Elternforum Rund ums Baby

Wieder mal OT... Wie seht ihr das?

Wieder mal OT... Wie seht ihr das?

Liv20

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Hallo zusammen, Ich hatte heute ein langes Gespräch mit meinem Vater, was mich echt mitgenommen hat... Es ist so, dass er seit über 10 Jahren mit seiner Freundin zusammen ist. Sie, nennen wir sie U, ist eine extrem aufopfernde, liebevolle, sehr gläubige Christin. Sie tut alles für jeden und man kann sie gar nicht nicht mögen. Sie hat eine furchtbare Kindheit gehabt, kann über ihre Probleme mit niemanden sprechen und lenkt sich pausenlos ab (putzen, allen Leuten gefallen tun, einkaufen, kochen, alles, auch wenn es nicht nötig ist, aber sie muss immer etwas tun) nun ist sie seit ca. 2 Monaten offiziell auf Kur. Niemand außer meinem Vater darf irgendetwas wissen, weder ihre Kinder, noch ihre Geschwister, ich eh nicht. Meinen Vater nimmt es aber sehr mit, und er versucht sich mir mitzuteilen ohne zu viel zu sagen. Es ist wohl eher eine psychiatrische Einrichtung. Nun geht es ihr immer schlechter, sie bekommt starke Medikamente und ein Gespräch, welches mein Vater, U, und der behandler hatten, ergab, dass sie wohl, wenn sie dort "fertig" ist, in ein betreutes wohnen gehen soll, da der Arzt ihr nicht zutraut alleine zu sein. Wenn es nicht besser wird, wird sie aber eher in eine geschlossenen Anstalt eingewiesen. Ich habe anschließend lange mit meinem Mann gesprochen. Es tut uns so leid für die beiden. Auch mein Vater ist komplett am Ende, und er darf mit mit niemandem wirklich darüber sprechen. Muss ihre Familie belügen, die Freunde.... Und er hat nicht mal die Aussicht das es besser wird. Die beiden leben seit 10 Jahren im gemeinsamen Haus. Und wie es aussieht, werden sie nie wieder zusammen leben können. Die Diskussion hinterher mit meinem Mann hat mir auch verdeutlicht, dass es schwer ist da alle schwarz oder weiß zu sehen. Er sagt wenn er U wäre, würde er mich verlassen, da die Beziehung eigentlich eh nicht mehr möglich ist und er mir nicht zumuten wollte, einen selbstmordgefärdeten auch noch "vor die Türe zu setzen". Ich glaube in der Situation in der U ist braucht sie den halt durch die Beziehung zu sehr um sowas entscheiden zu können... Aber was U tut, da haben wir eh keinen Einfluss drauf. Meinem Vater würde ich auch nie raten die Beziehung zu beenden oder fort zu führen. Aber ich sehe wie schlecht es ihm geht. Mehrmals am Tag telefonieren die beiden, teils stundenlang, sie weint, schreit, ist verzweifelt... Manchmal durch die Medikamente komplett neben der Spur, manchmal etwas besser drauf... Also, warum ich euch das erzähle ist 1. Weil es mich weiterhin so sehr beschäftigt und ich eine richtige innere Unruhe habe, und 2. Ich würde meinem Vater so gerne irgendeine Sichtweise oder irgendwas mitgeben, was es vielleicht wenigstens etwas leichter macht das durch zu stehen. Und da hoffe ich, dass hier vielleicht jemand Erfahrungen hat, dass es auch trotz so einer Aussichtslosigkeit bergauf gehen kann, oder eine Sichtweisen auf die Situation, die wir nur nicht sehen, weil wir zu nah am Geschehen sind... Danke an die, die bis hier hin gelesen haben und vielleicht sogar etwas dazu zu sagen haben


zwergchen1984

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Leider kann ich dazu nichts sagen oder raten. Das ist wohl eine der Situationen, in denen man daneben steht und hilflos zugucken muss. Ich jedenfalls wüsste nicht, was ich meinem Vater raten würde. Wobei doch: mit den Therapeuten sprechen. Und denen sagen, dass es ihm mit der Situation nicht gut geht. Eben weil er alle belügen muss und er einfach nicht mehr kann. Vielleicht haben die einen Rat.


Liv20

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Antwort auf Beitrag von zwergchen1984

Danke... Ich finde, dass ist schon ein guter Rat. Dann könnte er sich zumindest mal alles von der Seele reden. Selbst wenn der Therapeut keinen Tipp hat, hilft Reden ja auch sich selbst zu sortieren... Darüber hätte ich noch gar nicht nachgedacht... Danke dir!


zwergchen1984

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Fiel mir selber erst beim tippen ein Ich drück euch die Daumen, dass es da irgendeinen Rat gibt.


SunnyNanni

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Ich schließe mich dem Rat an. Es gibt auch Angehörigenberatung und therapeutisch begleitete Gruppen für Angehörige von psychisch Erkrankten. Dort kann dein Vater über alles sprechen und es unterliegt auch der Schweigepflicht. Gerade Gruppen sind oft hilfreich, weil Betroffene sich oft verstanden fühlen und mit Menschen austauschen können, die gerade ähnliches durchmachen.


Berlin!

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Ein erster Schritt ist: Ehrlichkeit. Es muss doch eh schon offensichtlich gewesen sein, dass sie Hilfe braucht, sonst wäre sie nicht von jetzt auf gleich in eine Klinik gegangen. Und es wird auch ohnehin bald "auffliegen". Dein Vater kann und sollte diese Last der Lügerei nicht tragen. Ich würde im Moment nicht zu viel darauf geben, was ein Arzt sagt. Abwarten. Bis jemand zwangsweise untergebracht wird, muss einiges passieren. Und um jemanden sehr lange unterzubringen erst recht. Wie lauten denn die Diagnosen?


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Berlin!

Ja es war offensichtlich, es weiß auch jeder das sie nicht einfach in einer Kur ist, sie ist ja auch schön länger weg als geplant war... Er versucht halt fragen auszuweichen... Wie die Diagnose genau lautet weiß ich nicht, er versucht wirklich so wenig wie möglich konkret zu werden


wolfsfrau

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Ich würde auch sagen, dass er Hilfe und Beratung braucht. Wie ist es mit Auskünften von Ärzte? Bekommt er die? Ich Frage, weil sie nicht verheiratet sind. Es ist ja wichtig, dass er weiß, wie ein evtl zusammenleben funktionieren würde bzw. wie er sie einschätzen soll. Alleine die Telefonate/Gespräche mit ihr belasten ja, wenn sie aufgelöst und verzweifelt ist. Ich drück die Daumen, dass er Hilfe annimmt! Bei meinem Papa ist da nichts zu machen...


Liv20

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Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Also zumindest war er bei dem Gespräch mit dabei... Ansonsten bekommt er die Infos hauptsächlich von ihr. Nach dem Gespräch mit dem Behandler ist sie wohl nicht in der Lage zurück zu ihm zu gehen, da sie zu keiner Zeit alleine zuhause sein sollte, er denkt sie könnte sich was antun Danke fürs Daumen drücken


Streuselchen

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Hallo, Die Situation ist ziemlich aussergewöhnlich - auch für deinen Vater. Ich glaube nicht, dass man den beiden noch oder sogar noch länger abnimmt, dass U zur Kur ist. Jeder weiß doch wie lange eine Kur geht. Also werden sich alle eh wundern welche Kur so lange geht und warum. Eben weil die Lage so aussergewöhnlich ist, finde ich, setzt diese Geheimniskrämerei und das Luegen deinen Vater sehr unter Druck. Bei aller Liebe finde ich, dass dein Vater nicht (mehr) an sein Versprechen zu Schweigen, gebunden ist. Die Kinder von U zumindest sollten wissen, wie es um die Mutter steht. Stell dir Mal den umgekehrten Fall vor. Wolltest du nicht wissen, was mit deinem Vater ist? Verteilt auf mehrere Schultern wäre die Sorge und Belastung nicht nur bei deinem Vater. Vielleicht könnten dein Vater und die Kinder von U sich gegenseitig unterstützen, haben Ideen zur Hilfe!? Und dein Vater sollte sich selbst dringend um sich kümmern, dass er nicht noch einen Zusammenbruch erleidet. Was mich wundert, dass U in einer derartigen Einrichtung stundenlange Telefonate führen kann. Das tut weder ihr noch deinem Vater gut. Alles Liebe Streuselchen


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Streuselchen

Ja, es ist auch wie ein offenes Geheimnis. Jeder der sie kennt, weiß es. Er darf es nicht sagen. Sie hat jetzt auch Angst, was wäre wenn sie nach Hause kommt und gefragt wird wo sie so lange war etc.... Find ich auch ganz unverständlich. Und sehe es auch so, dass die Kinder ein Anrecht darauf haben zu wissen, wie es um die Mutter steht. Aber sie verlangt, obwohl sie selbst um die Argumenten weiß, weiterhin das er lügt. Du hast recht, er muss sich dringend um sich selbst kümmern. Er kann nicht mal wirklich was unternehmen, auch wegen der Telefonate. Wenn er uns zb besuchen möchte, dann muss er immer um xy Uhr wieder zuhause sein, kann nicht mit und essen, obwohl er gerne würde, weil u anruft, und das "sehr intensive und lange Gespräche" sind, wie er sagt. Sodass er dafür gerne zuhause sein möchte. Danke dir.


sara31

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Nochmal ein Angehörigen Gespräch einfordern; - so viele intensive Telefonate gehen gar nicht. Es tut ihm und ihr sicherlich auch nicht gut und sind nicht zielführend. - er muss deutlich machen, dass er nicht mehr schweigen kann, sondern mit ihren als auch seinen Kindern darüber sprechen will/ muss, um nicht die Belastung alleine zu tragen.


juleba

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Dein Vater muss auf seine eigene Gesundheit achten. Mitte des Jahres habe ich am eigenen Leib erfahren, wie das ist, wenn einen etwas belastet, man aber nicht darüber sprechen kann. Mein Mann war einige Zeit im Krankenhaus und es sah nicht gut aus. Er wollte nicht, dass sich irgendwer sorgt. Also konnte ich mit niemandem sprechen. Irgendwann fragte seine Ärztin mich auf dem Flur wie es mir ginge. Und da bin ich zusammen gebrochen. Meinem Mann ging es da schon deutlich besser und er sollte bald entlassen werden. Meine Psyche hatte bis dahin aber ordentlich gelitten. Es hat mich einfach fertig gemacht. Ich glaube, dass die Situation deinen Vater auch fertig macht. Er sollte sich einen Raum suchen, in welchem er sprechen kann. Zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe. Das habe ich früher immer belächelt. Heute bin ich schlauer und weiß, wie hilfreich es sein kann, einfach nur die Dinge aussprechen zu können. Lieben Gruß


Mamamaike

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Hallo, ich musste beim Lesen direkt an die "schlechten Geheimnisse" denken, bei denen wir Kinder darin unterstützen, sie zu erzählen. Natürlich ist Dein Vater kein Kind, aber ganz offensichtlich leidet er ja unter der Situation. Im Sinne dessen, was vor allem Juleba geschrieben hat, kannst Du ihn ermutigen, sich mit anderen Angehörigen im Anonymen auszutauschen und auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele Grüße


Pamo

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Er muss selber entscheiden, ob er diese Lüge weiter mittragen will oder nicht. Sie kann ihn nicht dazu verpflichten. Was die zukünftige räumliche Trennung betrifft: Da ist soviel Spekulation im Raum, dass man keine seriöse Aussage treffen kann. Aber solange die Dame nicht per Gerichtsurteil in einer geschlossenen Einrichtungen ist, kann sie niemand davon abhalten, zu ihrem Partner zurück zu ziehen. Wie der Arzt das findet oder was er für die Zukunft rät, spielt erst mal keine Rolle. Eine Empfehlung ist kein Befehl.


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Pamo

Ja das stimmt. Mein Vater sagte mir gestern, er kann es sich im Moment auch gar nicht vorstellen, da sie nur halbtags arbeitet und der Arzt meinte, er sieht nicht das sie in den nächsten Jahren wieder arbeiten kann.. und er wüsste nicht wie er überhaupt arbeiten soll, wenn er weiß sie ist alleine zuhause und angst hat sich was zu tun... Schreckliche Vorstellung.


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Nochmal an alle. Die antworten waren ja sehr eindeutig, er muss sich aussprechen können und an sich selbst denken. Bei unserem nächsten Gespräch, werd ich versuchen ihm das zu vermitteln und hoffe das er das annimmt. Ich danke euch für die Anregungen


Liv20

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Nochmal an alle. Die antworten waren ja sehr eindeutig, er muss sich aussprechen können und an sich selbst denken. Bei unserem nächsten Gespräch, werd ich versuchen ihm das zu vermitteln und hoffe das er das annimmt. Ich danke euch für die Anregungen


Muschelnudel

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Antwort auf Beitrag von Liv20

Ich schreibe dir eine Pn.


Kolkrabe

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Antwort auf Beitrag von Liv20

dass eine offenbar gut funktionierende Frau in einer psychischen Einrichtung mittels Therapie und Medikamenten in die absolute Hilflosigkeit gebracht wird. Eine Therapie sollte doch der Situation und dem Menschen angemessen erfolgen, und nicht auf Teufel komm raus alte Wunden aufgerissen werden und zwei Menschen ins Unglück gestürzt werden! Wie furchtbar! Und ja, Dein Vater darf darüber sprechen. Und ich finde, dass er das sogar tun muss - um sich selbst zu schützen. Warum wird er denn nicht auch begleitet? Ich finde es einfach unverantwortlich, dass Dein Vater - seitens der Klinik - einfach so, über für ihn dramatisch lebensverändernden Umstände, am Telefon informiert wird.


ak

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Antwort auf Beitrag von Kolkrabe

Dein Vater tut mir unendlich leid. Das ist eine schwere Bürde, die sie ihm da aufgetragen hat. Und am Ende kommt es doch irgendwie raus....und dann ist er der Buhmann, der nichts erzählt hat. Versuch ihm wirklich zu vermitteln, dass er offen darüber sprechen darf, und die Kinder ein Anrecht haben, zu wissen, wie es ihrer Mutter geht. Schwierig... ich weiß. Aber manchmal braucht man länger einen Menschen zu überzeugen, dass ein Hineinfressen in sich , der Psyche bestimmt nicht förderlich ist. Oder schick ihn wirklich zu einer Anlaufstelle, wo er offen reden darf. Alles Liebe Euch .


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Kolkrabe

Also klar, Funktionieren tut sie, aber sie wollte dort schon selbst hin, weil es ihr sehr schlecht ging.... Was die Medikamente betrifft, finde ich auch erschreckend, allerdings weiß ich auch nicht in wie weit das normal ist, dass man nicht direkt eine "Verbesserung" bemerkt, oder mit für die richtige Medikation erstmal "rum experimentiert", und auch da hast du recht, für die Angehörigen ist das auch eine schreckliche Situation in der man unterstützung bräuchte.... Ich hoffe einfach, dass es wieder besser wird...


Liv20

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Antwort auf Beitrag von Kolkrabe

Also klar, Funktionieren tut sie, aber sie wollte dort schon selbst hin, weil es ihr sehr schlecht ging.... Was die Medikamente betrifft, finde ich auch erschreckend, allerdings weiß ich auch nicht in wie weit das normal ist, dass man nicht direkt eine "Verbesserung" bemerkt, oder mit für die richtige Medikation erstmal "rum experimentiert", und auch da hast du recht, für die Angehörigen ist das auch eine schreckliche Situation in der man unterstützung bräuchte.... Ich hoffe einfach, dass es wieder besser wird...


Liv20

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Antwort auf Beitrag von ak

Danke dir. Ja, U ist auch an diesen Punkt, weil sie ihr Leben lang mit niemandem offen gesprochen hat, daher finde ich es auch um so schwieriger, dass sowas auch Von ihm verlangt wird. Ich werd versuchen, was ich kann um ihn da irgendwie durch zu helfen... Aber ich glaube es ist wirklich so, als erstes muss ihm klar sein dass er das auf keinen Fall einfach in sich rein fressen muss. Auch wenn U das so möchte. Und ich glaub wenn man ihr das vernünftig erklärt, wird sie es auch verstehen. Er versucht für sie stark zu sein aber sie möchte ja auch nicht das er daran zerbricht