Nellyne
Hallo in die Runde, mein Sohn ist 3 Jahre alt (Geburtstag im März). Als Baby war er ein Schreibaby. Er hat über das gesamte Kleinkindalter sehr starke Emotionen gezeigt. Derzeit bin ich aber echt verzweifelt und frage deshalb in die Runde, ob es jemandem hier ähnlich geht. Ich würde mich echt über Austausch freuen. Das Problem: Seit ein paar Wochen hat der Kleine ganz viele heftige Wutanfälle. Diese treten oft aus dem "nichts" auf und halten 30-90 Minuten an. Er schreit dann völlig hysterisch und lässt sich nicht beruhigen (auch, wenn wir selber ruhig bleiben). Körperkontakt etc. funktioniert gar nicht, dann wird es noch schlimmer. Ich versuche dann, im selben Raum zu bleiben und setze ggf. Lärmschutzkopfhörer auf, damit ich nicht so schnell überreize. Oft hat er die Anfälle aus Gründen, die ich nicht mehr ändern kann. Gestern Abend hatte er z.B. plötzlich einen Anfall, weil er im Kindergarten lieber andere Schuhe getragen hätte. Heute Morgen wollte er plötzlich baden, als wir auf dem Weg zur Kita waren. Manchmal schreit er, weil "heute nicht mehr gestern" ist. Oder weil die Sonne untergehen soll, JETZT! Ich weiß, dass die Frustrationstoleranz mit 3 Jahren unter anderem nicht sehr hoch ist. Aber ist das auch noch "normal"? Ich merke, dass es mir emotional immer schlechter geht und mich das sehr stark mitnimmt, weil ich nicht weiß, was ich machen kann. Vermeiden lassen sich diese Anfälle anscheinend nicht. Sie kommen natürlich verstärkt, wenn er hunrgig oder müde ist - aber auch, wenn nach außen alles okay ist, geht es plötzlich los und muss irgendwie raus. Wir waren im Juli 3 Wochen im Urlaub, da hatte er das auch, es liegt also nicht unbedingt am Kindergarten o.ä. Heute Morgen musste ich ihn hysterisch in den Kindergarten tragen und bin dann erstmal in Tränen ausgebrochen. Ich arbeite diese Woche zum Glück noch im Homeoffice, aber an Morgenden, an denen ich zum Zug muss, ist das echt problematisch. Zudem entstehen auch echt gefährliche Situationen, wenn er sich z.B. plötzlich losreißt und auf die Straße rennt. Zu unserer Situation: Mein Mann und ich arbeiten beide, ich teilzeit, der Kleine geht 6 Stunden in die Kita. Er ist sprachlich extrem weit, erkennt schon einige Buchstaben und ist sehr wissbegierig und neugierig. Ich hatte schon an Autismus gedacht, aber er erkennt Emotionen extrem gut bei anderen und kann das auch äußern ("Mama, warum guckst du so wütend?"). Er ist ziemlich sicher hochsensibel, aber dieses Wissen hilft mir derzeit auch nicht weiter. Ich habe jetzt auch Kontakt mit einer Psychologin aufgenommen, sie ist allerdings bis nächste Woche im Urlaub (und wer weiß, wann wir einen Termin bekommen). Geht es hier jemandem ähnlich? Ich bin einfach froh über Austausch und es tat gut, das mal abzutippen. Liebe Grüße Nellyne
Du beschreibst unsere große Tochter :-) Ich habe deswegen auch ein Termin beim Kinderarzt zwecks Frühförderung. Hast du in diese Richtung schon gedacht? Außerdem gehen wir seit einiger Zeit zur Familienberatung, damit wir Eltern besser damit umgehen können. Mit Diagnosen wäre ich noch vorsichtig, damit man sas Kind nicht in Schubladen steckt, denn das kann alles noch neurotypisch sein. Der Alltag ist mit so explisiven Kindern sehr herausfordernd. Wir verzweifeln regelmäßig.
Wir haben viele Neurodiverse in der Großfamilie (ADS, ADHS, Autismusspektrum). Mein ältester Sohn war ein Schreikind. Ich würde frühzeitig in eine Diagnostik einsteigen und nicht zuwarten. Was Du schreibst, ist auffällig. Bei uns in der Familie fahren wir nach schlechten Erfahrungen zweigleisig (SPZ und Jugendpsychotherapeut). Dann hat man automatisch eine Zweitdiagnose und mit dem JPT auch jemanden, der Medis verschreiben kann. Das dauert alles ewig. Man wartet auf den 1. Termin 6-9 Monate, die Diagnostik zieht sich wieder über Monate. Ich würde das jetzt bald angehen. Wenn Du merkst, Du brauchst es doch nicht, sagst Du es wieder ab. Parallel kann der KiA Frühförderung verschreiben. Da würde man z.B. regelmäßig mit Ergo und Psychologin arbeiten, die sich über einen langen Zeitraum das Kind anschauen und gucken, warum es emotional hakt. Und Du hast regelmäßug Gespräche, bekommst Tipps für den Alltag. Will der KiA nicht, wäre ein Rezept für Ergo eine Alternative. Man kann bei früher Förderung und wenn nötig Medis ADHS oder auch ASS wirklich extrem abfedern. Viele kommen aber erst Ende 3/4 Klasse oder Pubertät (da zeigen sich dann Angststörungen, Kinder prügeln in der Klasse rum.etc.). Solange ihr noch keine Unterstützung habt: sollte Euer Sohn irgendwas in die Richtung haben, sind Gruppensituationen Stress Hoch 10 für ihn. Alles was vom Alltag abweicht, ist Stress. Urlaub ist was das angeht extrem herausfordernd. Wir haben 8jährige, die es kaum aushalten, in ein bekanntes Restaurant selbst draußen, wo die Geräuschkulisse nicht so hallt, zu gehen. Die setzen sich so weit sie können von allen anderen Menschen weg. Um das ganz klar zu sagen, was Du beschreibst, kann auch völlig normal sein. Aber ich würde es aufgrubd meiner Erfshrungen frühzeitig abklären wollen. ASS kann man besonders gut zwischen dem 4-5 Lebensjahr diagnostizieren.
Heutzutage ist es ganz groß in Mode "Wutanfälle zu begleiten". Wer sich als Mutter RICHTIG verhält, der hat ruckzuck ein ruhiges Kind. Das erhöht den Druck enorm, obwohl es gar nicht stimmt. Nimm den Druck raus! Jedes Kind ist anders! Es liegt NICHT an der Mutter. Hilfe suchen darfst / kannst du natürlich trotzdem. Vielleicht hat das Kind etwas, vielleicht auch nicht. Der Weg zu einer (Nicht) Diagnose ist lang (1-2 Jahre). Schau, was dem Kind gut tut. Kein Fernsehen, frische Luft, Tierkontakt statt viele Menschen, Bewegung, ..... Jeder hat Stärken und Ruhepole.
Vielen lieben Dank für eure Antworten, das hat mir sehr geholfen. Auf den Kinderarzt bin ich tatsächlich noch gar nicht gekommen, da werde ich direkt auch mal anfragen! Eigentlich ist das ja auch die erste Anlaufstelle. Und ja, vermutlich ist es sinnvoll, sich direkt jetzt Unterstützung zu holen - wenn nichts ist, ist es auch gut. Ich bin gespannt, wann es bei der Psychologin klappt, aber Frühförderung klingt auch gut. Vielen Dank!
Ich habe gestern auch nochmal mit seiner Bezugserzieherin in der Kita gesprochen. Sie meinte, dass er bis auf das gelegentliche Schreiben beim Abgeben vor Ort keine Auffälligkeiten zeigt. Er spielt ganz dort ganz entspannt. Aber es ist ja oft so, dass Kinder dann alle Emotionen zuhause rauslassen, wo sie sich sicher und geborgen fühlen. Ich versuche ihm auf jeden Fall auch zu vermitteln, dass wir ihn ganz doll lieb haben, auch wenn er schreit. Man kann sich mit ihm ja schon richtig unterhalten und er sucht dann nach den Attacken auch viel Nähe und Kuscheleinheiten. Das hilft auch mir.
Vielleicht helfen einige Impulse aus diesem Artikel. Wenn dein Kind ein Schreibaby war kann schon sein, dass es immer noch ein sehr ausgeprägt emotionalles Verhalten hat.
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