Elternforum Rund ums Baby

Reizüberflutung?

Anzeige kindersitze von thule
Reizüberflutung?

Cobine

Beitrag melden

Guten Morgen, mein kleiner ist jetzt 11 Wochen alt und so langsam möchte er gefordert werden, wir beschäftigen uns rund um die Uhr mit dem Kleinen, probieren z. B. Stimulations karten aus, machen ihm für ein paar Minuten mal eine Lichterorgel an (ich halte nichts von den Dingern ehrlich gesagt) gehen jeden Tag spazieren, wenn es nicht gerade wie aus Eimern regnet, machen verschiedene Übungen auf einer Sportmatte mit ihm (sein Kopf und seine Wirbelsäule haben eine leichte Asymmetrie) und gegen Abend versuche ich dann nur noch ruhige Beschäftigungen mit ihm zu machen, Lichterorgel lasse ich dann komplett weg, sondern singe ihm was vor, oder lese ihm kurze Geschichten vor, generell singe ich ihm über den Tag verteilt immer wieder was vor. Nun merke ich seit 2 Tagen das er gerade zum Abend hin sehr unruhig wird, er möchte die ganze Zeit trinken oder den Schnuller, zappelt wild mit den Beinen und rudert mit den Armen, atmet auch relativ schnell dabei, kommt auch sehr schwer in den Schlaf, wenn ich das Licht auf ein minimum reduziere und so gut wie kaum ein störendes Geräusch zu hören ist wird er ruhiger, seine Atmung verlangsamt sich und er findet dann auch irgendwann in den Schlaf, selbst wenn ich ihn auf meinen Bauch legen will wenn er so unruhig ist strampelt er so heftig mit den Beinen, als wenn er mir da direkt runterspringen will. Wir haben gerade die 3 Monats Kolik überstanden, aber seit diesen 2 Tagen, wo er so unruhig Abends ist hat er nachts auch wieder Krämpfe ab und zu, die sind aber trotzdem relativ schnell wieder weg, also kein Vergleich zu den Koliken davor. Habt ihr schon mal Erfahrung mit Reizüberflutung gemacht? Wie haben eure kleinen reagiert wenn es mal "zu viel war" für den Tag? 


Jenpatoka

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cobine

Hallo, viele Babys um die 11./12. Woche haben einen Entwicklungsschub. Sie nehmen nun mehr auf, können "plötzlich" etwas mehr z.b. umdrehen und das macht die Kleinen unsicher, so dass sie es durch vermehrtes Strampeln oder Weinen kundtun. Mein älterer Sohn hatte es auch in etwa in diesem Zeitraum. Bei uns hat es geholfen, abends (ca. 1-2 Stunden vor der Bettgehzeit) nur ruhige Sachen zu machen sowie die letzten Minuten das Zimmer sehr abdunkeln, möglichst keine oder nur leise Geräusche, dann habe ich ihn gestillt. Manchmal, wenn er nicht richtig zur Ruhe kam, habe ich ein Liedchen gesummt oder Meeresrauschen Musik angestellt. So ist er mit der Zeit in 15-30 Minuten eingeschlafen. Nach zwei- drei Wochen spürten wir, dass er wieder etwas ruhiger wurde, aber zum großen Teil haben wir dieses Abendritual beibehalten, um den Kind auch Sicherheit zu geben.   Viele Grüße Jenpatoka


Banu28

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Cobine

Hallo, ihr meint es gut und möchtet eurem Sohn möglichst wertvolle Förderung bieten. Aber es könnte etwas zu viel des Guten sein. Babys müssen nicht rund um die Uhr bespaßt werden. Sie möchten eigentlich einfach in der Familie mitlaufen. Weißt du, manchmal hilft ja ein Blick auf die Naturvölker, um zu schauen, was Babys wirklich brauchen - und was nicht. Dort sind Babys einfach in den Alltag eingebunden. Sie sind immer dabei (im Tragetuch oder auch in einer kleinen Hängematte). Sie hören und sehen, was die Mutter tut, hören sie mit anderen reden, hören sie singen, und sie sehen, womit sie arbeitet. Sie bekommen selbst natürlich auch kleine Gegenstände zum Erkunden und Spielen. Forscher haben beobachtet, dass z.B. die Babys der Amazonas-Ureinwohner so zufrieden sind, dass sie eigentlich nie weinen. Die Wissenschaftlerin Jean Liedloff hat dieses Volk und seinen wunderbaren Umgang mit Babys und Kleinkindern jahrelang beobachtet und darüber ein großartiges Buch geschrieben ("Auf der Suche nach dem verlorenen Glück"). Ich finde, es ist eines der wenigen Bücher, die wirklich alle Eltern kennen sollten. In keinem Naturvolk gibt es die Idee, dass Babys den ganzen Tag im totalen Fokus stehen müssen. Im Gegenteil, die Kinder werden großzügig, mit sehr viel Freiheit, mit sehr wenigen "Neins" und völlig beiläufig und entspannt großgezogen. Und dennoch bekommen sie emotional und auch an Entwicklungsanreizen absolut alles, was sie brauchen. Sogar oft mehr als die Babys und überbehüteten und überbespaßten Kinder in der westlichen Welt. Ich habe es mit meinen Kindern als Babys so gemacht, dass ich sie so lange wie möglich in der Trage hatte. Als sie zu schwer wurden, waren sie in einer Babywippe oder auf ihrer Decke immer dort, wo auch ich gerade war. Ich habe ihnen die ganze Zeit erzählt, was ich gerade tue, ihnen ein paar Gegenstände (stumpfe Küchenutensilien z.B.) gegeben, bei der Arbeit gesungen, und wir sind täglich lange draußen gewesen in der Natur, wo es Stöckchen und Blätter zum Spielen und Fühlen gab. Hier und da haben wir ein bisschen Extra-Programm gemacht (gekitzelt, gelacht, das Baby in Fliegerstellung auf dem Unterarm im Haus herumgetragen, damit es alles anschauen konnte, oder es auf dem Arm gedreht und ein bisschen Karrussell gespielt. Aber ich habe trotzdem meinen Alltag und die Arbeit weitergemacht. Künstliche Musik und Lichterorgel würde ich noch ganz weglassen, sie sind komplett unnötig und überfordern das noch zarte, empfindliche Nervensystem eines Babys.  Ich finde, du machst alles richtig. Du darfst aber vielleicht etwas entspannen, den Fokus auch mal vom Baby abziehen, etwas anderes (in seinem Beisein) tun und den Alltag mit Baby beiläufiger halten. Das Motto: Weniger ist mehr. Das Wichtigste fürs Baby ist, immer in deiner Nähe zu sein und dich zu sehen. Aber du musst dich dabei nicht ständig nur mit dem Baby beschäftigen. LG  


Cobine

Beitrag melden

Antwort auf Beitrag von Banu28

Sehr interessant und danke für den Tipp, ich interessiere mich zufälliger Weise sehr für Naturvölker und deren Glaubensrichtungen, aber wie sie mit ihren Babys umgehen, damit habe ich mich noch nicht intensiv beschäftigt, die Lichterorgel ist so die Idee meines Mannes gewesen, er ist so vom "Typ reizüberflutung" aber konnte ihm ein Glück schon einiges ausreden, im Tragetuch trage ich den kleinen auch viel, man merkt einfach direkt das es ihm sehr gut tut, wenn er im Tuch einschläft, dann schläft er auch oft lang und sehr ruhig, ich muss mir immer wieder meine eigene Kindheit ins Gedächtnis rufen, wir waren bei Wind und Wetter draußen, brauchten nicht viel um glücklich zu sein, ich denke mal man schaut sich zu viel von anderen ab, gerade wenn es das erste Kind ist, generell kann man sich an den Naturvölkern oft ein Beispiel nehmen, auch in Bezug auf andere Dinge, die haben noch den inneren Frieden und das Glück, welches wir schon lange verlernt haben.