MayasMama
Der ursprüngliche Geburtstermin nach sturer Frauenarzt-Berechnung wäre bereits der 15. Dezember gewesen. Glücklicherweise bin ich dann aber sehr schnell zu einer anderen Frauenärztin gewechselt, welche mich übrigens auch in Bezug auf die von Anfang an geplante Hausgeburt sehr unterstützt hat. Dort ließ ich auch am Anfang gleich einen Ultraschall machen und laut ihren Messungen war der zu erwartende Geburtstermin erst 10 Tage später, am 25.12. Sie riet mir, beide Termine in den Mutterpass zu schreiben. So hätte ich weder wenn das Baby etwas zu früh, noch wenn es etwas zu spät käme, ein Problem mit meiner Hausgeburt. So machten wir es. Sehr bald schon fand ich auch eine passende Hebamme. Eine echte Koryphäe unter den Hausgeburtshebammen hier in Bayern. Sie wurde mir wärmstens von der Hebamme die ich damals bei meiner Tochter hatte empfohlen und hatte zum Glück auch keinen Weihnachtsurlaub geplant. Von nun an fanden die Vorsorgeuntersuchungen im Wechsel bei ihr und der tollen Frauenärztin statt. Ultraschalls ließ ich die 3 vorgesehenen Screenings durchführen (wegen der für mich sehr einleuchtenden Aussage der Ärztin "Wenn Ihr Baby einen Herzfehler, eine Plazenta praevia totalis oder ähnliches hat, wird es eine Hausgeburt nicht überleben. Ihre Hausgeburt unterstütze ich voll und ganz, aber nur wenn ich vorher reinschauen darf, ob alles stimmt!"), auf vaginale Untersuchungen und CTGs verzichtete ich gänzlich. So war nun alles bereit und die Hausgeburt konnte beginnen. Nur unser Baby wollte nicht raus aus dem Bauch! Es wurde kein Nikolausbaby. Kein Christkind. Kein Silvesterbaby. Kein Neujahrsbaby. Kein Heilig-Drei-König-Baby. Ich war die Ruhe in Person. Wir wollten ihr alle Zeit lassen, die sie braucht. Mein Freund war noch ruhiger und sprach von Früchten die erst vom Baum fallen, wenn sie reif sind. Die Hebamme war am alleruhigsten. Am Mittwoch, den 7. Januar war es dann aber aus mit meiner Ruhe. Der erste ET war bereits 23 Tage überschritten. Der zweite 13 Tage. Ich hatte ein totales Hormontief, zweifelte an meinem Körper, meinem Baby, meiner Hebamme, meinen Entscheidungen. Als ich dann kurz davor war, der Hebamme zu kündigen, mich von meinem Freund zu trennen, zum Wunschkaiserschnitt in die Uniklinik aufzubrechen, entschied ich mich zum Glück doch dafür, einfach meine liebe Ärztin noch mal zu bitten, mit den Möglichkeiten der Schulmedizin nach meinem Kleinen zu schauen. Das tat sie. CTG gut. Plazenta geradezu jugendlich. Durchblutung gut. Fruchtwasser reichlich. Muttermund 5 cm auf. Sie als Ärztin müsse mich zwar natürlich darauf hinweisen, dass dieses Baby nach den Richtlinien längst raus sollte, aber medizinisch bestünde noch längst kein Grund zur Sorge. Ich war wieder beruhigt. Das hatte ich gebraucht und mein Vetrauen kam wieder. Ab dem frühen Nachmittag hatte ich dann immer mal eine Wehe. Aber unregelmäßig. Und große Abstände (15 Minuten im Schnitt). Aber sie wurden doch schmerzhafter. Und mit etwas gutem Willen auch regelmäßiger. Und vielleicht wurden auch die Abstände kürzer?! Also habe ich das Haus auf Vordermann gebracht, schnell das Abendprogramm mit der Großen durchgezogen und immer mal wieder den Papa auf die bevorstehende Geburt hingewiesen. Der hat aber nicht wirklich daran geglaubt nach wochenlangem wehendurchzogenen Warten. Als dann die Große so gegen 19 Uhr im Bett war bin ich in die Badewanne gestiegen. Habe die Geburtskerze und nochmal die Nelkenöl-Kerze angezündet (nicht, dass die Wehen wieder verschwinden) und ein schönes heißes Schaumbad genommen. Anfangs alle 10 Minuten Wehen. Dann 8. Dann 6. Gut auszuhalten zwar, aber Wehen! Mit rasant kürzer werdenden Abständen. Und eine Alleingeburt wollte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht, schon gar nicht nachdem der Papa jetzt langsam erst anfing, mir den Geburtsbeginn zu glauben. Also um 20:20 Uhr die Hebamme verständigt. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass sie in einer Stunde kommt. Die Wehen wurden aber wieder etwas schwächer und die Abstände länger. Ich war kurz davor, der Hebamme für heute "abzusagen". Tat es aber dann doch nicht. Fehlalarm ist eben ihr Berufsrisiko. So kam sie also um 21:20 Uhr. Hörte kurz nach den Herztönen auch während einer Wehe. Befand diese für gut, die Wehen aber wohl noch nicht sehr effektiv und bat daher darum, sich "bis es richtig losgeht" im Kinderzimmer der Großen (die schlief im Elternschlafzimmer) einrichten und hinlegen zu dürfen. Wir richteten ihr also das Kinderzimmer her und gerade als ich ihr Gute Nacht sagen wollte, so um 22 Uhr, platze mir während einer dieser "uneffektiven" Wehen die Fruchtblase. Es lief und lief bei jeder Wehe und meine Versuche mir immer wieder etwas trockenes anzuziehen stellte ich bald ein. Die Wehen kamen jetzt Schlag auf Schlag und taten echt weh. Die Hebamme legte bereits die ganze Sofagegend mit Unterlagen aus, ich fragte mich noch wieso sie das tut. Und da kam die erste Presswehe. Mein Glaube an das absolut schmerzfreie Gebären war hinweg. Die Intensität und die mangelnden Pausen boten mir keine Gelegenheit mich an den Schmerz zu gewöhnen, besser mit ihm umzugehen. Tja so kamen dann noch ein paar wenige Presswehen und der Kopf war geboren. Ich wartete auf die letzte Wehe und schwups, lag unser Baby um Punkt 23 Uhr zwischen meinen Beinen und genau in dieser Sekunde war der ganze schlimme Schmerz vergeben und vergessen. Ich legte sie mire gleich auf den Bauch. Und sie schrie und ärgerte sich fürchterlich, bis wir endlich eine kuschelige eng zusammengedrückte Position unter der Sofadecke gefunden haben. Dann war alles gut, die Hebamme hatte das Zimmer verlassen und wir küssten und kuschelten unsere kleine Ella. Prompt wachte auch die frischgebackene große Schwester auf. Kam kurz ganz verschlafen zu uns, bestaunte die Schwester und ging dann wieder ins Bett um dort auf uns alle zu warten. Nach einer Weile bemühte sie sich sehr Richtung Brust und ich legte sie das erste mal an. Da kam auch gleich eine fiese Nachwehe, die Hebamme war wieder da und wollte doch glatt dass ich noch einmal presse. Danach war mir gar nicht zumute, ging aber nicht anders und so kam dann auch die vollständige Plazenta mit relativ schwacher Lösungsblutung. Dann erst wurde Ella abgenabelt. Ich bekam dann auch gleich Schüttelfrost und mir wurde unbequem, sodass mein Freund mir dann schnell die Dinge anzog die ich wollte und ich ins warme Bett ging. Mein Freund zog dann mit der Hebamme die kleine Maus an (so wollte ich das - ich weiß, viele lassen ihre Babys gern länger nackig aber ich bin selbst so ein Mensch der unangezogen einfach immer friert und sich unwohl fühlt und dachte, meinem Baby ginge es sicher ähnlich) und gemessen und gewogen haben sie sie auch noch. Dann haben sie sie mir ins Bett gelegt. In effizienter Arbeitsteilung haben mein Freund und die Hebamme innerhalb von einer knappen Stunde alles sauber gemacht, Schreibkram erledigt und Paella gekocht. Die haben wir dann, nachdem sich die Hebamme verabschiedet hat im Bett verspeist und die ganze Nacht unser Baby gekuschelt, gestillt und bestaunt. Die kleine Ella kam mit 3450 g und 51 cm aus dem Bauch geschlüpft und hatte keinerlei Übertragungsanzeichen. Ich bin sehr dankbar für mein gesundes Baby, die schnelle und trotz Schmerzen schöne Geburt und vor allem die ersten Stunden und Tage die wir als Familie zu viert im Bett vebracht haben, anstatt im Krankenhauszimmer. Ich bin nicht perfekt, ich habe gezweifelt, ich konnte mit dem Schmerz nicht so umgehen wie ich es mir vorgestellt habe. Aber trotzdem habe ich es geschafft. Ich bin überzeugt davon meinem Baby einen tollen Start ins Leben ermöglicht zu haben.
Wow was für ein wundervoller Geburtsbericht. Ich habe auch am 07.12.15 mein 2. Baby auf die Welt gebracht (nach Wehencocktail 10 Tage über ET). Nach einer schlimmen und sehr langen 1. Geburt hätte ich mir keine Hausgeburt zugetraut. Nun war die 2. Geburt aber so schön und schnell (nur 2 Stunden im Vergleich zu 16 Stunden bei der 1. Geburt). Nur diesen KH Trubel fand ich ganz schrecklich...verschiedene Hebammen, Schichtwechsel, ständige Versuche von Hebammen irgendwie einzugreifen in den Geburtsverlauf, verlegen auf Station nach der Geburt, nächtliches Wecken durch die Schwestern, dann wollte ich am nächsten Tag nach Hause gehen aber sie wollten mich nicht entlassen lassen. Ergebnis: eine heulende Mama und ein dauerquengeliges Baby, ein gestresster Papa weil er täglich mit der 2 jährigen Tochter 30min ins KH und zurück fahren musste.. Da wir gerne noch ein 3. Baby haben möchten habe ich in den letzten Monaten sehr viel über Hausgeburten gelesen und ich möchte unbedingt das nächste Baby in einer Hausgeburt zur Welt bringen. Dein toller Geburtsbericht bestärkt mich sehr darin. Ich stelle es mir traumhaft vor während den Wehen in den eigenen 4 Wänden zu sein und sich dann mit dem Baby einfach ins Bett zu legen ohne Stress und nächtliche Kontrollen und Untersuchungen von Krankenschwestern. Ach...einfach toll!
Ich denke, das ist bei vielen so (war bei mir auch so) dass der Gedanke "Hausgeburt" anfangs von einer Art Klinikphobie herrührt. Und auch einfach der Wunsch, selbst über seinen Körper und sein Neugeborenes zu bestimmen und nicht im Hormonrausch behandelt zu werden wie eine Unmündige/Kranke. Mit nächtlichem Wecken, "Kindesentführung" durch Schwestern die das Baby ohne Rücksprache zu einer Untersuchung bringen, etc.
Einfach das Gefühl, dem schichthabenden Personal ausgeliefert zu sein. Wenn ein junger motivierter Arzt den Zuckerwert deines Babys misst und für grenzwertig empfindet, hat es ganz schnell eine Flasche im Mund oder wird verlegt. Und in diesen besonderen Situationen, werden solche Schritte der frischentbundenen Frau oft nur mitgeteilt - nicht besprochen oder gar nach Erlaubnis gefragt. Dass diese dann jahrelang dem Bonding hinterhertrauern könnte und ihr die erste Zeit mit ihrem Baby fehlt/das Stillen nict klappt etc., das ist den meisten Ärzten so nicht bewusst.
Sie sind ausgebildet um zu retten und zu heilen wenn jemand vor Schmerzen schreit - nicht um einfach ruhig daneben zu stehen und einen natürlichen Vorgang zu beobachten und geschehen zu lassen ohne zu intervenieren.
Das alles ist nicht okay und für mich persönlich steht fest, dass ich nur bei Krankheit oder Notfall im KRANKENhaus entbinden werde. Denn eine normale gesunde Geburt und ein gesundes Baby brauchen keinen Arzt und keinen stationären Aufenthalt.
Ja, und je mehr man sich dann mit dem Thema beschäftigt, eben aufgrund der Krankenhausabneigung, desto mehr wächst die Überzeugung dann oft, dass eine Hausgeburt eine tolle Sache ist.
Alles Gute dir, für die nächste Geburt
Wie Recht du hast! Und das Verrückte ist, dass du gerade genau das Szenario beschrieben hast, das sch bei meinem KH Aufenthalt abgespielt hat. Ich hatte ursprünglich vor ambulant zu entbinden. Dann kam unser Sohn mit 4.350g auf die Welt und schon im Kreißsaal wurde mir gesagt dass er 24 Stunden überwacht werden muss aufgrund seinen Gewichtes und regelmäßig der Zuckerwert kontrolliert werden muss. So wurden wir dann über die Nacht regelmäßig geweckt, der kleine gepiekst. Kaum Schlaf. Ich war darauf eingestellt dass wir wenigstens am nächsten Tag heim kommen. Dann war der letzte Zuckerwert grenzwertig, die Nachricht ich werde nicht entlassen und baby muss sofort eine Flasche bekommen sonst wird mein Baby bleibende Schäden davon tragen. Ich war natürlich total aufgelöst. Schwester schnappt sich also mein baby und gibt ihm die Flasche. Also sind wir noch eine Nacht geblieben und das gleiche Spiel wieder...alle paar Stunden Zucker messen, kaum Schlaf. Am nächsten Tag war der letzte Wert wieder grenzwertig und sie wollten mich wieder nicht gehen lassen. Habe darauf bestanden nach Hause zu gehen...von den Schwestern hab ich nur rollende Augen bekommen. Ich habe dann nach der Kinderärztin verlangt. Sie meinte dann dass es erwiesen wäre wenn der Zuckerwert des Babys zu tief sinkt werden die Kinder schlecht in der Schule. Nachdem sie aber gemerkt hat dass ich einfach nur noch Heim will, hat sie zugestimmt. Ich hatte danach 8 Wochen ganz schlimm zu kämpfen. Ich finde der Start war für uns alles andere als schön. War dein Mann sofort einverstanden mit einer Hausgeburt? Mein Mann ist da total dagegen.
Mein Mann lässt mich da völlig frei alleine entscheiden. Ich muss ja schließlich gebären und er hat ja bereits zweimal gesehen, dass ich es kann.
Aber er ist mir leider trotzdem keine Hilfe - kann kein Blut sehen und ist einfach selbst immer etwas hilflos, ganz anders als der Mann von Silke Julia (wenn du weiter oben schon gelesen hast.)
Hallo,
ein sehr schöner Bericht. Ich weiß noch als du in den Januar 2015 Bus umgestiegen bist :)
Du warst ja die Ruhe in Person und hast deinem Baby die Zeit gegeben die es brauchte Ich glaube das fehlt den Meisten (mich inbegriffen) - Geduld und innere Ruhe bzw. Körpergefühl, naja lässt sich schwer umschreiben...
Lg
Ich finde es toll, dass du dieses Forum in die Wege geleitet hast.
Danke für den beitrag!!echt schön zu lesen!! und danke für dieses forum!!
Lg Bri
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