Elternforum Frühchen

Einfach mal ausheulen

Einfach mal ausheulen

Michelle2007

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Hallo ihr lieben, Ich habe keine Frage möchte einfach mal meine Gedanken an neutrale Personen bzw. an euch frühchen Eltern richten, die das selbe durch gemacht haben. Ich bin traurig, Ich bin traurig darüber, dass mir die letzten 11 Wochen der Schwangerschaft genommen wurden, keine schönen ss Fotos gemacht zu haben. Ich bin traurig darüber, dass ich einen Kaiserschnitt hatte und mein Kind nicht direkt danach auf der Brust hatte . Ich bin unglaublich traurig darüber dass ich mein Kind 59 Tage immer wieder alleine lassen musste. Ich bin traurig darüber dass es mit dem stillen nicht geklappt hat wegen dem ganzen Stress. Ich bin traurig darüber dass ich am Tag 2 Stunden Autofahrt verschwänden musste anstatt bei meiner Tochter zu sein nur damit ich dort an komme und bis ich wieder zuhause war. Ich bin traurig darüber, dass meine Tochter so lange im Krankenhaus war. Ich bin traurig darüber, dass ich keine Wehen spüren durfte. Ich bin traurig darüber, dass ich nicht mehr für meine Tochter da sein konnte, dass ich nicht selbst entscheiden darf wann ich wieder schwanger werde. Ich bin eifersüchtig von anderen Frauen zu hören wie schön die Geburt war. Ich bin traurig darüber, dass sich mein Kaiserschnitt entzündet hatte und ich solche Schmerzen hatten jeden Tag beim Wechseln der Tamponade . Ich bin traurig darüber, dass ich alles noch nicht verarbeitet habe. Ich bin gleichzeitig dankbar darüber, dass ich so toll behandelt wurde im Krankenhaus und Vor allem dankbar, dass sich meine Tochter so toll entwickelt und keinerlei Komplikationen hatte und hat. Liebe Grüße Michelle


mena00

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Hallo Michelle Absolut verständlich und Nachvollziehbar. Es ist auch absolut legitim traurig über all diese Sachen zu sein. Mein Kleiner kam zwar nur 4,5 Wochen zu früh, aber ich bin auch traurig darüber, dass ich keine schönen SS Fotos habe, dass ich keinen wirklichen ersten Babyschnappschuss habe, dass wir kein Bonding hatten, dass ich ihn alleine lassen musste auf der Neo… aber ich bin auch total glücklich übder den kleinen (mittlerweile schon 20 Monate). Es wird besser, auch wenn es Zeit braucht und ich denke heute noch ab und zu daran Ich drücke dich und wünsche dir alles Gute!


User-1721826469

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Hey, eine Umarmung auch von meiner Seite. Fühle dich gedrückt. Auch wenn meine Tochter nur 3 Wochen zu früh kam und damit kein Frühchen mehr war, kann ich viele deiner Punkte absolut verstehen. Ich habe bestimmt 6 Monate jeden Tag geheult, weil es mit dem Stillen nicht geklappt hat, weil ich die ersten drei Tage nicht bei meinem Kind sein konnte, kein Bonding machen konnte, es mir lange scheiße ging, meine Tochter viel zu leicht und zu klein war und ich nicht wusste, was das für Folgen haben wird und ich eben keine normale Geburt erleben durfte wie gefühlt jede Mutter in meinem Umfeld. Aber es wird besser. Irgendwann ist es egal unter welchen Umständen dein Kind geboren wurde. Mit jedem Tag mehr, rückt es weiter in die Ferne. Aber du schaffst das, auch wenn man manchmal einfach nur heulen könnte, weil es so beschissen lief. Irgendwann verblasst das. Bei mir hat es viele Monate gedauert, aber jetzt ist es egal.


User-1721826469

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Antwort auf Beitrag von User-1721826469

Ach so und da meine Schwangerschaft schon bescheiden lief, habe ich auch keine Fotos bzw. keine schönen, sondern nur mit Tropf im Krankenhaus aber naja du kannst ja jetzt schöne Fotos machen :)


sunnydani

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Ich drück dich mal ganz fest, wenn ich darf! Du darfst traurig darüber sein, über all das, was du aufzählst und vieles mehr! Es ist traurig, wenn man so etwas miterleben muss und die Kinder nicht den gewünschten Start ins Leben haben, wenn einem so viele Wochen genommen werden und man sich diese Vorbereitungszeit, die man eigentlich hat, nicht nehmen kann, wenn einfach alles anders kommt, als man sich gedacht hat und man sein Kind jeden Tag in fremden Händen zurücklassen muss und man jeden Tag auf sich zukommen lassen muss, ohne zu wissen, was einen erwarten wird. Die Ungewissheit war für mich lange Zeit das Schlimmste und man funktioniert einfach, will da sein für die Kinder und gibt sein Bestes. Richtig hoch kommt das alles meist erst später, bei mir war das zumindest so, erst als sich der Alltag daheim eingependelt hatte. Da hab ich erst gemerkt, was für einer enormen Belastung ich ausgesetzt war, wie sehr ich an meine Grenzen kam und was das doch alles mit mir gemacht hat. Irgendwann verarbeitet man es hoffentlich und kann sich damit versöhnen bzw. die guten Dinge hervorheben und die Traurigkeit verwandelt sich dann vielleicht ein bisschen in Wehmut bzw. schwächt sich ab. Aber ich kann dich wirklich sehr, sehr gut verstehen, denn vieles von deinen Gedanken hatte ich auch lange. Und eine gewisse Wehmut ist immer noch da, wenn ich zurückdenke... Aber ja, irgendwie schafft man es doch immer wieder nach vorne zu sehen und die schönen Momente zu genießen, auch für vieles dankbar zu sein und vieles anders zu sehen und anders zu schätzen, seine Prioritäten anders zu setzen, auch wenn einiges nicht gutzumachen ist. Ich hoffe, du kannst alles gut verarbeiten und findest einen guten Umgang damit! Ich wünsche dir alles Liebe!


Michelle2007

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Antwort auf Beitrag von sunnydani

Hallo ihr lieben, Erst einmal vielen lieben Dank an die tollen Worte von euch. Ich bin froh mal mit Gleichgesinnten einen Austausch zu haben. Keiner kann sich das vorstellen was das alles mit einem macht jeder sagt immer nur ist doch alles gut ausgegangen , sie holt doch alles gut auf. Das stimmt natürlich auch alles aber wie schon gesagt worden ist , man furnktioniert in dem Moment einfach nur und lebt eigentlich nur vor sich hin aufstehen fertig machen wenn man Lust hat so ging es mir zumindest wird noch ein bisschen was gegessen , kam nicht oft vor und dann los ins Krankenhaus. Dort die Zeit die man hatte genießen sein Kind versorgen soweit um dann doch wieder alleine nach Hause zu fahren und die kleinen dort zurück zu lassen. Das war für mich der größte Schmerz. Ich hoffe diese Zeit verblasst irgendwann. Und wie schon gesagt alles kommt tatsächlich erst hoch wenn man die Kinder zuhause hat und der Alltag erlebt merkt man erst was einem genommen wurde … Ich drücke euch alle und bin wirklich dankbar über eure Berichte Liebe Grüße Michelle


majalino

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Hallo Michelle, ich kanndas so gut verstehen, dabei kam meine Tochter nur 5 Wochen früher. Ich habe anfangs jeden Tag geheult, mich mit dem leeren Bauch an mein anfangs ungenutztes Stillkissen gekuschelt ... Ich hatte mich so auf die letzten SSW gefreut, hätte erst dann auch Zeit gehabt, alles herzurichten, mich einzustimmen ... Meine Geburt war zwar schnell & unkompliziert, aber ich durfte sie nicht anlegen und dann sind ja erstmal wochenlang Kabel, Plastik und Pfleger zwischen dir und dem Kind ... Als wir nach Hause durften, war ich so fertig, leer und unglücklich, dass ich das Gefühl hatte, es ist gar nicht meine Tochter. Bei mir wurde es schlagartig besser, als das Stillen geklappt hat (im KH keine Chance, zu Hause erst nur mit Stillhütchen). Es tut mir sehr leid, dass das bei euch nicht funktioniert hat. Könnt ihr ein Bonding anders nachholen? Manche baden wohl viel zusammen, nackt kuscheln sowieso. Ich musste den Körperkontakt nach dem KH tatsächlich bewusst "lernen". Auf jeden Fall finde ich, dass man um all die Dinge, die du aufzählst, trauern darf und auch wütend sein darf. All den Leuten, die immer sagten, "aber das Wichtigste ist doch, dass es dem Kind jetzt gut geht" wäre ich irgendwann am liebsten ins Gesicht gesprungen - ja klar, aber ist es nicht wichtig, wie es der Mama geht? Können die nicht verstehen, dass ein abruptes Schwangerschaftsende, eine ungeplante Geburt, fehlendes Bonding und der ganze KH-Stress nicht nur Grund genug für Traurigkeit sind, sondern auch Auslöser von postpartalen Depressionen sein können? Lass deine Gefühle zu und raus und erzähl den Leuten davon, auch wenn sie es nicht hören wollen. Ich war ganz kurz davor, die Beratung beim Verein Schatten & Licht zu kontaktieren bzw. hatte mit meiner Hebamme über Unterstützung bei einer möglichen Depression gesprochen. Das soll jetzt gar nicht heißen, dass das auf dich zutrifft, aber wenn du dir irgendwann selbst komisch vorkommst oder die Traurigkeit dich gar nicht loslässt (bei mir wurde sie zu Hause erst mal schlimmer, weil da mehr Zeit war), kannst du auch Unterstüzung suchen & finden. Alles Gute!


Jani81

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Hallo Michelle, der Schmerz wird nachlassen. Bei mir hat es 2,5 Jahre gedauert. Und du darfst alle diese Gefühle haben, denn es ist ein Trauma! Wichtig ist, dass du auch die schönen Momente wahrnimmst und glücklich bist. Verliere dich nicht in der Vergangenheit. Genieße das, was du jetzt hast. Meine Tochter ist trotz allem das Beste, was mir passiert ist. Sie lebt. Sie wäre fast gestorben. Sie ist heute gesund. Sie ist super entwickelt. Sie kam 14 Wochen zu früh und war 100 Tage in der Klinik.


zschnecke

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Antwort auf Beitrag von Michelle2007

Liebe Michelle, ich kann dich sehr gut verstehen - mir ging es nach der spontanen Frühgeburt mit Kaiserschnitt genauso. Ich war sehr traurig, fühlte mich um das Geburtserlebnis betrogen und wollte ganz schnell wieder schwanger werden, um das Verpasst nachzuholen. Ich habe fast 3 Jahre gebraucht, bis ich mit dem Geburtserlebnis, dem Kaiserschnitt und dem Aufenthalt in der Kinderklinik meinen Frieden gemacht hatte. Ein große Hilfe mit dem Kaiserschnitt abzuschließen war für mich das Buch "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht: 60 Kaiserschnitt-Mütter in Wort und Bild". Mit den Jahren und den vielen Erlebnissen und Erinnerungen, die mir unser Kind beschert hat ist das Geburtserlebnis in den Hintergrund getreten und wird von vielen schönen Dingen überstrahlt. Aber trotzdem kommen sofort, wenn ich das Geburtskrankenhaus oder die Kinderklinik betrete alte Bilder hoch (auch noch nach über 16 Jahren). Die Geburt unsers Kindes wird immer Teil meiner Geschichte, meiner Erinnerungen sein - nur ist sie heute nicht mehr so präsent und wichtig. Habe Geduld mit Dir und deiner Seele. Gib dem Leben und dem Lachen eine Chance, lass nicht zu, dass die Traurigkeit dein Leben ewig bestimmt. Das Leben mit deinem Kind wird deine Erinnerungen bereichern und leuchten lassen. Alles GUTE!