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Quelle: www. neue-oz.de "Zahl der Kindstötungen seit 15 Jahren nicht gestiegen" Von Jens Peter Dohmes Osnabrück. Das Interview, das der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Thomas Rauschenbach, unserer Zeitung gegeben hat, hat folgenden Wortlaut: Herr Professor Rauschenbach, Fälle der Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern scheinen sich zu häufen. Oder finden diese heute nur größere öffentliche Aufmerksamkeit? Das ist schwer zu beantworten. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie groß das Dunkelfeld ist - ob es früher viele Fälle gab, die nur nicht öffentlich wahrgenommen wurden. Aber: Auf der Basis der polizeilichen Kriminalstatistik hat die Zahl der Misshandlungen von Schutzbefohlenen leicht zugenommen, während die leichten, vorsätzlichen Körperverletzungen nicht gestiegen sind. Und, das ist meines Erachtens das Wichtigste: Die Zahl der Kindstötungen hat sich in den letzten 15 Jahren nicht erhöht. Wie viele Kinder sind von Verwahrlosung und Misshandlungen betroffen? Auch das ist sehr schwierig zu sagen. Wenn Sie die polizeilich registrierten Misshandlungen von unter Sechsjährigen betrachten, sind drei von 10000 Kindern betroffen, also lediglich 0,03 Prozent. Bei 135 von 10000 Kindern unter sechs Jahren gehen die Eltern zur Erziehungsberatung, das sind 1,35 Prozent. Die extremen Fälle, über die jetzt berichtet wird, liegen im Promillebereich. Das sind absolute Einzelfälle. Die Zahl der getöteten Kinder unter sechs Jahren liegt seit Jahren stabil bei rund 200. Ich will keinen einzigen Fall kleinreden, aber in einer Gesellschaft, die so kompliziert ist wie unsere, müssen wir mit solch dramatischen Fällen rechnen - auch in Zukunft. Dennoch müssen wir natürlich alles tun, um sie zu verhindern. Es wird der Vorwurf erhoben, bei den Jugendämtern werde gekürzt, aber eigentlich müsste man das Personal aufstocken. Sehen Sie das auch so? Den ersten Aspekt sehe ich nicht so, den zweiten schon. Es gibt keine statistischen Hinweise darauf, dass wir einen massiven Abbau in der Kinder- und Jugendhilfe zu verzeichnen haben. Die Ausgaben stagnieren derzeit. Allerdings brauchen wir mehr und vor allen Dingen besser geschultes Personal; es muss in die Aus- und Weiterbildung investiert werden, damit die Fachkräfte den oftmals schwierigen Anforderungen, denen sie in der Praxis begegnen, auch gewachsen sind. Allerdings nimmt die Zahl zielgerichteter Maßnahmen des Kinderschutzes deutlich zu. Der oft vermittelte Eindruck, dass in der Jugendhilfe nichts getan werde, ist falsch. Nicht zuletzt die größere Sensibilität durch die Fälle der vergangenen Zeit hat dazu geführt, dass die Jugendämter inzwischen lieber einmal zu viel etwas machen als zu wenig. Man kann den Behörden pauschal keinen Vorwurf machen. Wie passt dazu, dass Bundesjustizministerin Brigitte Zypries die Jugendämter jetzt aufgefordert hat, schneller die Familiengerichte einzuschalten, wenn sie Verdacht schöpfen? Das ist eine Fachdebatte zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und der Justiz. Mir sind viele Vorschläge die jetzt kommen viel zu ordnungspolitisch gedacht, viel zu sehr in Richtung Kontrolle und Zwang. Ich helfe nicht einer Familie, die in sozial oder psychisch dramatischer Not ist, indem ich sie zu irgendetwas zwinge. Wir werden auch nicht durch eine einzige Vorsorgeuntersuchung irgendjemanden daran hindern können, dass er drei Wochen später durchdreht und seinem Kind etwas antut. Wir müssen umgekehrt fragen: Sind die Familien in der heutigen Zeit genügend vorbereitet? Eltern haben laut Verfassung das Recht und die Pflicht, für ihre Kinder zu sorgen. Aber sind sie ohne weiteres dazu fähig? Da müssen wir ansetzen! Vom Kontrollieren wird das Erziehungsverhalten nicht besser. So können Sie vielleicht die schwarzen Schafe entdecken, aber deren Zahl ist gering. Ich kann doch nicht 100000 Familien prüfen, um vielleicht zehn problematische Fälle zu finden! Eine Pflicht zu Vorsorgeuntersuchungen, wie sie jetzt vielfach gefordert wird, halten Sie für wirkungslos? Es gibt - auch international - keine Anzeichen für eine positive Wirkung. Nirgends, wo eine solche Pflicht eingeführt wurde - etwa in Australien -, hat dies zum Rückgang der Kindstötungen geführt. Verbindliche Vorsorgeuntersuchungen - dieses Anliegen finde ich in Ordnung. Es macht Sinn, wenn das Jugendamt sagt: Wir gehen in die Familie, denn die haben sich zur Vorsorgeuntersuchung nicht gemeldet. Aber das müssen sie tun, um Hilfe zu leisten und nicht um zu kontrollieren! Allein durch Kontrolle kommen wir nicht weiter. Das wäre so, wie zu sagen: Wir schaffen Unfälle ab, indem wir an jeder Ecke einen Polizisten hinstellen! Wir können die Familien nicht mit Fußfesseln überprüfen. Alle Welt will derzeit etwas machen, das ist verständlich. Aber wir dürfen nicht in einen Aktionismus verfallen, der nicht mehr fragt, ob das jetzt gefühlte Hilfe oder reale Hilfe ist. Was halten Sie davon, Kinderrechte als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern? Das kann ich juristisch nicht genügend beurteilen. Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass zwischen Elternrecht und Kindeswohl ein Spannungsverhältnis besteht. Wir haben in Deutschland stets unterstellt, dass Eltern für ihre Kinder immer das Beste wollen. Und im Moment erfahren wir schmerzlich, dass das eben nicht in allen Fällen gilt. Deshalb ist es wichtig, dass wir über verbesserte Kinderrechte nachdenken. Der Satz "Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung" muss daher an Bedeutung gewinnen. Deswegen brauchen wir die gesellschaftliche Diskussion darüber, wie wir uns als Bürgergesellschaft um das Aufwachsen unserer Kinder so kümmern können, dass Missbrauch, Verwahrlosung und Tötung von Kindern nach Möglichkeit nicht mehr passieren. Dann ist das keine Privatangelegenheit mehr. Die Eltern haben das Erstrecht zur Erziehung, aber sie müssen sich gegenüber der staatlichen Gemeinschaft dafür verantworten, wie sie ihre Kinder behandeln.
wurde schon wieder eine 4jährige mit schweren kopfverletzungen ins kh eingeliefert, sie wurde schon länger mitsamt der mutter mißhandelt. halte das für schönfärberei.
hallo vallie ich denke nicht unbedingt aber in der jetzigen zeit hat man doch viel mehr möglichkeiten sie der breiten öffentlichkeit bekannt zu machen - wer hätte vor naja nehmen wir mal an ca. 50 jahren von den fünf kindern in darry erfahren ??? mfg mma
ob die quote gestiegen, gesunken oder gleichgeblieben ist. MIR kommt es schon so vor, als wären es mehrere, vor allem die art und weise, WIE kinder umkommen, hat sich gewandelt. was mir echt zu denken gab, war der einwurf hier im forum, daß es zb in türkischen (groß)familien NIE vorkommt, daß kinder unnatürlich zu tode kommen. DAS war vor 50 jahren auch so...eben die groß oder größerfamilie. deswegen kann ich es nicht glauben.
an vallie klar - großfamilie - warscheinlich weil da mehr leute kontakt zu diesem kind haben und dadurch mehr kontrolle gegeben ist - es kommt doch dann häufiger vor - wenn die eltern/mutter sich mehr oder weniger abschottet mfg mma ich bin der meinung das es früher einfach totgeschwiegen worden ist - jugendamt u. co. gibt es doch auch noch nicht so lang
ich glaube, daß sexueller mißbrauch töter geschwiegen wurde und das mit sicherheit auch gelang. ein totes kind ist/war was anderes, denn obduziert wurde sicher... nein, ich glaube, die tötungen sind dennoch gestiegen, auch weil die gesellschaft brutaler geworden ist, auch die jugend. kann ich alles nicht belegen, ist nur ein gefühl. der 17jährige, der das junge mädchen in augsburg getötet hat...*würg*
hallo die haben doch früher auch nicht die möglichkeiten gehabt wie heutzutage- mikroskope/faserspuren/gentest u. co. da ist ein kind halt einfach nur die treppe runtergefallen oder war halt einfach tolpatschig usw. ich will es nicht abwerten - verstehe mich bitte nicht falsch aber ich denke durch die medien wird einfach mehr bekannt gemacht als das früher der fall war und somit kommt es einem selbst mehr vor mfg mma
ich verstehe dich schon aber ich denke auch früher waren die mittel, einen natürlichen tod von einem unnatürlichen tod zu unterscheiden schon auch da... gut, der plötzliche kindstod war vielleicht mit einer erstickung zu verwechseln, aber sonst??? natürlich hast du recht mit der technik heute ist viel mehr möglich und die medien sind wie die aasgeier, aber wenn ich ein bild vor augen habe, von der kriegsgeneration, die mit ihren kindern geflüchtet sind, ich GLAUBE, da gab es das einfach nicht. die haben ihr kinder gerettet und nicht auch noch gequält.
Es gab sogar Zeiten, da war Kindstötung erwünscht und gesellschaftlich halb-anerkannt - auch hier in Deutschland. Also man wußte davon und hat es gemeinschaftlich "unter den Teppich gekehrt" - weil es halt ganz oft Notlagen der Frau waren, die dazu führten, und die meisten Frauen diese Notlagen aus eigener Erfahrung nachvollziehen konnten. Ich empfehle dazu das Buch "Mythos Mutterschaft" von Shari Thurer. Spannend, erschreckend und augenöffnend. Gruß, Elisabeth.
meinst du tötungen gleich nach der geburt???
Sowohl gleich nach der Geburt, als auch später. Gruß, Elisabeth.
Man geht heute z.B. davon aus, daß das Märchen "Hänsel und Gretel" aus der "Tradition" entstand, Kinder in Notzeiten im Wald auszusetzen. Also den Hintergrund - es war kein Essen für alle da, deswegen wurde ein Teil der Kinder ausgesetzt - entspringt einem durchaus realem Hintergrund. Gruß, Elisabeth.
also daß junge und sehr junge mütter ihre kinder nach der geburt getötet haben, das glaube ich sofort, aber sowas, daß früher kinder tage, wochen, monatelang zu tode gequält wurden, das kann ich mir nicht vorstellen. da ist z.t. grausamer vorsatz dahinter, sadismus.
soll ich ehrlich sein: wenn man nichts mehr zum essen hat, daß man sich dann "entledigt", kann ich noch irgendwo nachvollziehen. aber aus purer lust am quälen, oder selber in der kneipe sitzen und kinder verhungern, verdursten lassen. nein. ok, in der summe bleibt es sich dann gleich, aber die beweggründe.
vallie, eigentlich wollen wir uns ja aus dem Weg gehen ;-), aber ich finde das Thema interessant, deshalb antworte ich jetzt mal. Ich hoffe, es ist genehm. Du hast sicher recht, dass die Beweggründe sich verändern, weil sich einfach die Umstände ändern. Wir leben heute in einer Wohlstandsgesellschaft - Essen ist genug da. Aber das soziale Netz - die psychische Unterstützung hat massiv abgenommen. Wir haben kein wirkliches Miteinander mehr, sondern mehr Gegeneinander/ Konkurrenz...die psychischen Krankheiten haben sich enorm erhöht (weiß die Quelle nicht mehr, hab ich mal gelesen und finde ich den Umständen angepasst). Das ist keine Entschuldigung dafür, dass die für den gesunden Menschenverstand krankhaften Taten, fortgesetzt werden - es ist lediglich eine Erklärung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass gesunde Menschen Ihre Kinder auf grausame Art und Weise töten. Ich denke vielmehr, sie sind mehrheitlich (wie früher auch) einfach nicht in der Lage anders zu handeln. Durch die Medien werden wir aber viel mehr für dieses Thema Kindestötung sensibilisiert und entsprechend kommt das Thema Kontrolle auf. Aber auch bleibt die Frage, ob staatliche Kontrolle (sprich hinterher) DIE Lösung ist, die sinnvoll wirkt. Es ist einfach ein gesellschaftliches Problem. Viele vertreten die Meinung, das geht mich nichts an - das ist deren Sache, ich wöllte auch nicht dass fremde Menschen sich bei mir einmischen. (das ist zumindest die Stimme, die ich mehrheitlich aus dem Forum kenne). Ist durchaus verständlich! Das eigentliche Übel ist doch eigentlich, dass das soziale Netz fehlt - in Form einer Großfamilie. Aber die Zeiten sind nicht einfach zurückzudrehen. Hätten wir wieder Großfamilien, dann wären wir wahrscheinlich wieder bei der Versorgungsnot. Es wird sicher NIE einen Idealzustand geben, bei dem KEINE Kinder misshandelt oder getötet werden. Ich würde aber nicht behaupten wollen, dass die Menschen das in voller Absicht machen und sich in keiner Notsituation befinden - auch psychische Krankheiten zählen für mich zu Not in diesem Zusammenhang. LG
ich denke da sehr viel drüber nach in letzter zeit... weißt du, bei der tragödie von darry denke ich, daß es wirklich nicht vorhersehbar war, mag es noch ein paar vergleichbare fälle geben, wo psychosen o.ä. der anlass waren. auch die not einer jungen mutter, die in panik ihr kind tötet, das kann ich ansatzweise verstehen. auch ein mann, der seine kinder tötet, weil er wg trennung angst hat, die kinder gar nicht mehr zu sehen, kann ich auch verstehen. aber es gibt so viele fälle, da ist es aggressionsabbau am schwächsten und das ist meiner meinung nach ein zeichen der zeit. und das IST absicht. letzte woche bei anne will war ein kia, der sagte, daß viele eltern einsehen, daß sie nicht richtig handeln, viele aber auch sagen, es ist IHR kind, sie können mit ihm machen was sie wollen. un da schließt sich der kreis. schau hier im forum wurde es schon gelebt. da wurde wegen pk die polizei geholt, in meinen augen völlig zurecht. gestern schrieb eine userin, sie würde sich aus verzweiflung über ihre familiäre situation mit eltern und schwiegereltern am liebsten mitsamt ihrem kind umbringen. nachts war dann die polizei da, ja ist eingeschaltet. und heute die große empörung bei den meisten damen, huch, doppelmoral. bei der doofen pk ja, aber alle andern da muß man dann erst mal stundenlang telefonieren und hinterfragen. so sans die prinzessinnen der neuzeit.
Ich verstehe deine Ansicht. Nur Aggressionabbau am Schwächsten betreiben in meinen Augen auch nur psychisch instabile Persönlichkeiten. Ich finde es richtig, wenn man nicht wegschaut (nicht dass das vorns falsch rüber kam), aber es gibt zig Leute, die das widerum verwerflich finden und lieber wegschauen. So nach dem berühmten Motto: geh mit anderen nur so um wie du wünschst, dass man mit dir um geht. Da Kritik in aller Regel erstmal unangenehm ist, lässt man es eben dann. Ich verstehe auch das. Und was du auch aus dem Forum kennen dürftest: hast du keine Kinder hast du dich erst recht nicht einzumischen. Genauso denken Ältere: komm du erstmal in mein/sein/ihr Alter, erreich erst mal was ich/er/sie erreicht habe/t... Es ist ein wirklich schwieriges Thema und es sind wirklich tragische Fälle, um die es dabei geht. Nur...diese Fälle wird es - in meinen Augen - immer geben. Die Menschheit versucht schon immer aus Misständen zu lernen - es besser zu machen: Früher gab es Hungersnot und die Wohlstandsgesellschaft entstand. Aber wie wir heute wissen, hat auch die Wohlstandsgesellschaft ihre Nachteile. Ich glaube, es wird immer Probleme geben, die zur Tragik führen. Auch wenn wir jetzt zur Kontrollgesellschaft mutieren, werden sich wieder neue Probleme ergeben, die ebenfalls wieder zu Tragödien führen. LG
Hallo, meine Gedanken sind in den letzten Wochen auch sehr oft bei diesem Thema, was mit Sicherheit auch an meinem beruflichen Hintergrund liegt, der dazu führt, daß man durch jedes vernachlässigte oder mißhandelte Kind erneut anfängt sich in der Gedankenspirale zu drehen. Denn das Ende vom Lied ist leider viel zu oft die Tatsache, daß diese Kinder aus Gründen unzureichender Beweislast in die Familien zurückkehren (und da rede ich von Kindern mit ausgeprägten körperlichen Folgeschäden, die nachweislich ausschließlich äußere Gewalt zugrunde liegen haben)! Die Einsicht der Eltern fehlerhaft gehandelt zu haben würde ich erfahrungsgemäß nicht verallgemeinern, bei leichteren (aber dennoch schlimmen!) Fällen trifft dies sicher schon in mehr als 50% der Fälle zu, und manche Eltern sehen ihr Kind tatsächlich als "Besitztum", mit dem sie tun und lassen können, was sie wollen. Bei den Fällen von extremer körperlicher Gewalt mit nachfolgenden gesundheitlichen Defiziten für das Kind habe ich bewußte Fehlereinsicht noch nie erlebt. Unterbewußt mag das sein, aber bei den Fällen, die ich in den sagen wir letzten 2 Jahren erinnern kann, wurden von den Eltern stets Dritte (nachweislich aber nicht involvierte, u.a. KLinik nach Entlassung des Kindes) beschuldigt. Ursächlich soweit überhaupt nachvollziehbar waren meist nicht nachvollziehbare Handlungen im Affekt. Den meisten Fällen gemein ist das hier schon erwähnte fehlende soziale Netzwerk oder die Einbettung des betroffenen Familie in ein Umfeld, das Hilfsstrukturen oder Möglichkeiten der Unterstützung bietet bzw. das (frühzeitige) Erkennen der defizitären familiären Gesamtsituation erlaubt, daran ändert auch die oftmals schon vorhandene "Aufsicht" durchs Jugendamt nichts. Um so schlimmer, Kinder in dieses Umfeld zurückzugeben, da nützen auch keine oberflächlichen Hilfsangebote. Woran ich nicht glaube, sind gleichbleibend hohe oder leicht steigende Zahlen mißhandelter oder vernachlässigter Kinder. Ohne eine Statistik zu führen, würde ich meinen in den letzten 2 Jahren erheblich mehr mit dieser Problematik konfrontiert gewesen zu sein. In obenstehendem Interview werden vergleichende Zahlen hierzu gar nicht erst erwähnt. Ich halte das für ausgemachte Augenwischerei. Ebenso wie der Satz, den Behörden pauschal keinen Vorwurf machen zu können. Pauschal vielleicht nicht, aber es gibt merklich erhebliche Defizite! Verantwortungs- und pflichtbewußte Mitarbeiter von Jugendamt und Co., die ihre Arbeit vielleicht auch nicht nur um der Arbeit willen erledigen, erlebe ich bei meiner täglichen Arbeit trotz ständiger Konfrontation damit nur sehr selten. Allzu oft regiert Resignation und Desinteresse am Menschen oder Kind (eigentlich für mich Grundvoraussetzung für diesen Job), das auch keine noch so häufigen Schulungen ins Gegenteil wandeln. Über Zivilcourage und Mut zu hinterfragen und sich einzumischen wird sehr viel geredet - die Realität hat aber eben besagte (mindestens) zwei Seiten. Und letztendlich ists, wie Vallie schon erwähnt hat, dann eben doch für die Mehrheit (auch der Außenstehenden) übertrieben und unerwünscht, sich eingerbracht zu haben... (das Gefühl übermitteln einem in Gänze auch sehr schön die Jugendämter, aber das nur nebenbei) Grüße Einsteinpapa
Ich erlebe die Mitarbeiter des Jugendamtes in einer Doppelklemme. Einerseits passieren so Sachen wie Darry oder das mit Kevin, und der Mob schreit auf: "Warum hat man die Kinder da nichtt rausgenommen???" Im Hauptforum kam der umgekehrte Aufschrei: "Das Jugendamt nimmt ständig ohne Beweise Kinder aus völlig intakten Familien raus!" Ja, wat denn nu? Ich persönlich als MA des JA würde dann schon auch irgendwann an meinem Schreibtisch sitzen und mich fragen, ob ich überhaupt was richtig machen kann. Ich gehe mal davon aus, daß 90% der Leute im JA den Beruf nicht gewählt haben, um Leute zu ärgern oder mit asozialen Familien Machtkämpfe zu bestreiten (Achtung: Ironie). So richtig reich wird man in dem Job auch nicht. Die meisten werden den Job also bewußt ausgewählt haben, um Kindern zu helfen, um etwas zu bewegen in ihrem Umfeld, innerhalb ihrer Möglichkeiten. Wenn man mit der Absicht hingeht und dann eben mit dem o.g. Dilemma an seinem Schreibtisch sitzt - das macht mürbe. Soweit ich das JA aus eigner Erfahrung und Anschauung erlebt habe, sage ich an der Stelle: "Unter diesen Umständen macht Ihr einen guten Job!" Und dann das Thema "Kindstötung Now an Then": Wenn man heute in sehr arme Regionen schaut, dann findet man solche Phänomene immer noch. Da ist die thailändische Großfamilie, die eine Tochter in die Prostitution verkauft, um überleben zu können. Da ist die indische Mutter, die ihre Tochter ertränkt, weil sie schon zwei Töchter hat. Mutterliebe?!?!?! Ich spreche all diesen Menschen nicht ab, daß sie ihre Kinder lieben. Aber diese mystifizierte Mutterliebe-Gedöns ist eine Erfindung der Neuzeit. "Natürlicherweise" denken Eltern ökonomisch. Das war schon immer so. Das schwächliche Kind wurde nicht gefüttert, wenn es nicht für alle reichte. Die Tochter mit der ungünstigen Kosten-/Nutzen-Rechnung wird nicht zum Arzt gebracht, wenn sie krank ist. Und: Nein, das sind keine Beispiele aus Bangladesh, das war vor wenigen Jahrzehnten auch in Mitteleuropa noch so. Heute fehlt es vielleicht nicht an Essen. Aber es fehlt an Liebe. Es zeigt sich, daß Menschen nicht nur an Essensmangel verhungern können. Man kann auch an Liebesmangel verhungern. Essen ist wichtig, aber Liebe auch. Vielleicht sogar noch wichtiger. Alle diese Menschen standen ja unter einem Druck. In den seltensten Fällen ist es wirklich eine Art grausame Grundgesinnung. Kevins Vater war drogensüchtig. Ihm fehlte etwas, was für ihn wichtiger war als Essen - und hat Kevin dem "geopfert". Ist das wirklich sooo weit weg von dem Opfern von Kindern für Essen? Immer wieder vernachlässigen Mütter ihre Kinder wegen einem Mann, der vorgibt, ihnen Liebe und Zuneigung zu geben. Die Mutter ist beim Freund und die Kinder sind tagelang alleine in der Wohnung. Die Kinder werden Opfer des Hungers nach Liebe. Das ist alles nicht grausam, das ist armseelig. Und dann noch, am Ende des Traktats, ein paar Bemerkungen zum Thema "mein Kind gehört mir": Das halte ich für eine sehr deutsche Einstellung, die m.E. ihren Ursprung u.a. in den Exzessen des Nationalsozialismus und des Real existierenden Sozialismus der DDR hat. In beiden Systeme waren Kinder Eigentum des Staates. Das Pendel schwang sehr lange in die andere Richtung, weil jeder starke Pendelschwung in die eine Richtung einen automtischen Schwung in die andere Richtung nach sich zieht. Ich kenne von Afrika halt die andere Seite - den Spruch "it takes a village to raise a child". Das Kind ist nicht Eigentum der Eltern, sondern Eigentum des Dorfes und/oder des Stammes. In vielen afrikanischen Stämmen suchen z.B. nicht die Eltern, sondern der oder die Stammesältesten den Namen für das Kind aus. Und wir hier in Deutschland strengen Prozesse an, wenn das Kind nicht Pumuckl heißen darf, weil die Eltern sich das so wünschen, schließlich dürfen die Eltern ja alles mit ihren Kindern machen, incl. sie Pumuckl nennen. Politiker wie Stoiber beschwören in Stammtischreden die "Lufthoheit über den Kinderbetten", die alleine den Eltern zusteht. Alles ist sehr, sehr deutsch und im Grunde nur verständlich, wenn man weiß, daß Hitler und Ulbricht den Eltern die Kinder entrissen haben. Auch dazu gibt es übrigens ein Buch, das ich vor einiger Zeit mal las. Wirklich empfehlen kann ich es nicht, es ist sehr trocken, aber es thematisiert genau diese Entwicklung. Ich glaube, es hieß irgendwas mit "Entwicklung der Frauenrechte im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland" und ist interessanterweise von einem Amerikaner. Ja, ein weites Feld. Ich fürchte, daß es Kindstötungen aus den verschiedensten Gründen immer gab und immer geben wird. Was uns nicht daran hindern sollte, sie weiterhin zu verhindern zu suchen. Gruß, Elisabeth.
Hallo zusammen! Ich finde Deine Ausführungen, emfut, sehr nachdenkenswert und auf eine unangenehme Weise beruhigend. Weil sie zeigen, daß dieses absurde Phänomen der Kindstötung, der Vernichtung und Unmöglichmachung des eigenen genetischen Fortbestandes (geht’s noch „unnatürlicher“?! Ich hoffe, ich werde in diesem Zusammenhang richtig verstanden.) überall auf der Welt vorkommt. Und kein deutsches, und schon gleich kein "typisch ostdeutsches!" Phänomen ist. Wenngleich ich bei Deinen Beispielen die sadistische Komponente (das sehenden Auges bewußte Quälen eines wehrlosen Kindes über längere Zeit hinweg, durch Schläge oder den Entzug von Essen und Trinken … wie kann man das Antlitz und die Schreie eines über Wochen verhungernden und verdurstenden Kindes bloß aushalten, frage ich mich immer wieder …), auf die vallie hingewiesen hat, so nicht sehe. Wenn es um das Nachdenken über die Ursachen der Kindstötungen, wie sie hier in Deutschland stattfinden, geht, so gab mir ein zuletzt in der „Zeit“ gelesenes Dossier zum Thema (In dem übrigens ebenfalls von einer unveränderten Zahl von Kindstötungen die Rede ist: „Die gesichtslose Statistik bilanziert gleichbleibend etwa hundert Opfer pro Jahr, die meisten werden keine vier Jahre alt.“) manchen Denkanstoß … Und ich nehme folgende Stelle für mich als Schlüsselstelle des Artikels: (Es geht hier um den Fall des zweijährigen Kevin, der von seinem drogenabhängigen Ziehvater zu Tode mißhandelt wurde.) „[…] Im Prozess gegen Kevins Vater zeigt sich noch etwas anders, das typisch ist für Haushalte, in denen plötzlich ein Kind tot ist: die totale Vereinsamung der Familie. Bei der Rekonstruktion von Kevins kurzem Leben tun sich – vor allem nach dem frühen Tod der Mutter – wochenlange Lücken auf, in denen niemand das Kind oder den Ziehvater gesehen oder vermisst hat. Das Leben eines normalen Bürgers zu recherchieren ist für die Polizei relativ simpel – es verläuft unter den Augen von tausend Zeugen: Die Familie sieht ihn beim Frühstück, Arbeitskollegen sehen ihn in der Kantine, der Nachbar sieht ihn beim Sport, der Freund beim Bier. Kevins Eltern dagegen sind in der Anonymität abhandengekommen. Sie meiden die anderen, sind mit sich und dem Kampf gegen ihre Sucht beschäftigt. Niemand fragt nach. Mit den Familien hat man gebrochen, mit den Nachbarn hat man Krach, Freunde gibt es nicht, eine Arbeitsstelle ist undenkbar. Die einzigen sozialen Kontakte bestehen zu Menschen, die von Berufs wegen mit Kevins Eltern zu tun haben, deshalb können vor Gericht nur Amtspersonen und Ärzte tatsächlich Angaben zu Kevin und seinem Vater machen. In der Klientel, mit der Jugendämter täglich zu tun haben, sind solche Familien nicht selten: Menschen, die im totalen Rückzug leben und sich im Abseits wie Ertrinkende aneinanderklammern. In eine derartige Isolation vorzudringen ist mühevoll für die Sozialarbeiter. Oft haben die Eltern aus ihrer eigenen Kindheit massive soziale Verkrüppelungen davongetragen: Die Wege, tragbare Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, sind ihnen verschlossen. […]“ Das scheint in meinem Verständnis die größte Wunde der Kindsmordthematik: Einsamkeit, die sich aus persönlichen (Vor-)Bedingungen ergibt und sich mit einer strukturellen Einsamkeit, wie sie so typisch für unsere Zeit, in der wir das Individuum und seine Entfaltungsmöglichkeiten (und "Entfaltungsnötigkeiten") feiern, in möglichst kritischem Abstand zu allem, was nach Kollektivismus riecht (aus guten Gründen, die – da kann ich Dir gut folgen, emfut! – mal ein paar Jahrzehnte und mal ein paar Jährchen zurückliegen), paart. Und ich fürchte, hier kommt man mit jedweder Form von institutionalisierter Kontrolle nicht „rein“, mit einem „Kümmern von Amts wegen“, nach Termin, mit Voranmeldung … zwischen 9 und 17 Uhr. Mehr hab’ ich in der Diskussion leider nicht zu bieten. Ich glaube im Moment nur zu wissen, wie’s nicht geht und hab’ noch keine Ahnung, wie’s gehen könnte … Aber eins weiß ich: nachdenken geht immer – und ist der Anfang von allem. Liebe Grüße, Feelix
Deine Sichtweise entspricht bis dahin weitestgehend der Meinen... Es war noch wenigen Jahrzehnten eben so, dass nicht alle Kinder "durchkamen". Ob ein Kind nun an Krankheiten, dem Hungertod oder gar an einer "Tracht Prügel" starb, intessierte sogar weitgehend Niemanden... es war eben so! Nicht nur "Hänsel und Gretel" entstammte solchen üblichen Handlungsweisen... auch Aschenputtel und viele andere auch, in denen Kinder sogar von zu Hause wegliefen, um nihct dem sicheren Tod durch Misshandlungen zu entgehen sind abgeleitet von diesen üblichen Geschehen. Meine Oma erzählte mir von einem Vorfall um einen alten, ehemaligen Dorflehrer in ihrem Geburtssort der ein Kind mit der Prügelstrafe so schwer verletzt hatte, dass dieses 2 Wochen später starb... und? - Der Mann hat bis zur Pensionierung weiterhoin seinen Dienst getan und war nach wir vor angesehenes Mitglied der dörflichen Gesellschaft! Zum Einen hatte das Kind ja die Strafe "verdient" und zum Anderen war es wohl etwas "schwach auf der Brust". Und so etwas kann ja mal passieren... Meine Großväter hatten beide weit über 10 Geschwister von denen aber jeweils nur 9 das Erwachsenenalter erreicht haben... über die Todesursachen der anderen wurde KEIN Wort verloren! Man sprach eben nicht drüber... ich will damit nicht unterstellen, dass meine Urgroßeltern Hand an ihre Kinder gelegt hätten, aber es zeigt mit deutlich, dass früher die Nachkommen häufig erst zählten, wenn sie das Erwachsenenalter erreicht hatten. Von den im Krieg gefallenen Bürdern gab es dann wieder eine Menge Erzählungen. Merwürdigerweise haben meine Großmütter beide wenige Geschwister gehabt - eine einen Bruder und die andere einen Bruder und eine Schwester - und in einer völlig anderen Familienstruktur gelebt. Diese haben ganz viele Erinnerungen aus ihrer Kindheit und von ihren Geschwistern im Kindesalter berichtet. Außerdem gab es dort einen viel engeren Kontakt zwischen den Geschwistern... was bei meinen Großvätern nicht so war. Von daher halte die "Großfamilienthese" für grundfalsch! Wer viele Kinder zu bekommen als eine Forum der eigenen Altersvorsorge betrachtet - und das ist gerade bei Familien aus anderen Kulturkreisen noch häufig so - der sieht Kinder als eine Art Anlageform... da zählt das Einzelne nicht zwangsäufig viel, sondern die Gesamtheit. LG, W
Sag mal: hast Du Dir echt die Mühe gemacht und den Ausschnitt aus der Zeit abgetippt? ODer war der Online? Wie dem auch sei. Ich habe den Artikel auch gelesen und danach schon das Gefühl, dass es Verbessungsmöglichkeiten gibt. Diese wurden ja auch in der Zeit vorgeschlagen. Eine Sache wäre das "HInhören und Hinsehen" der Mitmenschen. HIer liegt das Problem aber wohl einerseits darin, dass die meisten Menschen (verständlicherweise) die Privatsphäre der anderen jedenfalls insoweit nicht stören wollen, als sie Angst haben, an die Tür zu klopfen und nachzufragen (auf andere Weise sind ja Störungen der Privatsphäre der Regelfall, die nur nebenbei). Andererseits ist aber wohl gerade in Wohngegenden, die man als sozialen Brennpunkt bezeichnen muss (wie die, in der Kevin "lebte"), jeder wohl so mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass man die Bereitschaft hinzuhören und sehen, nicht fördern kann. Da hilft wirklich nur der Staat. UNd hier sind Ärzte und Sozialarbeiter wohl in der Pflicht. Wenn ich lese, dass Kevin im Krankenhaus war, dass die Ärzte Misshandlungen und eine erhebliche Entwicklungsverzögerung festgestellt haben, sie aber wegen der Aggressivität des Vaters und der in der Klinik gezeigten Fürsorge (dabei ist das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom zwischenzeitlich ja auch einem Laien wie mir bekannt) der Mutter nicht weiter drum gekümmert habe, muss ich sagen, dass diese Ärzte zumindest in menschlicher Hinsicht versagt haben. Aber das ist etwas, was ich nicht verstehe: Menschen, mit einer soliden Bildung ohne tägliche Existenzsorgen und einer Verpflichtung, Menschenleben zu schützen, müssen hinhören und -sehen. Auch eine Verpflichtung, die U-Untersuchungen warhzunehmen, hilft ja nichts, wenn der Arzt nicht auf offensichtliche Misshandlungen reagiert. Ich denke, da gibt es auch einen Ansatz. O wei: jetzt labbere ich hier rum, aber ich rede so gerne über Zeitartikel und freue mich immer, wenn sie jemand gelesen hat :-) Wollte nur sagen: es gibt sicher kein Patentrezept, aber viele Ansätze, um die Situation zu verbessern. GLG Robina
Grüß’ Dich, Robina! Ja, ich mag die „Zeit“ auch gerne, weil sie eine der wenigen Zeitungen ist, die mich regelmäßig überrascht. Vielleicht, weil sie es oft schafft, das Naheliegende und 1001mal Gesagte eben das Naheliegende und 1001mal Gesagte sein zu lassen und meist nach Abseitigem sucht, und damit m. E. dem Kern der Sache nicht selten ungemein nahe kommt. Verstehst Du, was ich meine? Journalismus at it’s best, würde ich sagen. :-) Zur Hilfeleistung der verantwortlichen Institutionen und vor allem der Menschen drumherum, die Du ansprichst und die das „Zeit“-Dossier als Chance begreift und nahelegt … Sicher Robina, sie alle müßten „da“ sein und, verdammte Tat, ihren Job erledigen (mehr ist es ja oft noch nicht einmal …) bzw. ich müßte bei auffällig häufigem Geschrei aus den Fenstern der Nachbarschaft mal rübergehen und direkt nachfragen (und dabei insgeheim hoffen, daß wenn mal bei uns jemand vorbeischaut, ich gut plausibel machen kann, daß mein dreijähriger trotzalternder Sohn sich schon mal gerne kurz und knackig die Ungerechtigkeit dieser Welt aus der Seele brüllt, etwa, wenn Legotürme sich einfach nicht in den Himmel bauen lassen wollen o.ä. …) Aber wir reden dabei vom „in flagranti“ oder vom „danach“ – auch schon gut. Und bitter nötig. Aber suchen wir in Diskussionen wie dieser hier nicht eigentlich nach dem „am besten nie“? Und da meine ich, sind Institutionen und „mal Einmischen“ unzureichend, da kommen sie – aus so vielen Gründen … fangen wir bei den Kommunikationsstrukturen an: Behörden-“Gespräche“, amtliche Broschüren, die U-Heft-Sprache, Kinderarztgespräche, mancher Austausch in Internetforen … – nicht wirklich „rein“ in die Problematik, weil sie so … umfassend ist. Wie die Gesellschaft so umfassend, wie das Leben so … umfassend ist. (An dieser Stelle zitiere ich auch gerne noch das Ende des Artikels: „Und wenn all das getan ist, wenn alle aufpassen, wenn der Staat hilft, die Gesetze gemacht sind – wer schützt dann unsere Kinder? Nichts und niemand. Es gibt keine Garantie. Es gibt nur das Leben.“ So ist es wohl. Immer schon. In all seinen schönen und tragischen Dimensionen. Nachdenken und Leben - und so (Zusammen-)Leben gestalten. Mehr fällt mir nicht zu schreiben ein. Nichts, was „diesen“ Kindern jetzt gerade hilft und viel zu wenig für ’ne „echte“ Argumentation, eher grade genug, daß ich ’nen schönen 3. Advent hier mit meiner Familie hinbekomm. Dir und Euch wünsch’ ich ihn auch! :-) Liebe Grüße, Feelix
auch ich sehe die Vergangenheit aus Eurem Blickwinkel. Allerdings, liebe Wilma, denke ich das der Großfamilie (im herkömmlichen Sinne) schon eine gewisse protektive Wirkung zuzuschreiben ist, wobei ich Großfamilie dabei nicht als kinderreiche Familie (so meintest du das möglicherweise, da bin ich nicht ganz sicher?) sondern als die oft noch von unseren Eltern und Großeltern praktizierte Familienform mit engem Kontakt unter mehreren Generationen (die hierzu nicht unter einem Dach leben müssen) verstehe . Ich meine (zumindest hinterlassen die Familien, die ich erlebt habe - und das sind nicht wenige) den Tenor, der sich mit dem von Feelix als Schlüsselsatz begriffenen (und als solchen habe ich ihn auch empfunden) Ausschnittes des Artikels deckt. Isolation, totaler Rückzug von allem gesellschaftlichen Leben und Vereinsamung sind sicher Dreh- und Angelpunkt und oft der Anfang der Spirale. Schnell sind solche Familien für Umwelt und Umfeld nicht mehr real existent, verschwinden aus dem Blick und mit Fehlen jeglicher sozialer Kontakte und Bindungen sind auch die Möglichkeiten prophylaktisch tätig zu werden oder überhaupt zu diesen Familien vorzudringen nicht oder nur sehr begrenzt gegeben. Von Liebe ist in diesen Familien schon unter den Erwachsenen nicht viel zu spüren...wo soll da noch Raum für Kinder sein, Platz um deren Liebeshunger zu stillen. Oder um mit Hermann Hesse zu sprechen: "Wer sich selbst nicht liebt, der kann auch andere nicht lieben." – und wieder wird ein Kind Opfer des Hungers nach Liebe, wie Elisabeth sehr zutreffend formuliert hat. In diesen Fällen sehe ich die Mitarbeiter des Jugendamtes auch in einer Klemme, keine Frage, eine Patentlösung habe ich da bisher auch nicht gefunden. Soweit ICH das Jugendamt erlebt habe, würde ich mich aber nicht zu Elisabeths Lobessatz hinreißen lassen oder sagen wir mal nur bedingt, denn wenn man viel Druck und Aufsehens macht, DANN (aber leider meist nur dann) bewegt sich auch tatsächlich etwas in die richtige Richtung. Ansonsten erlebe ich im Wesentlichen frustrierende Situationen: misshandelte Säuglinge nach Schütteltrauma gehen mangels Beweislast (Vater oder Mutter der Täter?) in die Familien zurück, damit ein Jahr später das nächste Kind der Familie gleiches erlebt (so tatsächlich passiert – und das nicht nur einmalig!!!), ein misshandeltes Mädchen verstirbt im Rahmen der schwersten Verletzungen und bei Geburt des Geschwisterkindes zeigt sich von Amtswegen kein Interesse prophylaktisch oder beobachtend tätig zu werden…warum auch… Ich könnte die Liste noch fortsetzen… Um etwas zu bewegen, muß man als Arzt schon sehr aufdringlich und nachhaltig fordernd sein (was man aber sehr gern auf sich nimmt), einfach ist das nicht, aber nach 20-30 Auseinandersetzungen prägen sich auch dem Gegenüber Namen ein und es wird etwas einfacher. Denn leider wird auch von den Ämtern – zumindest meiner Erfahrung nach – allzu oft der Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Und ja, es gibt sie auch, die guten Geister unter den JA- Mitarbeitern, aber bei weitem nicht alle ergreifen ihren Beruf aus dem Bedürfnis heraus helfen zu wollen… Was bleibt, ist die Gewissheit, weiter nach Lösungsansätzen suchen zu müssen, auch wenn es Fälle von Kindsmisshandlung und –tötung vermutlich immer geben wird. Wenn nur ein Kind gerettet wird, hat sich das Nachdenken gelohnt! Grüße Einsteinpapa
Vielleicht ist die Zahl der KindesTÖTUNGEN nicht gestiegen, daran mag ich vielleicht noch glauben, allerdings ist die Zahl der mißhandelten oder vernachlässigten Kinder mit Sicherheit gestiegen. Das Interview liest sich allerdings eher wie eine Beruhigungstaktik, definitives wird im Wesentlichen nicht gesagt. Es fehlt Personal, gut, schon klar, aber was wird getan, wie wird was getan. Und was wird für die MOTIVATION der JA-Mitarbeiter getan?! LG Kathi
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