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Mittwoch, 23. November 2005 19.30 Uhr Bayern 3 Lily und Marie. Leben mit behinderten Kindern (Reihe: "Stationen") Als sich herausstellte, dass Lily und Marie ein Down-Syndrom (Trisomie 21) haben, wurden sie gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Ihre leiblichen Eltern trauten sich nicht (zu), ihr Kind mit Behinderung anzunehmen und aufzuziehen. Aber würden sich für die Kleinen Adoptiveltern finden, die freiwillig ein Leben mit einem behinderten Kind führen wollen? Martina und Helmut Zilske hatten in ihrem Adoptionsantrag die Frage bejaht, ob sie sich auch vorstellen können, ein Kind mit Behinderung zu adoptieren. Marie wurde mit Trisomie 21 geboren und von dem Ehepaar Zilske adoptiert. Eineinhalb Jahre später kam Lily in die Familie, ebenfalls mit Down-Syndrom! Wenn während der Schwangerschaft die Diagnose "Down-Syndrom" gestellt wird, hat das heutzutage in 95 Prozent der Fälle eine Abtreibung zur Folge. Bei vielen anderen Behinderungen gilt das Gleiche. Bis zum Einsetzen der Wehen dürfen Kinder mit sicher diagnostizierter Behinderung in Deutschland getötet werden. Ein Leben mit ihnen gilt in den Augen vieler Menschen als unzumutbare und nicht zu tragende Belastung. Die Adoptiveltern von Lily und Marie sahen und sehen das anders: Sie haben die Erfahrung gemacht, dass auch (oder gerade?) mit Kindern mit Down-Syndrom ein erfülltes Familienleben keine unerreichbare Utopie ist. Wenn Kinder mit Trisomie 21 angenommen, liebevoll behandelt, gefördert und integriert werden, entwickeln sie sich in der Regel zu fröhlichen, selbstbewussten und selbständigen Menschen. Niemand, der Lily und Marie kennt, käme auf den Gedanken, ihnen das Lebensrecht abzusprechen! Das Problem ist jedoch, dass Menschen mit Down-Syndrom oder anderen Behinderungen in der Gesellschaft kaum in Erscheinung treten (können). Nach wie vor eher in besonderen Einrichtungen aufgenommen (Heilpädagogische Kindergärten, Sonderschulen...), bleibt ihr Kontakt zur "Regelwelt" oft zwangsläufig stark beschränkt. Und so wachsen in der Bevölkerung realitätsferne Mutmaßungen und Vorurteile über das Ausmaß und die Auswirkungen der Behinderung. Was die Diagnose Down-Syndrom / Trisomie 21 heutzutage (!!) bedeutet, kommt bei den meisten Menschen einfach nicht an. Dadurch verschieben sich nicht zuletzt die ethischen Maßstäbe. Für ungeborene Kinder mit Behinderung oft mit tödlichem Ausgang: Wer nicht den Qualitätsnormen einer leistungsgerechten Gesellschaft entspricht, wird - gesetzlich und gesellschaftlich toleriert - stillschweigend ausgesondert, ohne je eine Chance bekommen zu haben, zu leben und einen individuellen Beitrag zur Gesellschaft leisten zu dürfen. Vor diesem Hintergrund gesehen muss man sagen: Lily und Marie hatten großes Glück! Sie haben Eltern gefunden, die ihnen helfen, sich wie andere Kinder auch zu entwickeln und ihr Leben zu leben. Das Ehepaar Zilske empfinden das Leben mit zwei ganz besonderen Wunschkindern nicht als Opfer, sondern als Herausforderung. Nennt uns Mongos, und ihr seid des Todes! ;-) Ein paar Fotos von Marie (*21. Oktober 1998) und Lily (*13. Juni 2000) kann man sich auf der Seite http://www.robs-world.de/DS-Fotos/ (Rubrik: Alle Kinder im Überblick) in der Reihe acht (von oben gezählt), Bild vier (egal von wo gezählt) ansehen. Liebe Grüße Sabine, die Familie Zilske über die Down-Syndrom-Mailingliste von http://www.down-syndrom.de kennt und sich über ein schönes Beispiel freut, dass man neben den Optionen „Annehmen“ und „Abtreiben“ auch die Alternative „Abgeben“ eines Babys mit Down-Syndrom in Erwägung ziehen könnte. Und das es Eltern gibt, die ihr Bild vom Wunschkind nicht an der Anzahl der Chromosomen festmachen ;-)