Elternforum Aktuell

Web-Sprech oder würdet Ihr Euch einen Arm abhacken,

Web-Sprech oder würdet Ihr Euch einen Arm abhacken,

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

...damit Ihr durch die Haustür passt und in Eure Wohnung gelangt? nää, oder? Aber mit der Sprache tun wir das bereits. Ich les grade, dass es jetzt Textagenturen mit Heerscharen von "Autoren" gibt, die "Keyword-optimierte Artikel" schreiben, die "auf die Suche über Google zugeschnitten" sind (aah, da ist es, das Wort, zugeschnitten, ist das gleiche wie abhacken) . Wir zerhacken die Sprache, bis sie passt. Bis sie Google passt. Da werden Texte unter der einzigen Bedingung geschrieben, dass sie auf irgendwelche Suchkriterien von Maschinen passen. Was nicht in Suchmaschinen passt, darf gar nicht produziert oder getan, ja gar nicht gedacht werden. "Semantic Web" nennt sich die schöne neue Zukunft; von der bisherige Unterdrücker nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Kinder lernen dann wohl nur noch Web-fähige Wörter. Denn was sollen sie vor sich hinbrabbeln oder schreiben, wenn es im Web nicht mehr gesucht wird. Deutschunterricht erübrigt sich. Ich webbe, also bin ich; sonst nicht. Denken nur noch in Web-Bahnen. (fällt den Kids leicht; ihre Eltern sind ja schon mit der Verblödungsvorstufe "Sims"-Sprech aufgewachsen) Was Google nicht findet, gibt es nicht. Ich streiche schon mal die Worte, die es morgen mit als erstes nicht mehr geben darf/wird: Gerechtigkeit; Freiheit; Unabhängigkeit, Frieden... aber auch die Gegenparts werden abgehackt, totgeschwiegen; wie praktisch: Ungerechtigkeit, Knechtschaft, Abhängigkeit, Krieg.... Google, was ist eigentlich Google? Der neo-Marxismus der virtuellen Welt? Jedem sein eigener Desktop-Archipel-Gulag zuhause im Wohnzimmer? Aber ich weiss schon, ich bin ein alter Depp. Die neo´s werden wieder mal sagen, ähnlich wie die Genmanipulanten: Was willst Du, es entsteht eine neue schöne herrliche Sprachwelt; alles "entwickelt" sich weiter; komm mit oder verrecke. Über die Sprache die Welt erst besetzen und dann besitzen - Google, Du hasts geschnallt.


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

nun ist aber schon sehr schwierig, einen text zu schreiben, der nicht per suchmaschine gefunden werden kann. und es gibt schon immer genügend autoren, die sich gerade an "anderer" sprache, sei sie neu, versnobt, wissenschaftlich, leidenschaftlich versuchen, um eben auch aufzufallen - oder gefunden zu werden. ich finde das nicht so dramatisch, oder fühle mich in meiner schriftsprache jetzt eingeengt bzw genötigt, mich anders oder google-esque auszudrücken. und die, die es wissen und gerne wollen - bitte! meine sprache ist meins! oder frei nach tucholsky: sprache ist (m)eine waffe! grüßt, snuggles


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Zumindest sind Worte ja sowieso immer so vage, wer weiss schon, ob wir immer genau das sagen/schreiben, was wir wirklich ausdrücken wollten... Ich habe mal ein Gegenbeispiel. Es gibt eine Sprache, die ist auf natürliche Art und Weise sehr gerecht gegenüber Männern/Frauen und Dingen... ein Wort ist immer nur ein "Ding", bis man die entsprechende weibliche oder männliche Form hintenan hängt. Die Länder, in denen man die Sprache spricht, sind allesamt die schlimmsten frauenunterdrückensten Länder überhaupt, behaupte ich jetzt mal frech. Also kann man mit Sprache nicht immer soviel bewirken, wie man meint und ich bin mir sicher, damit kann man die Welt auch nicht erobern. Liebe Grüße, Mandana


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Antwort auf diesen Beitrag

Mir fehlt da zwischen "Textagenturen beschäftigen Texter, die suchmaschinenoptimierte Texte erstellen" und "Kinder lernen nur noch webfähige Wörter" etwas im Mittelteil. Wie soll denn das bitte zusammenhängen? Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wie dadurch jemand davon abgehalten werden soll, zu schreiben wie ihm/ihr beliebt. Wo Du schon vom Umgang mit Sprache schwadronierst: findest Du es passend, Vergleiche mit dem Gulag zu ziehen? Ich vermute, Du bist eine der ersten, die sich hier zu Wort melden, wenn mal wieder ein B-Promi den vierteljährlich fälligen Holocaust-Vergleich zieht. Und dann ein Vergleich mit dem "Archipel Gulag", in dem Millionen Menschen ihr Leben gelassen haben? Lies mal Solschenizyn, bevor Du solchen Mist verzapfst. Aber gut: verbale Verwässerung kann man Dir da wahrlich nicht vorwerfen. Susanne