jannas
Hallo, eigentlich ist alles gut und irgendwie doch nicht. Ich bin Ende 40, drei Kinder (knapp 15 bis gerade 18). Geschieden (ohne Kontakt zum Exmann, auch die Kinder nicht), seit einigen Jahren wieder verheiratet. Irgendwie war und ist schon immer alles kompliziert und anstrengend. Dazu begleiten mich seit der Jugend immer mal wieder depressive Phasen und von der Bulimie (mit 20 etwa) ist man wohl nie richtig geheilt. Mit meinen Exmann war ich 20 Jahre zusammen. Es war alles immer sehr schwierig, aber ich habe immer gehofft, dass wir irgendwie die glückliche Familie sein können, die ich mir wünschte. Er hat mich (im Nachhinein) wohl die ganze Zeit immer wieder belogen und betrogen.... und ich manchmal einfach nicht hingeguckt, um den Schmerz nicht zu spüren. Auch mit den damals noch kleinen Kindern war er immer sehr grob und barsch. Ich stand immer dazwischen und habe versucht zu vermitteln. Irgendwann ist er dann gegangen. Schneller als gedacht und absolut nicht geplant habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt. Er ist das Gegenteil von meinem Exmann....eigentlich. Wir waren sehr verliebt. Er gab sich sehr viel Mühe mit den Kindern, eigentlich alles gut. Ziemlich schnell zog er dann mit seinem Sohn, damals schon 15, zu uns. Das zusammen leben mit allen gestaltete sich schwierig. Sein Sohn war immer sein Held (ich weiß, ist ja normal....). Dabei wurde dessen Verhalten immer extremer. Ich habe versucht mich rauszuhalten. Ständig gab es Stress zwischen Vater und Sohn. Der Junge hat so dreist gelogen, keinen Respekt und Benehmen. Die ganze Familie litt. Irgendwann ist dann mein Stiefsohn, ganz in die Nähe, ausgezogen zur Ausbildung. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn hat sich auch durch den alltäglichen Abstand nicht verbessert. Es gab immer wieder so vieles, worüber mein Mann so traurig, ärgerlich, enttäuscht war. Kontakt ging immer nur vom Vater aus. Im Laufe der Jahre ist mein Empfinden, ist mein Mann von meinen Kindern immer genervter. Er fährt sie, nimmt mir Wege ab und hört sich an, wenn ich mich über etwas sorge oder "Gesprächsbedarf" über die Kinder habe. Aber im Grunde fühle ich mich mit der Sorge und Verantwortung alleine. Es ist nicht so greifbar und eher mein Gefühl, daher fällt es mir auch so schwer, mich da mitzuteilen. Die Kinder haben alle drei ihre Baustellen. Ein Kind ist seit Geburt wegen Sauerstoffmangel geistig eingeschränkt, besucht eine Förderschule und hat inzwischen, phasenweise sehr deutlich, psychische Probleme Richtung Depression mit Selbstverletzung. Eine ambulante Therapeutin hat sie, zum Glück . Ich sorge mich, weiß nicht an wen mich wenden kann, fühle mich hilflos und überfordert. Es sind so viele Baustellen. Und mein Mann? Plant einen Urlaub mit seinem Sohn, wenn im Frühjahr seine Ausbildung zu Ende ist. Geplant sind drei Wochen, nur die zwei , am anderen Ende der Welt. Und ich muss da irgendwie immer dran denken. Er meint, vielleicht täte gemeinsame Zeit ihrem Verhältnis gut. Ja,theoretisch bestimmt. Aber irgendwie bin ich es nicht gegönnt? Neidisch? Eifersüchtig? Vielleicht auch Angst, betrogen zu werden oder dass es ihm so gut gefällt und es dann ständige Männerurlaube gibt. Früher haben die beiden mit der Exfrau als Familie häufig so Reisen gemacht. Die stehen total auf Wassersport. Damit kann ich nichts anfangen und nicht mitreden. Ich habe das Gefühl, ich hänge hier mit allem alleine (Kinder mit Problemen, Haus, Garten, Hund und weitere Tiere, Job mit Chef, der große Pläne mit mir hat und ich möchte einfach nur schreien, lasst mich doch einfach alle in Ruhe). Der letzte gemeinsame Urlaub mit allen ist lange her, mein Stiefsohn wollte nicht mehr mit uns fahren. Gerade waren also mein Mann, die drei Kinder und ich weg. Für mich war es nur anstrengend. Ich habe nur versucht, dass alle Spaß haben sollen. Vermittelt, wenn man und Tochter sich angelegt haben. Die jüngste ist sehr in der Pubertät und testet aus, mein Mann hält dagegen. Versucht, das "traurige"Mädel aus dem Schneckenhaus zu locken. Und abends bitte noch Lust auf Zweisamkeit.... Ich fühle mich so überfordert und finde keinen Weg raus, weil es alles irgendwie nicht zu greifen ist. Dazu ist mein Vater verstorben, jetzt hängt ein ganzer Teil der Pflege meiner Mutter an mir. Immer mit schlechten Gewissen verbunden, weil ich mich doch noch mehr kümmern müsste und unter in Eile bin.... und der Angst, bald gar keine Eltern mehr zu haben. Ich weiß gar nicht, was ich mir von meinem Roman erhoffe. Irgendwie musste ich alles mal aufschreiben. So Auszeiten nur für mich.... keine Ahnung, irgendwie habe ich auch an nichts mehr Spaß. Und Zeit sowieso nicht. Jannas
Oh weh, das klingt nicht gut. Kann es sein, dass du wieder eine depressive Episode hast? Bist du da in Behandlung?
Oh weh, das klingt nicht gut. Kann es sein, dass du wieder eine depressive Episode hast? Bist du da in Behandlung?
Es stimmt schon, ich habe immer mal bessere und schlechtere Zeiten . Seit Jahren nehme ich ein Antidepressiva , damit oxidiert schlafen kann. Das verschreibt der Hausarzt. So wirklich in Behandlung bin ich da allerdings nicht
Such dir bitte einen Therapieplatz. Den brauchst du dringend. Du musst dich sortieren, einen Weg da aus dieser Spirale, den Schuld Gefühlen, Gewissensbissen, Ängsten, der Last dieser Verantwortung finden. Und das geht nur mit einem Profi an deiner Seite. Jemand, der dir wirklich zuhört, dir neue Blickwinkel zeigt, dir den Rücken stärkt und mit dir einen Weg aus dem ganzen erarbeitet. Zudem solltest du schauen, dass du richtig in Bezug auf Anti Depressiva eingestellt wirst. Ich drück dich!
Vielen Dank für deinen Vorschlag. Ich hatte jahrelang eine Therapeutin. Da war, als es mit meinem Exmann so extrem wurde. Sie hat mich in der Trennungszeit unterstützt. Seitdem nehme ich schon meine Tabletten zum Schlafen und komme nicht davon weg. Bisher fehlte der letzte Tropfen, mit tatsächlich erneut Hilfe zu suchen. Weil, eigentlich geht's mir ja gut.... Und ich funktioniere ja auch. Ich glaube, mein Mann wäre sehr überrascht, wenn er überhaupt von meinen Gedanken wüsste, mir jemanden zum Reden zu suchen. Er meint immer, jetzt hätte ich ja ihn. Stimmt, er macht grundsätzlich viel für mich. Wenn auch nicht unbedingt von den belastenden Alltagsdingen. Aber er ist selbst chronisch krank. Viel Schmerzen, schlechte Laune. Wir nehmen Rücksicht usw. Es dreht sich viel um ihn und sein Befinden. Ist einfach so.
Und genau deshalb brauchst du einfach jemand anderes zum reden. Damit es mal um dich geht, nur um dich. Deine Sorgen, deine Ängste, deine Hilflosigkeit und deine Kraftlosigkeit. Ja, du funktionierst, deshalb geht es dir gut. Du weißt aber, dass du dir da selber etwas vormachst. Denn du funktionierst nur. Du lebst nicht bzw. nur dafür, es allen anderen recht zu machen. Alle anderen zu unterstützen, zu helfen, zu vermitteln ect. pp. Wo bleibst du denn? Du schreibst unten, eine Kur alleine käme nicht in Frage. Weil du dann ein schlechtes Gewissen hast den anderen gegenüber. Wie sieht es mit Verhinderungspflge bei deiner Tochter aus? Gibt es da jemanden, der es machen würde? Kurzzeitpflege? Dann wäre das Kind versorgt. Dein Mann kann sich selber versorgen für drei Wochen, das andere Kind mit Sicherheit auch. Denk auch an dich, denn sonst macht es niemand anderes. Und du brichst irgendwann unter dieser Last zusammen. Damit ist niemanden geholfen.
Du bringst es grundsätzlich genau auf den Punkt. Vielleicht gehe ich mal in der Firma zu unserer Beratung. Ich arbeite in einem großen Unternehmen. Wir haben extra zur Unterstützung und Beratung ein Team, an das wir uns, auch gerade bei privaten Sorgen, wenden können. Das würde zumindest kurzfristig klappen und vielleicht reicht es ohne so eine offizielle Therapie. Ist ja auch ein auf und ab. Gibt durchaus Zeiten, da bin ich ausgeglichener.
Hey Du, lass dich mal drücken, ich kann mir ungefähr vorstellen, wie es dir geht. Bei mir ist die Situation zwar anders aber durchaus vergleichbar. Und es ist eine anstrengende und schwierige Situation. Die ganzen Belastungen einzeln sind schon viel, aber wenn alles zusammen kommt, ist es wirklich viel zu viel. Ohne jetzt auf alles eingehen zu können, würde ich dir auch raten, dass du dir dringend Unterstützung holst. Schon allein das Gefühl nicht mehr ganz alleine mit allem zu sein hilft. Mir hilft da meine Therapeutin sehr gut. Und evtl. wäre auch eine Familienberatung hilfreich, wird hier kostenlos von den Kirchen oder der Stadt angeboten. Da bekommt man oftmals einen besseren Überblick über die Problematik und sieht besser, was möglich ist.. Ich drücke dir die Daumen!! Liebe Grüße Zita
Vielen Dank. Eine Familienberatung.... ich glaube, mein Mann sieht mein Problem gar nicht. "Normal" ist das sicherlich auch nicht, dass es mich so beschäftigt, wenn er mit seinem Sohn in den Urlaub will. Tut es aber. Mein Mann ist treu, grundsätzlich.... aber Gelegenheit macht Diebe. So weit weg, in so entspannter Stimmung im Urlaub, mit seinem Hobby, welches (wegen mir?) jahrelang auf Eis liegt... Ich bin vom Exmann so häufig belogen worden. Vielleicht daher meine Angst? Außerdem bin ich irgendwie seinem Sohn die Zeit und den Spaß nicht gegönnt. Blöd, weiß ich selbst. Aber, er hat so lange er hier wohnte und drüber hinaus, unter wieder für schlechte Stimmung gesorgt. Wie oft habe ich meinen Mann getröstet, gut zugesprochen, ihm zugehört. Und als Dank für so ein egoistischen, respektloses Verhalten, darf er sich aussuchen, an welches Traumziel er sich denn einladen lassen möchte...
Hallo liebe Janna, ich lese raus, du bist stets bemüht es den anderen Recht zu machen. Das ist auf Dauer anstrengend und belastend. Aus der Ferne ist es ganz schwierig Dir etwas zu raten. Für mich klingt das eher nach einer dringend benötigten Kur nur für Dich allein. Um Dich zu sammeln und darüber nachzudenken, was Du in Deinem Leben ändern kannst. Vielleicht ist auch garnicht alles Deine Baustelle. Deine Kinder sind ja schon fast erwachsen, da würde ich auch grundlegend etwas ändern. Könntest du nicht auch mit deinem Mann alleine fahren oder geht das nicht wegen deiner Jüngsten? Natürlich möchte man seine Kinder immer unterstützen aber irgendwann ist auch mal gut. Ich finde du darfst auch mal nur an dich denken. Was tut Dir gut etc.
Danke für deine Antwort. Eine Kur alleine klingt verlockend, aber schon kommt das schlechte Gewissen durch. Dazu kommt, meinte jüngste ist sehr selbstständig, wenn auch manchmal eine Zicke.... aber meine behinderte Tochter ist absolut nicht auf dem Stand wie gleichaltrige. Sie hat Pflegegrad 4. Auch wenn sie anderer Meinung ist/ wäre, ohne Anleitung und Begleitung kommt sie nicht klar. Das ist ja auch Teil des "Problems ". Es wirkt so, die Kinder sind groß. Aber besonders bei der einen Tochter wird, je älter sie ist, immer deutlicher, wie eingeschränkt sie ist. Mein Mann, der ja die Situation eigentlich genau kennt, will selbst gefühlt ständig mit mir alleine es machen. Es sei denn, er läuft gerade seinem Sohn hinterher.... Das setzt mich noch viel mehr unter Druck. Ich kann halt nicht für länger hier mit gutem Gefühl weg. Da bin ich schon wieder zerrissen zwischen Verantwortung und der Verpflichtung meinem Mann gegenüber, ihn nicht ständig abzuweisen.
Ich kenne mich da wirklich nicht aus aber gibt es da nicht auch so etwas wie betreutes wohnen? Das ist wirklich sehr schwierig, vielleicht suchst du Dir eine Beratungsstelle. Auch wer seine Kinder pflegt, braucht mal eine Pause.
- Such Dir Entlastung für Deine Mutter. Das sagen Pflege-Profis: Angehörige suchen fast immer zu spät nach Pflege-Unterstützung und überfordern sich damit massiv (und ich kannte mal einen Profi, der ist trotzdem selbst in die Falle getappt...!). Laß Dich beraten, was für professionelle & finanzielle Unterstützung es noch gibt... und laß Deine Familie mithelfen. Ja, Deine Mutter wird auch sterben, und Du willst ihr vorher genug geben. Aber wenn Du erschöpft bist, gibst Du zu viel (!). - Schau, ob Du bei der Unterstützung Deiner Tochter Entlastung finden kannst. zu beidem: "Geben aus der Fülle und der Freude, nicht aus der Not und der Pflicht". [Natürlich gibt man auch auch mal "nur" aus der Pflicht - aber wenn man hauptsächlich nur noch das tut, läuft etwas sehr falsch!!] Und Du selbst klingst wirklich erschöpft. Wenn Du so weitermachst... das weißt Du selbst, oder? Wenn Du Dir vorstellst, daß Du die nächsten fünf Jahre so weitermachst wie jetzt, dann - ? (Beantworte das bitte einmal ehrlich für Dich selbst.) Vielleicht brauchst Du die "Erlaubnis", Dich endlich wieder mehr um Dich zu kümmern, ob nun in einer Kur, einer Therapie, was auch immer. Bitte geh den ersten Schritt und such Dir Hilfe! Du hast so viele "Risikofaktoren" (Pflege der Mutter, Unterstützung der behinderten Tochter, Unterstützung/Rücksichtnahme auf den chronisch kranken Mann, wieder-spürbare Bulimie, vergangene Depression(en?), Stress an der Arbeit, hohe Ansprüche an Dich selbst... usw. usw. - Und: Ein Urlaub hat zur Erholung nicht gereicht (!)...) - bitte schaff den Absprung, bevor die Erschöpfung noch mehr zuschlägt. Du willst doch nicht nur Dein Leben absolvieren - Du willst doch auch wieder lebendig sein und Freude mit Familie und/oder Freunden und/oder allein spüren, oder? Bitte kümmer Dich um Dich! Du hast es verdient... und Du schaffst das!!!
Du hast du recht..... Ganz lieben Dank für deinen Beitrag!!!!