarkose und hab die Geburt somit ganz verpasst. Ich hatte eine Phase auch Probleme damit. Meine Mutter hat mich wieder daran erinnert, dass man auch nach einer normalen Geburt manchmal sein Kind freiwillig nicht mehr sehen möchte. Weil man so traumatische Erlebnisse hatte. Das Geburtserlebniss kann was schönes, aber auch schreckliches sein. Ich kenne beides! Vielleicht hast du sogar Glück was verpasst zu haben. Das weiß vorher keiner. Die Zeit mit deinem Kind ist jetzt viel wichtiger, als der Start! Ich empfehle dir dich auf das gute zu konzentrieren und dein Kind jetzt umso mehr zu genießen.


Mitglied inaktiv

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Das wichtigste ist Du hast alles getan damit dein Baby gesund auf die Welt kommen darf und hast gleichfalls dafür gesorgt dass es eine Mama haben darf die es versorgen kann. Ich war bei meiner ersten Geburt tagelang eingeleitet,die Ärzte haben mich nicht so ganz ernst genommen,auch Schwangerschaftsvergiftung,ich bekam den eiligen KS nur weil meine Tochter immer weiter mit den Herztönen abgesackt ist,noch im OP begannen meine Werte vollkommen zu engleisen,ich hatte Postpartales Hellp. Die Ärzte meinten wäre dieser Zustand nur eine halbe Stunde später eingetreten hätte man erstmal mich stabilisieren müssen,dann den KS vorgenommen ,und es wäre fraglich gewesen ob meine Tochter überlebt hätte,bei mir wär es auch nicht sicher gewesen. Meine zweite lag vorbildlich in Schädellage bis zum Planungsgespräch,da war es auf einmal eine BEL,und beim KS lag sie quer im Becken verkeilt,also geburtsunmögliche Lage. Bei meinen Kleinen war es dann gar keine Frage mehr Ich darf also Dank der modernen Medizin vier wunderbare Töchter haben,die ich so nie gehabt hätte. Ich habe schon mehrfach am Bett bei einer Entbindung gestanden,und egal was einem immer suggeriert wird es ist auch nicht immer ein schönes Erlebnis,manche Frauen haben mach einer spontanen Endbindung ebenfalls Probleme damit umzugehen weil sie es sich so auch nicht vorgestellt haben. Das wichtigste ist es eigentlich sich nicht an eine bestimmte Vorstellung zu klammern wie etwas zu laufen hat,somit können auch keine Erwartungen enttäuscht werden. Und Entscheidungen sollte man einfach nicht im Nachhinein anzweifeln,niemand kann Dir sagen was bei einer normalen Geburt noch alles mit euch passiert wäre,ob nicht etwas wirklich Schlimmes passiert wäre. Deinem Kind ist durch die Geburt nichts genommen worden,und niemand ist es schuld wenn der Körper solche Kapriolen macht,dich trifft keine Schuld Und ein Kaiserschnitt ist ja nicht zwangsläufig der leichtere oder schwerere Weg,die Entscheidung trifft niemand leichtfertig Der Ist Zustand ist Du darfst dein gesundes Kind bei Dir haben,du selber darfst es aufwachsen sehen,das ist soo viel wert. Klammer dich nicht an den Gedanken was dir vielleicht entgangen ist sondern lasse die besonderen,schönen Momente immer wieder Revue passieren,selbst wenn die ersten Zeit fehlt,dann eben das erste bewusste kuscheln,anlegen...(das fehlt mir bei drei von vier Kindern obendrein weil sie erst auf ITS mussten),hole vieles davon nach,meine durften allesamt tagsüber auf mir schlafen und wir haben ganz viel Kuschelbedarf so nachgeholt,und einfach versucht jeden Moment zu genießen.


Anita557

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Was ist schon normal? Ich hatte beides einmal spontan und einmal KS. Auch bei der spontanen Geburt läuft nicht immer alles wie man sich das so vorgestellt. Meiner Meinung nach hast du nichts verpasst. Hab die spontane Geburt nicht als besonders schön empfunden ganz im Gegenteil - ich denke da überhaupt nicht gerne dran zurück. Auch nach der spontanen Geburt war ich die ersten Stunden total fertig und kurz danach konnte ich mich auch nicht gleich freuen weil ich auch total neben mir stand. Ich glaub das ist einfach normal das man da ne Weile braucht um das zu realisieren egal welche Art der Geburt.


nita83

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Ich verstehe das du denkst was verpasst zu haben doch ich selbst kann nach 2 Kaiserschnitt und einer normalen Geburt in der 19ssw nur sagen nie nie wieder will ich das und ich hätte auch ganz darauf verzichten können. Wehen hatte ich immer beim zweiten sogar blasensprung und der Versuch spontan zu entbinden nur um dann wegen drohender Uterus ruptur wieder einen Kaiserschnitt zu bekommen. Ich brauche keine Wehen oder spontan Geburt ich bin froh das dass Baby jetzt geplant per Kaiserschnitt entbunden wird. Sprich mit deiner Hebamme vielleichtkann sie dir helfen. Meine kleine Schwester hat sich die herzkurve ihres Kindes auf die Kaiserschnitt Narbe tätowieren lassen als verarbeitung. Ihre Tochter bleibt auf Grund eines komplierzten t Schnitt auch der Empfehlung der Ärzte folgende ihr einziges. Ich bin dankbar das die Medizin es möglich macht Kinder gesund zu gebären die sonst vermutlich gestorben wären. LG nita


zwei.mama

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2019 hatte ich eine Schwangerschaftsvergiftung und eine Notkaiserschnitt unter Vollnarkose. Alles sehr plötzlich! Kann dich voll verstehen. Die Schwangerschaft war kein abgeschlossener Prozess. Einfach aus dem Bauch geschnitten. Punkt. Ich konnte die Geburtsgeschichten der anderen nicht hören. Hatte sofort Tränen in den Augen und eine Kloß im Hals. Die Antwort "sei doch froh dass ihr gesund seid" trieb mich in den Wahnsinn. Das bin ich natürlich!! Keiner kann dich verstehen und dann willst du es auch nicht groß erzählen. Ich hatte anfangs keine Muttergefühle. Es war so leer in mir. Zwei Jahre später: Ich liebe mein Kind über alles!! Und bin dankbar über die anderen Geburtserfahrung und die Zeit auf der Neo. Mein zweites Kind ist geboren. Blasensprung, 24h wehen, Kaiserschnitt. Gib dir Zeit und weine, wenn es dir danach ist. Mir half eine Heilpraktikerin. Die Gespräche mit neutralen Personen tun gut.


Rory15

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Antwort auf Beitrag von Rory15

Danke ihr Lieben für eure Rückmeldungen - hat mich wirklich aufgebaut! Danke für den Tipp mit dem Bondingbad.