Mitglied inaktiv
Hallo, ich hab da mal eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Weitläufige Bekannte von uns haben unerwartet ein schwerbehindertes Kind bekommen. Ich möchte Ihnen zu Ihrem Kind gratulieren, das Wort gratulieren fällt mir jedoch unter diesen Umständen sehr schwer. Bitte nicht falsch verstehen, doch meine Mutter hatte gestern ein ganz merkwürdiges Erlebnis mit der Oma des Neugeborenen. Die beiden haben sich gestern zufällig getroffen und auch der 9-jährige Bruder des Säuglings war dabei. Meine Mutter fragte nun, ob Junge oder Mädchen und wie das Baby heißt und so. Da drehte sich die Oma weg und sagte - das meine Mutti keinen Grund hat zum Gratulieren und ist weitergegangen. Meine Mutti sagte, dass sie sehr geschockt war, zumal auch der Bruder des Babys dabei war. Man kann sicher den Kummer verstehen - aber so eine Reaktion finde ich echt krass. Es ist doch ihr Enkelkind. Meine Frage an die Eltern von behinderten Kindern: Wie habt ihr reagiert auf Gratulationen? Wie oder mit welchen Worten würdet ihr auf eine Familie zugehen, die UNERWARTET ein behindertes Kind bekommen hat. Sicherlich ist hier ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl gefragt, als wenn man sich da schon länger drauf vorbereiten kann, das irgendwas nicht in Ordnung ist und alle erstmal geschockt sind von der Nachricht. Ich habe mal von einer Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom gelesen, dass sie es als sehr schlimm empfand, dass sie keiner in der Klinik besuchen wollte, weil niemand so richtig wusste mit der Situation umzugehen. Wie seht ihr das? LG Pem
mein sohn kam sehr krank auf die welt und mir hat auch niemand gratuliert (außer Familie) weil keiner wußte wie sie damit umgehen sollten. Die meisten haben mich sogar ganz gemieden, da man nicht wußte ob mein Sohn überhaupt überlebt und sie mit dieser Situation einfach überfordert waren. Als meine Nachbarin ihr Kind bekam sind wir in die Klinik und da hat sie mir ihre Maus gezeigt und mir gesagt das die Kleine DS hat. Ich habe ihr trotzdem gratuliert und ihr für das kleine alles Gute gewünscht. LG Janine www.viermalj.de
Hallo!! Ich denke man sollte und darf gratulieren. Schließlich ist da ein kleines Menschlein zur Welt gekommen oder wird noch geboren! Geh hin und bring was schönes mit. Vielleicht fällt es Dir ja auch mit einer netten Karte leichter. Aber persönlich abgeben würde ich sie schon. Man kann ja z.B. sachreiben: Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Kind! Ich wünsche Euch viel Freude mit ihr (ihm). Auch wünsche ich Euch die Kraft, die ihr für Euren Knirps braucht. Jeder Mensch ist es wert geliebt zu werden. ihr schafft das!!! Wenn Sie gläubig sind dannkann man auch schreiben, daß Gott Ihnen diese Aufgabe zutraut und diese Familie für dieses Kind ausgesucht hat. Auf jeden Fall kann man seine Ängste auch zugeben!! Ich hasse den Spruch vor der Geburt: HAUPTSACHE GESUND!! Denn auch ein nicht gesundes Kind ist es wert, daß man sich darauf freut. Außerdem weiß man nicht, was das Leben noch mit dem Kind vorhat!!!
Hallo, meine Tochter kam mit einer Fehlbildung auf die Welt. Meine Familie hat natürlich gleich Gratuliert, Freunde und Bekannte haben meinem Mann gratuliert, aber mir nicht.... Ich hätte es schön gefunden, wenn man sich trotzdem mit mir gefreut hätte! Auch wenn meine Tochter nicht gesund geworden wäre, wäre sie trotzdem meine Tochter und ich liebe sie so wie sie ist. Ich verstehe die Reaktion der Oma auch nicht, man man, sein Kind sollte man doch so annehmen wie es ist, gut es ist "nur" das Enkelkind, aber trotzdem, dafür habe ich kein Verständnis, tut mir leid. Ich würde, an deiner Stelle, etwas kleines für den Wurm kaufen, vielleicht noch ein Stückchen Kuchen mitbringen und der Family gratulieren. Liebe Grüße von Jessy
Hallöchen, auch unsere Tochter kam überraschend mit offenem Rücken (spine bifida)zur Welt. Sie ist nicht besonders schwer betroffen, wir durften nach 2 Wochen schon aus der Klinik raus. Bei meinem Mann in der Arbeit fragten auch viele "Darf man Ihnen denn gratulieren?" Ich fand diese Frage sehr seltsam, denn wir freuten uns natürlich trotzdem über Sonja. Ich bekam einige Karte, in denen die Leute viel Kraft wünschten,manche boten Unterstützung bei der Betreuung des Bruders an oder hatten eine Kerze in der Kirche angezündet. Geh einfach offen auf die Familie zu, ag ruhig, daß Du unsicher bist und erkundige Dich auch nach den gesundheitlichen Details. Ich find das immer eher komisch, wenn die Leute da sich nicht trauen, mal nachzufragen. viele Grüße karin
Hallo, mein Jüngster kam mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt. Das ist keine schwere Behinderung, gut in den Griff zu kriegen, aber dennoch erst mal ein Schock. Ich hatte damals zwiespältige Gefühle. Wenn man mir gratulierte, dachte ich: "Wieso gratulierst Du mir? Ich freue mich gar nicht, mein Kind hat massive Probleme mit der Ernährung, sieht hässlich aus, wir haben etliche Operationen vor uns und später wird er Probleme mit der Sprache haben. Du weisst doch gar nicht, wie das ist, so ein Kind zu haben! Deine guten Wünsche sind für mich ein Schlag ins Gesicht!" Gratulationen machten auf mich den Eindruck, als wollten die Leute so tun, als wäre alles in Ordnung - was es ja nun mal nicht war. Aus meiner damaligen Sicht ignorierten sie die Fehlbildung einfach. Und das konnte ich nicht ertragen. Andererseits: wenn man mir nicht gratulierte, war mir das auch nicht recht. Heute weiss ich, dass die meisten einfach nur hilflos waren und man es mir in meiner damaligen Verwirrung so oder so nicht hätte recht machen können. Eigentlich fand ich jede Reaktion auf mein Kind "falsch"! Was mir gutgetan hätte, wäre vermutlich keine Gratulation in dem Sinne, jedenfalls nicht so normal, "ohne alles", sondern eher so etwas wie: "Ich möchte Euch zu Eurem besonderen Kind gratulieren und viel Kraft wünschen, damit Ihr die kommende schwere Zeit übersteht. Wo ich kann, werde ich Euch helfen, und ich weiß, dass Ihr diese Herausforderung meistern werdet, auch wenn Ihr es Euch jetzt selbst noch nicht vorstellen könnt. Ich weiß zwar nicht, wie Ihr Euch fühlt, aber ich kann mir vorstellen, dass das alles nicht leicht für Euch ist." Oder so ;-) Liebe Grüße Kirsten mit 3 Kids
Hallo, mein Erstgeborener kam völlig unerwartet mit Klumpfüßen zur Welt, einer schweren Fehlbildung der Füße. Inzwischen ist er 4 1/2 J. und es geht ihm sehr gut, aber v.a. das erste Jahr war sehr schwer und auch voller Sorgen, Höhen und Tiefen, er hatte dauernd Gipsbeine, wurde operiert, Schienen, Krankengymnastik. Ich war natürlich bei der geburt erst geschockt wegen der Füße, habe mich aber trotzdem sofort und ganz uneingeschränkt riesig über dieses absolute Wunschkind gefreut. Meine Familie hatte keinerlei Probleme mit dieser anfänglichen Behinderung, alle haben den kleinen Neuankömmling herzlich begrüßt. Aber in meinem Freundeskreis hatten alle gesunde Kinder auf die Welt gebracht und ich konnte mir denken, daß es für sie alle nicht leicht wäre, damit umzugehen. Die erste Frage ist doch immer, ist es gesund, und dann muß man sagen, nein. Um es allen leichter zu machen, unsere Freude "trotz allem" zu zeigen, habe ich die Geburtsanzeige in Gedichtform verfaßt (Er heißt Julian, da er im Juli ankommen sollte, kam dann aber schon am 18.6., genau an meinem eigenen 36. Geburtstag - wenn das kein Grund zur Gratulation ist!) Da er zwei Wochen zu früh kam, hatte noch keiner mit seiner ankunft gerechnet und es kamen keine nachfragen, daher hatte ich Zeit, das gedicht zu machen und zu verschicken: Ein Klumpfuß links, ein Klumpfuß rechts, dazwischen männlichen Geschlechts kam unser kleiner Julian ganz plötzlich schon im Juni an, just zum Geburtstag seiner Mutter. Bei ihr liegt bestens er im Futter. Als Schreihals ist er auch bekannt, beim Wickeln, Anziehn, Gipsverband zum Korrigieren seiner Füße. Nun senden Euch ganz liebe Grüße, Silke, Volker und Julian Das hat allen die Scheu genommen und Gelegenheit gegeben, nachzufragen, da wir ganz offensiv damit umgegangen sind. Diese Vorgehensweise hat sich sehr bewährt, es gab nie Berührungsängste, immer nettes Interesse und letztlich ist dank der großen Kunst der Ärzte alles gut geworden. LG von Silke
Was ich zu Leonie`s Geburt und DS gern gehört hätte, ich weiß es nicht zu sagen, selbst heute noch nicht. Aber am schönsten finde ich heute, dass ich trotzdem herzliche Glückwünsche zur Geburt meiner BESONDEREN Tochter bekommen habe, die wirklich von Herzen kamen. Nichts tut mehr weh - auch heute noch, als das Schweigen sogenannter Freunde oder die blöden Sprüche der Menschen, die nichts über das Down-Syndrom wissen. Anne mit Leonie (DS)
Ich würde auch alles Gute wünschen! Luise wurde nach der Geburt sofort verlegt und gleich operiert. In den ersten Tagen war es mir alles furchtbar egal. Hauptsache sie überlebt. Ich habe dann eine Rundmail geschrieben, daß sie da ist, daß aber von Anrufen und Besuchen abzusehen ist, weil sie eben noch zu kämpfen hat. Da gabs dann auch ein paar gedankenlose Sprüche und mails "Wann dürfen wir kucken kommen" von einer nun ehemaligen Freundin. "SOWAS gabs bei uns aber nicht" von meiner Schwiegermutter... DAS war beleidigend. Aber es gab auch viele gute Wünsche, Daumendrücken usw. teilweise von Leuten, von denen ich es nicht erwartet hätte und was mich sehr gefreut hat. Schreib irgendwas nettes, hauptsache Du meinst es ehrlich! Michi Achja, die Omas sind manchmal so...