Martina2022
Hallo und guten Tag, Ich habe eine Frage zum Bonding. Meine Tochter ist jetzt 8 Monate alt und ich glaube, es ist mit unserer Bindung nicht so wie es sein sollte. Kurz zu mir: Ich bin Erzieherin, mit 32 Jahren gewollt schwanger geworden und die SS war unauffällig. 11 Tage über ET ist die Fruchtblase geplatzt und wir sind ohne Wehen langsam ins KH gegangen. Man hat mit verschiedenen Mitteln versucht 3 Tage die Wehen in Gang zu bekommen, es ging nicht. Am 4. Tag wurde Grünes Fruchtwasser entdeckt, also KS. Man konnte sie mir dann nach 30 Min untersuchen und allem auf den Bauch legen. Seither sitze ich immer wieder vor meiner Tochter und suche meine Muttergefühle. Meine Heilpraktikerin meinte, dass meine Hormone noch nicht wieder im Einklang sind und hat da etwas zur Unterstützung gemacht. Wenn meine Tochter zB weint, dann reißt mir das kein Loch ins Herz, sondern ich gehe zu ihr und beruhigen sie. Kuscheln ist nicht so ihr Ding, ich weiss dass da jedes Kind anders ist. Trotzdem mache ich mir Sorgen dann ob etwas mit unserer Bindung nicht stimmt. Ich kümmere mich gut um sie keine Frage. Aber diese Muttergefühle fehlen mir irgendwie. Ich kann aber auch wenn zB jemand etwas gegen ihre Haare sagt (die wachsen langsam) dann werde ich innerlich ungehalten. Dann denke ich wieder : Ok, die Gefühle sind doch da. Nun liebt meine Tochter meine Cousine sehr und möchte ständig bei ihr auf den Arm. Weint wenn es nicht geht, brüllt teilweise ordentlich. Mir ist klar, dass meine Tochter schon versteht, dass meine Cousine ihr jeden Wunsch erfüllt und sie deswegen zu ihr möchte. Aber ein Teil von mir panikt Dann wieder und denkt, dass wir keine gute Beziehung haben. Dann kommt mein Erzieherwissen und zeigt mir auf, wieso eine gute Bindung so wichtig ist und redet mir wieder schlechte Gefühle ein. Ich weiss nichr was ich machen soll.....
Hi du.
Ich kann nicht viel über die Beziehung zu deiner Tochter sagen. Dass sie gerne zu der Cousine geht sehe ich eher als positiv. Wer sich bei anderen Wohl fühlt hat meiner Ansicht nach einen sicheren Hafen irgendwo =)
Was ich dir aber sagen kann, ist, dass meine Gefühle zu dem Kleinen stärker werden umso älter er wird/länger wir uns kennen.
Ich bin auch nicht eine von den Mamis die sofort von 0 auf 100 ging mit den Gefühlen.
Aber jetzt will ich ihn nicht mehr missen, er ist jetzt 20 Monate alt =)
Ich bin auch in der Kinderbereuutung tätig. Vielleicht hat es ja wirklich was damit zu tun?!
Liebe Martina2022, ich arbeite seit Jahrzehnten mit Kindern, und ich weiß nicht, wie viele tausend Mütter sich wegen der „Bindung“ so unnötig fertigmachen - genau wie Du gerade. Dabei verstehen sie das Thema Bonding meist völlig falsch. Und ja, das gilt auch für Erzieherinnen. Denn wirklich unsicher gebundene Kinder haben schwer dysfunktionale Elternhäuser, oft eine Missbrauchs- oder Gewaltgeschichte, nicht selten auch einen Alkoholmissbrauch bei den Eltern. Gerade die Eltern, deren Kinder wirklich unsicher gebunden sind, posten nicht hier in so einem Forum, sie wissen nichts über Bindung und machen sich darüber auch keine Gedanken. Es sind die normalen und guten Mütter, die sich hier sorgen, weil gute Mütter nämlich meistens zu übertriebenen Sorgen neigen - sie machen sich eben Gedanken ums Kind. So eine Mutter bist Du auch. Ich glaube, das eigentliche Thema in Deinem Posting sind Deine eigenen Themen, nicht die Deiner Tochter. Du haderst mit der holprigen Entbindung und dem schwierigen Start. Aber Deine Entbindung war für die Geburtshelfer eine ganz normale Entbindung - es sind wir Mütter, die nicht viel wissen über Entbindungen und glauben, alles was nicht nach Bilderbuch laufe, sei unnormal, gefährlich oder ungewöhnlich. Ich dachte das selbst auch (ähnliche Geschichte wie Du, plus ein paar weitere Komplikationen), bis ein lieber Freund, der Oberarzt in einer Entbindungsstation einer anderen Klinik ist, mich mal aufklärte. Das half mir sehr, ich konnte meine eigene Geschichte danach etwas besser einordnen. Das zweite Thema ist, dass Du nicht genug Selbstvertrauen hast. Du erforschst oft Deine Gefühle, willst sie kontrollieren, ob sie auch „mütterlich“ genug sind, legst sie auf den Seziertisch - und was Du suchst, nämlich das „Mamatier“ in Dir, findest Du dann nicht recht und sorgst Dich. Du hast also ein bestimmtes Bild davon, wie eine Mutter sein sollte und bist verunsichert, weil Du selbst diesem Bild nicht entsprichst. Auch hier sind gar nicht die Gefühle das Problem, sondern Deine Selbstunsicherheit, an der Du sicher noch etwas arbeiten darfst. Denn schau mal, ich verrate Dir jetzt etwas: DIE Muttergefühle und DIE typische Mutter gibt es nicht. Nirgendwo. Es gibt so viele Muttertypen, wie es Mütter gibt. Manche Mütter sind förmlich die Inkarnation einer Urmutter, manche Mütter sind dagegen eher kopflastig und nüchtern oder einfach sehr praktisch orientiert. Manche haben Zugang zu ihrer Liebe, manche spüren diese Liebe nicht direkt, handeln aber liebevoll und richtig, ohne es zu merken. Sie fragen sich gar nicht, ob sie auch ständig Liebe fühlen, sie leben einfach ihren Alltag mit ihrem Kind. Viele Babys und Kleinkinder lieben es, von anderen Frauen beachtet und betüddelt zu werden. Kinder wollen nicht immer nur Mama. Das heutige Modell „Mama und Kind allein zu Haus‘“ ist von der Natur nicht gewollt. Früher hatten Babys und Kinder locker ein halbes Dutzend Bezugspersonen: Schwestern und Kusinen der Mutter, unverheiratete Tanten, die im selben Haushalt lebten, vier Großeltern, Nachbarinnen usw. Jeder fühlte sich zuständig. Deshalb genießt Deine Maus es, von Deiner Kusine hochgenommen zu werden. Das zeigt, dass sie gut an Dich gebunden ist. Denn nur deshalb kann sie sich auch zu anderen Menschen wagen. Was Du gelesen hast über unsicher gebundene Kinder, die distanzlos sind, ist etwas völlig anderes. Vielleicht hast Du ein solches Kind noch nicht wirklich erlebt. Ich habe es erlebt, und ich kann Dir sagen, diese Distanzlosigkeit sieht völlig anders aus und hat mit Deiner Tochter null zu tun, hake das bitte ab! Du bist eine gute Mutter. Du bist exakt die Mutter, die Deine Tochter will und braucht. Es gibt schmusige und weniger schmusige Kinder, auch das hat nichts mit Bindung zu tun, sondern ist eine Typfrage. LG
Liebe Jorinde17,
Vielen vielen herzlichen Danke für die Zeit die Du in die Antwort investiert. Und für die Worte! Sie helfen mir sehr und tun mir gut. Ich setze meine Energie jetzt wieder in meiner persönliche Weiterentwicklung und nicht mehr in solche Gedanken die wie man sieht ja sehr unnötig sind. Tatsächlich ist mir bekannt, dass ich ein zu kleines Selbstvertrauen habe....leider...
Dankeschön! Alles Gute wünsche ich Dir :-)
Super geschrieben! Kleine Anmerkung: Klar gibt es auch unsicher gebundene Kinder aus unauffälligen Elternhäusern. (Sonst würden die Statistiken, wie viele Kinder unsicher gebunden sind, nicht funktionieren.) Solche Kinder sind idR nicht schwer gestört (!), und sie können zB aus Familien kommen, in denen sich Eltern selbst hinterfragen, ob sie überhaupt liebenswert sind, ob sie ihren Kindern genug geben usw. Kenne selbst so einen Fall, liebevolle Mutter, die ihre Kinder wunderbar findet und behandelt, aber selbst unter Selbstwertproblemen leidet und sie einem Teil der Kinder "vererbt" (vorgelebt) hat, was sich auch auf deren spätere Bindungen auswirkt. Die Frage ist da nicht: Ist sie als Mutter gut genug? Sondern: Wie kann sie sich selbst mehr annehmen, so daß sie darauf vertrauen kann, daß ihre Kinder es gut bei und mit ihr haben? ... Achja, phasenweise zeigt mein Sohn auch viel mehr Zuneigung meiner Schwester gegenüber als mir. Das hat nichts mit "keinen Wunsch abschlagen" zu tun, sondern wie Jorinde schrieb: Er genießt eine liebevolle Person in der Großfamilie. Noch dazu sieht er sie ja viel seltener als mich, natürlich möchte er da mehr! Manchmal finde ich das trotzdem hart. Ich bekäme die Zuneigung auch gern so gezeigt! :-) Ein einziges Mal hat er geweint, als ich aus dem Zimmer ging (und sie blieb), ich gestehe es, das tat mir weh und ein bißchen wohl zugleich. O weh. Das Problem liegt bei uns Eltern, die wir uns da unnötige Gedanken machen. Für Deinen Verstand: Unsere Kinder lieben uns, die können gar nicht anders, das ist genetisch programmiert. (Sogar mißbräuchliche Eltern werden jahrelang innig geliebt.) Und ein Wettbeweb um die Liebe ist nicht nur blödsinnig, sondern auch unnötig - Du wirst als Mutter eh jahrelang (meist immer) mehr geliebt als die Cousine. Aber versuch, das nicht mit dem Veretand anzugehen. Sondern hab Verständnis für Deine Sorgen und Gefühle: Sie haben einen Grund, aber der liegt vermutlich gerade nicht in dem, was heute passiert. Sondern in unserer kompletten Lebensgeschichte. Und dann tröste Traurigkeit, beruhige Angst usw., nicht indem Du die heutige Situation optimierst, sondern indem Du für Dich mit Deiner ganzen Lebensgeschichte liebevoll und verständnisvoll da bist. :-) PS: Mir hat eine Ärztin kurz nach Geburt erzählt, sie habe manchmal Angst gehabt, ihr Kind habe bei Bauchschmerzen eigentlich eine Blinddarmentzündung gehabt. Das war ihre berufliche Brille, da war sie überaufmerksam und bekam manchmal Sorgen. Ich arbeite im sozialen Bereich, wie Du: Ich habe auch manchmal Sorgen, daß mein Sohn an dem leidet, was mir im beruflichen Alltag begegnet. Liegt nicht am Kind, sondern an dem, was meinem Kopf da so einfällt. :-)
Das hast du sehr schön geschrieben und dem kann ich nur zustimmen. An die TE: Mach dir nicht so viele Gedanken über die Bindung oder dein Verhältnis zu deiner Tochter. Ich hatte auch Probleme am Anfang, die Geburt und die Zeit danach war schwierig (ich habe meine Tochter zb erst am Tag drei nach der Geburt sehen können) und meine Tochter war nie ein so anschmiegsames Baby, dass man sie hätte besonders liebkosen können. Ich habe wirklich Angst gehabt, das bleibt so. Auch ich habe Monate gebraucht für Muttergefühle, die man sich so vorstellt. Jetzt ist sie 20 Monate ist meine Tochter ist richtig kuschelbedürftig, küsst und streichelt und ist wirklich sehr süß. Mit jedem Tag liebe ich sie mehr und das wird wahrscheinlich nie aufhören :) Und zu guter letzt: die Art der Bindung kann sich auch ändern und ist nicht in Stein gemeißelt.
Hallo, ich musste gerade schmunzeln weil euer start mir sehr bekannt vorkommt. Bei mir waren es 10 Tage über ET, hoher Blasenriss, grünes Fruchtwasser nach 3 Tagen Kaiserschnitt.
Ich fand mein Kind süß und war Stolz auf sein erstes lachen, Greifversuche etc. Aber diese Bedingungslose Mutterliebe joa nee das hat wirklich bis zum 6 Monat gedauert. Da gab es dann auch mehr Feedback von meinem Schatz und ich hab mich selbst das erste mal als Mama bezeichnet. Liebe wächst, setz dich selbst nicht so unter Druck
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