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6-Jähriger kann Achterbahn traumatisieren?

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6-Jähriger kann Achterbahn traumatisieren?

User-1721891580

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Huhu, eine etwas ungewöhnliche Frage. Ich war vor zwei Wochen mit meinem 6-Jährigen im Freizeitpark. Er war das erste mal dort und wir sind neben Karussells dann auch eine Achterbahn gefahren. Sagen wir mal so- sie war schneller als gedacht und er hat geschrien. Er sagte mir er hatte große Angst und ein bisschen hat es aber auch Spaß gemacht. Also eigentlich so wie Achterbahnen sich eben auswirken Nun sagt er aber immer noch, dass wenn er daran denkt sein Körper schreien möchte. Ich frage mich ob das noch normal ist? Ich habe etwas Angst das es noch Auswirkungen zeigen wird. Ich weiß das das Wort „traumatisiert“ inflationär gebraucht wird, es passt nur am besten zu meiner Beschreibung. Ich weiß nicht wie ich es anderes ausrücken soll. Wenn sich deshalb jemand geärgert fühlt tut es mir leid (ich habe selbst ein Kindheitstrauma, weiß also was ein richtiges Trauma ist ;)).


Astrid

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Antwort auf Beitrag von User-1721891580

Hallo, die Achterbahn kann ein Kind schon arg belasten. Mein Sohn war deutlich älter, als er mit Freunden in einem Freizeitpark mit sehr heftigen Achterbahnen war. Es dauerte mehrere Jahre, bevor er das ganz bewältigt hatte. Das heißt aber nicht, dass es irgendwie seinen Alltag eingeschränkt hätte. Er hat sich aber noch lange an das fiese Gefühl erinnert, hat öfters davon gesprochen und geht seitdem nicht mehr auf Achterbahnen. Das Ding ist: Die Psyche deines Sohnes weiß nicht, dass eine Achterbahn technisch eigentlich sicher ist. Sondern Psyche und Körper haben während der Fahrt stellenweise eben auch Todesangst gehabt. Das ist ganz natürlich, denn ehrlicherweise muss man sagen, dass die heutigen Achterbahnen darauf auch ausgelegt sind. Sogar viele Erwachsene gehen bewusst nicht auf Achterbahnen, weil sie es seelisch nicht gut verkraften. Nun ist es aber ja passiert. Sein Körper und auch seine Psyche werden das hässliche Gefühl natürlich nicht schnell vergessen, denn es war sehr eindrücklich. Und es kann sein, dass er künftig nicht mehr Achterbahn fahren will. Aber ich würde das Ganze jetzt auch nicht überbewerten. Die Psyche kleiner Kinder kann auch belastende Erlebnisse mit der Zeit überwinden und einordnen, solange der Rest stimmt. Kinderpsychologen vergleichen es oft mit einem Konto: Wenn im Alltag überwiegend mit Liebe, Vertrauen und schönen Erfahrungen auf das Konto eingezahlt wird, dann verkraftet das Konto es auch, wenn es mal im Minus ist und etwas abgezogen wird. Echte Kindheits-Traumata entstehen ja meist durch wiederholt schlimme Erfahrungen. Und bei der zweiten Gruppe von Traumata, den akuten, wie sie durch Unfälle etc. ausgelöst werden, zeigt das Kind andere, deutlich stärkere Symptome. Es hört z.B. vorübergehend auf zu sprechen, kann nicht mehr schlafen, zieht sich in sich selbst zurück, zeigt in der Schule Verhaltensauffälligkeiten, hat Alpträume und ständige Flashbacks etc. Das trifft ja alles nicht zu, deshalb würde ich jetzt mal aufatmen. Toll war‘s nicht, aber nachhaltig schlimm war‘s jetzt auch nicht. LG


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von Astrid

Den Vergleich mit dem Konto finde ich sehr schön, danke Ich werde auch nicht nochmal auf „Familienachterbahn“ und Einlass ab 4 Jahren reinfallen Und dann waren da noch so viele Kinder in der Schlange. Es ist halt nicht für jeden.


emilie.d.

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Ich fühl mich nicht geärgert und hatte auch schon eine PTBS Es war für ihn wohl doch zu gruselig und er verarbeitet das Ganze jetzt. Das ist aber nichts Schlimmes und hinterlässt auch normal keine Narben. Lass ihm den Raum, das zu äußern, ich würde es auch nicht wegwischen mit "Ach, das war doch nix." Sondern von Dingen erzählen (kindgerecht), die meinen Körper zum Schreien gebracht haben. Erklären, wie das Gleichgewichtsorgan im Ohr funktioniert, dass die Flüssigkeit auf die Sinneszellen durch die schnellen Richtungswechsel hin und herschwappt und sein Gehirn völlig bekloppte Signale bekommt und dann damit reagiert, Stresshormone auszuschütten. Dass das die gleichen Hormone sind, die schon vor 1000senden von Jahren ausgeschüttet wurden, wenn ein Mammut oder ein Säbelzahntiger uns verfolgt und dass die dafür sorgen, dass wir schneller wegrennen können. Aber eben auch Angst haben und uns schlecht fühlen, damit wir aus der Situation wegrennen. Dass viele Menschen dieses Gefühl lieben, den "Adrenalinrausch", dass Menschen aber sehr ubterschiedlich sind. Manche haben ein sehr gutes Gleichgewichtsorgan (was toll ist), das aber eben viel mehr Alarm macht als bei anderen Menschen und wo dann wie bei ihm die schlechten Gefühle mehr überwiegen. Kinder, die sich selbst nicht so gut spüren können, lieben Achterbahn meist, weil sie in dieser Extremsituation ihren Körper besser spüren können. Ich würde ihm das Gabze sehr positiv verkaufen. Nicht, dass er ein Angsthase ist, sondern dass er sich gut spürt und sein Gleichgewichtsorgan Lageveränderung eben gut wahrnimmt.


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von emilie.d.

Danke Ich hatte sie Situation auch total falsch eingeschätzt. Wir haben vorher gesehen wie sie fährt (ohne Loopings und Schrauben und was es noch so alles gibt) und Einlass war ab 4 Jahren. Und dann stand da noch „Familienachterbahn“. Darauf falle ich nicht nochmal rein. Er ist doch recht sensibel, das habe ich unterschätzt


Trini

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Wir haben unseren Großen auch ziemlich unangekündigt mit in die Achterbahn genommen. Das hat er uns lange nachgetragen. Inzwischen kann ihm (27) aber keine Achterbahn wild genug sein . Da beleibt Muddi schon lange draußen . Trini


Melli2011

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Ich würde da nicht so viel hinein interpretieren. Und ich glaube auch nicht das ihn das über längere Zeit traumatisiert. So lange du ihm Raum gibst darüber so oft er möchte zu reden wird er es nach einiger Zeit das Ereignis bestimmt besser verkraftet haben.


mamileinchen85

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Hallo! Mein Großer ist auch kein Freund von jeglichen Fahrgeschäften. Vor ein paar Jahren war er bei einem Ausflug in den Bayernpark dabei. Er hatte Spaß und ist sogar mit einer kleinen Achterbahn mitgefahren. Aber er hat danach zu Hause erzählt, dass er da Angst hatte und ihm das nicht gefallen hat. Er ist dann auch mit nichts anderem mehr gefahren. Gefallen haben ihm eigentlich nur die Dinge, wo sich nichts bewegt hat. Im Jahr darauf hat er gesagt er fährt da nicht mehr mit, weil er mit keinen Fahrgeschäften fahren mag. Das finde ich ok. Er hat es ausprobiert und gesehen, dass es nichts für ihn ist. Kann sein, dass es ein bisschen nachhallt, aber das vergeht. Mein Partner und ich fahren beide nicht mit solchen Dingen, daher kann ich gut verstehen, dass unser Sohn da Angst hat und es nicht will.


kattta

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Ich bin selbst ein Mensch, iin dem sich jede Körperzelle wehrt gegen diese Durchgeschüttelt/Rumgeworfenwerden. Ich kann solche Fahrgeschäfte überhaupt nicht fahren, mir gehts da hundeelend. Ich weiß heute noch, wie meine Mutter mich als Kind in sowas mitgenommen hat und völlig erschrocken war, in welche Panik ich verfallen bin. Was ich sagen will- du hast dein Kind nicht traumatisiert. Aber es gibt Menschen, die haben daran null Spaß und können das gar nicht gebrauchen. Wird er schon gut überstehen- aber ist vielleicht einfach nichts für ihn


miss_spicy

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Ich wusste gar nicht, dass eine Achterbahn traumatisiert werden kann. Ich würde mal sagen, ein Trauma kann man nie ausschließen aber die Schwere wird da den Unterschied machen, jeder Mensch erlebt in seinem Leben mehrmals erwas was man als "Micro-Trauma" bezeichnet. Deswegen muss es noch lange nicht zu Verhaltensauffälligkeiten kommen.


JoMiNa

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Ich würde einfach sagen, das Erlebnis steckt ihm im wahrsten Sinne noch in den Knochen. Du musst dir keine Vorwürfe machen, du konntest es ja nicht wissen, dass er da sensibler ist, für die anderen Kinder war es anscheinend in Ordnung. Schläft er denn jetzt schlecht oder so was? Wirkt er verängstigt, wenn er davon erzählt? Wenn beides nicht zutrifft, würde ich sagen, dass es ihn einfach stark beeindruckt hat und daher die Erinnerung noch sehr präsent ist. Aber selbst richtige Paniksituationen stecken die Kinder normal gut weg. (Mein Sohn hatte eine mit 5 Jahren, danach hatte er auch 2 Nächte Albträume. Mittlerweile ist das Thema aber komplett verblasst.) Die Erklärung oben, dass der Körper nun mal so reagiert, finde ich ganz gut und würde es in kindgerechter Form anwenden, wenn du das Gefühl hast, dass es ihn nicht loslässt.


Ninchen321

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Ich denke, dass er das einfach verarbeiten muss. Am besten ihr sprecht einfach drüber und du zeigst Verständnis. Sag doch etwas wie „Ja, ich fand die Achterbahn auch überwältigend! Ich denke da auch ab und zu dran!“ Vielleicht kannst du ihm auch vermitteln, dass Achterbahnen dafür gemacht sind, dass es im Bauch kribbelt und dass es ganz normal ist, dass man dann schreien möchte. Gib ihm die Erlaubnis dieses Gefühl zuzulassen. Es okay ist, wenn er deswegen nochmal schreien muss. Oft wird es Kindern verboten zu schreien oder Angst zu haben. Vielleicht hilft ihm schon deine Erlaubnis, dass er dieses Gefühl zulassen darf, um damit umzugehen. Schreit doch einfach mal zusammen in ein Kissen oder einfach frei raus:)


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von Ninchen321

danke das haben wir tatsächlich schon gemacht. Wir haben auch ein Bild der Achterbahn gemalt und die Gefühle dazu


User-1721891580

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Antwort auf Beitrag von User-1721891580

Danke euch, das erleichtert mich wirklich sehr! Ich bin früher auch die wildesten Achterbahnen gefahren- das würde ich mich gar nicht mehr trauen. Wir haben sehr viel darüber geredet und auch im Freizeitpark schon direkt festgestellt, dass wir es ausprobiert haben und es einfach nichts für ihn ist. Er zieht sich ja wirklich nicht zurück und wird still. Es kommt nur zwischendurch immer mal hoch. Er möchte auch trotzdem wieder dahin, nur eben nicht die Achterbahnen fahren