alicebrown
Vorweg muss ich sagen, dass ich mit einer sehr positiven Einstellung an die Geburt gegangen bin. Ich dachte, ich bin eine Frau, mein Körper ist zum Gebären gemacht, Schmerzmittel nur wenns gar nicht auszuhalten ist, auf keinen Fall ne PDA. Habe mir ne Beleghebamme gesucht und geplant war, die Geburt ganz gemütlich zu Hause zu beginnen und erst zum Ende ins 2km entfernte KH zu fahren und dann dort ambulant zu entbinden. Leider ging es mir dann eine Woche vor ET sehr schlecht, hatte starke Wassereinlagerungen, Kreislaufprobleme und Bauchschmerzen. Habe mich also abends noch mit meiner Hebamme getroffen, die eh gerade im Kreißsaal war. Fazit: viel zu hoher Blutdruck, Eiweiß im Urin-> beginnende Gestose. Blutwerte waren aber im grünen Bereich. Sollte dann die Nacht erstmal zur Beobachtung dableiben und am nächsten Tag fiel dann die Entscheidung zur Einleitung, um eine starke Verschlechterung meines Zustands zu vermeiden und mir eine natürliche Geburt zu ermöglichen. Also haben mein Mann und ich ein Familienzimmer bezogen und los gings. Als sich dann am Ende des dritten Tags immer noch nichts tat, meine Blutwerte gleichbleibend gut waren, entschieden wir uns am nächsten Tag wieder nach Hause zu gehen. Dann bekam ich allerdings doch Wehen. Zuerst war es auch genau wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin durch unser Zimmer getigert und habe veratmet und versucht mich "einzuwehen". Das ging ca 2 Std so und war gut auszuhalten. Dann ist allerdings meine Fruchtblase geplatzt und auf einmal fühle es sich an, als hätte jemand einen Drehregler auf volle Pulle aufgedreht und die Schmerzen haben mich vom Kreuz bis in die Knie übermannt. Konnte während einer Wehe gar nicht mehr gehen. Aufs Atmen konnte ich mich auch nur noch schwer konzentrieren. So sind wir in den Kreißsaal rüber, meine Hebamme hat sich auf den Weg gemacht. Als sie ankam war ich schon total in meiner Schmerzspirale gefangen und der einzige, der noch zu mir durchdringen konnte, war mein Mann. Ich bin dann erstmal in die Badewanne, was auch kurz Linderung verschaffte, aber dann auch nicht mehr. Ich bat um ein Schmerzmittel. Es wurde eine Buscopan-Infusion angehängt. Leider lief mein Zugang nicht durch. Also raus aus der Wanne, neuen Zugang legen. Vorsichtshalber auch schonmal stärkeres Schmerzmittel dran. Zugang wieder dicht. Keine Möglichkeit intravenös Schmerzmittel in mich zu bekommen. Ein zunehmendes Gefühl des Kontrollverlusts machte sich breit. Also doch PDA. PDA gelegt, keine Schmerzlinderung. Also kommt der Chefanästhesist, legt noch eine, Liquorpunktion. Keine Linderung. Ich brülle nur noch, man möge mich ausknocken und das Kind aus mir rausschneiden. Ich kann nicht mehr und will nicht mehr. Da alle natürlich wussten, dass ich eigentlich auf keinen Fall einen möchte, versucht man mir Mut zuzusprechen, meine Hebamme bat mich, mich einmal untersuchen zu dürfen, um zu sehen, wie weit wir sind. 7cm. Ich trotzdem am Ende. Also wurde der Kaiserschnitt vorbereitet. Ich nochmal Pipi machen gegangen. Mich auf dem Klo weinend bei meinem Mann entschuldigt, dass ich nicht mehr kann, der mir sagt, dass alles gut ist. Zurück im Kreißsaal merke ich auf einmal, dass sich die Wehen verändern, ich bekomme Pressdrang. Mein Mann holt die herumwuselnde Hebamme, die mir sagt, dass es losgeht und ich presse darf. 4 kleine Presswehen später, liegt meine Tochter auf meinem Bauch. Und alles ist gut. :) Leider musste ich dann wegen der Liquorpunktion und anhaltend zu hohem Blutdruck noch eine Woche im KH bleiben, das war eine schreckliche Zeit. Die ersten Tage ist unklar, ob mein Baby nicht in die Kinderklinik muss, weil sie Gelbsucht hat. Aber die Werte bleiben knapp unter den Grenzwerten und gehen von alleine wieder runter. Das Stillen klappt trotzdem völlig problemlos. Die nächste Geburt möchte ich auf jeden Fall zu Hause machen, allerdings darf dafür natürlich keine Gestose da sein. Mich ärgert im Nachhinein, dass ich nicht einfach versucht habe, mit den Schmerzen alleine klarzukommen und dass ich irgendwann aufgegeben habe. Ich bin sehr froh, dass es kein Kaiserschnitt geworden ist, daran hätte ich sicher noch zu knabbern. Das ist jetzt auch ziemlich lang geworden, ich hoffe, es ist nicht zu wirr.
Obwohl deine Geburt ansonsten ganz anders war als meine, hatte auch ich im Nachhinein den Gedanken, dass es mich so sehr darüber ärgere, dass ich mit den Schmerzen nicht so zurecht gekommen bin, wie "geplant". Da übe ich Wochenlang Selbsthypnose, Atmen und Tönen und vertraue wie du ganz fest auf meinen Körper und dann ist der einzige Gedanke den ich während der Wehen zustande bekomme "Aua"
Aber du hast es trotzdem geschafft und ich drücke dir ganz fest die Daumen dass die nächste Geburt ohne Gestose ganz entspannt zu Hause verläuft!
Ja. Ich denken, das liegt einfach an der Erwartungshaltung, die man so (an sich selbst) hat. Im Endeffekt ist eine Geburt aber auch kein Wettbewerb für den Umgang mit Schmerz, sondern soll ja primär das Baby gesund auf die Welt bringen. Und fürs nächste Mal weiß ich dann einfach schon ein paar Dinge, die ich auf jeden Fall anders machen werde, selbst wenn ich am Ende wieder im Krankenhaus landen sollte. Aber erstmal genieße ich jetzt mein kleines Mädchen, die einfach ganz toll ist und mal sehen, wann wir das Geschwisterchen ansetzen. Und dann hoffe ich einfach auf das Beste.
Du, ich finde dein Schmerzmanagement gut. Es hört sich für mich normal an. Man schreit nach Schmerzmedikamenten, nach der PDA, nach der Sectio. Man kann einfach nicht mehr. War bei mir auch so. Am Ende ging alles gut. Ich habe den Anästhesisten in der Tür gesehen, dann kam mein Sohn ganz schnell :-) Du brauchst nicht so streng mit dir ins Gericht gehen, die Hebammen erleben so viele Geburten, du warst mit Sicherheit nicht die größte Heulsuse.
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