Zero
Mahlzeit zusammen, vor 3 Tagen erhielt ich von meiner Stiefmutter einen Anruf, das meine Oma von der Altenpflege ins Klinikum verlegt wurde - es sehe schlecht aus und es ist fraglich, ob sie die Nacht überstehen würde. Sie wüßte es von meiner Tante (die es nicht für nötig hält mich über den Zustand zu informieren ... ich würde ja doch zu weit weg wohnen, was ich schon tun könne ... nee, is klar, aber mal eben anrufen um mich auf den laufenden zu halten hätte ich schon erwartet ... immerhin hat meine Oma mich großgezogen). Da ich auf der Arbeit war, konnte ich nicht eben Informationen einholen, was nun der Stand der Dinge ist, habe Abends noch mit meiner Stiefmutter telefoniert, dass ich im Klinikum selbst anrufe um nachzufragen, wie es meiner Oma geht, was ich Abends auch getan habe. Man sagte mir, es sehe nicht gut aus, sie ist sehr schwach, wäre nicht ansprechbar, man müsse abwarten. Am nächsten Tag habe ich nochmal angerufen, einfach um zu wissen, wie es ihr geht. Dort sagte man mir dann, dass sie wach wäre, zwar noch recht angeschlagen, es sehe aber recht gut aus - sie ist auf dem Weg Gesundheitlich nach oben. Ich sollte mir aber klar sein, dass es entweder wirklich so ist, dass sie "gesund" wird, oder aber nur ein letztes Aufbäumen des Körpers. Also habe ich meine Stiefmutter angerufen und ihr gesagt wie der Stand ist - mit der Bitte, so sie es zeitlich schafft (sie ist beruflich sehr eingespannt und mein Vater sehr krank), bei ihr vorbeizufahren - was sie auch getan hat. Heute habe ich angerufen und man sagte mir, das sie schon gefrühstückt hätte - was ich absolut klasse finde - man sagte mir ebenso, dass ich aber abwarten soll, wie es sich jetzt weiterentwickelt. Meine Oma ist seit Jahren schwer krank - seit sie 30 ist hat sie Parkinson, einen unbehandelten grauen Star, Wasser im ganzen Körper - sie ist zwar behandelt worden, aber letzendlich eher schlecht als Recht. Letztes Jahr war es schon so weit, dass sie sich komplett aufgegeben hat - sie wollte niemanden sehen, am liebsten sterben. Dieses Jahr ist es nicht anders - sie sagte zu meiner Stiefmutter, dass sie sich am liebsten eine Pistole holen möchte um sich zu töten, damit das Leiden endlich ein Ende hat. Sie sieht nichts mehr, hört kaum noch etwas, kann sich nicht alleine fortbewegen, braucht für alles was sie möchte Hilfe - selbst beim essen, weil sie so stark zittert, dass sie nicht mal ihre Kaffee alleine trinken kann ohne ihn zu verschütten. Sie will nicht mehr leben - was ich gut verstehen kann. Einerseits hoffe ich, dass sie noch ein paar schöne Wochen hat, andererseits wünsche ich ihr, dass sie es bald geschafft hat und einfach einschläft. Se ist 91 - und hat schon immer gekämpft und jetzt wo sie gehen will, läßt ihr Herz sie nicht. Ich weiß nicht, was mehr weh tut - das sie so leidet oder bald sterben könnte ...
Ich glaube, es gibt wenig schlimmere Gefühle als das der Hilflosigkeit. Machtlos zusehen zu müssen wie jemand, den man liebt, sich quält ist wirklich schrecklich. Ich wünsche deiner Oma Kraft für den verbleibenden Weg, und hoffe mit dir, dass sie sich nicht so quälen muss. Euthanasie ist hierzulande zu Recht ein Unwort, aber manchmal möchte man eben doch in Würde Selbstbestimmt sterben dürfen...
Hat sie eine patienteintverfuegung oder einen Betreuer? Man kann zumindestens schriftlich festhalten, das sie nicht mehr ins Krankenhaus eingeliefert wird, soweit sie das möchte. Dann wird konservative Therapie im Heim gemacht. Es ist schlimm. Ich erlebe es oft auf Station, sie können nicht leben und nicht sterben. Und für die angehörigen grausam. Alles liebe
Mir tat das erste immer mehr weh... Und weil ich das mal so ehrlich geäussert hatte, stempelte man mich innerhalb der Familie als Gefühlskalt ab...
Ich kann dich verstehen, dieser Zwiespalt ist grausam! Meine Oma starb 2011 und auch da war es ein ewiges auf und ab. Sie litt. Sie fühlte sich allein. ihre Eltern, ihr Mann, ihr Bruder, ihr Neffe, den sie mit großzog und auch ihr Schwiegersohn waren schon verstorben. Sie wollte einfach nicht mehr. Und ich glaube, sie wollte nur noch sichergehen, dass alle versorgt sind, wenn sie geht. 6 Monate nach der Doppelhochzeit kurz vor ihrem 69. Geburtstag schlief sie ein... Und auch heute noch tut es weh...
Ich drück dich