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Abendliche depressive Stimmung (Geburt Kaiserschnitt + Frühchen 34+3)

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Abendliche depressive Stimmung (Geburt Kaiserschnitt + Frühchen 34+3)

Tricks.Y

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Liebe Community, ich suche Rat. Seit einer Woche ist unsere Tochter nun bei uns. Sie war für 4 Wochen auf der Intensivstation durch ihre verfrühte Geburt (34+4). Dabei wog sie 1400g, denn neben meiner Präeklampsie wurde eine Plazentainsuffizien diagnostiziert. Alles in allem wuppt die Kleine das gut, wir haben die 2,5kg geknackt, sie wächst und gedeiht und scheint noch ein entspanntes Kind zu sein, dass sich maximal meldet wenn sie gewickelt wird oder - jetzt kommts- abends, etwa zur 19 Uhr Mahlzeit. Ich pumpe meine Milch seit ihrer Geburt ab, habe reichlich und gebe ihr die Flasche damit. Das Stillen klappt nicht so gut, denn sie trinkt nicht ausreichend an der Brust. Sie will abends aber viel ran und sucht Nähe. Ich komme dabei wirklich an mein Limit, da diese Phase dann gern bis nach der 22 Uhr Mahlzeit anhält. Seit drei Tagen nun bin ich abends, noch bevor sie sich überhaupt meldet, dermaßen niedergeschlagen und weine wirklich aus voller Seele. Ich gebe an meinen Mann ab, damit ich mich zurück ziehen kann. Ich hinterfrage in diesen Situationen einfach alles. Die Schwangerschaft und mich selbst. Ich liebe sie so sehr und kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen und doch möchte ich abends gern "Feierabend" machen und mich kurz um meine Seele kümmern. Ohne Baby. Meine Hebamme meint, ich habe das "Trauma" der Geburt nicht verarbeitet. Ich persönlich empfinde es nicht als traumatische. Wir hatten sogar Glück im Unglück dass bei einer Routine Kontrolle die Präeklampsie erkannt wurde. Aber vielleicht bin ich zu früh im Funktionsmodus gelandet? Kein Wochenbett- Trauer um die letzten Schwangerschaftswochen-aktive Milchsteigerung- pumpen und Pendeln zur Klinik- Angst um das Kind- Schmerzen... Geht es vielleicht jemandem ähnlich? Hat jemand abends auch so ein heftiges Tief obwohl doch "alles gut" zu sein scheint? Liebe Grüße von mir und Sophie


Mome

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Antwort auf Beitrag von Tricks.Y

Liebe Mama von Sophie, Ich gratuliere dir erst mal herzlich zu eurem kleinen Wunder. Ich denke, dass du unterbewusst eben doch ein Trauma erlitten hast und dazu noch im Hormonchaos nach der Geburt steckst. Wenn du abends Abstand nehmen willst, dann mach das. Ich habe die ersten 4-6 Wochen auch immer wieder mit Weinanfällen, Grübeln und Erschöpfung gekämpft. Plötzlich Mama zu sein ist eine große Verantwortung und an die muss man sich erst gewönnen. Aber ich würde auch schauen ob das in 1-2 Wochen immer noch so ist, denn dann könnte mehr als ein Babyblues dahinter stecken und du solltest mit einem Profi darüber sprechen. Ich wünsche euch alles Gute!


majalino

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Hallo Tricksy, herzlichen Glückwunsch zu deiner Tochter! Ich kann sehr gut verstehen, dass es dir gerade nicht gut geht. Meine Kleine kam bei 35+1 und wog auch unter 2kg, wir waren 2,5 Wochen in der Klinik und sind dann auch mit Abpumpen & Flasche entlassen worden. Ich war so unglaublich fertig, obwohl es auch meiner Tochter gut ging. Bin damals nicht gependelt, sondern war erst im Elternhaus und dann mit im Zimmer auf der Kinderstation. Aber es ist genau das, was du beschreibst: Man landet Knall auf Fall im Funktionsmodus, denn die letzten Wochen der Schwangerschaft (Mutterschutz!) fehlen einfach sowohl an praktischer als auch an gedanklicher / emotionaler Vorbereitung. Auch wenn die Geburt unkompliziert war (bei mir spontan nach vorzeitigem Blasensprung), die ganzen Umstände sind es nicht. Ich hatte sogar eine Hausgeburt geplant und dann das komplette Gegenteil bekommen. Mir fehlte das gemeinsame Ankommen als Familie, mein Mann war zu Hause, die Kleine auf der Neo, ich auf der Gynstation, mein Bauch plötzlich weg ... ich hatte mich damals sehr auf Kuscheln, Stillen, Ruhe zu zweit / dritt gefreut. Stattdessen waren ständig Leute da (Uniklinik), das Kind verkabelt, jeder erzählte mir was anderes, es gab einen unglaublichen widersprüchlichen Druck (unbedingt Stillen vs. unbedingt Zunehmen) ... in der Klinik hatte ich mich dann schon über eine Woche rund um die Uhr alleine gekümmert inkl. Magensonde, weil Personalmangel durch Streik ... maximal 1 Std Schlaf am Stück, da ja abgepumpt werden musste ... du kennst es! Kurzum, als wir zu Hause waren hatte ich das Gefühl, ganz kurz vor einer postnatalen Depression zu stehen oder schon drin zu sein. Ich fühlte mich überfordert und betäubt, meiner Tochter entfremdet - habe die Pumpe gehasst und wollte nur noch schlafen, konnte mich über nichts freuen. Mein Mann hat dann auch ab und zu übernommen, so dass ich 2-3 Std am Stück schlafen konnte. Bei mir wurde es schlagartig besser, als endlich das Stillen klappte. Ich habe alle Ratschläge von Klinik ("nur gerade sitzen! Stillkissen! Kind nicht angucken!") und Hebamme ("einfach Flasche / Hütchen verweigern, dann muss sie!") ignoriert, mich auf stillkinder.de informiert und meine Tochter ganz entspannt und mit viel Kuscheln die Brust selbst entdecken lassen. Um ET rum konnte sie auf die Flasche verzichten und mit Stillhütchen stillen, ein zwei Wochen später auch ohne. Jetzt ist sie elf Monate alt und immer noch begeistert an der Brust. Außerdem ist sie ins Familienbett eingezogen und schläft da immer noch super. Also auch wenn du dir rational sagst, dass ihr Glück hattet und doch alles gut gelaufen ist - emotional ist das eine ganz andere Kiste! Für mich war Stillen und die damit verbundenen Hormone / körperliche Nähe der Durchbruch. Für dich ist es vielleicht was anderes, wobei es schon toll ist, von diesem Kreislauf aus Pumpen & Desinfizieren rauszukommen ... Dass deine Tochter abends unruhig ist, ist normal. Großes Kuschelbedürfnis und Saug/Stillbedürfnis! Durch das Clusterfeeding wird die Milchproduktion angekurbelt. Das ist anstrengend, aber noch anstrengender fand ich es mit zwischendurch abpumpen müssen. Gut, dass du dich und deine Stimmung beobachtest und mit deiner Hebamme drüber sprichst. Wenn du denkst, dass es nicht besser wird, kannst du auch den Verein Schatten und Licht kontaktieren. Alles Gute für euch!


sJohanna

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Mein Sohn ist reif geboren hatte dann aber eine Streptokokken Infektion und musste auch auf Intensiv. Die Geburt war anstrengend und ein paar Stunden später muss man funktionieren, muss und will man für sein Kind da sein. Das ist so unendlich anstrengend und emotional wie körperlich fordernd. Dieses Wochenbett von dem ich träumte, gab es nicht. Mein Sohn war dann noch ein Schreikind, dadurch wurde es auch nie wirklich einfacher oder ruhiger. Deine Gefühle haben einen Grund, gib euch noch etwas Zeit. Gleichzeitig Pass auf dich auf, Nehm dir alle Hilfe die es gibt. Das viele stillen am Abend ist ganz normal, sehr ermüdend aber normal. Ich denke so seit ihr auch auf dem besten Weg, dass du bald nur noch stillen musst. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, du bist die beste Mama für dein Kind!


Anke768

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Das abendliche Clustern ist auch wirklich heftig, da braucht man keine traumatische Geburt für. Es schadet natürlich nicht wenn du dir die Möglichkeit suchst das erlebte professionell begleitet zu verarbeiten. Aber was die Akutsituation jetzt mit dem Clustern angeht war bei uns ein Schuller die Rettung, ich konnte es nach 3 Wochen auch überhaupt nicht mehr ertragen, wäre fast durchgedreht. Habt ihr es mal damit versucht? Ich wünsche dir weiterhin alles Gute


Anke768

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Nachtrag: Unsere Stillbeziehung war zu dem Zeitpunkt allerdings schon relativ gut, es kann natürlich sein dass ein Schnuller eure Situation an der Brust verschlechtert, das habe ich zuerst nicht bedacht.


mena00

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Hallo Bitte bedenke auch, dass deine Kleine ja eigentlich erst jetzt auf die Welt kommen sollte.. sie wäre bis jetzt in deinem schützenden Bauch gewesen… aber nein sie musste bereits getrennt von euch in einem Bettchen sein, in einer fremden Umgebung… Versucht ihr die Nähe zu geben! Und auch deine Situation ist nicht einfach. Wie du beschreibst, musstest du einfach funktionieren… nichts von Erholung und entspanntes Kennenlernen, das macht viel mit einem! Ich habe zwei Frühchen und musste zweimal funktionieren und hatte kein Wochenbett… Mir hat geholfen, das danach etwas nachzuholen. Mit den Babys ins Bett liegen, kuschen und etwas erholen. Auch gibt es das Bondingbad nach Brigitte Meissner, das tat mir und unseren Babys gut. Sollte die Phase aber länger anhalten würde ich dir raten dich an deinen Arzt zu wenden und Unterstützung zu holen (habe ich beim zweiten Mal auch gemacht), du musst da nicht alleine durch. Alles Gute euch!!


Kaire

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Trauma ist für mich ein sehr großes Wort, nicht alle überraschenden oder schlechten Dinge müssen gleich traumatisch sein. Du bist sicherlich überrascht worden und Hals über Kopf in eine Situation gekommen, die du dir ganz anders vorgestellt hast. Statt kuscheln im Wochenbett war dein Baby auf der intensivstation, und du hast dir bestimmt viele Sorgen gemacht. Statt Stillen Magensonde oder spritzen-/flaschenfütterung, usw. Ich denke folgendes (kann auch völlig daneben liegen): Nach der Geburt musstest du funktionieren, und auch tagsüber funktionierst du jetzt. Die akute Krise ist allerdings vorbei, und mit der graduellen Entspannung fordern die Emotionen ihren Raum. Du weisst (unterbewusst), dein Baby ist abends beim Papa gut versorgt. Ja, ihr hattet objektiv Glück, das das Problem erkannt und alles den Umständen entsprechend gut gelaufen ist. Dennoch hast du dir die geburt und wochenbett anders ausgemalt und der Verlust dieser Vorstellung erzeugt Trauer, Wut, usw. Erlaube dir, diese Gefühle zuzulassen. Heul dich aus. Vielleicht hilft es dir auch, darüber zu reden. Verständnisvolle Familie oder Freunde sind eine Möglichkeit, wenn das bei deiner Hebamme nicht klappt. Ausserdem gibt es in vielen Krankenhäusern Fesprächsangebote für Eltern von Frühchen - dahin kannst du dich auch nach der Entlassung noch wenden. Ich habe ein mittlerweile einjähriges spätfrühchen. Aufgrund tragischer Vorgeschichte und vieler schwangerschaftskomplikationen war ich auf alles vorbereitet und dankbar, dass es "nur" ein spätfrühchen geworden ist. Ich wurde also nicht überrascht und hatte weit schlimmere Szenarien erwartet - und trotzdem habe ich zwischendurch sehr gehadert, dass es nicht "normal" gelaufen ist und alles so schwierig und anstrengend war. Kurz zusammengefasst: Erlaube dir, traurig zu sein, du hast allen Grund dazu.


Tricks.Y

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So ich hoffe auf diese Art allen irgendwie antworten zu können Vielen lieben Dank für all eurer Verständnis, die Tipps und auch fürs Teilen eurer Erfahrungen. Das war tatsächlich bisher chon sehr heilsam. Man ist dann doch nicht allein. Zum Clustern habe ich mich belesen und dadurch einige neue Erkenntnisse gewonnen. Es hilft mir mehr Verständnis für Sophie aufzubringen und auch für meine Unzufriedenheit. Ich versuche diese Zeit als gemeinsame Verarbeitung zu betrachten. Ich heule dann einfach und tippe das Gefühlte nebenbei einfach ab. Interessanterweise haben wir festgestellt, dass wenn wir ihr mehr aktive Kuschelzeit geben bzw. An uns herum tragen das Clustern heute Abend nicht so extrem ausfällt. Und ja, eigentlich wäre sie noch im Bauch, vielleicht auch schon geboren aber jetzt wäre in etwa der Zeitraum. Und was ist bisher alles passiert. Ich spüre, dass die aktuellen Tage schwerer für mich zu ertragen sind, weil der ET näher rückt. Ob Trauma oder nicht, irgendwas arbeitet da und ich lasse es jetzt einfach zu. Vielen Dank nochmals an euch. Liebe Grüße von mir (Anni) und Sophie ( die gerade ganz entspannt kuscheln)


Tricks.Y

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Antwort auf Beitrag von Tricks.Y

Achja... Und meine Gedanken sind auch bei euch und euren Geschichten und Erlebnissen. Mein Mann sagte heute eher beiläufig, dass es ihn beklemmt, wenn er hört, wie viel wir als Mutter und Frauen stemmen müssen, auch weil es die Natur so vorgibt. Irgendwie war das auch heilsam. Insofern sprechen wir unser Mitgefühl aus Ihr und eure Kids seid echt stark