Elternforum Rund ums Baby

Trauerbewältigung bei 5 jähriger (vorsicht lang)

Trauerbewältigung bei 5 jähriger (vorsicht lang)

Annika06

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Mein Papa is mit 62 vor Kurzem an Krebs und dessen Nebenwirkungen gestorben. Er war eigentlich zur Behandlung im Krankenhaus und sollte danach in ein Pflegeheim oder ähnliches kommen. Eigentlich hatten wir alle schon noch mit einer mehrmonatigen Lebenszeit gerechnet bzw. wurde das so auch bestätigt. Und dann ging alles so rasend schnell und plötzlich... Am Vortag gings ihm den Umständen entsprechend noch richtig gut und am nächsten Tag lag er im Sterben... Ich habe meine Tochter sowohl am 1. Tag als auch 2. Tag mit ins Krankenhaus genommen, weil ich auch wusste dass es für ihn sehr wichtig war sie nochmal zu sehen/hören. Mein Papa lag nicht auf Intensiv sondern der Normalstation ohne lebensverlängernde Geräte, da es so sein Wunsch war. Schon ab diesem Tag hat mein Papa nur noch über Augenbewegungen sowie Handdrücken kommuniziert, aber die meiste Zeit war er in einem Schlafähnlichem Zustand. Ich bzw. andere sind immer mal wieder mit ihr aus dem Zimmer raus wenn es ihr zu viel wurde...Aber sie wollte von sich aus immer wieder zurück zu ihm. Ich habe ihr auch ausführlich vorher erklärt was mit dem Opa ist und dass er sehr müde ... ist. Mir selber gehen die Bilder nicht aus dem Kopf und ich frage mich wie meine Maus die Erlebnisse verarbeitet wenn es mir selber schon so schwer fällt. Als er gestorben ist haben alle geweint außer ihr. Sie war so tapfer und stark und hat versucht uns alle immer wieder durch ihre Kaspereien aufzumuntern (ist ihr auch oft gelungen). Irgendwann hat sie nur zu uns gemeint "Jetz is aber wieder Schluß mit der blöden Heulerei" Die Beerdigung wird noch kommen aber bisher hat sie nie geweint. Ich hab ihr oft erklärt dass sie auch traurig sein darf und nicht stark sein muss. Sie sagt zwar sie wird den Opa sehr vermissen und ist traurig , aber irgendwie hab ich das Gefühl sie sagt das weil es sich halt so gehört. Sie beobachtet mich auch ganz genau und wenn mir dochmal Tränen kommen, dann ist sie sofort da zum Trösten. Der Opa war eine sehr wichtige Bezugsperson und Vertrauensperson. Da ich arbeiten musste als sie erst 10 Monate war, haben sich Oma und Opa immer sehr intensiv um sie gekümmert. Er hat sie unter anderem 2 mal vom Kiga abgeholt und meist auch noch einen Tag am Wochenende. Sie haben sehr viel zusammen unternommen, waren zusammen im Urlaub usw. Sie hat schon 3 Meerschweinchen verloren und weiß daher eigentlich schon was Tod bedeutet, dass der gestorbene nicht mehr wieder kommt und sie hat ja wie gesagt auch miterlebt wie er gestorben ist. Meint ihr, sie wird das Ganze dann trotzdem erst im Alltag realsieren, wenn Situationen kommen in denen eigentlich der Opa für sie da war ? Mach mir einfach Sorgen, dass sie jetzt für mich/uns so stark sein will und ihre eigene Trauer in den Hintergrund stellt/verdrängt und sich das dann irgendwann z.b. in ihrer Entwicklung zeigt... Sie ist für ihr Alter zwar auch laut Erzieherinnen sehr gut entwickelt, in manchen Dingen anderen auch schon Voraus aber trotzdem.... Das Einzige was mir bisher aufgefallen ist ist, dass Sie sich schon zum einen Gedanken macht wer jetz mit ihr die Dinge unternimmt die der Opa &Oma noch mit ihr machen wollten (z.b. ins Legoland fahren, Baden gehen, in Zirkus im Herbst...). Die Oma kann das aufgrund ihrer Erkrankung nicht allein, aber der Onkel und auch ich haben ihr beide versprochen, dass wir uns dafür da noch mehr einbringen als "Ersatz" jetzt. Und sie ist sehr empfindlich geworden wenn man sie schimpft wegen Blödsinn den sie macht und dass sie anhänglicher ist (mit mir im Bett schlafen, will überall hin mitkommen...) Hat von euch auch schon jemand so einen Trauerfall hinter sich bzw., habt ihr Ideen wie ich ihr helfen kann das Ganze zu verarbeiten? Bzw. meint ihr es ist okay so wie es is und ich soll einfach ihre Art und Weise so sein lassen....


Annika06

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Antwort auf Beitrag von Annika06

Die Oma hat ihr gesagt, dass sie ihm gesagt hat er soll sich gut um ihre 3 Meerschweinchen kümmern und sie hat ihm einen kleinen Kuscheltierhasen ins Krankenhaus mitgebracht gehabt am 1. Tag der ist bei ihm geblieben und das hat sie richtig glücklich gemacht. Ihr wurde auch gesagt, dass es gut so , weil der Opa Schmerzen hatte und die jetz nicht mehr hat. Hat sie vielleicht schon schneller als ich z.b. akzeptiert, dass es gut so ist wie es jetz ist?


krümel und murmel

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meine erfahrungen sind, das kinder das meist besser verarbeiten als erwachsene. mein sohn ist zwar schon 9 (damals als eine für ihn wichtige person starb war er 8) aber er steckt das besser weg als ich. was ich wichtig finde, sie konnte sich verabschieden. ob deine tochter so reif ist das zu verstehen, das musst du wissen aber ich finde das "verabschieden" schon sehr wichtig. Das sie anhänglich ist, würde ich beobachten. du hast ihr gesagt, das sie weinen kann wenn ihr danach ist. das habe ich meinem sohn auch gesagt meist hat er geweint wenn er vor dem fenster lag und in den himmel schaute. ich würde sie nicht zum psychiater schicken, warum? weil sie nicht so weint wie du es erwartest. sie ist 5 und wenn andere verhaltensauffälligkeiten (z.b. selber veretzen oder einnässen) dazukommen dann würde ich überlegen einen psychiater zu rate zu ziehen, aber so kann ich da nichts auffälliges feststellen. lass ihr die zeit, vielleicht kommt das weinen später. kinder finden für sich selbst meist den richtigen weg


Mitglied inaktiv

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Ich war auch so wie deine Tochter als mein Onkel starb und meinte ich muss die starke markieren. Ganz fatal war das. An deiner stelle würde ich mit ner kinderpsychologin mal telefonieren und Vllt 2,3x hingegen und das zusammen besprechen und Revue passieren lassen.... So würde ich es tun.


teddy.666

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erstmal mein herzliches beileid wir haben im oktober meinen mann, unseren lieben papa verloren. die kinder sind 8 und 10jahre alt. sie waren auch mit im krankenhaus und haben schon sehr viel in ihren jungen jahren miterleben müssen. die zeit war nicht einfach. aber geweint haben beide wie ein schloßhund und auch jetzt weinen wir noch ganz ganz oft zusammen. die kinder haben viele fragen, auch was papa jetzt macht, ob er ein haus baut etc....., es ist wichtig, dass man die trauer bewältigt und auch viel darüber redet. für mich hört sich das auch nicht gut an, vor allem kann man keinen opa mit einem meerschweinchen vergleichen. klar hat deine tochter dadurch gelernt es kommt nicht wieder, aber sie hat auch gelernt man kann sich dafür ein neues kaufen. was bei opa natürlich nicht geht. ich würde mal bis zur beerdigung abwarten, wenn sie dann immer noch keine trauer zeigt, dann würde ich mir hilfe holen. denke sonst kann es wirklich folgen haben.


Lena_B

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Herzliches Beileid... Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie es bei mir war, als meine Oma starb. Ich war im selben Alter und es war meine "Lieblingsoma". Bisnzur Beerdigung habe ich nicht "öffentlich" geweint. Die Gründe waren recht einfach...ich wollte nicht, dass meine Mama meinetwegen noch trauriger ist, weil ich so traurig bin. Verstehst Du, was ich meine? Außerdem habe ich noicht begriffen, dass meine Oma nicht wieder kommt. Mir wurde es erst bewusst, als der Sarg aus der Kapelle getragen wurde und da hab ich dann auch angefangen zu weinen und hörte auch nicht mehr auf... Einen Psychiater oder Psychiologen zu konsultieren ist komplett überflüssig! Tu das bloß nicht. Nur weil Deine Tochter anders mit ihren Gefühlen umgeht, heißt das nicht, dass sie ein tiefliegendes psychisches Problem hat...


mf4

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Antwort auf Beitrag von Lena_B

Ich kann da nur zustimmen... ich war beim Psychologen für mich und fragte, ob die Kinder so etwas brauchen und er bestätigte was ich schon dachte. Die Kinder brauchen den Halt der Familie. Ich denke nicht, dass ein Außenstehender Trauer in eine Richtung lenken kann und sollte. Jeder sollte im Kreise der Familie für den anderen da sein und mit ihm zusammen so trauern, leben und in den Alltag zurück finden wie es in die Familie passt.


mf4

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Ich denke die Kinder nehmen sich selbst zurück, wenn sie sehen wie Mama leidet. Ich weiß, dass es wichtig ist auch MIT ihnen zu weinen, den Kindern zu sagen, dass es wichtig und richtig ist traurig zusammen zu sein und zusammen zu weinen und ihnen zu vermitteln, dass man nicht immer stark sein muss. Ich bin mir aber auch sicher, dass Kinder damit besser zurecht kommen, weil sie viele Zusammenhänge nicht kennen, die Bilder nicht im Kopf haben über das was wir Erwachsenen wissen, wie Ursachen, Leidensweg usw. Mir sagte ein Psychologe, das Verhakten der Kinder hängt vor allem davon ab, wie sie die Bezugsperson Nr.1 wahrnehmen. Ohne Himmel und andere erdachte Geschichten dem Kind vermitteln, dass der Mensch immer da ist, in Gedanken und in unseren Herzen... ich denke das ist etwas womit man lernen kann (und muss) umzugehen. Wenn es dir nicht gut geht und du bist vielleicht so dünnhäutig, dass du man schimpfst oder etwas "ungerechtes" tust dann erkläre dem Kind, dass es manchmal so ist, wenn es den Großen nicht gut geht. Mein Beileid zu deinem Verlust. Ich wünsche dir jede menge lieber und hilfreicher Menschen um dich. Das hilft unwahrscheinlich.


kia-ora

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Ich bin immer wieder überrascht, wie gut Kinder mit dem Tod klar kommen. Als unsere das erste Mal damit konfrontiert war, ist der Hund gestorben und sie hat sich für das Tier sogar riesig gefreut. Wir hatten ihr erklärt, dass der jetzt im Himmel ist und sie findet das sei doch supi. Auch als weitere Tiere gestorben sind, hat sie diese Einstellung behalten, auch wenn sie manchmal sagt, dass sie ihre Lieblinge vermisst. Vielleicht brauchen manche Kinder gar keine Trauerbewältigung? Du scheinst zu vermuten, dass sie nur für dich/euch so stark ist, aber was wenn es gar nicht so ist? Vielleicht spielt sie ja nicht die Starke, sondern empfindet wirklich nicht die Trauer wie wir Erwachsene? Ich habe für mich entschieden, mein Kind mit seiner Einstellung zu lassen. Die ändert sich bestimmt noch von alleine und wenn sie dann traurig wird, weil jemand stirbt, werde ich da sein und sie trösten. Braucht sie im Moment keinen Trost, ist es für mich zwar ungewöhnlich aber es ist dann nun mal so.


safie

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Meine Freundin hat sich damals, nach dem Tod ihres Mannes, an eine Erzieherin gewandt, die für die Trauerbewältigung von Kindern ausgebildet war. Vielleicht gibt es bei euch ja auch so etwas? Ihren Kindern hat es sehr geholfen mit dem Tod des Vaters klar zu kommen.


schmitt

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Antwort auf Beitrag von Annika06

hallo, ich habe jetzt die anderen antworten nicht gelesen. ich denke, deine tochter trauert. auf ihre weise. als schwiegervater gestorben ist letztes jahr, waren die kids 13, 11 und 3 jahre alt. die große ist an dem tag, als ihr opa gestorben ist (die beiden waren ein herz und eine seele), zum ballett gegangen. fast vier wochen lang, hat sie wenig gegessen, hat sich zurückgezogen und hat sich nicht von mir trösten lassen. wobei sie nur bei der trauerfeier und als wir ihr gesagt haben, daß opa tot ist wirklich geweint hat (oder ich habe es nicht mitbekommen). der mittlere hat nur kurz geweint, ansonsten hat man ihm nichts angemerkt. aber wir dürfen opa nicht erwähne. es sind kleinigkeiten, die ihm wichtig sind (z.b. das blumenpapier in dem die blume für den sarg war). er hat die trauer einfach "weggeschoben". aber es gibt immer wieder situationen, wo dann doch ganz traurig wird, weil er an opa denkt. naja, und der kleinste trauert natürlich nicht richtig. er vermißt den opa schon doll, aber so traurig ist er nicht. liegt allerdings am alter. für ihn ist das halt so, der opa ist im himmel. allerdings erzählt er hin und wieder, er holt den opa mit dem flugzeug. oder ruft ganz laut irgendwas und sagt "jetzt hat das der opa auch gehört" tschau