Elternforum Kaiserschnitt

Kristellern bei Kaiserschnitt

Kristellern bei Kaiserschnitt

Gustavina

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Hallo ihr Lieben, Mein Kaiserschnitt (geplant, da schwerer mütterlicher Herzfehler) liegt nun bereits einige Monate zurück, aber eine Frage verfolgt mich trotzdem und ich möchte euch da nun zu euren Erfahrungen befragen. Kurz: Wurdet ihr während eures Kaiserschnitts kristellert? Vorgeschichte: Kind voll ausgetragen (KS in 40. Woche), seit Monaten in perfekter SL, keine untypischen Maße (rund 3,5kg und 54cm in 190cm Mutter), zwei Rippenbrüche durch Kind während der Schwangerschaft. Im OP war dann alles gut... bis sich plötzlich ZWEI Personen auf meinen Oberbauch/Brustkorb warfen, um das Kind rauszudrücken. Das waren extreme Schmerzen, da die Rippen auch ohnehin noch schmerzempfindlich waren. Nach dem Kaiserschnitt kam ich kaum hoch: Nicht alleine wegen der Bauchwunde, das kenne ich, sondern weil beim Hochziehen der schmerzende Unterbauch gegen die schmerzenden Rippen gedrückt wurde. Falls ihr etwas zum Lachen braucht: Stellt euch vor, wie man mit durchgestrecktem Oberkörper versucht aus so einem Krankenbett zu krabbeln. Zwei Tage später dann Nachuntersuchung und endlich wurde mein Problem mal ernst genommen und ich zum Röntgen geschickt: Kein neuer Rippenbruch ( ), Diagnose: Nervenschaden. Kurzum: Nicht ideal. Ich hab es zwar verwunden, aber es beschäftigt mich noch, ob das öfter vorkommt. Ich höre von Kristellern (wenn überhaupt) bisher nur bei normalen Geburten und habe daher noch immer Fragezeichen im Kopf, warum das da gemacht wurde. Über Antworten würde ich mich freuen.


mareen283

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Antwort auf Beitrag von Gustavina

Hej, ich hab das beim zweiten von insgesamt 3 Kaiserschnitten auch erlebt. Mein Kind klemmte unter meinem rechten Rippenbogen. Daher hat der Operateur die Assistentin gebeten, sich gleichzeitig mit ihm voller Wucht auf meinen Thorax zu stemmen. Ich hab in dem Moment wilde Herzrhythmusstörungen gehabt und keine Luft bekommen. Die Hand meines Mannes hab ich gefühlt zerquetscht. Ich konnte nicht sprechen, weil mein gesamter Brustkorb so gedrückt wurde. Hinterher hatte ich drei ausgekugelte Rippen und etwa 3 Monate Atembeschwerden, weil die Leber so unter den Rippenbogen hochgeschoben war, daß sie am Anfang beim Einatmen gar nicht mehr in den Bauchraum verschieblich war. Nach vier Terminen bei Physiotherapie und Osteopathie hatte ich das alles wieder im Griff. Am längsten waren die Probleme mit den Rippen, hormonbedingt wollten die Bänder anfangs gar nichts halten. Nachdem ich dreimal hintereinander getaped wurde, war es dann auch besser. Husten, Tiefdurchatmen, Aufstehen bis dahin eine Qual. Im Gespräch mit den Geburtshelfern wurde klar, daß der Hintern vom Kind am Rippenbogen verkeilt gewesen ist und nur durch die Thoraxkompression ausgelöst werden konnte. Schön war es nicht, aber es ist alles folgenlos geheilt. Hoffentlich wird das bei Dir auch bald besser! Liebe Grüße, Marén


Muschelnudel

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Bei mir wurde es ebenfalls angewendet. Hab mich gefühlt wie überfahren. Der ganze Brustkorb tat weh. Das Kind hatte ein großes Hämatom. Aber er war wohl notwendig, das plötzlich starker Blutverlust bei gleichzeitig unerwartet großem Kind.


Mitglied inaktiv

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Es gibt Situationen da muss gehandelt werden um das Kind heraus zu bekommen,bei mir wurde zwar nicht so auf den Bauch gedrückt,aber meine Zweite lag so blöd quer im Becken verkeilt dass sie hinterher auch an einer Seite blitzblau war,wenn das Fruchtwasser nach dem Schnitt weg ist vertüddeln sich die Kinder manchmal so blöd dass sie leider sanft nicht rauszubekommen sind. Wäre wahrscheinlich nur besser gewesen sie hätten dich vorgewarnt und eben erklärt warum es so gemacht werden muss,es ist aber definitiv nicht das normale Vorgehen,ich hatte drei KS


sunnydani

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Also ich bekam meinen Kaiserschnitt bereits in der 26.SSW, da es medizinisch notwendig war und die Kinder (Zwillinge) sofort geholt werden mussten. Einer der beiden lag auch noch ganz oben in der Magengegend und er wurde auch extrem hinuntergeschoben. Was genau sie gemacht haben, kann ich nicht sagen, da es einfach insgesamt ständig geruckelt hat und ich das Gefühl hatte, ich werde komplett ausgeräumt. Mir war extrem übel die ganze Zeit, vorallem das ständige Gedrücke überall war sehr unangenehm. Mein Bauch war nach dem Kaiserschnitt auch übersät von Blutergüssen. Aber irgendwie hab ich mir darüber danach dann gar keine Gedanken gemacht, da ich wusste, es musste einfach sein, um das Leben der Kinder zu retten. Ich wollte prinzipiell keinen Kaiserschnitt und es hat mich sehr gestört, dass ich überhaupt einen bekommen musste. Ich weiß aber natürlich, dass es eben lebensnotwendig war und deshalb ist es im Großen und Ganzen auch in Ordnung. Aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass diese eine Situation (ob es jetzt kristellern war oder doch nicht, sondern keine Ahnung was) jetzt so viel schlimmer für mich war, sondern ich fand es einfach im Allgemeinen nicht gerade toll, kann es aber für mich als notwendig einstufen und somit belastet es mich nicht. Abgesehen von der Wehmut, dass die Geburt eben überhaupt nicht so gelaufen ist, wie ich wollte und dass es viel zu früh war. Wenn du aber das Gefühl hast, dich belastet der Kaiserschnitt aufgrund von gewissen Vorkommnissen sehr, dann würde ich versuchen ein Gespräch mit einer Hebamme oder der Klinik zu suchen, um das irgendwie noch mal für dich durch zu besprechen oder zu verarbeiten, damit du irgendwann doch damit abschließen kannst. Ich wünsche dir alles Gute!


Andrea6

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Der sog. "Kristeller-Handgriff" ist äußerst umstritten, die allseits übliche Anwendung hat außerdem mit dem ursprünglich beschriebenen Procedere nahezu nichts gemein. Falls überhaupt angewandt ist die korrekte Durchführung ein wehensynchroner Druck des Geburtshelfers mit beiden auf den Gebärmutterfundus aufgelegten Händen, um das Kind schneller ans Tageslicht zu befördern. Das mag vor 150 Jahren angebracht gewesen sein, findet aber heutzutage keinerlei Berechtigung mehr, erst recht nicht in der brachialen Art und Weise, wie es leider allzuoft gehandhabt wird (ein oder mehrere Personen drücken ihren Unterarm mit Gewalt auf den Bauch der Frau,fassen das Bettlaken alsWiderstand, legen sich u.U. auch auf die Gebärende drauf und andere gewaltsame Verfahren - nichts davon ist akzeptabel). Es gibt schlimme Verletzungen dadurch bei Mutter und Kind, und selbst ohne körperliche Verletzungen ist der psychische Schaden enorm. Also: dieser Handgriff wird nicht nur nicht empfohlen, sondern es wird explizit davon abgeraten. Wenn bei einem Kaiserschnitt "von oben gedrückt" werden muß, um das Kind herauszubekommen, mag es gelegentlich wirklich nicht anders gehen, aber solche von der AP beschriebenen Verletzungen sind m.E. ein Kunstfehler. Auch bei einem Kaiserschnitt kann eine Saugglocke ans Kind gelegt werden, wenn es nicht furchtbar eilig ist - Zug von unten ist besser als Druck von oben,


Gustavina

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Zunächst möchte ich euch Allen danken, die mir geantwortet haben. Tatsächlich hat mir jede Antwort auf eine Art geholfen. Zunächst ist es „gut“ zu hören, dass ich damit zumindest nicht die einzige Klinik erwischt habe, wo das vorkommt. Ich gehe auch davon aus, dass das einen Grund gehabt haben wird... aber die Frage war für mich eben, bei sehr guter Kindsgröße und -lage, welcher das sein könnte. Ich habe bereits meinen Geburtsverlaufsbericht angefordert (und bezahlt...), aber das zieht sich jetzt leider auch schon einige Wochen. Großartig aufarbeiten muss ich das zum Glück nicht, mich belastet gar nicht so sehr das Geschehene an sich, sondern nur die Frage nach den Beweggründen - auch sehr im Kontext von Andrea6s Antwort: Die hohen Risiken beim Kristellern und das es bei einem KS im ursprünglichen Sinn (wehenunterstützend) gar keinen Sinn ergibt. Funfact: Als der KS begann wurde ich gefragt, ob ich noch Schmerzen hätte. Ich meinte scherzhaft: Ja, an den Rippen und das ich mich freue, wenn da keiner ran geht (ich kannte Kristellern da noch gar nicht). Man lachte und versicherte, dass da keiner hin müsste... naja, ein paar Minuten später lagen sie zu zweit darauf.


Gustavina

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Antwort auf Beitrag von Gustavina

Die Tage ist jetzt übrigens mein Geburtsverlaufsbericht endlich angekommen: Es hab offiziell keinerlei Probleme beim Rausholen des Kindes. Kein Wort zu den zwei Personen auf meinem Brustkorb... so viel zu der Genauigkeit solcher Berichte. Das zu lesen war emotional irgendwas zwischen lachen und weinen wollen.