Elternforum Frühchen

Meine Hannah 24+3

Meine Hannah 24+3

Annemithannah

Beitrag melden

Hallo Zusammen, ich habe schon den ein oder anderen Beitrag gelesen und möchte auch gerne etwas schreiben. Am 1.11 ist unsere kleine Tochter vollkommen unvorbereitet in der 24+3 mit grade mal 422g auf die Welt gepurzelt. Nach einem Ultraschalltermin hieß es ab ins Krankenhaus da bei mir eine präeklmasie und eine Plazentainsuffizienz diagnostiziert worden. Die Hebammen und Ärzte haben alles gegeben sie zumindest in die 25ssw zu bekommen aber das hat dann leider doch nicht geklappt. So hat sich unsere Schöne schon sehr tapfer angestellt. Sie macht die Untersuchungen mit, nuckelt ein bisschen an einem zuckerlolli und hat schon 1ml Muttermilch verdaut. Ich bin bis jetzt noch nicht bei ihr gewesen, da ich im kh auch noch mit Corona infiziert wurde. Ich hoffe jeden Tag das der Test negativ ist und ich sie auch endlich sehen darf. Meinen Mann hat sie aber schon den Finger gedrückt. Daran halte ich mich fest. Ich weiß das vor uns noch ein sehr sehr langer Weg ist und ich würde gerne wissen wie ihr anderen diesen gemeistert habt? Seid ihr jeden Augenblick im kh gewesen oder habt ihr euch auch mal (so egoistisch wie es klingt) frei genommen? Ich habe große Angst was das auch mit uns als Paar macht. Viele Grüße und ich würde mich sehr über ein paar Gedanken freuen - Anne


sunnydani

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Liebe Anne, ich gratuliere dir zur Geburt deiner Tochter, auch wenn es natürlich viel, viel, viel zu früh ist und ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen und der kleinen Kämpferin von Herzen alles Gute, dass sie den Frühstart gut meistert! Meine Zwillinge kamen bei 25+2. Ich war am Tag nach dem Kaiserschnitt das erste Mal bei ihnen und ich war am Anfang wirklich geschockt beim Anblick. So viele Kabel und so wenig Kind, so klein, zart, zerbrechlich. Aber ich habe mich schnell wieder gefangen gehabt und dann lebt man von Tag zu Tag. Mir ist es am besten damit gegangen, dass ich immer versucht habe, das Positive in den Vordergrund zu heben. Ich habe also immer daran gedacht, was an jedem Tag gut gelaufen ist, auch wenn der Tag schlecht war. Anfangs hatten wir wirklich täglich Hiobsbotschaften und meine Kinder hatten sehr, sehr viele Komplikationen. Darauf mussten wir uns einfach einstellen. In der ersten Zeit konnte ich auch nicht wirklich so viel bei und mit den Kindern tun, denn känguruhen durften wir erst, als die Kinder etwas stabiler waren und nicht mehr voll-beatmet wurden. Die Versorgung konnten wir am Anfang auch nicht mitmachen, da es den Kindern einfach sehr schlecht ging. Somit blieb nur am Inkubator zu stehen, mit ihnen zu reden, ihnen etwas vorzusingen und die Hand aufzulegen. Ich habe auch noch einen älteren Sohn gehabt, um den ich mich kümmern musste. Ich wurde am 6. Tag nach dem Kaiserschnitt entlassen und bin da dann jeden Tag am Vormittag, wenn mein Großer im Kindergarten war, ins KH gefahren. Zu Mittag hab ich ihn wieder vom Kindergarten abgeholt und hab dann den Nachmittag mit ihm verbracht. Ihn nahm die Situation, dass ich zuvor wochenlang im KH lag, nämlich auch sehr mit. An den Wochenenden war ich dann immer den ganzen Tag im KH und mein Großer meist bei Oma und Opa. So haben wir uns Woche für Woche durchgehangelt und die Entlassung war in weiter Ferne bzw. der Zustand einfach lange, lange Zeit sehr instabil und es kamen auch immer wieder Rückschläge. Aber irgendwie habe ich in der Zeit einfach funktioniert und mir wurde erst nach der Entlassung so richtig bewusst, was ich da jetzt durchgemacht hatte. Es kam danach dann noch einiges hoch, aber irgendwie habe ich einen Weg gefunden damit umzugehen. Versuch gut auf dich zu hören und tu auch das, was dir gut tut und hilft! Wenn du mal einen Tag Pause brauchst, dann ist das vollkommen legitim. Dein Kind ist auf der Neo gut aufgehoben und es ist für dein Kind besser, du kannst mal durchschnaufen und dich erholen und bist eben mal einen Tag nicht da, als du bist ständig dort und es geht dir aber schlecht damit. Meiner Partnerschaft hat es zum Glück nicht geschadet. Es hat uns zusammengeschweißt. Wir haben generell schon einiges zusammen durchgestanden und uns hat es zum Glück immer näher zusammengebracht. Wir haben aber auch akzeptiert, dass jeder von uns einen anderen Weg hat mit gewissen Situationen umzugehen und wir haben uns gegenseitig diesen Raum gelassen und sind uns mit viel Verständnis begegnet. Die Prioritäten verschieben sich in so einer Situation natürlich auch. Es ist plötzlich nichts mehr so wie es war und in der KH-Zeit dreht sich alles nur ums Kind und darum. Erst zu Hause hat sich dann schön langsam ein etwas normalerer Alltag eingespielt, der natürlich immer noch mit zahlreichen zusätzlichen Terminen verbunden war, die man bei einem "normalen" Kind nicht hat, aber das war mir alles recht, solange mein Kind bei mir war. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles erdenklich Gute und schau auf dich! Lebe im Moment, von Tag zu Tag, nimm dir nicht zu vieles vor, nimm alle deine Gefühle an! Es ist in Ordnung, wenn du Tage hast, an denen du haderst, an denen du traurig bist, an denen du dich erschöpft und erledigt fühlst, aber versuche dennoch immer wieder nach vorn zu schauen und daran zu denken, dass ein Ziel in Sicht ist. Auch wenn es noch weit weg ist, aber es kommt und für dieses Ziel, die Entlassung, zu kämpfen, lohnt sich. Und versuche Vertrauen in deine Tochter zu haben! Frühchen sind Kämpfer, sie schaffen oft Unglaubliches! Alles, alles Liebe!


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hallo, tausend Dank für deine Nachricht und die bewegenden Worte. Sie spenden so viel Kraft und Zuversicht. Bestimmt werde ich den Beitrag noch ein paar mal lesen Du hast vollkommen Recht, die Entlassung meiner Tochter ist noch so weit weg und doch denke auch an kaum etwas anderes als sie im arm halten zu dürfen. Ich wünsche dir für deine beiden ganz kleinen und deinen großen auch alles alles erdenklich gute. Viele Grüße


mena00

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Kämpferin Hannah! Meine beiden kamen auch zu früh, aber doch viele Wochen später wie deine. Der Grosse bei 35+5 und der Kleine im Sept. bei 31+6… Beim Grossen war ich viel im KH beim Kleinen musste ich mich dann aufteilen was mir schwierig fiel… sie waren jedoch „nur“ 1 und 3 Wochen auf der Neo… Ich finde es schwierig einen Tipp zu geben, ausser macht es so wie es für euch stimmt und schaut gut auf euch (auch als Paar)… versucht viel zu kuscheln mit der Kleinen wenn es möglich ist, aber schau auch auf deine Erholung! Sprecht viel miteinander auch über die jeweiligen Bedürfnisse! Ich wünsche euch alles alles Gute, viel Kraft und Geduld!


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von mena00

Huhu, vielen Dank für deine Nachricht. Jeder Tag auf der neo ist schrecklich egal ob ganz ganz früh oder wie bei dir mitte 30 woche. Ich wünsche euch alle gute und freue mich so sehr auf den Moment wenn ich mit meiner Schönen kuscheln darf. Viele Grüße


Saberlapap

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Huhu, ich habe dir eine private Nachricht geschickt. Liebe Grüße


Cafe2go

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Liebe Anne, Auch von mir eine herzliche Gratulation zu deiner Tochter! Ich wünsche dir von Herzen, dass sie weiterhin stark ist und ihren Weg findet! Ich hoffe, ich darf dir ein paar Zeilen schreiben, auch wenn ich kein Frühchen habe. Mein Sohn lag nach der Geburt (völlig unerwartet, bei den Untersuchungen war immer alles Bestens) 4 Monate auf der Neointensiv, dann 3 Wochen mit mir in einem Mutterkindzimmer und kam Anschließen mit Magensonde, Tracheostoma und Heimbeatmung nach Hause. Im Frühchenforum habe ich oft mitgelesen, lese ich immer noch mit, weil ich zu Frühchenmamas soviel mehr Gemeinsamkeit gesehen habe, als zu Mamas die nach wenigen Tagen mit ihren gesunden Babys nach Hause gehen. Ich wünsche dir, dass dein Coronatest ganz bald negativ wird, so dass du ganz bald deine kleine Kämpferin sehen darfst! Mir hat damals die Notfallpsychologin im Entbindungskrankenhaus sehr geholfen, zusammen haben wir einen Schritt-für-Schritt-Plan entwickelt und den habe ich so mehr oder weniger bis zur Entlassung weitergeführt. Weil der Weg bis zur Entlassung viel zu lang und unabsehbar war, habe ich (in Absprache mit den Ärzten) immer einen Plan erstellt, was als nächstes ansteht / geschafft werden muss. Anfangs (als unser Sohn furchtbar instabil war) waren das Mini-Schrittchen: Überlebt den Transport ins KH mit Neointensiv - kann erfolgreich an die ECMO angeschlossen werden - ist 2 Tage stabil- kann erfolgreich zum CT,... später wurden die Schritte größer und langfristiger (kann 1h selbst atmen, braucht keine IV Nahrung mehr). Das hat mir persönlich sehr geholfen, ich wusste, was als nächstes ansteht und wie lange das ca dauern wird. Ich war anfangs so oft es mir irgend möglich war auf der Intensivstation, nach 1,5 Monaten (es war auch gerade wieder eine Phase der akuten Verschlechterung) wäre ich dann fast zusammengebrochen, hab nur noch geweint und konnte gar nicht mehr. Ab dann habe ich mir regelmäßig Zeiten für mich genommen, fürs Spazieren gehen mit netten Menschen, die mir Mut zusprachen und mich einfach erzählen ließen. Bezüglich Besuchszeiten versuche die so einzuteilen, wie es dir gut tut. Natürlich profitiert deine Tochter von häufigen, langen Besuchen (mit Kuscheln sobald das medizinische möglich ist). ABER deine Tochter braucht nach dem Krankenhausaufenthalt auch eine leistungsfähige Mami. Also schau auch auf dich, deine Tochter wird während deiner Abwesenheit vom Pflegepersonal im Krankenhaus gut versorgt! Der Beziehung zu meinem Mann hat das übrigens nicht geschadet, im Gegenteil, ich fühle mich auf eine ganz andere Art noch viel fester verbunden. Aber ich hatte am Tag der Geburt meines Sohnes die selben Sorgen. Ich wünsche euch alle Kraft der Welt!


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cafe2go

Hallo und vielen lieben Dank für deine Nachricht. Deine Worte tun gut und wie du schon schreibst ist es unglaublich unterstützend "leidensgenossen" zu haben. Ich hoffe deinem Sohn geht es nun gut und ihr seid so ungestreift wie möglich aus der Situation gekommen. Das was du erlebt hast lässt sich nicht beschönigen und ich habe unfassbaren Hochachtung das du und dein Partner die Zeit gemeistert habt. Heute durfte ich schon wieder nicht auf die Staion aber mein Mann war wieder lange da und mit facecall war der Tag erträglich. Du und auch die vorredner haben vollkommen recht, das Personal auf der Neointensiv ist unfassbar und ich weiß das Hannah gut aufgehoben ist. Doch schon jetzt mache ich mir unglaubliche Vorwürfe. Werde ich am Tag lang genung da gewesen sein? Wie lange ist lang genung? Darf ich noch freude empfinden? Darf ich wenn bald die Freitage kommen bei meiner Familie weinen? Darf ich eifersüchtig auf meine Schwägerin sein die kurz nach Hannah ein gesundes, reifgeborended Kind bekommen hat? Darf ich abends in arm von meinem Mann liegen, fernsehen schauen und mich freuen das wir zusammen sind? Natürlich kenne ich die Antwort aber ich glaube ähnliche Fragen stellt sich jedes Elternteil mit einem Kind auf der intensiv. Nochmals ein riesiges Danke für deine Nachricht


Cafe2go

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Hallo nochmal! Es freut mich, dass du deine Tochter zumindest via Videocall sehen konntest! Natürlich darfst du noch glücklich sein, du darfst zu Tode betrübt sein und alle Gefühle dazwischen. Ich wünsche dir sehr, dass ihr ohne ganz schwierige Phasen herauskommt. Aber ich bin ganz ehrlich bei uns gab es Zeiten, da hab ich mich gefragt, ob es nicht einfacher wäre, wenn er sterben würde, als dieses ständige Zittern, ob er überleben wird (nein, wäre es natürlich!!! nicht gewesen), ich habe ihm gesagt, es ist ok, wenn er keine Kraft mehr hat, er darf gehen, ich werde ihn für immer lieben, ganz gleich, wie er sich "entscheidet". Ich bin unglaublich dankbar, dass er gekämpft hat, dass er überlebt hat und dass er so gut aus dem Ganzen rausgekommen ist (wir hatten so unfassbare Glück, kein Arzt hätte das für möglich gehalten). Ich konnte ihn voll stillen, er ist die Heimbeatmung unfassbar schnell losgeworden (nach 5 Monate zu Hause), nur um das Tracheostoma loszuwerden brauchte es wieder eine große OP mit Intensivaufenthalt, mittlerweile ist er 2 Jahre alt, braucht "kaum" noch Medikamente, kann ganz normal in den Kindergarten gehen. Mir sind noch nach Monaten die Tränen in den Augen gestanden, wenn ich gesehen habe, wie frisch entbundene Mamas mit Babys aus dem Krankenhaus kamen. Ich war noch, als mein Sohn schon zu Hause war, neidisch auf Freundinnen die schwanger wurden, weil die in wenigen Monaten ein gesundes Baby haben werden und mein Sohn dann immer noch krank sein wird. Ich fand es furchtbar, wenn fast gesunde Babys neben uns auf der Intensivstation überwacht wurden. Eltern die verzweifeln, weil ihr Baby eine Woche auf der Intensiv bleiben muss. Ich daneben sitze heulend am Bett meines Babys und weiß nicht, ob es überleben wird. Sitze da schon seit über einem Monat. Weiß dass wir im besten Fall noch von Monaten auf der Intensiv reden... Mittlerweile kann ich natürlich auch das Leid jener Eltern verstehen, in der Situation damals konnte ich das nicht anerkennen. Was ich sagen möchte, es ist ok neidisch zu sein. Wenn das eigene Baby (noch dazu unter so schwierigen Umständen) auf der Intensivstation liegt, dann sind alle Gefühle in Ordnung. Du wirst mit Sicherheit ausreichend lange bei deiner Tochter Hannah sein! Du wirst so oft und so lange dort sein, wie du es schaffst und es dir gut tut und sie wird spüren, dass du immer bei ihr bist, wenn es möglich ist. Du darfst am Abend mit ruhigem Gewissen im Arm deines Mannes liegen und Fernsehen oder plaudern und dich dabei wohl fühlen. Du darfst dich mit einer Freundin treffen und etwas machen, was dir gut tut, du darfst für ein paar Minuten/Stunden an etwas anderes denken als an deine Hannah. Du darfst aber auch allen Freunden/Verwandten, die dir ein Ohr leihen, rund um die Uhr von Hannah erzählen, von jedem Zucken in ihrem Gesicht, von jeder noch so kleinen Verbesserung, von jedem Rückschlag. In so einer Situation darf man alles (natürlich keine Gesetze brechen, aber ich glaube du weißt, was ich meine)! Du darfst allen Freunden berichten, du darfst sagen, dass du vorerst deine Ruhe brauchst und mit niemanden reden magst. Du darfst mit ausgewählten Personen sprechen, auch wenn du mit dir eigentlich näherstehenden Personen nicht reden magst. Wenn es im Krankenhaus psychologische Unterstützung gibt, dann nimm die an, wenn es dir gut tut. Ich hatte im Entbindungskrankenhaus eine gute Psychologin, auf der ersten Intensivstation dann eine furchtbare (sie schlug mir vor, dass ich doch mit einer Freundin shoppen gehen soll, um mich von der lebensnotwendigen, gefährlichen OP meines 5 Tage alten Babys abzulenken ). Also auch bezüglich Psychologin: tu was dir gut tut, du darfst "Hilfe" auch ablehnen, wenn sie dir nicht hilft. Ich schicke dir nochmal ganz, ganz viel Kraft! So eine Situation wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Aber du wirst an den Schwierigkeiten wachsen und es toll meistern! (Und entschuldige bitte den langen und wirren Text)


mena00

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Hallo Alle deine Gedanken und Gefühle sind normal und absolut erlaubt.. auch wenn du die Anwort weist, die Hormone spielen auch sehr stark mit und die Situation ist sehr belastend! Ja auch ich bin neidisch auf Kolleginne. welche ihre Kinder sofort nach Hause nehmen dürfen, ein Binding hatten, ein ordentliches Wochenbett mit Erholung usw.. und ich musste zweimal nach Hause ohne Kind. Und ich hatte diese Gefühl trotz dem, dass sich die Kleinen ganz ordentlich machten. Ich hoffe du darfst bald zu deiner Tochter, viel kuscheln und dich richtig an ihr erfreuen. Ich wünsche euch viel Kraft und Energie


sunnydani

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cafe2go

Du hast das unglaublich toll, berührend und absolut nachvollziehbar geschrieben. Ich erkenne auch einiges aus deinem Text und kann mich noch gut an eine Mutter erinnern, die ein recht reifes Baby hatte, das nur ein paar Tage auf der Neo zur Überwachung war und die aber am Boden zerstört war und nur geheult hatte, es dem Klinikpersonal auch schwer gemacht hatte. Ich saß daneben, einer meiner Zwillinge gerade vor kurzem mit 6 Wochen verstorben, der zweite gerade in einem sehr schlechten Zustand, die Entlassung in weitester Ferne, sodass ich daran gar nicht denken konnte, sondern nur gehofft habe, dass mein zweiter Schatz nicht auch noch geht. Und ich habe noch versucht, sie zu trösten und aufzumuntern, ihr gut zuzureden, dass sie ihr Kind bald gesund und ohne Folgeschäden mit nach Hause nehmen wird können, doch sie hat mich angeschnauzt und ignoriert, obwohl wir im selben Zimmer waren. Vier Tage später war sie mit ihrem Kind entlassen. Das fiel mir damals auch nicht leicht, da nicht zu hadern und es unfair zu empfinden. Auch die Ungewissheit war für mich am schwersten, nicht zu wissen, was der nächste Tag mit sich bringt und auch ich habe meinem Nico gesagt, dass es in Ordnung ist, dass er gehen muss, dass ich ihn gehen lasse, weil ich merke, dass er nicht mehr kann und dass ich unglaublich dankbar dafür bin, dass er gekämpft hat und ich ihn kurz kennenlernen durfte. Beinahe zugleich bin ich am zweiten Inkubator gestanden und hab meinem Tim gut zugeredet, dass er nicht aufgeben soll und dass er unbedingt weiter kämpfen soll, damit ich ihn nicht auch verliere. Also ich glaube, besser als du, kann man dieses Auf und Ab der Gefühle und diesen Ausnahmezustand nicht beschreiben. Und jeder geht anders damit um, aber ich finde auch, dass es sehr, sehr wichtig ist, wenn man alles annimmt, egal wie es einem gerade geht. Man hat in so einer Extremsituation eine Achterbahnfahrt an Gefühlen und im Nachhinein fragt man sich selbst, wie man da durchgekommen ist, aber man schafft es. Und das Wichtigste ist, dass man niemals aufgibt und nie die Hoffnung verliert. Ich freue mich sehr für dich, dass es deinem Kind jetzt doch so gut geht und dass auch er mehr geschafft hat, als die Ärzte von ihm dachten. Das zeigt wieder, was Kinder doch für Kämpfer sind und wie sie einen überraschen können. Ich wünsche euch auch weiterhin viel Gesundheit und alles Liebe und du hättest mir in meiner damaligen Situation mit diesem Beitrag sehr geholfen!


Cafe2go

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von sunnydani

Danke für deine lieben Worte! Ich finde es unglaublich bewundernswert, wie du alles gemeistert hast und dass du immer wieder davon berichtest. Ich hab damals schon von dir gelesen und mich dadurch weniger allein in meinem Leid gefühlt und gesehen, dass Mütter auch viel schlimmere Situationen meistern, ohne daran komplett zu zerbrechen (ich hatte nämlich öfters das Gefühl, dass ich doch kaputt gehen muss, dass ich das doch nicht aushalten kann). Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muss, wenn man gleich zwei Babys auf der Intensivstation hat und dann auch noch eines verstirbt und gleichzeitig das ältere Geschwisterchen, das man versorgen und trösten muss, für das man funktionieren muss. Ich wünsche dir und euch ebenso alles Gute :-)


sunnydani

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cafe2go

Danke! Das freut mich, dass ich dir damals dann schon etwas mit meinen Beiträgen helfen konnte ;-) Man fühlt sich automatisch nicht so allein, wenn man mitbekommt, dass es anderen auch so oder ähnlich geht. Vor allem wenn es den Anschein macht, als ob rundherum bei jedem alles perfekt und planmäßig verläuft und man im privaten Umfeld die Einzige ist, die so etwas mitmacht. Wobei man ja auf der Neo auch so einiges mitbekommt, da hatte ich oft das Gefühl, dass es ein Wunder ist, wenn man ein gesundes Baby ohne Komplikationen bekommt, nachdem was alles passieren kann. Aber auf der Neo ist ja doch nur ein geringer Prozentsatz aller Schwangerschaften insgesamt ;-) Alles Liebe!


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cafe2go

Hallo nochmal, nochmals vielen Dank für deine Nachricht und die bewegen Worte. Gestern war am Abend mein Test endlich negativ und ich habe meinen Engel das erste mal sehen dürfen. Ein unglaubliches Gefühl! Sofort wusste ich dass ich meinen Platz gefunden habe. Heute war die Krankenhausseelsorge da und auch mit ihr haben mein Mann und ich unsere Ängste besprochen. Das hat wirklich gut getan und auch die Schwestern auf der Station haben mit uns das Gespräch gesucht. Unser Motto "von Tag zu Tag" wird uns nun lange begleiten. Ich wünsche weiterhin alles gute für deinen kleinen Mann Viele hoffnungsvolle Grüße Anne


BB0208

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Maus. Schöner Name!!! Als unser Frühchen kam hatten wir schon Zwillinge, einer schwerst herzkrank, ein 3. Kind war 1 1/2 Jahre vorher wegen einer Lungenfehlbildung gestorben - wir waren also bereits ziemlich vom Schicksal gebeutelt, wenn man es nicht "abgebrüht" nennen will. Bei uns war der Fokus auf: Gott sei Dank, das Kind lebt!! Ich war in jedem Moment von einer großen Dankbarkeit erfüllt, in Deutschland zu sein, die maximale intensivmedizinische Hilfe zu bekommen. Ich war von 9 bis 17 Uhr im Krankenhaus, halb 5 kam mein Mann direkt von der Arbeit ins Krankenhaus, wir hatten 30 min zu 3. - er blieb dann bis 22/23 Uhr. Die Zwillinge waren von 8 bis 12 Uhr im Kindergarten, danach haben sich Freunde und Großeltern bis ich kam zum Abendbrot die Betreuung geteilt. Sie haben in der Zeit ihren Papa nie gesehen, mich nur sehr sehr selten, aber sie hatten bereits einen toten Bruder im Arm, wussten nun, die Schwester lebt, es war auch für sie klar, dass wir ins Krankenhaus gehören. Sie sagten einmal im Kindergarten: wenn einer von uns im Krankenhaus ist, ist Mama auch da, jetzt ist das Baby dran! Tapfer! In diesen langen Wochen gab es 2 Tage, da war meine Schwester auf der IntensivNeo, damit wir zu viert sein können, wir waren auf einem großen Spielplatz und Eis essen. Für alle Normalität! Das war gut! Ja, eine Ehe sollte solch besondere Zeiten aushalten. Ich habe zu keinem Zeitpunkt darüber nachgedacht, was diese Situation mit uns als Paar macht, aber wir hatten auch schon anderes zusammen erlebt. Alles Gute für Euch!!!!


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von BB0208

Hallo, tausend Dank für deinen Beitrag. Hochachtung vor dem was ihr als Paar und Familie geleistet habt. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Viele Grüße


Zwergenalarm

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Meine Zwillinge kamen bei 26+4 und waren dann 4 Monate auf der Neo Intensiv. Ich hatte keine anderen Kinder zu betreuen, also „musste“ ich nicht nach Hause. Eigentlich war ich täglich von 8 bis 18:00Uhr da. Oft auch länger. Irgendwann wollten sie mich auch zu einer „Ich Zeit“ überreden, aber für mich war das der einzige Ort, wo ich mich einigermaßen ruhig gefühlt habe. Spaziergänge konnte ich am sehr weitläufigen Krankenhausgelände (direkt daneben ein Wald) machen, wenn‘s mir auf der Station zu viel wurde. Aber ich wollte nie weit weg sein, für den Fall……und es gab mehrere Fälle, wo ich schnell da sein musste, mein Einverständnis geben musste etc. Ich glaub du wirst deinen persönlichen Umgang mit der Situation finden. Wenn es für dich richtig ist, dann ist es richtig. Bleib da, wenn es dir gut tut, bleib weg, wenn es dir gut tut. Raten kann dir das eh niemand. Alles Gute


Annemithannah

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Huhu, Danke für deine Nachricht. Ich kann absolut nachvollziehen das man sich am Inkubator am sichersten fühlt. Ich war heute das zweite mal bei ihr und habe das gleiche gespürt. Man hat den Monitor im Blick, Schwestern und Ärzte immer erreichbar und kann die Hand auflegen. Einfach da sein. Nach langer Zeit sind wir dann gefahren, da ich zwar kein zweites Kind, dafür einen Hund zu versorgen habe. Vorhin habe ich dann nochmal angerufen, einfach für das eigene Gefühl. Die Schwestern bestärken da einen auch sehr, auch das tut gut. Die letzten beiden Tage haben mir Mut gemacht das wie uns eingrooven und unseren Weg finden ich wünsche euch alles gute für die Zukunft Viele Grüße Anne


Zwergenalarm

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Deine Wünsche sind lieb, danke dafür. Aber wir sind bereits 19 Jahre in der Zukunft, also alles gut Wenn ich richtig rechne und lese, dann hat deine Tochter jetzt schon 6 Tage ohne gröbere Komplikationen hinter sich. Das ist sehr gut und lässt hoffen. Bei uns sind die richtig schlimmen Dinge bereits in der ersten Lebenswoche passiert, danach ging‘s nur noch um Heilung. Also darfst du zum ersten Mal berechtigt durchschnaufen. Ich drück euch die Daumen.


Jani81

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Annemithannah

Hallo Anne Gerade in diesen Tagen bin ich wieder ganz nah dran an eurer Geschichte, den meine Tochter wurde gestern 10. Manche Gefühle von damals sind wieder deutlich spürbar, aber es tut nicht mehr weh. Vor euch liegt tatsächlich ein langer Weg. Ich habe in den vielen Wochen immer versucht, von Tag zu Tag zu schauen, nicht den weiten Blick auf die Entlassung. Ich habe das Thema Entlassung auch nie selbst angesprochen, weil ich Angst vor einer Enttäuschung hatte. Ich habe mich eher auf die Überraschung gefreut. Mir hat es unglaublich geholfen, jeden Tag von morgens bis abends bei ihr zu sein (so dachte ich). Ich habe keine weiteren Kinder und wofür ist sonst die Elternzeit da. Es gab Tiefpunkte, aber danach ging es immer wieder bergauf. Ich habe leider den Fehler gemacht, dass ich mir keine Auszeit gegönnt habe. Keine der Schwestern oder Ärzte hätte etwas dagegen gehabt, im Gegenteil. Es war wie ein Job, den man gewissenhaft erledigen möchte. Allerdings waren es am Ende 100 Tage ohne Wochenenden und Urlaub. Heute weiß ich, ich habe mich selbst nicht mehr gesehen. Die Zeit schlaucht und man muss sich selbst immer Mal was gönnen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Einfach Mal Essen gehen oder lange Spaziergänge... Die Beziehung zu meinem Mann hat sich eher intensiviert. Dadurch, dass er gearbeitet hat, hatte er den nötigen Abstand und konnte mich aus meinen Tiefpunkten abholen. Wenn du die Möglichkeit hast, psychologische Hilfe im Klinikum anzunehmen, mach das ruhig. Es ist ein Trauma. Ich habe tatsächlich 2 Jahre gebraucht, um für mich einen Weg zu finden und das Thema anzunehmen. Die psychologische Begleitung gab es bei uns damals nicht. Jahre später habe ich angefangen ehrenamtlich für Frühchen zu nähen. Auch das hat mir in gewisser Weise geholfen. Noch ein kleiner Tipp: führe ein Tagebuch. Wie war die tägl. Gewichtszunahme? Ist sie gewachsen? Was war das besondere am Tag? Das lenkt nicht nur ab, sondern ist irgendwann eine schöne Erinnerung. Ich wünsche dir, dass du bald mit der Kleinen kuscheln kannst. Das ist so ein schönes Gefühl. Meine Tochter wurde mit 490g in der 25. Woche geboren. Gleiche Diagnose wie bei dir. Sie ist ein normales Kind, was es mir leicht macht, Mama zu sein. Wir haben eine unglaublich enge Bindung.