Amore
Tut mir leid für diesen Post und den zu langen Text. Ich möchte einfach etwas los werden, keine Frage, keine Diskussion, einfach so. Ich bin immer sehr gerne ein Mädchen gewesen. Mit Kleidern, Leggins, heimlich Mamas Schuhe anprobieren und stundenlang in das Leben meiner Barbie versunken, mit Traumhaus, Hund und Kindern. Ich bin gerne eine Teenagerin gewesen. Freunde in der Schule, coole Lehrer, Tanzgruppe, erste Liebe, Tagebuch, viel zu süßes Parfüm vom DM, welches literweise über die Klamotten gesprüht wurde, modische Klamotten. Mit Kaugummi im Mund und lauter Musik in den Kopfhörern habe ich mich extrem cool gefühlt. Ich bin sehr gerne eine junge Frau gewesen. Ein Studium, Freunde, Bars, Diskotheken. Die Welt war nicht genug. Wir konnten frei reisen, ausgehen, die Nächte lang zusammen lernen, über alles reden. Sich verlieben, enttäuscht werden, weiter machen. Aufmerksamkeit, Geschenke, Liebeserklärungen, Gedichte von den Jungs. Spannende Dates, Ausflüge, Taten, die eine junge Frau sehr beeindrucken, in der Sonne am Badesee liegen, toller Körper, glatte Haut, volle Haare. Ich dachte nur "ich bin so glücklich eine Frau zu sein". Die Liebe des Lebens getroffen, Nächtelang geredet, geküsst, Wein getrunken, gelacht. Wundervoll. Sich sicher sein! Zusammenziehen, gemeinsam kochen, einkaufen, einrichten, Nachts sehr viel Leidenschaft und morgens zur Arbeit. Und anders hätte es nicht sein dürfen - eine Familie gründen! Glücklicher hätte ich nicht sein können eine Frau zu sein, eine Mutter zu sein! Welch ein wunderschönes Gefühl! Und dann... Dein Mann hat sich in der Zwischenzeit beruflich weiterentwickelt, Chancen genutzt, verdient so viel Geld, wie wir es uns nie vorstellen konnten. Er ist wichtig und gefragt in seinem Job. Das ist großartig! Aber... Ihr habt zusammen das Studium abgeschlossen. Gleich gut. Und du bist sich wie verrückt am bewerben und kriegst nichts vernünftiges angeboten. Das Gehalt, welches dir vorgeschlagen wird, beträgt nur ein Viertel von dem, was dein Mann verdient. Höchstens. Meistens noch weniger. Aber es ist okay. Das ist nicht das schlimmste. Viel schlimmer ist es sich wie eine nichtsnütztige Putzfrau zu fühlen. Statt sich hübsch zu machen, reden, lachen, ausgehen, begehrt zu sein, Aufmerksamkeit, Blumen und Gedichte zu bekommen stehe ich mit fettigen Haaren in der Küche, das Öl spritzt mir ins Gesicht und ich überlege, ob ich die Wäsche, die bald fertig wird lufttrocknen lasse oder in den Trockner lege. Mich macht es glücklich, wenn ich im ganzen Haus Staub und den Boden gewischt habe. Wenn die Fenster und die Bäder bis zum Glanz geputzt sind. Niemand hängt mir an den Lippen, wenn ich etwas erzähle, niemand schenkt mir Blumen, niemand dreht durch, wenn ich eine neue enge Hose anziehe. Niemand möchte mit mir am liebsten täglich ausgehen oder die ganze Nach lang quatschen und lachen. Ich fühle mich nicht gut als Frau. Ich fühle mich nicht mehr wichtig, nicht begehrt, nicht interessant. Ich fühle mich wie ein Gegenstand. Ich fühle mich minderwertig. Ich bin sehr gerne eine Frau gewesen.
Schön in Worte gefasst! Mein erster Gedanke war midlife crisis. Egal was andere sagen, machen, tun, denken oder eben nicht tun - du bist die Frau, die du bist und nicht die, die andere eventuell aus dir machen. Es liegt an dir, ob du anderen erlaubst dich runterzuziehen. Deine eigene Einstellung ist im Endeffekt das, was dich mehr oder weniger glücklich macht. Egal, wie andere sich benehmen. Du kannst deren Gedanken und Intentionen nicht kennen, sondern nur das, was du denkst was andere denken. Du bist sprichwörtlich deines eigen Glückes Schmied und deshalb solltest du anfangen deine Einstellung zu deiner Umwelt zu ändern, um die Dissonanz zu lösen und glücklicher zu werden.
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Meistens versuche ich das auch. Meistens geht es mir auch viel besser als heute. Aber es ist gerade eine Welle gekommen, die mich mit Haut und Haaren überdeckt hat. Absagen auf meine Bewerbungen, Dehnungsstreifen auf dem Bauch und Brüsten, kein Interesse für "meine Themen". Keine Möglichkeit wie früher sich spontan unter der Woche mit einer Freundin zu treffen, um mal "auszuheulen". Ich habe manchmal das Gefühl, dass alle Frauen glücklich und zufrieden sind, alle unterhalten sich über ThermoMix und Dyson Staubsauger und ich bin total daneben. Ich bin nicht neidisch auf die neuesten Putzschwämme, sondern auf die Gehaltsanpassung von meinem Mann. Ich fühle mich dick, langweilig und unwichtig. Zwar nicht immer, aber dieser Gedanke scheint so tief in meinem Unterbewusstsein zu leben, sodass es in den letzten Wochen ausbricht und mich schlaflos macht. Es darf gerne die Midlife Crises sein, wenn ich nur wüsste, dass es temporär ist, dass es vorbei geht und besser wird. Aber... Mein entstellter Bauch, meine zerrissenen Brüste bleiben wohl so... Beruflich werde ich nicht mehr aufholen. Falten werden nicht weniger. Mein Mann wird sich nicht mehr für mich interessieren. Und ich frage mich gerade wie meine Zukunft aussehen wird. Wahrscheinlich werde ich das irgendwann akzeptieren und mich wohl damit fühlen, aber momentan habe ich Angst davor, ich möchte nicht die "ältere nette Frau Müller sein, die immer die Päckchen von den Nachbarn annimmt." Dafür fühle ich mich noch zu jung. Ich habe noch keine richtige Karriere gemacht, ich habe noch nicht genug gereist, ich habe noch nicht alle Filme im Kino gesehen, ich habe noch nicht alle Gerichte im Restaurant probiert. Ich bin nicht bereit abzuschließen!
Tut mir leid für zu viele Worte... Irgendwie kommt so viel auf einmal raus, was ich so lange unterdrückt habe, sodass meine Gedanken zu sehr ausschweifen.
Du siehst das alles realistisch. Die Brüste, den Bauch kannst du kaum beeinflussen. Die Jobsituation ist aber steuerbar. Woran liegt es, dass du nichts findest? Vermeide "Mutti-Bewerbungen". Starte mal voll durch. Du hast bisher für die Familie verzichtet, jetzt nimm dir das Recht, dass dir einer den Rücken stärkt. Dein Mann verdient viel Geld? Dann kann er eine Putzfrau engagieren oder soll dir ein Gehalt zahlen. Leg die Verantwortung für Haushalt und Familie wieder in die Teamverantwortung. Sei wie ein Mann, geh auf dein Ziel los und fordere von deinem Partner, dass er dich unterstützt, indem er dich nicht mit banalen Ansprüchen (kochen, putzen etc) ausbremst. Dann bist du auch für dich selber viel interessanter. Ich empfehle, von dem Frauchenbild Abstand zu nehmen. Damit stellen sich Frauen nur selber ein Bein, indem sie sich mit Stuss beschäftigen statt ernsthaft einen Beruf auszuüben und den genauso wichtig zu nehmen wie den des Mannes.
An deinem Selbstbild kannst du arbeiten. Und an deiner beruflichen Situation auch. Sicher habe ich den Vorteil, dass ich vor den Kindern bereits fest im Sattel saß. Ich habe aber danach zwar jeweils schon nach 8 Monaten wieder angefangen (wir bekamen damals nur 6 Monate Erziehungsgeld - 600 DM), aber bis zum 18. Lebensjahr des Jüngeren Teilzeit gearbeitet. Jetzt bin ich seit 3 Jahren wieder "voll" im Job und bekomme mehr als mein Mann (er Land, ich Bund). Den Haushalt teilen wir uns. Mein Rat an dich: Sprich mit deinem Mann darüber, was du fühlst! Schafft mindestens einen freien Abend für dich, vielleicht auch Entlastung im Haushalt (wenn er so gut verdient) und suche dir einen Freundinnenkreis, der nicht über Tupperdosen und Staubsauger spricht (bei mir war das immer der Chor). Und dann bewirb dich weiter. Fachkräfte fehlen überall. Trini
Das muss manchmal ja auch so sein! Und nun, da du deine Gesanken aufgeschrieben und sortiert hast kannst du viel besser anderen (z.B. deinem Mann) erklären, wie du dich (nicht) fühlst.
Ich verstehe dich. Zu einem ähnlichen zeitpunkt in meinem Leben, mußte mein Mann neu durchstarten und ich habe in der < übergangszeit unsere Familie auf einmal alleine ernähren müssen. Und siehe da, es ging. Drum- nimm deine Fähigkeiten in die Hand und gib nicht auf sondern Vollgas. Wird schon! Muß der Superverdiener ein bischen von seinem Roß und Platz frei machen für dich.
Beim Lesen hatte ich irgendwie das Bild eines Mädchen vor Augen, dass man durch das Labyrinth des Lebens lotst und das einfach „mitgeht“, links abbiegen, rechts abbiegen, links abbiegen… Du musst für dich einstehen, bist eine kluge Frau. Wähle selber was du „trägst“ . Wenn du dich mit deiner Freundin treffen willst, dann guck in den Familienkalender wann nix ansteht, mach was mit ihr aus und sag deinem Mann dass er da für die Kids verantwortlich ist. Fordere ein, dass er seinen Teil vom Haushalt macht, ob er das nun abgibt in dem er jemanden einstellt oder den Lappen schwingt, so what. Krempel im Job die Ärmel hoch, du kannst nicht jetzt ohne Karriere gleich ein mords Gehalt erwarten, aber du bist wer, hol ein Au Pair oder was auch immer und starte eine Karriere. Für mich klingt es als ob ein Großteil dessen, was dich stört, „sich einfach so ergeben hat“. Ich schreibe mit Absicjt nicht selbstgewählt, denn das wäre das falsche Wort, denn wie schon beim Labyrinth geschriwben … du bist vom Leben gelotst worden und hast mitgemacht. Es gibt immer einen der macht und einen der machen lässt. Eine Familie kann nur glücklich werden, wenn es allen gut geht mit der Rolle, die er spielt. Das Glück jeder einzelnen Familie hängt nicht davon ab, ob einer selber kocht oder essen holt, lange zuhause bleibt oder kurz, viel arbeitet oder wenig, die Kinder ganztags in den Kiga gehen oder zuhause bleiben, man ein Haus hat oder eine Wohnung, das Kind im Zimmer oder bei den Elterb schläft, man Kombi fährt oder Bus, ein Kind hat oder fünf sondern es hängt einzig und allein davon ab, dass man als Familie seinen Weg findet, mit dem es allen gut geht. Du musst dich selber wahrnehmen, dann wirst du merken, dass du auch von anderen wahrgenommen wirst. Ich war bereits als Mädchen „anders“ und immer stolz drauf, ich bin mein Lebenslabyrith so gegangen, dass mir meine Hälfte vom Kuchen gehört, aber du kannst auch jetzt noch anfangen, das „einzutüten“ und Frau Müller werden, die toughe, die man kennt und die auch in ihrem Alter immer noch einen passenden Spruch auf den Lippen hat …
Dein Problem liegt meiner Meinung nach darin, dass du dein Leben nach einer Rolle ausgerichtet hast. Was es bedeutet eine Frau zu sein...dabei hast du das wesentliche übersehen. Dein Wert und deine Bedürfnisse als Mensch. Definiere doch selbst wer und wie du sein willst und zwar nach den Maßstäben, die dich glücklich machen. Suche die Bestätigung nicht von außen, sondern von dir selbst. Stichwort Selbstliebe
Bevor ich antworte, darf ich fragen, wie alt du bist?
Versteh ich voll! Bei mir wars genau so, gefühlt immer kleine Abenteuer gehabt und es geliebt, bin auch froh über unsere kleine Familie und möchte sie niemals missen. In unserer Beziehung war ich immer die die Geschichten zu erzählen hatte, mein mann ist eher der Zuhörer. Wir haben oft bis spät in die Nacht noch über Sachen diskutiert von denen ich erzählt habe. Jetzt in elternzeit sind meine einzigen Erlebnisse Haushalt und was unsere Tochter so macht, meine Freunde sind tagsüber alle arbeiten und ganz ehrlich seit ich Mutter bin sieht man sich auch weniger, die haben entweder schon ganz große oder gar keine Kinder. Verstehe ich auch, trotzdem schade. Jedenfalls wenn mein Mann nach Hause kommt und ich frage wie der Tag war kommt meistens nur ein Einzeller zurück (er meint es nicht böse aber er ist echt nicht so der große Redner). Ich gab schon gar keine Lust von meinen Tag zu erzählen weils immer die gleiche Geschichte wäre. Ich liebe das Mutter sein und genieße es den tag mit meinem Baby zu verbringen. Aber hab auch manchmal das Gefühl das außer Mutter sein nicht mehr viel von mir übrig ist. Hab noch die Hoffnung das es besser wird wenn ich aus der Elternzeit bin.. Naja jedenfalls keinen tollen tipp, aber du bist auf jedenfall nicht alleine
@Amore Ich hab mir zwar gerade zwar nur deinen und nicht die Antworten durchgelesen. Aber mit fiel als erstes und einziges nur:" Wow welch toller Text" ein. So super geschrieben, dass man sich voll reinversetzen kann. Ich habe zwar kein Studium und unterhalte mich nicht über Thermomix aber ich weiß genau was du meinst. Danke
Wie wäre es denn jetzt, wenn ihr anders herum gestartet wäret? Wenn dein Mann zuhause geblieben wäre und du stattdessen im Beruf durch gestartet? Was würde er anders machen (Haushalt, Kinderbetreuung, Ich-Zeit) und könntest du dir davon ein paar Ideen mitnehmen? Wie würde er jetzt versuchen, wieder auf den Stellenmarkt zu kommen, wie würde er die Auszeit verkaufen, welche Argumente würde er bei der Bewerbung bringen? Und dann zu dir: wenn du damals das Zepter in die Hand genommen hättest und dank Hausmann durch gestartet wärst, nun also auf irgendeiner spannenden Stelle, beliebt, gefürchtet und auf jeden Fall respektiert: Welche Eigenschaften hätten dich so weit gebracht? Das Studium hilft ja erstmal nur zum Einstieg. Was bringst du mit, was dir bei Kollegen, Chefs, Kunden Respekt verschafft und dir auf dem Weg nach oben hilft? Und gibt es davon wenigstens eine Kleinigkeit Flamme, die jetzt auch schon oder immer noch oder eventuell wieder in dir lodert, und dir helfen kann, selbstbewusster aufzutreten? Wie weit bist du von deinem Bild als gestandene, geachtete Frau deines Alters entfernt, was fehlt dir dazu?
Mach doch mal eine Kur. Du bist ja wirklich drüber. Dennoch such dir ein Hobby, geh ins Fitnesstudio, such dir was,was dir Spass macht. Fahr ein Wochenende weg ins Spa und guck was die Familie ohne dich macht. Geht öfters aus essen, such dir eine Putzhilfe und arbeite mehr und mach Karriere. Wenn der Mann so gut verdient, lass dir Bauch und Brust operieren. Wenn dich das wirklich so stört. Bleib zu hause,kündige den Job und definier dich neu. Mach einen kleinen Laden auf. Geh in die Kinderbetreuung an eine Grundschule für Hausaufgaben. Mach was, was dich glücklich macht.
Hi, ich verstehe dich gut! Ich habe zwar als Mädchen und Junge Frau nie den typisch weiblichen Schnickschnack genossen, dafür aber das Aktive, das Lernen, Erleben, frei sein. Jetzt, als Mutter, sehe ich meinem Partner dabei zu, wie er bei gleicher Ausbildung das 3fache verdient, die Jobs bekommt, die er will, ohne dass er nach den Kindern gefragt wird während ich ihretwegen Absagen erhalte oder nach unserer Organisation des Alltags gefragt werde. Er kann sich frei bewegen, mit Freunden treffen, wann er will. Ich habe die Möglichkeit nicht, da noch Stillkind, Mamasöhnchen, Fremdenscheu, meine Freunde keine Lust auf immerzu Spielplatz haben, arbeiten, am WE mit ihrer Familie unterwegs sind (Mann arbeitet auch mal am WE). Und wenn wir uns treffen kaum Gespräche möglich sind, da immer eins der Kinder was will oder ich hinterher rennen muss... Er ist ein super engagierter Papa und hilft wo er kann, aber die Mama bin halt ich und das kommt privat wie auch gesellschaftlich leider mit vielen Einschränkungen. Zum Glück findet mein Mann mich noch immer sehr attraktiv und zeigt mir das regelmäßig. Würde sich das ändern und er mich als selbstverständlich ansehen, würde ich WIEDER! das Gespräch suchen. Manchmal brauchen die Herren eine Erinnerung an unsere Leistung und Anwesenheit! Gesellschaftlich muss sich noch viel ändern. Es ist unmöglich, dass Frauen im Job so sehr benachteiligt werden! Ich bin pro Kind ja auch nur die stillzeit weg vom Fenster und das nur, weil mein Arbeitgeber nicht dafür sorgt, dass ich mit Kind arbeiten kann. Dabei ziehe ich hier Steuer- und Rentenzahler von morgen groß!!! Ich drücke dir beide Daumen für deine Bewerbungen. Und sprich mit deinem Mann über deine Gefühle. Wenigstens er sollte dir noch hinterher pfeifen - und wenn er dir dafür vorher die Zeit zum rausputzen verschaffen muss! Auch zu Blumen kannst du ihn auffordern. Wenn du es ein paar mal gemacht hast, kommt er anschließend vll auch wieder von selbst auf den Gedanken.
Wie geht es denn deinem Mann in eurer Beziehung? Schenkst du ihm Blumen? Mschst du ihm Komplimente? Ist er noch in Topform?