Klara958
Hallo alle zusammen, mein Kaiserschnitt ist nun 2 Monate her und ich wollte mal in die Runde nach Rat fragen, wie ihr es geschafft habt euren Kaiserschnitt "zu akzeptieren". Kurz zu meiner Geburt: Meine Tochter wurde nach 48h Wehen inklusive 3-4h Presswehen und vollständig geöffnetem MuMu letztendlich per sekundärer Sectio aufgrund von hohen Geradstand geholt. Erstmal bin ich natürlich super froh, dass es uns beiden gut geht und freue mich sehr über meine Tochter. Trotzdem hadere ich immer noch mit den Kaiserschnitt. Es gibt Tage, an denen ich einfach nur froh bin, dass alles gut verlaufen ist und sie gesund in meinen Armen ist - wer weiß was gewesen wäre, wenn der Kaiserschnitt nicht gemacht worden wäre...; wer weiß was gewesen wäre, wenn der Kaiserschnitt zu spät gemacht worden wäre...; wer weiß was ich oder das Baby für Verletzungen bei einer vaginalen Geburt gehabt hätten... Es gibt aber auch Tage, an denen ich der natürlichen Geburt hinterhertrauere. Ich habe das Gefühl einen Marathon gelaufen zu sein und kurz vor Ende musste ich in den Besenwagen einsteigen. Ich frage mich, ob ich dem Kaiserschnitt zu schnell zugestimmt habe und es nicht noch länger hätte probieren solle . Ich ärgere mich darüber, dass ich durch den Kaiserschnitt nun schon seit 2 Monaten nicht alles machen kann wie gewohnt und noch immer Schmerzen habe. Ich mache mir Sorgen über die zukünftigen Möglichkeiten schwanger zu werden (hatte vorher schon zwei FG und die Schwangerschaften haben immer länger auf sich warten lassen). Ich mache mir auch Sorgen über die Auswirkungen des KS auf spätere SS und Geburten. Immer wieder denke ich an die Geburt zurück und bin irgendwie enttäuscht. Ich habe das Gefühl im Geburtsvorbereitungskurs wurde das Thema Kaiserschnitt so gut wie gar nicht behandelt. Über Auswirkungen eines KS auf spätere SS und Geburten war ich mir auch überhaupt nicht im Klaren. Meine Gefühle gehen irrational so weit, dass ich oft über eine zukünftige Schwangerschaft nachdenke, obwohl meine SS alles andere als einfach war und ich eigentlich froh bin es nicht mehr zu sein. Rational weiß ich aber, dass ich eigentlich mindestens 18 Monate abwarten will mit der nächsten Schwangerschaft und diese Gedanken nur habe, weil ich die Geburt quasi "nochmal anders" erleben möchte. Meine Frage an euch ist eigentlich nur: Ging es jemandem ähnlich; hattet ihr ähnliche Gedanken; wie seid ihr davon abgekommen und habt einfach nur genossen Zeit mit eurem Baby zu verbringen? Mit meiner Hebamme habe ich schon gesprochen und auch mit Freundinnen, aber die Antwort ist meistens nur "sei froh dass es euch gut geht". Das bin ich natürlich auch und weiß natürlich auch nicht, ob eine vaginale Geburt überhaupt so viel besser gewesen wäre und ob ich dort nicht auch Verletzungen und Langzeitfolgen gehabt hätte. Trotzdem werde ich momentan diese Gedanken nicht ganz los. Dankeschön für eure Erfahrungen und Tipps :)
Gibt es bei euch einen Müttertreff, ein Familienzentrum, Stilltreff, Krabbelgruppen, Mobile, Babyschwimmen...? Gerade bei Angeboten, die offen sind, also mehr zum Ratschen, wurde bei uns das Thema oft thematisiert. Einfach, weil viele Frauen mit ihrer Geburt hadern - ganz unabhängig davon wie genau sie ablief. Vor der Geburt (und im Netz) hört man meist nur vom Idealablauf. Vielleicht als Randbemerkung, dass es auch Einleitung, Geburtsstillstand, Saugglocke, KS etc gibt. Das man danach Probleme haben kann. Aus den Gesprächen nach der Geburt kann ich dir sagen, dass diese "Ausnahmen" die Regel sind. Ich würde sagen, dass vielleicht 20-30% (mal) eine ideale Geburt hatten. Bei den anderen war irgendwas. Viele Frauen brauchen ein Jahr und mehr um sich von Geburtsverletzungen (dazu zählen ich auch einen KS), Inkontinenz etc zu erholen. Und genau wie du, brauchen viele Frauen Zeit das zu verarbeiten. Allein schon aus dem Grund, weil man nicht darauf vorbereitet war, es sich anders vorgestellt hat. Klar haben die recht, die sagen: Hauptsache es geht euch gut. Früher ist bei einer von 100 Geburten die Gebärende verstorben. Viele Kinder hatten dauerhafte Schaden oder sind gestorben. Auch meine zwei Kinder hätten es ohne die moderne Medizin nicht geschafft. Trotzdem hadere ich manchmal noch mit dem Wie der ersten Geburt. Reden hat mir geholfen. Und das Gesprächsangebot für Mütter bei ProFamilia. Wirklich getröstet hat mich erst die zweite Geburt. Auch weil ich besser wusste, auf was ich mich einlasse. Mich vorab besser informieren konnte. Mit einer anderen mentalen Einstellung ran gegangen bin. Und auch mit mehr Selbstbewusstsein gegenüber dem Team. Aber v.a. weil die Geburt, wie schon die Schwangerschaft selbst, ganz anders waren als die erste. Beides wieder nicht bilderbuchmäßig (frühzeitig verkürzter Muttermund...). Aber am Schluss habe ich mit dem Team einen Weg gefunden, der für mich für die Situation genau richtig war. P.S. Dieser Wunsch nach sofort wieder ein Kind, das sind die Hormone. Das hatte ich beide Male ganz schlimm. Es dauert fast ein Jahr bis der Kopf wieder die Oberhand gewinnen kann ;)
Ich habe auch deine Frage im Expertenforum gelesen und kann dir von meiner ganz persönlichen Erfahrung schreiben. Ich hatte eine eilige Sectio und danach eine Uterusatonie. Ich habe ewig gebraucht, um mich vom vielen Blutverlust zu erholen und manchmal träume ich immer noch von diesem schlimmen Moment. Ich hatte nach der Geburt noch im KH Besuch von einer Psychologin und habe einige Monate nach der Geburt ein Gespräch mit der Ärztin gehabt, die meine Tochter auf die Welt geholt hat. Gerade das Gespräch hat mir ganz viel gebracht. Ich konnte all die Fragen stellen, die mir so im Kopf herumschwirrten und hatte auch endlich die Gewissheit: Ich hätte nichts anders machen können. Ich finde, es ist das eine, dass es euch gut geht. Das ist wichtig. Aber es muss auch DIR gut gehen und damit kann nicht nur gemeint sein, dass du überlebt hast. Wenn du also immer noch mit allem haderst (und im Expertenforum klang das schon sehr extrem danach), dann würde ich versuchen mit den Ärzten in der Klinik zu sprechen und vielleicht auch mal ein paar Gesprächstermine mit einer Psychologin versuchen. Dass es dir immer noch nahe geht, ist wohl normal, aber wenn die Angst deinen Alltag lähmt und die Gedanken nicht aufhören zu kreisen, dann darf man sich auch helfen lassen. Du bist damit ganz sicher nicht alleine. Wenn man erstmal seine Geschichte erzählt, dann hört man plötzlich ganz viele Sachen, wo die Geburten auch nicht so perfekt waren, wie man das so erwartet hat. Ich glaube, in meinem Umfeld hatte wirklich keine Frau eine total schöne und entspannte Geburt. Das wünscht man sich natürlich immer sehr, aber die Realität sind anders aus. Und wenn es "nur" Dammrisse sind.
Ich kann gut verstehen, dass du begreifen möchtest was bei deiner Geburt genau passiert ist und was ggf hätte anders laufen können. Bei meiner ersten Geburt war ich innerlich total auf eine natürliche Geburt eingestellt. In dem Geburtsvorbereitungskurs wurde damals kaum was anderes besprochen. Klar, am Rande. Aber nicht tiefer in die Materie gehend. Es kam wie es kommen musste, nach 24 Stunden Wehen und vollständig geöffneten Muttermund gab's bei mir einen Geburtsstillstand und dann recht schnell eine sekundäre Sectio, weil die Werte des Kindes immer schlechter wurden. Ich war danach unglaublich unglücklich und habe mich unfähig gefühlt da ich keine natürliche Geburt geschafft habe. Mir hat auch jeder gesagt, sei doch froh, alle gesund. Ich hatte später noch ein Gespräch mit der Hebamme im Krankenhaus gehabt, die nochmal alles genau mit mir durch gegangen ist. Das hat mir geholfen zu verstehen was bei mir passiert ist. Ich glaube, wenn Geburtsvorbereitungskurse ehrlich erzählen würden, was alles passieren kann im schlimmsten Falle, dann würden da so einige an ihrer Entscheidung schwanger zu sein arg zweifeln. Mein Rat: rede mit anderen Müttern.
Hallo Klara, ich habe mich extra im Forum angemeldet, um dir antworten zu können. Deine Erfahrungen überschneiden sich sehr mit meinen: Blasensprung vier Wochen vor ET, 10 Stunden spontane Geburt mit wenig Wehenpausen, kaum wirkende PDA, Austreibungsphase mit zwei misslungenen Saugglockenversuchen, schließlich Geburtsstillstand, Abfall der kindlichen Herztöne und Feststellung einer hinteren Hinterhauptslage - schlussendlich sekundäre Sektio auf meinen Wunsch. Meine Tochter hatte mit 51cm und 3250g für ein spätes Frühchen eine gute Größe und ein gutes Gewicht und dennoch einige Anpassungsstörungen. Sie musste anfangs auf der Kinderintensiv per CPAP beatmet, später nur noch per Air Flow ventiliert werden. Sie brauchte die Wärmelampe, Glucose und 24 Stunden Lichttherapie wegen Neugeborenengelbsucht. Nach einer Woche durften wir dann endlich mit ihr nach Hause. Die gesamte Schwangerschaft verlief komplikationslos. Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Indikation für eine Sektio und unsere Tochter hat sich schon recht früh in die Schädellage gedreht. Umso trauriger bin ich, dass ich so kurz vor dem Ziel während der Austreibung abbrechen musste. Aber nicht nur das Geburtsteam, sondern besonders mein Gefühl sagt mir, dass es die richtige Entscheidung war und ich bin dankbar, dass ich diese trotz der Umstände als selbstbestimmt wahrgenommen habe. Trotzdem hat dieses Geburtserlebnis seine Spuren hinterlassen und ich trauere immer noch. Das merke ich vor allem immer dann, wenn ich wieder und wieder den Geburtsbericht des Krankenhauses lese und mir die Tränen kommen.
Hallo Klara, ich kann deine Gefühle und Gedanken sehr gut nachvollziehen. Ich hatte im Sommer 23 eine sekundäre Sectio nach 27 h Wehen mit vollständig geöffneten Muttermund und Geburtsstillstand. Auch ich habe lange gebraucht die Situation zu akzeptieren. Darüber reden hilft wirklich sehr gut. Damals habe ich auch gedacht, ich hätte anders entscheiden müssen. Aber aus medizinischer Sicht war es genau die richtige Entscheidung. Auch wenn das nun schon fast 2 Jahre her ist, habe ich allerdings immer noch ein komisches Gefühl wenn Freunde oder Bekannte erzählen, dass sie eine unkomplizierte schöne "natürliche Geburt" hatten und so stolz auf sich sind. Das versetzt mir immer noch einen kleinen Stich, ich hatte auch eine super unkomplizierte Schwangerschaft. Man denkt man hätte als Frau versagt obwohl dass absoluter Quatsch ist, auch wir können so stolz auf uns sein! Nun wünschen wir uns bald ein 2. Kind, ich bin sehr gespannt wie die Geburt dann wird.
Hallo Klara, dein Beitrag ist zwar schon etwas älter, aber ich wollte dir etwas Mut zu sprechen. Ich bin eine erfahrene Mutter von mittlerweile 5 Kindern, das jüngste ist 18 Monate. Mein erster Sohn, 13 Jahre, ist ebenfalls nach 12 Stunden Wehen per sek. Kaiserschnitt geboren worden, angeblich sei mein Becken zu klein gewesen für eine natürliche Geburt, relatives Missverhältnis war die offizielle Diagnose. Ich habe sehr gehadert mit der Geburt und hatte die gleichen Gefühle wie du. Ich habe nach unserem Sohn noch vier Kinder spontan geboren, die drei jüngsten komplett ohne Interventionen, ohne pda, ohne Damm Verletzungen und alle innerhalb von 2 Stunden nach Geburtsbeginn. Hätte mir das jemand erzählt nach dem Kaiserschnitt, ich hätte das nie geglaubt. Mein Rat an dich: - nimm dir Zeit für deine Gefühle und ggf auch zum trauern, dass die Geburt anders verlaufen ist als erhofft -alle deine Gefühle sind berechtigt! -besorg dir den Geburtsbericht (partogramm) aus der Klinik und arbeite ihn durch mit einer erfahrenen Hebamme -stürze dich nicht sofort wieder in eine neue Schwangerschaft. Das Erlebte sollte vorher verarbeitet werden. -Literatur, die mir damals half: "der Kaiserschnitt hat kein Gericht" und "meine Wunschgeburt" -für die nächste Geburt eine Klinik wählen mit niedriger Kaiserschnitt Rate und falls möglich eine Beleghebamme (sehr wichtig!) Ich wünsche dir von Herzen alles alles Gute. Sei dir immer bewusst, dass du wahnsinnig viel geleistet hast und eine Heldin bist- ein Kaiserschnitt vor allem sekundär ist nicht der einfachere Weg! Liebe Grüße
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