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Die Beerdigung meines Vater

Die Beerdigung meines Vater

USmama

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Hallo allerseits! Ich brauche heute mal Euren Rat: In der Nacht zum Donnerstag ist mein Vater verstorben. Er 85, hatte Parkinsons, lebte seit ein paar Monaten im Pflegeheim und ist letztendlich an einer Lungenentzuendung verstorben. Er war in the letzten Wochen mehrere Male im Krankenhaus wegen dehydrierung (schreibt man das so?) und epileptischen Anfaellen. Seit dem Wochenende wusste meine Mutter das er sich wahrscheinlich nicht mehr erholt. Nun steht die Beerdigung an (er wird eingeaeschert) und ich weiss nicht was ich machen soll. Ich lebe mit Mann (Amerikaner) und Kind in the USA. Die einzigen Fluege die ich finden konnte dauern zwischen 26 und 42 Stunden (normalerweise sind wir eher so bei 12-15) und kosten um die $3000 Dollar. Dabei muesste ich mindestens zwei mal umsteigen, d.h. in 3 Flugzeugen pro Weg mit anderen Menschen eingepfercht waerend einer Pandemic. In Deutschland muesste ich dann wahrscheinlich fuer zwei Wochen in Quarantaene (duerfte ich ueberhaput zur Beerdigung?) und wenn ich wieder in den USA bin dann wahrscheinlich noch mal fuer zwei Wochen. So: a) Wir haben zwar im Moment beide noch Arbeit aber es weiss ja keiner wie lange das noch so ist. $3000 dollar sind fuer uns eine Menge Geld. b) Eigentlich bin ich nicht zu panisch wegen der Pandemic aber das im Flugzeug sitzen macht mir dann doch Sorge zumal nach meiner Rueckkehr dann auch Mann und Kind in Quarantaene muessten (unser Zerg hat so schon arge Probleme und wir sehen einen Psychologen weil er sagt: "I don't want to live anymore, live is too hard". c) Meinen Vater selber waere es total egal (sehr pragmatischer Mensch) und es waere ihm wohl lieber wenn wir das Geld sparen und dann alle zusammen (mit Enkelkind) rueberfliegen um meine Mutter zu besuchen und mit ihr ein bisschen Urlaub zu machen (post-Corona). Beides geht aber einfach nicht, finanziell nicht und ausserdem habe ich hier nur zwei Wochen Urlaub pro Jahr. d) Meiner Mutter geht es (entsprechen den Umstaenden) gut. Es war lange Zeit abzusehen und ich denke am Ende war es wirklich eine Erleichterung das er nicht mehr leiden muss. e) Meine Schwester wohnt in Florida ist im gleichen Boot wie ich (minus Kind). f) Meine permanente Aufenthaltserlaubnis wird gerade erneuert und laueft im September ab. Ich habe so schon Sorge das ich nicht mehr zurueck in die USA darf (Trump und so, da weiss man ja nie) aber was mache ich denn wenn ich in Deutschland feststecke und meine Greencard laeuft ab? Ja, offiziell ist da alles kein Problem aber mit der Einwanderungsbehoerde hier hatten wir schon eine Menge "Spass" :(. Fuer eure Ansichten waere ich wirklich Dankbar. Ich fuehle mich furchtbar nicht zu gehen, aber ich finde auch unverantwortlich zu gehen :(.


Chillimohn

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Antwort auf Beitrag von USmama

Ich persönlich würde nicht fliegen, aber an einem Ort, den ich sehr liebe, bzw vielleicht sogar er, Abschied nehmen. Bei der Beerdigung ist vielleicht eine Übertragung per Zoom oder ähnlichem möglich, was eine gewisse Beteiligung möglich macht?! Ich weiß, dass es bei Beerdigungen Vorort zumindest beim Abschiedsvortag (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) möglich war und ist.


katja13

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Antwort auf Beitrag von Chillimohn

Erstmal mein Beileid. Schau mal nach der userin desireekk. Oft ist sie im Reiseforum unterwegs. Sie hatte exakt das gleiche Problem vor kurzer Zeit. Du findest im Reisforum ihre Erfahrungen dazu. Sie ist mit Familie letztendlich in Deutschland gewesen. Vielleicht kannst du sie für fragen auch persönlich anschreiben.


Spirit

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Mein aufrichtiges Beileid. Unter diesen Umständen würde ich nicht fliegen und ich bin meinen Eltern wirklich sehr nahe. Ich würde mir zum Zeitpunkt der Beerdigung ein ruhiges Plätzchen suchen und gor ganz persönlich für mich Abschied nehmen.


Trini

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Schreibe mal desireekk per PN an. Sie hatte gerade das gleiche Problem. Trini


Mitglied inaktiv

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Erst mal mein herzliches Beileid. Frag doch Deine Mutter, ob Sie Dich braucht im Moment. Dein Mann und Sohn müssten ja nicht mit. Falls Deine Mutter völlig hilflos ist, ist sie vielleicht froh, ihre Tochter um sich zu haben für 2 Wochen o.ä. Wenn sie aber sagt, sie kommt gut zurecht, Du musst nicht kommen, würde ich das auch gut sein lassen. Ggf hat sie oder auch andere Verwandte gerade sogar Angst davor, dass Du das Virus anschleppst. Weiss ja nicht, aus welchem Bundesstaat Du kommst, die Berichterstattung über die USA ist gerade nicht die beste. Und wenn Du im Flieger bzw in der Flughalle irgendwo etwas einfängst (und diese Gefahr halte ich durchaus für gegeben), kann es sein, dass Du zwei, drei Tage später schon ansteckend bist, ohne Symptome zu spüren. Wir würden bei dieser Konstellation im Augenblick eher auf Besuche aus den USA verzichten. Wie gesagt, außer Deine Mutter hat sonst niemanden.


luvi

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Hallo, Ich glaube, ich würde unter diesen Umständen nicht fliegen. Sprich doch mal mit deiner Mutter darüber. Ich glaube, sie waere für mich der einzige Grund, warum ich fliegen würde. Wenn es der Mutter sehr sehr wichtig ist, in dieser Zeit die Kinder bei sich zu haben. LG luvi


fracla

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Herzliches Beileid. Ich sehe es auch ganz pragmatisch. Bei diesen ganzen Umständen - bleib daheim und mache deine eigene Verabschiedung von deinem Vater (Koch z. B. Sein Lieblingsessen, stell ein Bild von ihm auf, sozusagen ein Abschiedsessen). Es klingt hart, aber dein Vater ist tot und hat nichts mehr davon, dass du an der Beerdigung da bist. Ja, deine Mutter würde sich wahrscheinlich freuen und könnte dich brauchen. Aber oft hat man am Anfang der Trauer Leute die sich um einen kümmern, aber nach ein paar Wochen braucht man auch noch noch jemand. Meine Schwester ist in Kanada verheiratet. Als unser Vater starb kam sie nicht rüber geflogen. Bei unserer Mutter war sie bei der Beerdigung, aber auch nur, weil der Deutschlandurlaub schon geplant und gebucht war. Die Beerdigung fand deshalb 3 Wochen nach dem Tod statt. Wenn bei Corona irgendwie eine Besserung abzusehen wäre in ein paar Wochen, wäre eine Alternative, die Beisetzung erst später zu machen.


USmama

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Antwort auf Beitrag von USmama

Vielen Dank fuer Eure Antworten! Mein Bruder wohnt noch bei meiner Mutter. Sie also nicht alleine und also wohl auch etwas Unterstuetzung. Es scheint nur so ein absolutes no-go zu sein nicht zu einer Beerdigung zu erscheinen, zumal es ja Fluege gibt. Ich wuerde ja lieber naechstes Jahr fliegen, mit Mann und Kind. Und dann meine Mama mitnehmen und irgenwo in Deutschland Urlaub machen. Zum Glueck geht es meiner Mama gesundheitlich bisher noch gut. Es fuehlt sich furchtbar an sagen zu muessen das wir uns entweder das ein oder andere leisten koennen, als es mir Papa nicht wert ist :(.


Tiffy_78

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Antwort auf Beitrag von USmama

Ich glaube, ich würde auch nicht fliegen. Deinem Vater hilft es nicht. Da würde ich lieber Blumen mit Schleife bestellen mit "wir denken sehr an dich" o.ä., viel mit der Mutter telefonieren, damit sie jemanden hat. Sie hat ja noch deinen Bruder, das ist gut. Dann mit der Mutter planen, was ihr alles machen wollt, wenn es möglich ist, natürlich als erstes ans Grab/Urnenstelle (sofern nicht anonym). Bitte deinen Bruder, Fotos von der Grab-/Urnenstelle zu machen. Mit wäre es zu heikel, meiner Mutter ggf etwas aus der Abflughalle mitzubringen, und die Sache mit dem Job und dem Aufenthaltsrecht wäre mir zu heikel. Sprich mit deiner Mutter und bitte um Verständnis. Du kennst sie und kannst einschätzen, ob sie, wenn sie zustimmt, es ehrlich meint oder ob es sie bedrückt. Wenn es ganz schlimm ist, kannst du immer noch umentscheiden. Aber wie gesagt, der Abschied ist ja eher für die Angehörigen, und sofern du ggf. ein schönes Bild aufstellen kannst mit Blumen o.ä. und das auch so hin bekommst und sofern deine Mutter halbwegs klar kommt, würde ich es lassen. Übrigens, vielleicht könntest du das mit Bild und Blumen machen und deiner Mutter ein Foto davon schicken, damit sie sieht, dass du im Herzen dabei bist.


Soie

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.. wen man bei der Beerdigung nicht dabei sein kann. Ich würde auch nicht so sehr die Kosten in den Vordergrund stellen ( wenn wir zur Beerdigung kommen, können wir uns den Urlaub nicht mehr leisten) sondern das es aktuell einfach ein hohes Risiko ist den Virus zu bekommen und ihn an andere weiterzugeben.


Trini

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Antwort auf Beitrag von Soie

Naja, die Gefahr durch das Virus ist in Deutschland wohl geringer als in den USA. Ich würde NIEMALS meinen Papa ohne mich beerdigen lassen. Trini


USmama

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Antwort auf Beitrag von Trini

Ich mache mir auch keine Sorgen das ich mir den virus in Deutschland einfange, sondern im Flugzeug. Da sitze ich naemlich stundenlang mit Amerikanern.


linghoppe.

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Antwort auf Beitrag von USmama

Herzliches Beileid. Mein Papa hatte auch Parkinson , es ist eifacher loszulassen, weil die Krenheit wirklich sehr schlimm ist. In deiner Situation würde ich auch nicht so weit fliegen , Abschied nehmen kannst du auch in Gedanken von Herzen. Wenn deine Mutter die braucht dann wäre es einen Flug wert, oder wenn es für dich wichtig ist, Ihn nochmal zu sehen bevor die Einäscherung ist. ich wünsche dir viel Kraft hör auf ein Bauchgefühl.


Schniesenase

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Antwort auf Beitrag von USmama

Hallo USmama, mein Vater ist gestorben, als ich 25 war, mit 57. Ich weiß also, wie sich das anfühlt, wenn man hilflos dabei steht, wenn auch nicht so weit weg und ohne Pandemie. Nach jetzt fast 25 Jahren sehe ich es so: Es ist überhaupt nicht wichtig, was MAN tun sollte in so einer Situation, was "sich gehört". Im Gegenteil, das ist absolut unwichtig. Wichtig ist, was für alle mit dem Herzen Beteiligten das Richtige ist. Und da würde ich mal so rechnen: 1. Für Euch selbst ist das ein unmögliches Unterfangen, zu teuer, zu kompliziert, zu gefährlich (Flug aus den USA während der Pandemie) und dann noch fraglich, ob es dann überhaupt geht, dass Ihr dabei seid. Möglicherweise infiziert Ihr dann Menschen mit Corona und sorgt selbst für Leid bei anderen, abgesehen von den Kollateralschäden, die das Ganze möglicherweise bei Eurem Kind verursacht. 2. Deinem Vater ist nur EINES am wichtigsten: dass es seinen Lieben gut geht und sie ein gutes, zufriedenes Leben führen können. Ob Ihr bei seiner Beerdigung seid, ist ihm ganz sicher vollkommen egal, im Gegenteil, er würde es Euch vermutlich sogar ersparen, wenn er Euch nur gedanklich jetzt erreichen könnte. 3. Deiner Mutter wird auch nur EINES am wichtigsten sein: dass es Euch gut geht, Ihr gesund bleibt und sie Euch so bald wie möglich fröhlich und ohne den ganzen Stress wiedersehen kann. 4. Was andere Leute denken und urteilen, ist absolut unwichtig. Aber es ist wichtig, dass Ihr einen Abschluss findet, ein Ritual, einen Weg, seinen Abschied zu feiern und zu zelebrieren, ihm noch einmal gedanklich nahe zu sein, am besten in Verbindung mit dem Bruder und der Mutter, zumindest aber zum selben Zeitpunkt wie sie an Euch und den Vater denken können. Vielleicht könnt Ihr so einen Termin mit Euer Familie finden, an dem Ihr den Tisch deckt, für alle, auch die, die nicht dabei sein können, weil sie in D sind und für den Vater, der woanders ist. Vielleicht könnt Ihr jemanden finden, der Eure Mutter und den Bruder über eine Internetverbindung mit an den Tisch bringt, sie technisch dabei unterstützt? Man braucht dafür ja nicht viel. Denkt Euch sowas wie eine Andacht aus. Singt ein Lied zusammen, sprecht, was Euch auf dem Herzen liegt, eine Rede, eine Erzählung usw. Am Ende verabschiedet Ihr Euch vom Vater, der jetzt immerhin von einem Leben erlöst ist, das am Ende sehr beschwerlich wurde. Vielleicht wollt Ihr das auch ganz anders gestalten. Wichtig ist nicht, WO Ihr seid, sondern dass ihr ZUSAMMENKOMMT, und selbst ohne Internet sitzen dann die Mitglieder der Familie zur selben Zeit an einem Ort und zelebrieren ein Abschiedsritual. Vielleicht nützt Dir das was. Vielleicht auch nicht. Ich wünsche Euch viel Kraft und den Glauben daran, dass alles gut ist, wie es ist und sein soll und niemand "Schuld" hat, sondern Ihr loslassen dürft. Herzliche Grüße Sileick


luvi

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Antwort auf Beitrag von USmama

Hallo, Ich denke, man darf es nicht so sehen, dass es dir dein Papa nicht wert ist. Für deinen Papa macht es keinen Unterschied, ob du kommst oder nicht. Wenn es für jemanden wichtig sein kann, dass du bei der Beerdigung dabei bist, dann bist das entweder du selbst, oder es ist deine Familie, in erster Linie deine Mutter. Manchen Hinterbliebenen gibt es Kraft in der Trauer, wenn viele bei der Beerdigung waren. Aber ich denke, du musst auch an dich und deine Familie denken. Würdest du nur hingehen, weil das von dir als Tochter so erwartet wird, oder bedeutet es dir selbst auch sehr viel. LG luvi


bine+2kids

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Antwort auf Beitrag von USmama

Da dein Bruder noch da ist würde ich nicht fliegen. Mein einziges Argument dafür wäre die Mutter gewesen, aber die ist nicht alleine. Lade sie sich zu euch ein, wenn die Situation es wieder zulässt. Dann habt ihr Zeit und Muse füreinander und deine Schwester kann dann auch unkompliziert kommen. Ruf sie an und rede mit ihr, ich denke sie sieht es genauso Gruß Sabine


sunnydani

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Antwort auf Beitrag von USmama

Ich würde nicht fliegen. Ich denke, in eurer Situation würde das jeder verstehen und es hilft deinem Vater ja auch nicht mehr. Deine Mutter wird es wohl sicher verstehen bzw. hilft es ihr wahrscheinlich sogar mehr, wenn ihr dann zu einem geeigneteren Zeitpunkt einfach so zu ihr kommt.


Frolle

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Antwort auf Beitrag von sunnydani

Wer sagt denn, dass es ein „absolutes no-go“ ist, nicht zur Beerdigung zu gehen? Ich würde nicht fliegen. Ich finde, Beerdigungen sind für die Lebenden, nicht für Toten. Es geht nicht um den Vater, vor allem dann nicht, wenn du schreibst, dass es ihm egal gewesen wäre. Es geht um dich und den Rest der Familie, dem du nicht das Corona-Risiko aussetzen solltest. Ein späterer Deutschlandbesuch mit Corona unter Kontrolle, den ihr alle gemeinsam genießen könnt, ist viel sinnvoller! Alles Gute!


schneeziege08

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Antwort auf Beitrag von Frolle

Das tut mir sehr leid, dass du in dieser Situation bist. Es ist schwer, aber unter den Umständen würde ich nicht fliegen, wenn deine Mutter nicht ganz explizit darum bittet. Unvorstellbar wenn ihr aus dem Flieger das Virus mitbringt und SIE infiziert! Das könnte ich mir jedenfalls schlechter verzeihen, als eine "verschobene gemeinsame Trauerzeit". Wir leben leider gerade in Zeiten, in denen viele Dinge gehen müssen, die eigentlich undenkbar sind. Dafür kann aber keiner was. Dein Vater hätte es scheinbar verstanden, deine Mutter ist nicht allein. Was die Leute sagen, sollte euch egal sein. Die können keinen von euch wieder gesund machen, wenn es leider schief gegangen ist... Alles Gute in dieser schweren Zeit!