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Schockierend: Chancengleichheit in Bayern??

Schockierend: Chancengleichheit in Bayern??

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Haben manche unter Euch den "Spiegel" von letzter Woche gelesen, insbesondere den Artikel "Mittelmaß genügt"? Da war ich schon schockiert, als ich las, daß viele Eltern in Bayern ihre Töchter auf die Realschule schicken, auch wenn diese eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten haben. Begründung: die Töchter würden sowieso irgendwann heiraten, Kinder bekommen und dann nur noch halbtags arbeiten, dafür würde die Realschule reichen!!! Parallel hört man von Organisationen und engagierten Leuten, die alles tun, um ausländische, in Deutschland lebende Mädchen zu emanzipieren und ihnen die Möglichkeiten geben zu studieren, trotz schwieriger familiärer Situation. Da fragt man sich, wer emanzipiert ist und ob diese deutschen Väter Angst davor haben, daß ihre Töchter weiterkommen könnten als sie selbst?? Ich bin nur wütend, wenn ich sowas herizulande feststellen muß. Ich frage mich nur und hätte dazu gern Eure Meinungen: der Artikel bezog sich auf Bayern aber sieht in den anderen Bundesländern anders aus als im CSU-Land? LG Nat LG Nat


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Ich war auch schockiert und kann es aber nicht richtig glauben; möglicherweise gibt es da eine Diskrepanz zwischen Land und Stadt, denn die Familien, die ich aus Bayern persönlich kenne (und das sind doch mehrere) denken so nicht. Ich selbst werde meine Tochter trotz wahrscheinlicher Empfehlung auch nicht auf das Gymnasium geben, denn ich halte sie für zu sensibel, um jetzt schon diesem Leistungsdruck (mit dem die Gymnasien regelrecht drohen bim Tag der offenen Tür beispielsweise)standzuhalten. Lena kommt jetzt auf eine Kooperative schule, wo die Entscheidung über die weitere Schullaufbahn erst nach der 6. Klasse getroffen wird. Insofern weiß ich nicht, wie gut der Artikel recherchiert ist und ob das so stimmt. Mit schlecht recherchierten Artikeln kennen wir uns hier in der Familie leider aus, weil meine Mutter eine Zeit lang eine Person des öffentlichen Lebens war. Seitdem zweifle ich immer an solchen sehr pauschalisierenden Artikeln. LG, Kathrin


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Daran habe ich auch gedacht, ich hatte auch eher das Gefühl, daß sich die Aussagen auf ländliche Gegenden beziehen. Daher auch mein Interesse an Eure Meinungen. Aber auch der Spiegel ist leider keine Bibel, was die Recherchen betrifft (ich erinnere mich u.a an den lauen RiesenArtikel über die Generation Praktikum), leider bleibt er für mich unter allen Focus und Co doch noch der informativste. LG


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hallo, kommt immer darauf an, WO recherchiert wird... wenn man leute befragt, die eine familie haben (z. b. frau und 2 kids) und somit alleinverdiener sind, dann kann so eine (dämliche) aussage schon kommen. schulen bzw. schulbildung ist teuer. und wenn jemand abi macht, ist ein studium vielleicht nicht verkehrt. kostet alles geld, manche mögen das nicht investieren. claudi


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Hallo, und warum sind dann auch in Bayern mehr Mädchen auf dem Gymnasium als Jungs? So ganz glaub ich dem Bericht nicht - ich bin aus Bayern und lebe wirklich auf einen kleinen Dorf. Die nächste Realschule ist 20 km weit weg und die ist auch noch in kirchlicher Trägerschaft und kostet Schulgeld als Privatschule. Die nächste staatliche Realschule ist noch weiter weg. Gymnasium ist es ähnlich. Hier gibt es eher genügend Eltern die sagen wir schicken keinen 10jährigen alleine so weit zur Schule - dann lieber Hauptschule. Die Busverbindungen hier sind auch unter aller kanone - da kann es schon vorkommen das die Kinder zum umsteigen 1h irgendwo in der Pampa stehen (und noch nicht mal ein Bushäuschen zum unterstellen haben) Und das ist unabhängig von Mädels oder Jungs. Aber das hier ein Mädchen nicht gehen darf - das war zwar vor 30 Jahren noch so, aber jetzt? Nö, bei den meisten wird das nicht am Geschlecht festgemacht, sondern ob die Eltern das Geld für ein 2. Auto haben um die Kinder auch mal nach dem Nachmittagsunterricht abzuholen - einfach weil der Bus so daneben ist. Ach ja - obwohl es hier sehr viele Kinder gibt, die "nur" Hauptschule machen - haben wir in unserem LK eine extrem niedrige Arbeitlosigkeit. Vielleicht auch ein Grund, warum dann viele Eltern zu Hauptschule tendieren. Man bekommt ja auch mit "nur" Hauptschule noch einen Ausbildungsplatz. Ich will das wirklich nicht verteidigen - ich wünsche mir für meine Kinder schon eine bessere Schulbildung, wenn sie das schaffen und sie werden auch von unserer Seite jede Unterstützung bekommen. Aber verstehen kann ich da manche Eltern schon. Grüße Dhana


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ich habe mal gelesen, dass der am häufigsten genannte Wunschberuf vieler Schulabgängerinnen (auch solcher mit Abitur) Arzthelferin ist. Solange die jungen Frauen keine höheren Ziele haben, reicht Realschule tatsächlich. Schade nur, dass die Schulformentscheidung nicht von ihnen selbst getroffen wird. Hat die Pisa-Studie nicht Deutschland-intern belegt, dass der Realschulabschluss in Bayern mehr wert ist, als ein Fachabitur in den meisten anderen Bundesländern?(Was den Wissensstandart angeht.) Eine andere spannende und provokante Frage wäre: ob denn in Bayern, wo es die wenigsten Abis an der Gesamtheit der Abschlüsse gemessen, gibt (nur 26%für Mädchen UND Jungen, wie die Quote untereinander ist konnte ich jetzt nicht finden)nicht einfach die Eltern sich von vorn herein ein Paar Gedanken mehr machen müssen, weil die Leistungsanforderungen an das Abi ganz andere sind? Die Frage, ob Väter ihre Töchter im allgemeinen und vielleicht in Bayern im besonderen klein halten wollen, halte ich aber für reichlich übertrieben. Ergänzend: ich komme und kam nicht aus Bayern und ich wähle bekennend FDP. Das nur damit keiner jetzt auf dumme Gedanken kommt.


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Hi, ich kann nur meine persönlichen Erfahrungen zwischen Bayern-Großstadt und Bayern-tiefste Provinz wiedergeben. Ich komme aus einer nordbayrischen Großstadt, habe 1989 Abitur gemacht, dann an diversen Unis studiert. Mangels Kenntnisse eines anderen Umfeldes hielt ich es damals für völlig normal, daß ein weibliches Wesen das Gym besucht, etc., so es das selbst will. Noch in den 80ern war das aber, laut Statistiken und Umfragen, offenbar eher der ungewöhnlichere Weg, da auch in den Städten die Argumentation von wegen "die heiratet ja doch irgendwann, kriegt Kinder, läßt sich dann von ihrem Mann ernähren und dann waren die ganzen Ausgaben für die Katz`" gängig war. Ich weiß noch, daß Eltern von Co-Gymnasiastinnen oft grinsend dagegenhielten "aber sie kann dann den Kindern bei den Hausaufgaben helfen".:-) Ich bin übrigens in keiner der Großstädte, in denen ich gelebt habe jemals mit den Vorurteilen konfrontiert worden wie an meinem jetzigen Wohnort, d.h. das, was in diesen Städten letztlich normal und keine Diskussion wert war, war hier oft genug Anlaß zu persönlichen Rechtfertigungsforderungen und schlimmerem. Hier in der niederbayerischen Pampa mindestens eine bis anderthalb Stunden von der Zivilisation entfernt (regt Euch ab, liebe Straubingerinnen / Landshuterinnen usw. - es war wesentlich krasser von der o.g. Großstadt nach Niederbayern auf`s Kaff zu ziehen als nach Berlin oder Italien) gibt es durchaus zwei Lesarten: 1. Diejenigen, die sich selbst zu Höherem berufen fühlten, oft aber z.B. wegen der miserablen Verkehrsanbindung und der mangelnden Einsicht der eigenen Eltern keine höhere Schule besuchen konnten und nun ihrem Nachwuchs alles ermöglichen wollen, was sie selbst nicht durften oder hatten. Selbige sind immens stolz darauf, wenn die Kinder - egal ob Bub oder Mädel - das Gym besuchen. Allerdings steigern sie sich in das "irrsinnig" schwierige Gymnasium hinein, einmal, weil sie es aufgrund des eigenen Bildungshintergrunds als schwer empfinden und zweitens, weil das angeblich soooo hohe Niveau ihre Kinder und damit sie selbst erhöht. 2. Die Fraktion "Bei uns hat nu kanner studiert - wär ja nu schenner". Denen ist wirklich nicht zu helfen, da argumentationsresistent. Man beneidet zwar die "Großkopferten" und "Studierten", will aber selbst nicht viel dazutun, zumal das den eigenen Geldbeutel zeitweilig schmälern könnte. Meine Schwiegerfamilie ist von der Sorte... Was beiden Gruppen gemeinsam ist, ist der vornehmliche Drang nach Geldvermehrung, dem zu genügen, was "man" hat und macht und: Hausbau (des Niederbayern liebstes Hobby). Soll heißen, daß Abitur zwar nach Möglichkeit angestrebt wird, zumindest aber Mittlere Reife, nicht aber unbedingt ein Studium - IHK heißt die Devise. Das bedeutet, daß man zwar die Intelligenz bewiesen hat, aber dann das tatsächliche Problem des entfernten Studienorts auftritt. Die nächsten Unis liegen in Passau, München oder Salzburg (was aber verpönt ist), d.h. man benötigt eine Wohnung und die kostet. WGs oder Wohnheime sind hier nicht sonderlich populär, z.T. sogar mit Vorurteilen behaftet und werden damit nicht erst in Betracht gezogen, ein Auto (das Kind muß ja schließlich auch heimkommen - U-Bahnen etc. fahren hier eher selten und werden damit auch nicht einkalkuliert) und Studentenjobs sind eher der Mythos an den man nicht recht glauben mag. Das hört sich alles hart an, hängt aber einfach mit der völlig anderen Lebenswelt zusammen, d.h. echtes Studentenleben auf Bafög-Niveau in einem angemieteten Zimmer mit Sperrholzmöbeln, mit Fahrrad und Bus-Ticket sowie kaum Urlaub ist schier unvorstellbar, eben weil man es nicht wirklich aus dem eigenen Umfeld kennt. Studenten sind eher gelangweilte Menschen mit Lotterleben - es sei denn, es ist das eigene Kind, dann muß es gaaanz hart lernen. Wenn ich mir das Gym abrufe, an dem ich unterrichtet habe, dann dürfte der Mädchenanteil bei knapp 50% gelegen haben - ist allerdings nur subjektiv. Wenn ich mir von meinen Auftraggebern ansehe, wie viele Frauen da höhere Positionen einnehmen, weil sie über eine höhere Bildung verfügen, dann ist der Anteil schier verschwindend gering. Chefinnen sind sie höchstens, weil sie die "Schupfa" (= hier: Firma) geerbt haben. Wenn ich jetzt in Gedanken gegenchecke, wie viele Kinder der Angestellten hier (und mir wird grundsätzlich eine ganze Menge erzählt) studieren, dann ist interessant, daß a, es tatsächlich fast nur die männlichen Nachkommen sind und b, sie v.a. an den FHs studieren - geht durchschnittlich schneller, ist einfacher und ist wohnortnäher, d.h. man braucht nicht zwingend eine Unterkunft, sondern kann Fahrgemeinschaften bilden c, es ist wahrscheinlicher, daß sie einen Job finden - Uni-Absolventen gelten als zu teuer, zu vergeistigt und sind eher suspekt. In den meisten Fällen kommen sie auch nur wieder aus Familien, in denen bereits der Vater einen Uni-Abschluß hatte oder man gehört eh` zu den Honoratioren, dann macht es nichts d, die Studienfächer grundsätzlich einkommensträchtig sind, d.h. v.a. BWL oder Maschinenbau o.ä. Kunstgeschichte / Theaterwissenschaften / Archäologie usw. gelten als "Schmarr`n" - womit wir wieder beim Hausbau wären und die Chance steigt, daß der Studierende letztlich doch wieder zu Mama und Paps zurückkehrt, wo er dann mietfrei wohnen kann (wäre ein eigenes Thema für sich) d, weibliche Akademikerinnen sind sowieso eher etwas seltsames, es sei denn, sie sind Lehrerinnen, Ärztinnen oder Anwältinnen - ansonsten liegt die Chance hoch, daß auch sie Kinder bekommen und nicht wieder in ihren eigentlichen Beruf einsteigen e, Frauen arbeiten hier ab einem bestimmten Alter in den meisten Fällen nur halbtags oder auf 400.-Euro-Basis - das bestätigt gewissermaßen das im Ausgangsposting genannte Vorurteil Ich denke, es hat weniger mit der allbeherrschenden Partei zu tun als mit der Tatsache, daß bestimmte Errungenschaften, die in Großstädten seit Jahrzehnten völlig normal sind auf dem Land eher mit Verzögerung ankommen - so auch Chancengleichheit usw.. Nur ein Beispiel für das ich hier gerne zerfleischt werde, obwohl es eine Tatsache ist: in einigen der umliegenden Dörfer gab es erst 1957 (!!!) Elektrizität. Meine Mutter, Baujahr 1933 und lebenslange Großstädterin kennt kein Leben ohne Strom und den damit verbundenen zeitüblichen Annehmlichkeiten. Chancen ergeben sich hier v.a. dann, wenn die Familie alteingesessen ist, damit über ein altes Netzwerk verfügt und auch noch "geldig" (= betucht) ist. Das ist zwar in einer Großstadt auch nett, hilft einem aber aufgrund der echten Konkurrenz wenig, wenn es um wahre Bildung geht. Die Grundvoraussetzungen sind also andere. Ich glaube, der Punkt ist eher Land- contra Stadtbevölkerung - und die ist in Bayern letztlich doch a bisserle größer als die der "Stodterer" (= Stadtmenschen). Ich glaube nicht, daß der Landschwabe / Landhesse / Landirgendetwas sonderlich andere Einstellungen hegt, es gibt halt weniger von ihnen. Ich denke, diese Prozentzahlen sind v.a. ausschlaggebend, aber auch als wie machbar oder schwierig das Gymnasium im Allgemeindenken gilt und da existieren in den Darstellungen der Leute aus den unterschiedlichen Bundesländern, die ich kenne, z.T. gewaltige Unterschiede. Ob diese sich bei objektiver Prüfung auch bestätigen ließen, steht auf einem anderen Blatt. LG Fiammetta


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halte ich persönlich für ein gerücht. lebe am stadtrand von münchen. meine tochter ist mit einer ganzen horde freundinnen aufs gymnasium gegangen, es gab fünf 5.klassen, dieses jahr auch...und....mehr mädels.


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....war es vor 30 Jahren schon so, dass alle die konnten aufs Gym gingen. Ich musste auch 11km mit dem Bus fahren obwohl es in unserer Stadt 2 Gyms gab. Aber meine Eltern suchten (ihrer Meinung nach)das beste heraus und das war von Benediktinern getragen. Im Gegensatz dazu musste mein Bruder die Wirtschaftsschule besuchen (mein Vater war da dermaßen borniert, dass meine Mutter gar keine Wahl hatte. Er sollte den Handwerksbetrieb übernehmen. (Meiner Meinung nach hätte er das mit einem BWL oderähnlichem Studium besser hingebracht als nun selber als Kälteund Klimatechniker und kaputten Theken zu liegen. Man kann nicht alles selber machen, aber solange keiner da ist zum delegieren (was mit BWL locker der Fall gewesen wäre)wird er wohl weiter unter den Theken liegen und werkeln. Für ihn tut es mir leid. Bei mir war Gym ja oder nein nie eine Frage. Da war mein Vater sogar sehr dafür indem er sagte eine gute Schulausbildung macht ein Mädchen unabhängig- Kinder kann sie deshalb immer noch kriegen. liebe Grüße J


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Eine meiner besten Freundinnen hat ihre Töchter auch trotz Gymnasialempfehlung auf dei Realschule. Weil das die Mädels auch so wollten. Di efühlen sich dort wohl und werden auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur machen. So richtig verstehen konnte ich das aber auch nicht. Der Sohn geht trotz massivster Rechtschreibschwächen nun aufs Gymnasium.... Aber die Argumente der Eltern, was Mädchen angeht, erinnert mich doch stark an vor 50 Jahren (und früher). Meine Mutter sollte auch aufs Gymnasium gehen, da sprach sogar der Lehrer persönlich bei meiner Oma vor (Vater war im Krieg gefallen), nein, da war gar nichts zu machen. das Mädel heiratet eh und kommt auf die Volkschule und basta. Das hat meiner Mutter ihr ganzes Leben nachgewirkt. Sie wollte so unbedingt Lehrerin werden, hätte es auch können und ihre Mutter verbot ihr es.... (Und damals ging das mit zweitem Bildungsweg nicht so einfach wie heute) Grüßle Silvia, die über solche Aussagen auch immer wieder schockiert ist