MrsAusten
Meine Schwester und ich sind mit unserem Latein völlig am Ende und bräuchten mal eine Einschätzung von außen. Die Ehe unserer Eltern war noch nie eine auf Augenhöhe. Unsere Mutter war schon immer herrisch und dominant, unser Vater hat Jahre lang seinen Frust im Alkohol ertränkt (inzwischen nicht mehr), das hat sie ihm dann auch immer vorgeworfen. Sie sieht sich nur als Opfer und ohne uns Kinder wäre sie nie bei diesem "Nichtsnutz" geblieben - so ihre Sichtweise. Unsere Kindheit war sehr durch die ewigen Streitereien geprägt und durch den unbedingten Gehorsam, den sie von uns erwartet und auch durch Schläge durchgesetzt hat. Nun hat sie sich in den Kopf gesetzt, dass mein Vater vor ca. 18 Jahren eine Affäre mit ihrer besten Freundin gehabt haben soll. Dafür gibt es keinerlei Beweise, aber sie ist der festen Überzeugung, dass es so war. Dieses Thema ist für uns völlig neu, sie hat das weder uns noch meinem Vater gegenüber jemals erwähnt. Nun nimmt sie es aber immer wieder um ihn verbal und gestern wohl auch körperlich anzugreifen. Meinem Vater ist es auch unmöglich diese Anschuldigung zu widerlegen, denn wie sollte er beweisen, dass da nichts war? Uns ist klar, dass das eigentlich deren Sache sein sollte, aber natürlich belastet das uns alle sehr. Mein Vater wird auch immer unselbständiger und hilfloser (Parkinson und wahrscheinlich depressiv) und wir haben keine Ahnung, wie wir den beiden helfen können. Es ist ja auch für sie doof, wenn sie ihren letzten Lebensjahre als verbitterte alte Frau verbringt. Viele Freunde wenden sich auch von ihr ab, weil sie in ihrer Selbstgefälligkeit immer schlimmer wird. Habt ihr Tipps was wir machen könnten? Sollen wir überhaupt was tun?
hätte dein vater deine mutter geschlagen, würde jeder sagen sie soll ihn anzeigen und sich trennen. das gleiche gilt für deinen vater! wenn er krank ist, sollte er vlt. auch in ein pflegeheim. auf jeden fall sollte er weg von so einer frau.
Hi, das tut mir leid für euch. Meiner Erfahrung nach kann man da leider nicht viel tun. Einige Menschen werden mit dem Alter noch schwieriger, bei anderen kommt irgendwann die Altersdemut und sie verlieren ihre Aggression. Kam auch beides nacheinander passieren. Es ist aber sehr schwer so gereifte Menschen noch zu erziehen oder von anderen Sichtweisen zu überzeugen. Mir hilft es, Diskussionen ins Leere laufen zu lassen,zu überspielen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. So kann man zumindest ein paar friedliche Stunden zusammen verbringen, auch wenn ich dabei einiges schlucken muss. Aber beim Versuch der Schlichtung wird es meist nur schlimmer.
Ich habe erst kürzlich eine Reportage zum Thema "Trennung im Alter" gesehen. Es war für die meisten Paare das Beste sich zu trennen und die letzten Lebensjahre in Harmonie mit sich selbst zu verbringen und so zu gestalten wie es ihnen jeweils gut tut.
https://www1.wdr.de/fernsehen/menschen-hautnah/sendungen/wenn-alte-liebe-rostet-trennung-im-alter100.html WDR Reportage "Wenn alte Liebe rostet - Trennung im Alter"
Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht und es extra raus gesucht hast.
Deine Mutter hat den Respekt vor deinen Vater komplett verloren, wenn sie die Hand erhebt. Gerade, wenn er erkrankt ist und "der Schwächere" ist, würde ich mir ernsthaft Sorgen machen, dass das nun sein Alltag sein wird. Ich würde ihn zur Trennung bestärken, aber das ist von außen natürlich leicht gesagt.
ich würde den Vater unterstützen, ihm helfen in eine Einrichtung zu kommen. Mit Parkinson ist es eh nur eine Frage der Zeit , mein Vater hatte auch Parkinson.. kümmert euch für Ihn , damit er in eine Pflegeeinrichtung kommt über den Arzt. Dann hat er seine Ruhe seine Hilfe de er braucht.. alles gute für euch
Um Himmels Willen. Holt eueren Vater da raus, so schnell wie möglich. Es wird sonst immer schlimmer und wer weiß, was ihr noch so einfällt! Wenn er noch halbwegs selbständig ist, wäre meine erste Wahl betreutes Wohnen. Es hört sich für mich so an, als ob sie ihn bewußt fertig machen will. Und wenn keiner dazwischengeht, schafft sie es auch. Wie sieht es finanziell aus? Arbeiten sie beide noch, ist deine Mutter vielleicht sogar finanziell von ihm abhängig und kann deshalb nicht gehen? Und ja, auch in dem Alter kann man sich scheiden lassen.
Hallo MrsAusten, das ist eine schwierige Situation. Ich würde hier zwei Dinge trennen: 1. Die Beziehung der Eltern zueinander und ihre persönliche Dynamik, 2. Eure Situation als Kinder dieser Familie und Eure persönliche Dynamik damit. Zu 1: Es tut Euren Eltern sicherlich gut, wenn sie entlastet werden; die Mutter könnte zu sich selbst finden - oder nicht, denn sie ist ja offensichtlich in der Beziehung schon lange unglücklich und unzufrieden. Das äußert sich halt bei manchen Menschen auch in so einer herrischen, zornigen Art. Der Vater könnte medizinische und pflegerische Hilfe erhalten und in einer friedlicheren Umgebung leben, entweder eigenständig, falls das überhaupt möglich wäre, oder in einer Einrichtung, die optimalerweise nahe bei Euch gelegen ist, so dass Ihr ihn oft besuchen oder etwas mit ihm unternehmen könnt. Ich vermute, für eine Trennungsbegleitung therapeutischer Art wäre die Mutter nicht bereit, oder? Ich finde es wichtig, dass sie auch gehört wird. Für Kinder ist es noch einmal etwas anderes, die Sicht der Eltern zu erkennen. Oft sitzt man selbst in den alten Strukturen, und das offizielle "Opfer" hat es dann viel leichter und wird mehr geliebt als die potentielle "Täterin" in diesem Falle. Alle haben ihre eigenen Wahrheiten, Kinder wie Eltern. Zu 2: Auf jeden Fall ist es ganz bestimmt hilfreich, falls noch nicht aktiv gelebt, dass Ihr Eure Kindheit mit dieser Konstellation mit therapeutischer Hilfe mal aufarbeitet. Dann können sich, wenn man das Familiensystem als Ganzes sieht, oft auch die Eltern besser "bewegen", und Euch bringt es sicher Erleichterung. Alles Gute auf dem Weg, was immer Ihr tut! VG Sileick
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Zu Punkt zwei kann ich sagen, dass ich schon länger in Therapie bin und bereits viele Verhaltensmuster durchbrechen konnte. Ich sehe auch ganz klar, dass meine Mutter nicht nur böse ist. Sie hat es von ihrer Mutter nicht anders vorgelebt bekommen. Die Geschichte wiederholt sich da auch ein bisschen. Man kann ihr aber ganz klar vorwerfen, dass sie überhaupt nicht reflektiert. Aber gut, dafür bräuchte es wahrscheinlich auch eine Therapie, die sie leider nie im Leben machen wird.
Ja, da beißt sich die Katze in den Schwanz. Man kann nicht viel machen, nur bei sich selbst, und hoffen, dass doch noch ein Wunder passiert. Toll, dass Du da bewusst die Koffer bearbeitest, die in der Familie weitergegeben wurden. Das ist auch für Deine Kinder eine große Chance! Alles Gute! VG Sileick
Vielen Dank für eure Antworten. Ich sehe es auch so, dass eine Trennung der beiden besser wäre, hatte wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten geschehen sollen. Theoretisch wäre es in ihrem Haus sogar möglich, weil es sich um zwei Wohnungen handelt. Ich befürchte nur, dass sie ihn trotzdem nicht in Ruhe lassen würde. Er wäre ja immer noch in ihrem "Herrschaftsbereich". Das größte Problem sehe ich darin, dass er ja dazu bereit sein müsste und da sehe ich leider noch gar nicht. Er sagt immer nur: haltet euch raus, sonst wird es nur schlimmer. Tatsächlich frage ich mich, ob das bei ihr auch erste Anzeichen von Demenz sein könnten. Das war bei ihrer Mutter auch so, die war da auch sehr aggressiv.
So, das mag jetzt drastisch klingen... Die Beziehung Deiner Eltern geht Dich nichts an. Es ist ihre Beziehung und genau sowas wenig, wie Du zulassen würdest, dass Deine Mutter Deine Beziehung kommentiert oder sich gar einmischt, ist es umgekehrt. Es ist einfach nicht dein Problem, mach es nicht zu Deinem! Du kannst natürlich deinem Vater helfen, Deiner Mutter gut zureden, was auch immer. Aber Du kannst nicht ihre Ehe retten auflösen etc..
Hallo, kann es sein, dass deine Mutter eine beginnende Demenz hat? Was du schilderst, kenne ich von Erkrankten. Irgendwelche uralten Geschichten (ob wahr oder unwahr) auspacken und dann anfangen zu schlagen. Das ist oft typisch - meiner Erfahrung nach. Ansonsten gibt es leider oft jemanden, der macht (deine Mutter) und einen, der machen lässt (dein Vater). Er hätte doch seit Jahrzehnten gehen können und tut es immer noch nicht. Vielleicht könnt ihr ihm anbieten, ins Altersheim zu gehen und euch mit ihm erkundigen nach einem Platz. Mehr würde ich nicht tun. Beide führen das Leben, das sie beide sich gewählt haben. Jeder hätte gern können und keiner tat es. Vielleicht brauchen sie das beide und können gar nicht ohne einander. Alles Liebe Streuselchen
Den Gedanken habe ich auch.
Ja, das mit der Demenz ging mit auch schon durch den Kopf. Nur wie sollen wir das ohne ihr Einverständnis diagnostizieren lassen? Und du hast schon Recht, irgendwas müssen sie ja an einander sehen, sonst wäre schön längst einer gegangen. Ich versuche es auch eher distanziert zu sehen, nur fällt es schwer, wenn die ganze Sache mal wieder akut eskaliert.
Kann es sein, dass sie eine Art Paranoia entwickelt? Ich hab das jetzt schon ein paar mal im Umfeld erlebt, dass ältere Angehörige von Leuten paranoid werden. Das ist wirklich nicht einfach zu lösen. Erstmal würde ich versuchen, deinen Vater aus der Situation zu retten. Und dann vielleicht mal den Hausarzt deiner Mutter kontaktieren. Alles Gute!
Das tut mir erstmal sehr leid für dich und deine Familie. Wenn es nur Streitigkeiten wären, würde ich mich nicht in die Beziehung der Eltern einmischen - aber da es um körperliche Gewalt geht und dein Vater evtl. depressiv ist, bin ich der Meinung, dass man unbedingt versuchen muss zu helfen. Alles andere fände ich fahrlässig. Ich würde deinem Vater deutlich zu verstehen geben, dass er die Möglichkeit auf eine räumliche Trennung hat, wenn er das möchte und ihr ihn dabei unterstützen würdet. Falls er noch nicht in Therapie ist, unbedingt in Angriff nehmen. Bei deiner Mutter klingt es noch viel schwieriger - probieren, sie zu einer Therapie zu überreden kann man ja, aber ob sie das machen würde? Mehr als gut zureden kann man wohl nicht.