Snoopy2016
Ihr Lieben, ich brauche bitte Rat. Ich bin genervt, traurig, frustriert. Ich habe das Gefühl gerade total zu versagen. Vor 4 Monaten ist mein Sohn (4,5 Jahre) großer Bruder geworden und seit dem habe ich das Gefühl, dass er sich vom Verhalten her komplett gewandelt hat. Er provoziert permanent, steigert sich in Wutanfälle rein, nichts ist gut genug, Essen, was vorher kein Problem war wird nun direkt bei Ankündigung mit: Bäh, esse ich nicht quittiert. Sein Ton uns Eltern gegenüber lässt teilweise die Haare zu Berge stehen, er spricht in ein - zweiwortsätzen, zum Teil im Befehlston, zeigt auf Dinge, die er haben möchte, statt zu sprechen. Ich fühle mich um mindestens zwei Jahre zurückversetzt. Ich weiß lieber Negative statt gar keine Aufmerksamkeit, zurück ins Babyverhalten, um ebenso entsprechende Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber es geht gerade echt an die Substanz und manchmal frag ich mich liegt das Verhalten tatsächlich daran, dass er großer Bruder geworden ist oder gehört das zu 4,5 jährigen dazu und ist normal oder hab ich ihn vllt. komplett verzogen, weil ich zu sehr in der Vergangenheit auf ihn eingegangen bin? Er kann sich auch sehr schlecht alleine beschäftigen. Sobald keine Zeit für ihn ist ist das einzige was ihn interessiert das Tablet oder der Fernseher. Wie kann ich ihn hier motivieren auch mal alleine etwas zu spielen? Wie kann man das mit Fernseher/Tablet regeln, dass es für ihn auch nachvollziehbar ist und nicht willkürlich und vor allem nicht überhand nimmt und es das einzige ist was ihn interessiert. Ich danke für eure Antworten.
….. der war bis dato Einzelkind und hatte eure volle Aufmerksamkeit. Jetzt bekommt er die nicht mehr. Die Babysprache würde ich ignorieren, den Befehlston aber nicht. Außerdem würde ich großzügig Mama-Großkind-Tage (Stunden) einführen. Da muss das Baby zum Papa, Opa oder Oma.
Ein Geschwisterkind zu bekommen, ist eine enorme Umstellung für Kinder. Gib ihm Zeit und verbringe vor allem jeden Tag Zeit mit ihm alleine, wenn möglich. Man könnte die Geburt des ersten Geschwisterkindes ganz überspitzt mal so übertragen: stell dir vor, dein Mann kommt mit einer zweiten Frau nach Hause und erklärt dir, dass sie ab jetzt auch bei euch wohnt. Er versichert dir immer wieder, dass er dich über alles liebt, aber sagt auch, dass die andere Frau jetzt auch Teil der Familie ist und er sie auch liebt. Verstehst du, dass Eifersucht auf die neue "Konkurrenz" im Haus erstmal vielleicht immer mal wieder überkocht und er ggf. nicht immer gut damit umgehen kann? Durch viel Liebe und Zeit wird er aber seine alte Sicherheit wiedergewinnen und die Situation wird "normal". Er muss sich nur erstmal dran gewöhnen.
Tja, dein Kind muss damit klar kommen, dass es vom Thron gestoßen wurde, dass nicht mehr ihm, sondern dem Baby und dessen Bedürfnissen die volle Aufmerksamkeit gilt. Was macht das Kind - verfällt selbst in die Baby-Phase. Regression nennt das der Entwicklungspsychologe. Deine Aufgabe als Mama ist, Deinem Kind POSITIVE Aufmerksamkeit und Einzelzuwendung zu schenken, unerwünschtes Verhalten am Besten zu ignorieren. TV und Tablet sollten in dem Alter eigentlich gar kein Thema sein, auch wenn es für Eltern bequem ist. Abends kommt der Sandmann, das muss reichen an Medienzeit.
Im Kindergarten hatten sie zum Thema Tablet/TV eine Idee. Kind bekommt eine bestimmte Anzahl Murmel pro Tag/ oder Woche. Jede Murmel steht für 10 Minuten. Dann gibt das Kind dir die Murmeln für den Verbrauch. Sind sie weg, gibt es eben keine Tv/Tabletzeit mehr. Manche Kinder können mit diesem Tauschgeschäft besser verstehen. Natürlich vorrausgesetzt, man hat vorher GEMEINSAM die Nutzungszeit ausgemacht. Babysprahce würde ich auch ignorieren , aber befehlen lassen würde ich mir nichts. Kannst Du ihn mehr einbinden beim Babyversorgen? Oder mit ihm tägliche Mamazeit einplanen, z.B. vor dem ins Bett bringen?
Zum Trost: mein Patensohn hat nach der Geburt seinens Bruders, als der viel schrie mal zu seiner Mutter gesagt, daß der kleine Bruder weggeworfen werden soll. Und als diese das natürlich entsetzt abgelehnt hat, war er eine Weile still, hat über Alternativen nachgedacht und sagte schließlich strahlend: dann halt auf den Kompost. Der war auch so ein enthronter Prinz, aber heute sind die zwei ein Herz und eine Seele.
Hebe seine Vorzüge als großer Bruder hervor: - die Plätzchen sind lecker, stimmt's? Guck, das Baby darf die leider noch nicht essen. - wow, kannst du schon toll malen! Das Baby muss das erst noch üben. - danke dass du mir beim abräumen geholfen hast! Das ist klasse, wenn man schon so einen großen Jungen hat der so gut anpacken kann! -Alle im Haus, die schon über 4 Jahre alt sind, dürfen jetzt... Aber auch gemeinsam das Baby bewundern: - schau mal wie süß es lacht - Wahnsinn, es dreht sich schon auf den Bauch! Einfach ein Bewusstsein dafür schaffen, dass er und das Baby nicht um eure Liebe konkurrieren. Beide sind absolut zu 100÷ liebenswert. Jeder für sich, mit all dem was er aus Person so mitbringt. Und das ist bei beiden verschieden. Aber gleich gewertschätzt. Er braucht das Gefühl gesehen zu werden und es hilft ihm, wenn ihr ihn gleichzeitig mit einbezieht sein Geschwisterchen zu "sehen". Medienzeit muss einfach klar strukturiert sein. Unsere Kinder wissen z.b. dass es nur für lange Autofahren Tablets gibt. Bei einer Familie weiß ich, dass Medienzeit immer abends ist, während die Mama etwas kocht. Also die Medienzeit an etwas knüpfen, was einen klaren Anfang und ein sichtbares Ende hat.
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