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Mein Opa ist gestorben

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Mein Opa ist gestorben

mausebär2011

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Und ich habe ein schlechtes Gewissen.... Als letztes Jahr meine 21jährige Katze verstarb, hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Eine Woche lang habe ich immer wieder unkontrolliert hemmungslos geweint und bin zu nichts in der Lage gewesen. Konnte nicht mal arbeiten gehen und habe eine Woche Urlaub nehmen müssen. Noch heute muss ich mich noch sehr zusammen reißen um nicht in Tränen auszubrechen wenn ich an sie denke oder Fotos von ihr sehe. Nun kam die Nachricht das mein Opa verstorben ist. Mit mitte 80. Er wünschte sich schon lange das es endgültig vorbei sein soll. Wäre er noch körperlich dazu in der Lage gewesen, hätte er gerne "nachgeholfen". Das hat er immer wieder gesagt. Nun starb er nach einem sehr langem Krankenhausaufenthalt (seit Ende Oktober). Eine Wiederbelebung hatte er im voraus strikt abgelehnt. Und nun zu meiner Überschrift. Ich habe ein schlechtes Gewissen weil ich "nur ein bisschen" traurig bin. Ok, im ersten Moment habe ich geweint. Aber nach wenigen Minuten dachte ich das es doch gar nicht so schlimm ist. Er hatte jahrelang starke schmerzen da er jede Behandlung ablehnte. Wollte seit Jahren unbedingt das sein Leben ein Ende findet. Für ihn war es, wie viele es immer sagen und ich sonst nie nachvollziehen kann, eine Erlösung. Aber wie kann ich es mit meinem Gewissen vereinbaren meinem Opa nur ein wenig nachzuweinen und bei meiner Katze fast verrückt zu werden? Gut, wir hatten kein gutes Verhältnis. Die letzten 16jahre habe ich ihn vielleicht 6/7/8 Mal gesehen? Aber er war trotzdem mein Opa. Mein einziger Opa. Zu der anderen Seite hat meine Mutter den Kontakt abgebrochen als ich noch ganz klein war. Ich fühle mich wirklich ganz Mies deshalb. Vorallem weil meine größten Sorge grade mein Vater ist. Er ist emotional eh sehr labil. Besonders wenn es um seine Eltern geht ist er sehr sensibel. Für ihn ist es die Hölle. Und dann kann er nicht mal frei nehmen weil er selbstständig ist und keinen Ersatz hätte weil ich im Beschäftigungsverbot bin (Familienbetrieb). Wir haben heute schon eine Kerze an, denn heute wäre meine Schwiegermutter 70 geworden. Doch sie starb 2017. Ich stelle vielleicht noch eine zweite hinzu. Danke fürs "zuhören". Ich wollte es mir nur mal von der Seele schreiben.


Muschelnudel

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Diese Gefühle kenne ich . Mein Opa starb vor 3 Wochen . . . Weißt du, die Katze ist näher dran an dir gewesen. Emotional und auch körperlich und auf Beziehungsebene. Ihr hattet eine Verbindung die du mit deinem Opa nicht hattest. Zudem hat dein Opa sich den Tod gewünscht und du weißt dass es das beste für ihn war. . . Vielleicht hast du auch emotional zugemacht um dich zu schützen nach dem Tod des Katze. . Oder aufgrund früherer Erlebnisse. Zünde die Kerze an. Bete für deinen Opa. Sag Danke für die Zeit und auf Wiedersehen. Ich bin sicher für deinen Opa ist das alles ok. Deine Reaktion, deine Gefühle, einfach alles :-)


Jolina2019

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Herzliches Beileid Muschelnudel


Mitglied inaktiv

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Hab mal kein schlechtes Gewissen! Da dein Opa bereits so lange krank war, hast du ohne es zu bemerken, seither schon jeden Tag ein bisschen Abschied genommen und dich mit der Situation auseinander gesetzt! Und so, wie es dir jetzt geht, wäre es eigentlich für Hinterbliebenen ideal finde ich! Aber das ist natürlich bei jedem anders und hat aber gar nichts mit der Bindung zu der jeweiligen Person zu tun. Das ist was ganz anderes, als wenn jemand oder ein Tier eher von heut auf morgen stirbt!


DK-Ursel

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Hej! Herzliches Beileid. Das kennen wir auch - mein Onkel, der für uns der Großvater war, hat sich so ganz langsam aus dem Leben geschlichen, kurz vor dem 60. Hochzeitstag, der groß gefeiert werden soltle. Aber er wollte nicht mehr. Er war satt, er war müde vom Leben. So möchte ich eigentlich auch mal gehen können. Und obwohl wir alle sehr traurig waren und ihn vermissen, haben viele auch nicht hemmungslos geweint, nicht einmal seine Frau, die ihn bis zuletzt geliebt und gepflegt hat und unter seiner Abwesenheit auch leidet. Aber jemanden gehen lassen können, wenn er selber das so will, das ist zu Leb-, aber auch zu Todeszeiten ein großes Geschenk, finde ich., Du respektierst Deinen Großvater unbewußt, Du akzeptierst, daß er für sich sein Leben abgeschlossen sah - ist das nicht schöner als Verwandtschaft, die ja mehr aus Eigennutz oft sogar Leiden verlängert, weil sie den Schmerz,den Verlust nicht aushalten mag? Mit der Katze solltest Du das nicht vergleichen. Die hat mit Euch Tag für Tag gelebt, sie war ein Teil Eurer Familie, anders als ein Grioßvater, und Tiere wachsen uns genauso ans Herz. Sie hat ihren Tod nicht gewollt und nicht verstanden, sie ist plötzlich geangen, verstehe ich Dich da richtig - und die Situation war damals so, daß Du Denie Trauer anders ausgrdückt hast. denn Trauer hat viele Gesichter - kens davon ist richtig oder falsch. Vielleicht ändert sich auch die Traier um deinen großvater bei Dir, aber wenn icht: Sie ist so - und sie ist sicher richtig. Behalte ihn in guter Erinnerung - und ich wünsche Euich, daß Ihr hoffentlich trotz der Corona-Umstände eine gute Beerdigung bekommen könnt und bei den Erinnerungen die Fröhlichkeit bald wieder überwiegt! Alles GUte - Ursel, DK


Jorinde17

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Ich hatte zum Thema „schlechtes Gewissen“ noch einen Gedanken: Ich glaube, die Stärke des Weinens hat nicht unbedingt etwas mit der Stärke der Trauer zu tun. Zum Beispiel können wir ja auch bei rührseligen Filmen heulen, das heißt aber nicht, dass wir wirklich traurig wären. Natürlich warst Du bei Deiner Katze wirklich traurig. Trotzdem: Die Trauer über den Opa könnte tiefer sein und später erst rauskommen. Ich selbst musste bei der Beerdigung meiner Großeltern auch fast nicht weinen. Erst ein paar Jahre später hatte ich auch innerlich wirklich kapiert, dass sie doch eine große Lücke hinterlassen haben. Heute muss ich jedesmal ein bisschen weinen, wenn ich von ihnen spreche. Ist nur ein Beispiel, das muss bei Dir nicht so sein. Aber wie sehr man flennt oder nicht flennt, hat nicht unbedingt mit der Größe des Anlasses zu tun. Und es kann sein, dass Du sehr wohl tiefer getroffen bist vom Tod des Großvaters, als Du es jetzt im Moment erfassen kannst. LG


Jolina2019

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Herzliches Beileid Ich denke, du musst kein schlechtes Gewissen haben, denn es ist ein Unterschied ob jemand gehen will oder plötzlich aus dem Leben gerissen wird. Und dein Opa war ja bereit für diesen Schritt. Deine Katze hattest du ja unerwartet und plötzlich verloren, so wie du es mir damals erklärt hast, hattet ihr eine besondere Bindung. Es kann auch sein, dass sich die Trauer ein bisschen später einstellt, man muss es ja auch erst realisieren. Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen und als sie nach unerwartetem kurzem Krebsleiden starb war ich eher wie betäubt, an der Beerdigung selbst konnte ich kaum weinen. Ungefähr 2 Wochen später als ich in unsere Wohnung kam brach es dann richtig aus mir heraus.


Mitglied inaktiv

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Ich finde das nicht verwerflich,bei deinem Opa habt ihr ja jetzt auch eine langen Leidensweg hinter euch,du weißt dass es eine Erlösung war,bei der Katze kann ich das jetzt nicht beurteilen Manchmal ist aber auch die Sorge der Antrieb,meine Schwiegermutter kann auch 11 Jahre später nicht wirklich um ihren Vater trauern,dazu ist die Sorge und die Anstrengungen um Mutter und Schwiegermutter zu präsent und fordernd,ich fürchte sie bricht zusammen wenn das wegfällt Und auch sonst kann dich doch niemand "zwingen" zu trauern,ich habe auch schon so einige Familienmitglieder gehen sehen,bei manchen ist man tief getroffen, obwohl man vielleicht gar nicht das enge Verhältnis hatte,bei andern ist man förmlich in Trauerstarre,,beim nächsten fühlt sich alles "normal"an, ich Versuche da nichts hinein zu interpretieren


Mehtab

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Herzliches Beileid, mausebär! Stell eine Kerze für deinen Opa auf, und trauere so, wie es für dich passt. Ein schlechtes Gewissen brauchst du nicht zu haben. Nun ist es, wie es ist. Dein Opa wird seine Gründe gehabt haben, warum er wollte, dass sein Leben endet.


3wildehühner

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Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben! Für deinen Opa war es ja die Erlösung; es war schon lange sein Wunsch zu sterben u d das hat er kommuniziert. Deine Katze konnte nicht reden. Zudem hattest du sie zuvor jeden Tag um dich! Dein Opa war weit weg. Ich kenne das auch; nur, dass ich kein schlechtes Gewissen habe. Meine (Stief)Oma ist im letzten Jahr nach vielen Jahren des Dahinsiechens verstorben; hochbetagt, extrem dement,beinamputiert. Zuvor war die eine sehr intelligente, herzensgute Frau. Sie war die letzten Jahre schon mehr tot als lebendig. Als sie dann-endlich- im Sommer erlöst wurde, war ich natürlich kurz traurig, schwelgte und Erinnerungen, aber dann machte sich ein Gefühl des Friedens in mir breit. Zur Beerdigung wollte ich unbedingt und nicht nur ich nahm mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied. Im Herbst wurde dann meine 15-jährige Katze überfahren. Sie war zwar alt, aber topfit. Ich war viel trauriger als bei Oma. Ich hatte wirklich sehr daran zu knabbern. Getröstet hat mich der Gedanke, dass sie nicht lange leiden musste. Wäre sie krank geworden, hätte sie sicher gelitten. Ich wünsche dir alles Gute und deinem Opa: R.I.P.


Mitglied inaktiv

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Ich bin eigentlich der völlig sentimentale Typ. Heule bei traurigen Filmen Rotz und Wasser, weil ich die Gefühle häufig total nachvollziehen kann. Als meine Mutter Ende Februar starb, dachte ich erst, dass ich völlig zusammen brechen würde und in Tränen aufgelöst sein werde. Nix. Kloß im Hals, aber keine Tränen. Ich hab mich verabschiedet, geholfen, sie umzuziehen und Entscheidungen getroffen(was soll sie noch mitbekommen auf ihrer letzten Reise, welche Kleidung soll sie tragen, was soll in den Müll, Altkleider, aufgeteilt werden ect.). Meine jüngeren Geschwister waren dermaßen kopflos und aufgelöst, dass sie keine Entscheidung treffen konnten. Geweint hab ich kurz, als ich es den Kindern erzählt habe. Eher mit den Kindern mitgeweint, dann einige Wochen später, als mir eine Erinnerung durch den Kopf schoss. Seitdem nicht mehr. Aussenstehende bezeichneten mich schon als Gefühlskalt, weil ich nicht mit verquollenen und roten Augen rumlaufe, weil ich mich weigerte, wochenlang schwarze Kleidung zu tragen Ja, ich bin traurig, zeige es nicht. Und diesen Schutzpanzer kenne ich bereits aus der Zeit, als mein Vater starb. Nächstes Jahr denke ich, kommt "meine" Zeit. So jedenfalls war es bei meinem Vater damals. Trauer ist eben individuell. Da spielen neben dem Kontakt zum Verstorbenen, das Verhältnis zu demjenigen und die emotionale Verbundenheit aber auch noch der eigene Charakter, das Verständnis(dein Opa wäre gerne schon früher gegangen, ich denke das du das verinnerlicht hast) und Gefühle eine Rolle. Bei meiner Mutter war es eben so, dass der Krebs sie aufgezehrt hat, sie sich quälte, aber einfach nicht loslassen konnte. Und ich eher erleichtert, daß sie es schaffte, loszulassen und sich endlich nicht mehr von Tag zu Tag quälen "musste".


sunnydani

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Antwort auf Beitrag von mausebär2011

Du brauchst absolut kein schlechtes Gewissen haben! Trauer ist nun mal sehr unterschiedlich und ich würde da absolut nichts vergleichen. Es geht auch jeder anders damit um. Genauso heißt es nicht, dass es immer so bleibt, wie du jetzt gerade fühlst. Und selbst wenn, dann ist es genauso richtig. Du begegnest deinem Opa mit sehr viel Respekt und Empathie. Du hast seinen Wunsch respektiert, dass er gehen wollte und vielleicht fällst du auch deshalb nicht in ein tiefes Loch. Genauso kann es sein, dass es ein Schutzmechanismus deines Körpers ist. Immerhin weiß er schon, wie schlecht es dir bei der Trauer um deine Katze gegangen ist und vielleicht willst du dich davor beschützen. Egal, was es auch ist, es ist in Ordnung. Ich selber habe zwei Kinder verloren und auch da war die Trauer unterschiedlich, obwohl ich natürlich beide unglaublich geliebt haben und beide fehlen. Aber beim ersten Kind hatte ich noch kein anderes Kind und konnte die Trauer viel mehr ausleben, konnte tagelang im Bett liegen bleiben, musste nicht aufstehen und mich nicht kümmern, konnte auch stundenlang am Friedhof sitzen. Somit war die Trauer da viel intensiver. Bei meinem zweiten Sternenkind hatte ich bereits den großen Bruder und noch den Zwillingsbruder auf der Neo-Intensiv. Um beide musste ich mich kümmern, für beide musste ich da sein, beim Zwillingsbruder kamen noch viele andere Ängste und Sorgen dazu und ich musste hoffen, dass er es schafft und mich nicht auch noch verlässt. Ich musste funktionieren und wurde gebraucht, deshalb hätte ich mich nie so gehen lassen können und ich wollte das auch nicht. Ich wollte auch nicht vor meinem großen Sohn einen Nervenzusammenbruch haben, dem die ganze Situation ohnehin selber sehr zugesetzt hat und für den ich nun mal der Anker war. Ich wollte für ihn da sein und stark für ihn sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich meinen ersten Sohn mehr geliebt habe, nur weil ich bei ihm mehr und öfter geweint und intensiver getrauert habe. Abgesehen davon kommt die Trauer in Wellen und oft braucht es am Anfang eine Zeit, es wirklich zu realisieren. Bei mir kam erst viel später dann noch viel mehr heraus, erst nachdem sich die Gesamtsituation etwas normalisiert hatte und ich mit meinem Baby zu Hause war, nachdem ein normalerer Alltag eingekehrt ist. Aber da auch meist nur dann, wenn ich eben Zeit hatte, es zuzulassen. Alleine, wenn die Kinder im Bett waren oder wenn ich ohne Kinder zum Grab gefahren bin. Mit Kindern war ich meist zu abgelenkt, um meine Gefühle richtig zuzulassen. Ich habe versucht auf mich zu hören, mich aber nicht gehen zu lassen. Und im Großen und Ganzen hat es bei mir ganz gut funktioniert. Immer noch tut es sehr weh, dass zwei Geschwister meiner Kinder fehlen und ich denke jeden Tag an sie, aber das geht eben auch, ohne einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein und an manchen Tagen fällt es leichter und an manchen schwerer. Und viele wissen auch nicht, dass Trauer nicht nur aus Weinen besteht. Man darf dazwischen auch gute Momente haben bzw. geht eben jeder anders damit um. Und wenn die Person einem dann doch nicht so nahe stand, ist es eben wieder noch was anderes. Ich weiß, jeder denkt, es gehört sich, dass man eben deshalb weint, aber es muss nicht sein. Das bedeutet nicht, dass dir dein Opa nicht doch wichtig war. Also vielleicht ist das bei dir ähnlich, dass es einfach später noch kommt, oder auch nicht. Wie es auch ist, es ist nicht falsch. Du hast deinen Opa sicher trotzdem ganz gerne gehabt, auch wenn du nicht hemmungslos weinst. Befreie dich von Schuldgefühlen und nimm deine Gefühle so an, wie sie sind. Wie sie auch sind, ist es richtig für dich! Alles Gute!