sJohanna
Hallo an alle, ich suche ein wenig verzweifelt nach Rat. Unser Sohn ist 3 Jahre alt, war ein High Need Baby bis er circa 9 Monate war. Es war eine schwere Zeit aber er hat sich so toll entwickelt. Sprachlich extrem gut entwickelt und blitzgescheit. Er geht seitdem er 18 Monate alt ist in die Krippe, erst nur 2 jetzt 5 Vormittage. Er liebt es dort, er braucht einfach auch viel Input. Im Mai hat er einen kleinen Bruder bekommen, auch zu dem ist er super lieb. Jetzt kommt das ABER. Seit einigen Wochen flippt er mehrfach am Tag komplett aus. Er schreit vor Wut und seit neusten Haut und beleidigt er auch. Er sagt Sachen wie "Du bist eine blöde Frau" oder "Du bist ein Stinke Papa". Auch vom Kindergarten hab ich jetzt ein Gespräch deswegen bekommen. Es tut mir weh, wir gehen Zuhause wirklich sehr respektvoll miteinander um, kuscheln viel und versuchen ihm genug Aufmerksamkeit zu geben. Wir haben Struktur im Tagesablauf. Wir gehen täglich raus, lesen Bücher etc. Ich weiss nicht woher das kommt und ich weiss auch nicht was ich machen soll. Im Wutanfall sag ich ihm, "Tief Durchatmen!" Mach es dann vor. Oder "Schatz Versuch mir zu sagen was dich stört". Ich nehme ihn in den Arm wenn er es will. Bei hauen, muss er sich im offenen Wohnraum auf die Treppe setzen und dort durchatmen oder er kommt in sein Zimmer bei offener Tür und soll da atmen bis er ruhiger ist. Das klappt ja auch. Aber es wird halt nicht besser. Im Kindergarten machen sie das gleiche, gehen mit ihm in einen anderen Raum zum Durchatmen oder nehmen ihn in den Arm. Zusätzlich hab ich jetzt 3 Bücher bestellt die ich mit ihm schauen kann: Lenny Lamm und die Wut, Was weinst du denn so viel, kleines Krokodil? Und Das kleine Wutmonster. Zudem sind seit Donnerstag Fernsehzeit reduziert. Gibt es noch irgendwas dass ich tun kann oder was ist eure Einschätzung. Ich will nicht dass er so unglücklich und wütrnd ist und ich habe Angst dass er irgendwann im KiGa ausgegrenzt wird weil er immer seinen Willen durchdrücken will mit Wut. Meist flippt er aus wenn etwas nicht so läuft wie er will, jemand nicht so spielt wie er will. Oder wenn er etwas nicht darf. "Riesen Freude - riesen Wut - ich fühle viel und das ist gut". Glücklich und wütend liegt bei ihm so dicht zusammen🥴 Schönen Abend wünscht eine verzweifelte Mama 😔
Für mich hört es sich so an als darf er nicht wütend sein (soll durchatmen, kommt in sein Zimmer) oder verstehe ich da was falsch? Ich schreibe dir einfach.mal wie ich vorgehe. Vielleicht hilft es euch. Kind schreit brüllt liegt auf dem Boden. Ich Knie mich in 1-2 m Entfernung hin. Kommentiere ruhig und langsam das was ich sehe. "Du bist sooooo wütend, da muss du jetzt ganz laut schreien und ganz fest stampfen sooooo wütend." Wichtig ist, dass ich als Mama mich nicht dafür verantwortlich fühle. Das mein Kind Gefühle hat. Es ist einfach so. Ich kann das meinem Kind nicht abnehmen. Irgendwann wird er ruhiger und ansprechbar. Dann breite ich die Arme aus schaue ihn in die Augen und frage ob er kuscheln will. Manchmal ja manchmal Nein. Er formuliert aber danach meistens selbst nochmal was los war. "war wütend weil..." Was bei uns kontraproduktiv ist. Anfassen, klein reden, Lösungsvorschlâge, rausfinden wollen was los ist. Generell hat mir geholfen unerwünschtes verhalten neutral zu kommentieren. "Ich sehe du wirfst die Bausteine". Damit kommt man aus dieser negativen aufmerksamkeits Schleife raus. Dafür positives Feedback wenn das Kind alleine spielt.
Ich kann mich Mirabella23 nur 1:1 anschließen. Eins noch: erwarte keine Wunder. Es wird einige Wochen dauern, bis es besser wird. Die Zeit kann sehr schwierig sein. Versuch die Kita Zeit zu nutzen um dir als Ausgleich was Gutes zu tun. Dranbleiben rentiert sich!
Da hast du Recht, das ist ein guter Ansatz. Aber wie soll er seine Wut rauslassen. Weil das Schreien, hauen und beleidigen geht halt einfach nicht. Ich hab ihm schon angeboten fest zu stampfen. Das Problem ist halt, ihn macht ne Kleinigkeit so wütend dass er so laut schreit und um sich haut. Im Kindergarten können sie ihn ja nicht ewig in einen extra Raum bringen. Zumal andere Kinder ihre Wut wohl besser rauslassen Können. Hast du eine Idee was ich ihm an die Hand geben kann damit es auch ohne mich klappt? Ich fühl mich so so schlecht, es muss ja irgendwas im Argen sein wenn er so eskaliert. Und ich bin Hauptbezugsperson also muss ich was falsch machen... Ich will ihm so gerne helfen
Vielleicht könnte er in so einem Fall in ein Kissen boxen?
Aber denkst du nicht dass das dann nur eine Verschiebung von Gewalt ist? Eigentlich will ich das nichts und niemand gehaut wird. Weder Mensch noch Tier noch Gegenstand. Ich hatte ihm jetzt stampfen angeboten, Mal schauen ob er das umsetzen kann. Er ist so weit vom sprechen & denken, er sagt mir danach auch immer direkt was ihn stört. Meist, dass es nicht machen darf was er will
Hier ist es schon wieder, dass er keine Wit empfinden darf. Warum soll er nichts hauen? Wenn ich wütend bin, könnte ich auch hauen! Biete ihm etwas an, was IHM hilft und nicht, was dir am angenehmsten ist. Wie gehst du selber mit negativen Gefühlen um und wie war es in deiner Kindheit? Vielleicht liegt da der Schlüssel...
Wenn du ihn wegschickst, auf die Treppe oder Zimmer, bist du dann bei ihm? Ansonsten hört sich das sehr nach "stiller Treppe" an und das ist absolut kontraproduktiv. Beleidigungen würde ich entweder ignorieren oder übersetzen: "man, du bist wirklich wütend auf mich!" Nicht mehr. Je weniger du das thematisierst, desto schneller geht diese Phase vorbei. Abgesehen davon ist das völlig normal! Jedes Kind macht das und ganz ehrlich, wir Erwachsenen auch (wer meint er fluche und beleidige nicht, darf sich gern einen Orden umhängen). Warum darf das Kind das nicht? Wir Erwachsenen haben eben nur schon gelernt, das im geeigneten sozialen Rahmen zu machen. Da ist es der "blöde Chef" oder "der Idiot, der mir reingefahren ist" eben im engeren Kreis oder alleine. Hauen unterbinden oder ablenken (es kann funktionieren, dass du Hände oder Füße nimnst und die Bewegungen einfach MITmachst). Letzteres war hier gar nicht möglich, also dich und andere schützen: Hand festhalten, sagen "Stopp! Ich will nicht gehauen werden!", Wut aushalten und/oder außer Reichweite bringen. Darüber hinaus ist die Impulskontrolle bei 3-jährigen sehr unterschiedlich stark ausgeprägt und das Verhalten altersadäquat. Wichtig ist, ihm zu vermitteln, dass wütend sein ok ist, ihn anzunehmen, ihn nicht wegschicken (GANZ wichtig) und andere Personen schützen. Denn Fakt ist: in dem Alter schaffen es nur sehr regulationsstarke Kinder Alternative Strategien wie durchatmen, ins Kissen boxen etc. anzuwenden.
Wenn er auf der Treppe sitzt bin ich in Raum. Ich will ihn ja nicht wegschicken oder dass er allein ist. Es soll keine Strafe sein sondern ihn die Möglichkeit geben an einem ruhigeren Ort runter zu fahren. Wenn er in sein Zimmer muss, bleibt die Tür auf mit dem Vermerk das er runter kommen darf sobald er nicht mehr schreit. Das mach ich allerdings ungern weil das für mich den Beigeschmack von "Ich mag dich nur ruhig" hat. Von meinem Schwiegervater hab ich erst zu hören bekommen, ich soll ihn einfach ignorieren dann hört er auf 😑 Es ist halt oft so, dass das Baby in der Trage schläft und der Große durch seine Wutanfälle weckt. Dann ist riesen Stress, alle schreien und weinen. Ich denke dass ist auch mit ein Problem, das er seine Wut so laut zum Ausdruck bringt ist vielleicht eine Art Aufmerksamkeit erreichen zu wollen. Er fühlt sich vielleicht nicht genug gesehen obwohl ich mir wirklich Mühe gebe beiden Gerecht zu werden
Irgendwie fühlt es sich für mich dennoch nach einem wegschicken an, selbst wenn du da bist. Hm, schwierig. Hilft es ihm denn oder wird es schlimmer? Unsere Tochter hat uns zB immer weggeschickt und seit wir dann konsequent weggegangen sind, hat das wirklich geholfen. Da ging der Impuls aber von ihr aus. Das Problem mit den zwei weinenden Kindern kenne ich ziemlich gut. Mir fiel das immer schwer, zu akzeptieren, dass das Baby da nun durch muss. Oft wurde ich dann unbewusst wütend auf mein "großes" Kind, dass es das Baby nun aufgeweckt hat. Das hat es noch verschlimmert. Könnte das bei dir vielleicht auch eine Rolle spielen? Was mir geholfen hat: erstmal akzeptieren, dass das Baby da eben durch muss und dann mir klar machen, dass auch diese Phase vorüber gehen wird, sofern wir halbwegs adäquat reagieren. Spoiler: das kam dann auch so ;-)
Er will tatsächlich raus aus der Situation, kommt dann wirklich ganz schnell runter. Auch im Kindergarten will er raus. Ich denke es ist ihm unangenehm so auszurasten. Ich hab gestern den oben genannten Tipp "Ich sehe du bist wütend! Jetzt hast du ganz viel Wut im Bauch" angewendet. Hat tatsächlich sehr gut funktioniert, er hat geschraubt und gestampft und dann gekuschelt bzw nach Hilfe gefragt. Außerdem kam gestern das Buch "Das kleine Wutmonster" an, das fand er sehr witzig. Jetzt will er das Wutmonster von seiner Schulter schubsen und zerstampfen 😅 Ich hoffe es hilft ihm. Die Herangehensweise heutzutage ist wirklich interessant. Selbst ich (98 Baujahr) wurde noch sehr streng erzogen. Bocken, laut werden oder gar hauen würde 0 gestattet. Mein Mann wurde mit "ignorieren" gestraft, ich mit strafen und auch Liebesentzug. Das will ich auf gar keinen Fall. Danke für eure zahlreichen Tipps und Anregungen. Auch zum Thema das Wut auch seine Daseinsberechtigung hat. Liebe Grüße
Hier wurde ja schon viel geschrieben, wichtig ist wirklich, dass mangelnde Impulskontrolle und Agressivität/körperliche Attacken gegenüber Bezugspersonen in dem Alter wirklich komplett altersgerecht ist. Ich muss sagen, bei meinen Kindern habe ich nicht so ruhig und pädagogisch reagiert, "Hier im Hause wird niemand beschimpft/geschlagen". Gesprochen mit tiefer Stimme, bedrohlich geguckt. "Ich schlage/beschimpfe Dich auch nicht." Bei allem Verständnis dafür, dass Kinder in dem Alter von ihren negativen Emotionen überrannt werden, aber da habe ich immer sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie eine Grenze überschreiten. Ansonsten hast Du Dir schon gute Bücher ausgesucht. Sprich viel über Emotionen. Kinder, die in Worte fassen können, was sie überrennt, können ihre Impulse leichter kontrollieren. Er ist noch recht klein, als meine Kinder etwas älter waren, habe ich ihnen versucht zu erklären, dass Gedanken, Gefühle und Verhalten sich gegenseitig bedingen. Und dass man über Gedanken seine Gefühle steuern kann und damit schlussendlich Verhalten. Wenn er den Impuls hat, wütend herumzubrüllen, sprecht darüber, was helfen könnte. Wasser trinken vielleicht. Was andere auch geschrieben haben, Boxsack wäre klassisch. Stärke sein Selbstbewusstsein bzw. sein Papa. Gerade wenn ein Baby da ist, können Väter diese Lücke, die da aufklafft (Mama muss sich teilen), füllen. Keine Ahnung, wie ihr Haushalt aufgeteilt habt, mein Mann putzt mit Ihnen Bäder, nimmt sie am WE mit zum Einkaufen, repariert Zeug, malert, Autowäsche... Klar kann ein 3jähriger nicht bohren, aber er kann Dübel halten und reinstecken, Werkzeug anreichen. Das wird ihn stolz machen, sein Selbstbewusstsein wächst. Das hilft.
Vorweg: Ich bekomme es selbst oft gar nicht gut hin mit meinem Dreijährigen. :-( Also wenn ich etwas vorschlage, meine nicht, ich bekäme das so toll hin. :-) Aber grundsätzlich: - Wut zulassen wurde schon gesagt. (Ist Dir selbst klar, wofür Wut gut ist? Wie schlimm es ist, wenn Menschen nicht oder nicht genug Wut empfinden? Sonst mach es Dir selbst noch einmal klar.) Bitte nicht "nur" wegatmen usw. Das Ziel ist ja nicht, daß die Wut weg ist. Das Ziel ist, daß er seine Bedürfnisse spürt und umsetzt - also zB daß er merkt, was er braucht. Ich kenne das Wutmonster noch nicht - aber ich finde es immer schwierig, wenn Wut (nur) als etwas dargestellt wird, daß am Ende des Tages negativ (Monster) ist, weg soll (wegschubsen) usw. Vielleicht auch mal fragen, wie sich Wut im Körper anfühlt? Drüber sprechen, wie heftig er das fühlt? Ihm Anerkennung dafür geben, wie er die Wut spürt? (= ihn ermutigen, Wut zu *fühlen*) Warum bist Du "schuld", daß es ihm "schlecht" geht? Schon klar, die Umgebung möchte die Wut nicht. Aber ist die Wut für Deinen Sohn denn so schlimm? Bring ihm bei, daß die Wut eben in Ordnung ist. Nur daß er noch üben muß, sie gut zu zeigen. Dann ist es zwar anstrengend auch für Deinen Sohn... aber 20 Minuten Roller-Fahren ist auch anstrengend, hättest Du da auch ein schlechtes Gewissen, wenn Dein Sohn hinterher k.o. wäre? Sei dankbar, daß er jetzt in diesem Alter mit Wut experimentiert. Besser, als mit 40 oder 50 Jahren feststellen, daß man sie immer nur wegreguliert und letztlich unterdrückt. (!!) - Viel übersetzen. "Blöde Mama" = "Du bist gerade wirklich *sehr* ärgerlich." (Und immer gucken, ob es wirklich stimmt, was Du "übersetzt".) "Papa soll weg" = "Du brauchst jetzt gerade ganz viel Mama!" (oder willst allein sein o.ä.) Wenn Du es noch nicht gelesen hast - "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten" erwähnt auch die "Übersetzungen". - Bei Erwachsenen bin ich gar nicht für Boxsäcke o.ä., außer bei jenen, die aggressionsgehemmt sind. (Die wünschen sich keinen Boxsack, die fürchten ihn. Boxsäcke wollen regelmäßig die anderen, die zu viel Aggression verspüren.) Aber bei Kindern ist es eine Entwicklung - anfangs ist mehr Körperlichkeit zT notwendig oder jedenfalls sinnvoll. Erst nach und nach können und dürfen sie lernen, ihre Aggression anders zu zeigen. Also gönn Deinem Sohn die Gelegenheit, sich mit Wut auszuprobieren. Bei uns gilt die Regel - niemandem wehtun, nichts kaputt machen. Vielleicht habt Ihr einen weichen Ball, den er mal richtig fest werfen darf? Man kann auch auf Bett oder Sofa hauen (gesteigert für Ältere: mit einem verknoteten Handtuch aufs Bett hauen - aber das brauchen dann idR wieder nur die Aggressionsgehemmten). Genau, Stampfen usw. In dem Alter finde ich Rumschimpfen (wenn ich von außen gucke :-)) eigentlich wirklich super. Wenn ich betroffen bin, ja, fühlt es sich anders an. Mich wundert v.a., daß im Kindergarten so viel erwartet wird. Vielleicht kannst Du mit denen sprechen, wie Dein Sohn auch im Kindergarten Wut mal ausleben darf? Zusammen eine Lösung suchen, daß es nicht *nur* ums Runterfahren geht? ... Und ja, es klingt, daß da noch ganz viel Geschwisterkonflikt lauern könnte. Gib Deinem Sohn die Chance, auch diesen Ärger zu zeigen, auszuleben usw. Und ob er Aufmerksamkeit braucht oder unbewußt damit das Geschwisterkind ärgern möchte... oder (bei uns oft der Fall) ob er schlicht erst schreit, dann wird das Geschwisterkind wach oder von den Eltern erwähnt und dann wird das Schreien oder Weinen plötzlich stärker/anhaltender, weil jetzt plötzlich das Geschwisterkind wichtiger zu sein scheint als K1 (oder "Weinen/Schreien" plötzlich erwähnt wird als Grund für Zuwendung!)... Auch hierzu gibt es ja ein Buch vom Gewünschtesten Wunschkind aller Zeiten. Alles Gute!
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