Lizzie
Hallo zusammen, Ich bin momentan so unglaublich traurig. Mein Sohn ist zwar noch klein (bald 3), aber er kann mich absolut nicht leiden. Also erst einmal, er benimmt sich bei jedem normal außer bei mir. Bei mir gibt es kreischen, um sich schlagen, boxen, kneifen, treten und wüten bis zum geht nicht mehr. Das macht er bei sonst niemandem, auch nicht beim Papa. Alles was ICH sage ist falsch und blöd. Wenn Papa oder Oma/Opa was sagt, ist es ok. So auch alles was ich mache. Beispiele: wenn ich essen gemacht habe und wir dann in die Küche gehen und er hat keinen Hunger, macht er ein Riesen Theater, dass ich auch nicht essen soll. Oder wenn ein Lied läuft und ich mitsinge bekommt er ebenfalls einen Nervenzusammenbruch. Abends ins Bett bringen durfte ich ihn nur das erste Jahr, seitdem darf es nur noch Papa. Bei mir wird geschrien und geweint. Dasselbe wenn er nachts oder morgens wach wird. Papa muss da sein. Wenn ich versuche ihn im Bett zu trösten, wird er richtig aggressiv und schlägt und tritt mich und steigert sich da extrem rein. Beim einkaufen bekommt er alle paar Meter ebenfalls einen Wutanfall. Ich frage ihn dann immer ob ich ihn auf den Arm nehmen und trösten soll, das möchte er dann auch. Dann lasse ich ihn irgendwann runter weil er einfach schwer ist und dann geht’s munter weiter. Tagsüber möchte er eher zu mir als zu Papa wenn er weint oder müde ist, aber im nächsten Moment mache ich wieder irgendwas falsch und er flippt wieder aus. Und möchte dann auch von mir getröstet werden. Ich weiß wirklich nicht was ich falsch mache. Ich bin eher die „strengere“ Mama, also er darf zwar schon recht viel, aber wenn nein dann nein und da bin ich auch konsequent. Ich bin aber kompromissbereit (zb er will auf den Spielplatz: ok mein Schatz, das können wir gerne machen, aber erst musst du dich gedulden weil Mama noch dieses und jenes vorher erledigen muss). Die anderen (Oma Opa Papa) sind eher die die nachgeben. Aber mir bleibt auch oft einfach nichts anderes übrig als ihn in seine Schranken zu weisen, bspw wenn er mich tritt oder schlägt. Da bekommt er ne deutliche (aber im ruhen Ton) Ansage und danach wird erst mal bitterlich geweint. Ich weiß echt nicht mehr weiter, auch nicht wie ich mit ihm umgehen soll. Wir haben noch ein Baby (5 Monate) und seitdem ist dieses Verhalten auch so ausgeufert mir gegenüber. Ich versuche alles zu machen was ich nur kann, aber einfach alles ist falsch. Ich habe Angst, dass unser Verhältnis dauerhaft verstört sein wird, wenn es so weiter geht… Ich weiß nicht warum mein Kind mich so furchtbar findet 😔
Nur ein paar Gedankenanstöße. Dein Kind fühlt sich bei dir sicher, deswegen lässt es bei dir alles raus und bei anderen nicht. Weil er weiß, dass du immer für ihn da bist. Das bleibt, ist bei Teenagern auch. Was wichtiges schreibst du am Ende. Ihr habt ein Baby. Dein Kind kämpft aktuell um die Ressourcen Mama. Was bei euch hilft weiß ich nicht. Bei uns war es. Sehr viel loben und weniger schimpfen bzw. Neutral zu kommentieren (Ich sehe du wirfst die Bausteine...) dafür war ich ne Stunde bei einer kostenlosen Erziehungsberatung bei der Caritas. Es hat so viel ausgemacht. Ich kann es nur empfehlen von einem Profi ein paar Tipps zu bekommen, die genau zu deiner Situation passen.
Hallo, doch, dein Sohn liebt dich, und du bist der allerwichtigste Mensch auf der Welt für ihn. Weißt du, es ist sehr oft so, dass kleine Kinder bei der Mama am wildesten und frechsten sind, und dass Mütter sich deshalb schon fast abgelehnt fühlen. Der Grund für dieses Verhalten ist: Du bist seine Hauptbezugsperson. Und das heißt, du bist auch für die unangenehmen Dinge zuständig. Für Regeln, Verbote, für Neins und dafür, dass alles Wichtige gemacht wird, ob es dem Kind gerade gefällt oder nicht. Deshalb gibt es hier natürlich Konflikte mit dem Kind, das ist normal. Und: Gerade WEIL er dir am allermeisten vertraut und sich bei dir komplett sicher fühlt, traut er sich überhaupt, so wild zu sein. Das Phänomen ist ja bekannt. Bei anderen Erwachsenen sind kleine Kinder meistens viel vorsichtiger, weil sie deren Reaktionen nicht ganz einschätzen können. Wärest du also nicht der wichtigste Mensch für deinen Sohn, und wäre er nicht gut an dich gebunden, würde er sich gar nicht trauen, zu dir frech und wild zu sein. Es ist also zwar anstrengend, aber sogar ein gutes Zeichen, dass er bei dir gegenhält. Das zeigt sein bedingungsloses Vertrauen, dass du ihn nie aufgeben oder verlassen würdest, nur weil er mal "böse" ist. Dazu kommt, dass Papa, Oma und Opa sozusagen Superstars fürs Kind sind: Sie sind nicht die ganze Zeit verfügbar, sie sind also etwas Besonderes. Und sie sind nachgiebig, erlauben viel mehr, verwöhnen das Kind mehr als die Mutter dies tut und kann. Du schreibst das ja selbst. Und du hast recht. Klar ist ein Kind pflegeleichter, wenn es fast alles darf. Aber dein Job als Mutter ist eben ein anderer als der Job der Großeltern. So, dies erstmal zur Beruhigung. Trotzdem musst du dich von deinem Sohn aber nicht schlagen oder aggressiv behandeln lassen. Gerade wilde und impulsive Jungs brauchen Halt, Führung und auch Grenzen. Heißt: Wenn er haut, hocke dich zu ihm hin (Augenhöhe), halte seinen Arm und sage klar: "Nein! Wir hauen uns nicht!" Danach machst du etwas anderes, geh also nicht zu sehr darauf ein. Eine kurze, strenge Ansage reicht. Wenn er einen Trotzanfall mit Schreien und Kreischen hat, gehe ebenfalls nicht sehr darauf ein. Schimpfe nicht, tröste nicht zu sehr, sondern zeige dich ein bisschen desinteressiert. Wende dich ruhig und gelassen einer anderen Tätigkeit zu. Ein Verhalten, das Aufmerksamkeit bekommt, wird verstärkt. Ein Verhalten, das keine Aufmerksamkeit erregt, kann vom Kind losgelassen werden. Schenke ihm stattdessen viel Lob und Aufmerksamkeit für erwünschtes Verhalten. Kleine Kinder wollen zum Beispiel nicht immer nur spielen, sie wollen auch wichtig und hilfreich sein. Lass ihn jetzt bewusst bei allem mithelfen: beim Putzen (wischen, staubsaugen) und Kochen (Dreijährige können schon helfen, Gemüse oder Obst zu schneiden) oder Einkaufen (Dinge mit aussuchen und in den Wagen geben, überlegen, was man Leckeres kochen könnte). Auch wenn dann alles länger dauert und nicht perfekt wird, macht das nichts. Lobe ihn jedesmal ausführlich. ("Ich bin so froh, dass du schon so toll mitmachen kannst, das hilft mir sehr.") So fühlt er sich groß und stolz - und braucht dann auch keinen Trotzanfall. Und sei wirklich nicht traurig über sein Verhalten. Du bist eine prima Mutter, und er will keine andere! Er möchte seine Mama gar nicht traurig machen können. So viel Macht will er nämlich überhaupt nicht haben. Sondern er wünscht sich eine souveräne und starke Mama, die liebevoll ist, die aber auch sagt, wo's lang geht. Die cool bleibt, wenn er mal trotzt, und sich nicht beirren lässt. Die ihn aber auch ernst nimmt, ihn mitmachen und mithelfen lässt und ihn viel lobt. Die also stolz auf ihn ist. LG
Toller Beitrag 🥰
Ich finde den Beitrag auch toll! Eine einziger kleiner Punkt allerdings. Bei uns ist das mit dem: "Du bist schon groß, du kannst mir helfen." etwas nach hinten losgegangen. Unser Großer war mit der Verantwortung total überfordert. VG Trini
Das wichtigste schreibst du erst zum Schluss. Ihr habt noch ein Baby bekommen. Er ist eifersüchtig. Bis vor 5 Monaten stand nur er im Mittelpunkt bei dir jetzt ist da noch ein Baby das viel mehr Aufmerksamkeit braucht. Das ist nun mal so. Versuche exklusiv Zeit für ihn zu haben, wo sich mal der Papa ums Baby kümmert. Den Rest zum du ausprobieren. Manche Kinder wollen "groß" sein und Mama helfen auch mit dem Baby. Andere wollen auch wieder "klein" sein und so viel Aufmerksamkeit bekommen wie ein Baby. Vermutlich hat er beim Papa und bei den Großeltern nicht das Gefühl um Aufmerksamkeit betteln zu müssen. Denn die Hauptbezugsperson für das Baby bist du. LG