AleLa
Hallo zusammen, ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll, aber ich fühle mich mit meinen Ängsten oft alleine und hoffe, hier auf Menschen zu treffen, die mich verstehen oder Ähnliches erlebt haben. Ich befürchte, das hier wird ein längerer Post werden... Meine Tochter kam Ende September zur Welt, und die Geburt war eine zutiefst traumatische Erfahrung für mich und meinen Mann. Sie dauerte 23 Stunden, und ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl. Bereits ab der 35. Schwangerschaftswoche litt ich unter Blutarmut. Gegen Ende traten zudem Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaftsvergiftung auf. Bei den Vorsorgeuntersuchungen wurde meine Tochter als sehr groß eingeschätzt, was mir große Sorgen bereitete, da ich selbst sehr zierlich bin. Doch da diese Messungen ja immer nur Schätzwerte sind, sahen die Ärzte im Krankenhaus bei der letzten Untersuchung keinen Grund für zusätzliche Maßnahmen. Letztlich kam meine Tochter tatsächlich mit 55 cm und 4330 Gramm zur Welt. Die Geburt war für mich eine einzige Katastrophe. Als der Muttermund vollständig geöffnet war, lag meine Tochter noch viel zu weit oben. Ich hatte keine Presswehen, doch die Oberärztin bestand darauf, dass ich mein Kind nach unten presste...Schließlich wurde eine Saugglocke verwendet, doch auch das reichte nicht aus. Daraufhin wurde ein Dammschnitt vorgenommen und der Kristellergriff von den Hebammen angewendet. Es war alles so chaotisch, dass ich das nur noch verschwommen vor mir sehe... Am Ende kam es zu einer Schulterdystokie, einer Situation, bei der die Schultern des Kindes im Geburtskanal stecken bleiben. Um sie zu lösen, mussten die Hebammen ein Manöver anwenden, wo sie meine Füße nach oben und unten rissen um die Schultern zu lösen. Ich hatte wirklich Todesangst. Ich glaube, mein Mann hat das in meinen Augen gesehen. Schlussendlich kam meine Tochter ohne Herztöne zur Welt und musste sofort reanimiert werden :(. Mein Mann und ich wussten eine dreiviertel Stunde lang nicht, ob sie überhaupt lebt...In meinem Leben habe ich noch nie so viel geweint. Direkt nach der Geburt wurde sie von mir getrennt und in ein anderes Krankenhaus auf die Intensivstation verlegt. Diese Erfahrungen, kombiniert mit den intensiven Eingriffen und der Trennung von meiner Tochter, haben tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Bis heute fällt es mir schwer, die Erlebnisse zu verarbeiten und ich weine oft im Stillen... Ich selbst hatte während der Geburt zu viel Blut verloren und war so instabil, dass ich erst später verlegt werden konnte. Es war für mich so unglaublich schlimm, nicht direkt bei meiner Tochter sein zu können. So sehr hätte ich mir eine schöne, spontante Geburt gewünscht...Ich mache mir so große Vorwürfe, dass ich nicht für sie da sein konnte. Ich habe die Diagnose posttraumatische Belastungsstörung bekommen und nehme psychologische Hilfe in Anspruch. Trotzdem fällt es mir unglaublich schwer, mit jemandem darüber zu sprechen – selbst mit meinem Mann. Meine Schwiegermutter hat mich einmal gefragt, wie es mir geht. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich es ihr erzählen weil wir eigenltich ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben und ich dachte, sie würde mich verstehen. Aber ihre Antwort war leider sehr ernüchternd... „Das bekommen normalerweise ja nur Männer, die aus dem Krieg zurückkommen.“ Das hat mich so verletzt, dass ich seitdem nicht mehr darüber gesprochen habe. Was mich am meisten belastet, ist meine Angst vor SIDS. Der Gedanke daran raubt mir den Schlaf. Ich liege oft nachts wach, überprüfe ständig, ob meine Tochter atmet, und höre jedes kleine Geräusch. Wenn ich dann mal einschlafe, träume ich, dass sie erstickt und ich daran schuld bin. Dazu kommen Situationen, die mich völlig aus der Bahn werfen: Heute waren wir bei meinen Schwiegereltern im Ferienhaus zu Beusch, um ihnen einen Weihnachtsbaum zu bringen. Später haben wir erfahren, dass meine Schwiegermutter krank ist und uns das verschwiegen hat. Das war leider nicht das erste Mal... vor ein paar Wochen hat sie uns nicht darüber informiert, dass sie möglicherweise Mumps haben könnte. Genau in dieser Zeit haben wir sie besucht – ohne etwas davon zu wissen. Glücklicherweise stellte sich später heraus, dass es "nur" eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse war. Trotzdem hat mich diese Ungewissheit zutiefst belastet. Das Gefühl, meine Tochter in solchen Situationen nicht ausreichend schützen zu können, macht mich fertig. Zusätzlich konnten wir nicht einfach schnell nach Hause fahren, da meine Schwiegereltern (wenn sie nicht im Ferienhaus sind) zwei Stunden entfernt wohnen. Mein Mann macht sich große Sorgen um mich, aber ich habe Angst, ihn mit meinen Gefühlen zusätzlich zu belasten. Für ihn war das alles auch sehr traumatisch. Vor der Geburt war ich nie ein ängstlicher Mensch, aber jetzt bin ich wie ausgewechselt. Diese ständigen Sorgen erdrücken mich, und ich möchte unbedingt stark für meine Tochter sein, aber ich weiß oft nicht, wie ich das schaffen soll. Ich erkenne mich nicht wieder, was mich nur noch mehr belastet... Kennt jemand solche Gefühle? Wie habt ihr gelernt, mit diesen Ängsten und den Erlebnissen umzugehen? Ich bin für jeden Rat oder einfach nur dafür dankbar, dass mir jemand zuhört. LG AleLa
Zu erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner Tochter. Du bist bereits in psychologischer Betreuung, das ist wunderbar, dass du so schnell was gefunden hast und dir überhaupt etwas gesucht hast. Fühlst du dich denn wirklich wohl bei der Person oder wäre dir das andere Geschlecht oder eine ganz andere Person lieber? Das macht gerade bei so intimen Themen einem großen Unterschied. Horch da nochmal in dich rein und sonst such dir einen anderen Therapeuten/Therapeutin. Zusätzlich kannst du auch mit einer Hebamme über die Geburt sprechen. Die kann dir evtl auch Ängste bzgl SIDS nehmen. So ganz kann ich deine Gefühle natürlich nicht nachvollziehen, weil ich eine völlig andere Geburt hatte. So wie jeder andere eine ganz eigene Geburt und eine eigene Vorgeschichte hat. Aber vielleicht tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass ich vor meiner Schwangerschaft sogar schon in Therapie war. Ich wusste, dass ich ein erhöhtes Risiko für eine Wochenbettdepression hatte. Und ich wusste, dass der Hormonabfall krass sein kann. Und trotzdem hatte ich eine derart krasse Panikattacke am Tag nach der Geburt, dass nichts mehr ging. Ich konnte mein Kind nicht mehr stillen, ich konnte nicht mehr essen, es ging nichts mehr. Ich fühlte mich völlig unfähig für irgendwen zu sorgen m, geschweige denn irgendwie mich um mein Kind zu kümmern. Diese Angst kam auch immer wieder. Und sie hält auch immer noch an. Und der Zwerg wird in zwei Wochen ein Jahr alt. Aber es wurde besser. Und es wird immer besser. Und das wird es bei dir auch. Vielleicht dauert es länger. Vielleicht geht es schneller. Wahrscheinlich hört die Sorge niemals ganz auf. Aber es wird aushalten und nicht mehr so lebenseinschränkend. (Kleine, witzige Anekdote: um mit den Pferden in ein bestimmtes Ausreitgebiet zu kommen, müssen wir über eine Fußgängerbrücke. Ich bin sogar in der Schwangerschaft drüber geritten. Jetzt nach Geburt muss ich absteigen, weil ich solche Angst habe, dass ich einfach so vom Pferd und dann von der Brücke falle. Also ohne, dass das Pferd etwas wildes tut, einfach so fallen.) Und zu deiner Schwiegermutter sei gesagt, dass entweder du, wenn du dich in der Lage fühlst, oder aber dein Mann ihr sagen sollten, dass mit Krankheiten, gerade solchen wie Mumps, nicht zu spaßen ist. Auch wenn es nur der Verdacht ist. Entweder soll sie sich bitte am Riemen reißen und euch über eventuelle Krankheiten aufklären, damit ihr die Möglichkeit habt zu entscheiden, oder aber ihr entscheidet, dass ihr sie nicht mehr besucht, weil euch die Gefahr zu groß ist. Das würde ich ihr auch genauso sagen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass sich deine Situation bald bessert und wünsche dir von Herzen, dass du dir vielleicht mal eine kurze Auszeit nehmen kannst mit etwas das dir gut tut und deine Tochter an jemanden geben kannst, dem du vertraust. Manchmal hilft so eine Pause, zumindest für einen kleinen Moment.
Hallo! Ich kann mitfühlen, wie du dich fühlst. Meine erste Geburt war auch traumatisch, wenn auch nicht ganz so schlimm wie bei dir. Aber abfallende Herztöne, Dammschnitt, Saugglocke, Kristellergriff hatten wir auch, ebenfalls auch das Beine heben und senken. Mein Kleiner kam auch ohne Reaktion zur Welt und sie haben ihn gleich mitgenommen, aber wir konnten ihn nach einigen Minuten weinen hören. Zu ihm konnte ich erst nach 5h. Und während unserer 2 Wochen im KH durfte er nicht bei mir im Zimmer bleiben, sondern lag auf der Bei, ich war so oft es ging bei ihm, aber das war mir natürlich zu wenig. Ich konnte das aber zu Hause gut ablegen. Wir waren auch bei einer Cranio Sacral Therapie, dort konnten wir das Geburtstrauma aufarbeiten, auch das Baby. Das hat uns geholfen. Dass du in Behandlung bist, ist gut, hol dir die Hilfe, die du brauchst. Du kannst auch mit deinem Mann reden, er war dabei und weiß wie traumatisch alles war. Wir hatten nach der Geburt auch der Familie erzählt, wie alles war, aber niemand konnte sich vorstellen, wie traumatisch das war, alle haben sich über das Baby gefreut. Deswegen hab ich da auch mit niemandem gesprochen. Du kannst darüber auch mit deiner Hebamme sprechen, sie ist auch für solche Dinge da. Du bist nicht alleine damit! Ich wünsche dir alles Gute und dass es dir bald besser geht.
Tut mir leid, dass deine Geburt so schlimm war. Zum Thema plötzlicher Kindstod kann ich was sagen: hol dir so einen Angelcare Sensor (oder eine andere Marke). Ich hatte auch total Angst vor dem plötzlichen Kindstod und das Ding hat mir sehr geholfen (es piept halt, wenn es das Baby nicht atmen spürt). Gibt zwar Fehlalarme, natürlich besonders sobald dein Baby sich drehen kann - aber es nimmt einem die Angst, dass nachts was passieren kann. Mein Partner hat auch relativ verständnislos geguckt (sind normalerweise beide nicht so ängstlich), aber wenn es die Mama beruhigt, wird es halt benutzt. Beim zweiten Kind kam es auch gar nicht mehr zum Einsatz. Grund war bei mir vermutlich, dass ich ne Wochenbettdepression hatte. Hoffe dir geht es bald besser.
Medizinische Eingriffe können leider häufig sehr traumatisch sein. Von daher ist es gut, dass du Unterstützung hast. Hier wurde auch schon viel wichtiges geschrieben. Deshalb nur zwei kleine Ergänzungen: vielleicht hilft dir eine Selbsthilfegruppe (gibt es auch online)? Und konntest du mal mit der Hebamme beziehungsweise den behandelnden Ärzten sprechen? Letzteres ist häufig wichtig, um zu verstehen, warum was gemacht wurde. Eigentlich soll man ja keinen Kontakt zu Tätern haben, wenn man traumatisiert ist. Bei medizinischen Eingriffen ging es in der Regel jedoch nicht darum, dir zu schaden, sondern dich und dein Kind zu retten.
Liebe AleLa, es tut mir leid zu hören, dass du ein so dramatisches Geburtserlebnis hattest und dich mit so vielen Sorgen und Ängsten rumquälen musst. Fühl dich erstmal gedrückt! Du schreibst, du hast ein schlechtes Gewissen, da du dich nicht sofort um deine Tochter kümmern könntest. Es ist nicht deine Schuld!!! Versuch dich hier von allen Schuldgefühlen freizusprechen, denn du hast die Situation nicht beeinflussen können. Dass deine Schwiegermutter dich nicht ernstgenommen hat, als du versucht hast dich zu öffnen, tut mir leid. Ich kann sehr gut verstehen, wie verletzend eine solche Situation ist. Ebenso kann ich nicht nachvollziehen, wie sie Erkrankungen nicht erwähnt, wenn ihr beabsichtigt vorbeizukommen. Entweder sieht sie das ganze lockerer, sieht keine Bedenken bezüglich einer Ansteckung, oder sie ist so egoistisch, dass sie nicht riskieren möchte, eure Tochter in dem Moment nicht sehen zu können. Du erwähnst, dass dein Mann sich Sorgen um dich macht, du ihn aber nicht belasten möchtest. Aber vielleicht wird es euch beiden gut tun miteinander zu reden. Er wird das Erlebte auch besser verarbeiten können, wenn ihr miteinander sprecht, und du vielleicht auch. Wenn du nicht mit ihm sprichst, er aber ja merkt, dass es dir nicht gut geht, wird die Sorge um dich ihn innerlich zerfressen. Nicht mit ihm zu reden nimmt ihm keine Belastung, ganz im Gegenteil. Es ist gut, dass du dir professionelle Hilfe gesucht hast und diese annimmst. Ich wünsche dir, dass du diese traumatischen Erlebnisse bald verarbeiten kannst und wieder die Zuversicht erhältst, dass alles gut wird. Vielleicht schaffst du, den Fokus auf die positiven Dinge zu legen und wieder das Vertrauen in dich und das Leben zu schaffen. Vertraue darauf, dass du es schaffst. Du möchtest für deine Tochter stark sein, aber manchmal ist man einfach nur schwach und das ist okay so. Es ist kein Versagen! Du weißt manchmal nicht, wie du das alles schaffen sollst. Auch mit diesem Gedanken bist du nicht allein. So geht es vielen immer mal wieder. Damit will ich nicht sagen, dass du dich nicht so anstellen solltest. Ich glaube, dass dich das alles sehr, sehr belastet. Wo ich so schreibe und drüber nachdenke: sprich offen mit deinem Mann. Du musst es nicht alleine schaffen! Ganz liebe Grüße und verlier den Mut nicht!
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