Mitglied inaktiv
sollte ich demnächst mal bahn fahren, und ich werde im zug nach meiner fahrkarte gefragt, werde ich dafür 2,50 euro kassieren. als reaktionszuschlag.
Habe gerade gelesen, dieser Zuschlag gilt sogar pro Ticket!
ja. und wenn ich auf der fahrt mehrmals nach meiner karte gefragt werde, werde ich auch mehrmals kassieren. :-)
Hallo,
ich bin früher, seeeeehr früher, mal sehr gerne Bahn gefahren. Damals hieß der Laden noch Deutsche Bundesbahn, war eine Behörde (jawohl!), hatte sehr schnelle Züge (IC), schnelle Züge (D-Zug), gemächlichere Züge (Eil-Zug) und Bummelzüge, die jede Milchkanne anfuhren. Alles war gemütlich und regelmäßig, sogar pünktlicher und sauberer. Es gab Speisewagen und Kurswagen en masse, Service eben!
Damals fuhr zu Beginn der Hamburger Frühjahrsferien alle 2 Minuten ein Liegewagenzug vom Hamburger Hauptbahnhof in die Alpen, um büro- und schulschlaffe Hamburger dorthin zu karren.
Es gab auch damals schon sowas wie Baaaahnkaaaad, Herr Mehdorn, für kinderreiche Familien den Würmelingpaß, und man hatte das Gefühl, das gesamte Personal war bemüht (und ausreichend).
Heute ist die einzige durchgehende Zugverbindung nach Innsbruck sehr schnell belegt, Herr Mehdorn, sie wissen schon, der Zug, der büro- und schulschlaffe Hamburger in die Alpen usw. Alternativen, wenn es sie denn gibt, bedeuten mehrfaches Umsteigen, auch in der Nacht mit 1 1/2 Stunden Aufenthalt in Nürnberg von morgens um halb fünf bis um sechs, und das im März samt Gepäck. Alles erlebt bzw. angeboten vor wenigen Jahren von der Bahn. Bin dann bei der Bahndirektion vorstellig geworden und hab mal nachgefragt, wo zum Teufel denn bitte die Liegewagenflotte der Siebziger abgeblieben sei. "Ach die, ja, früher hatten wir auch mal 'nen Kaiser...!" Nee danke, falsche Antwort, Herr Mehdorn! Fazit: Wir sind mit dem Auto in den Skiurlaub gefahren mit Übernachtung in München.
Das Personal wurde abgebaut bis an die Grenze der Verantwortungslosigkeit, angeblich unrentable Strecken schlicht und ergreifend eingestellt, Bahnhöfe verkauft (prima, Herr Mehdorn!), der Service verschlankt, und das bißchen, was man noch braucht wird demnächst dann auch noch zusätzlich verteuert.
Heute habe ich das Gefühl, alles außerhalb des ICE sind die gemächlichen Züge von früher (oder doch sogar nur die Milchkannenabholer?), Pünktlichkeit ist eh ein Fremdwort geworden (warten die Züge noch aufeinander wie früher, Herr Mehdorn?), einsame, verlassene, verdreckte und heruntergekommene Bahnhöfe bestimmen das Bild, oft genug inzwischen ohne Gaststätte (wissen sie noch, wie gemütlich es in diesen Wirtschaften war, Herr Mehdorn?), und Fahrkartenschalter, wo man den Beamten (jawohl, genau den!!!) noch etwas fragen konnte, sind auch oftmals verschwunden.
Dafür gibt es jetzt diese neumodischen Alleskönner namens Fahrkartenautomaten. Als ich Ende letzten Jahres auf dem Bahnsteig in Heppenheim auf Freunde wartete, habe ich mir so eineElektronikwunder mal genauer angeschaut. Durchgestiegen bin ich nicht, und fragen konnte ich diesen Ausbund von Technik auch nichts, sein Kollege nebenan zeigte soetwas ähnliches wie den blauen Bildschirm von Bill Gates, und die Oma, die in den Gegenzug einstieg, hatte ihre Karte garantiert entweder woanders her oder sich holen lassen! By the way, Herr Mehdorn, haben Sie schon mal bei Minus 15 Grad mit klammen Fingern bei einem unüberdachten Automaten versucht eine Fahrkarte zu lösen? Mal abgesehen davon, daß man ja schon froh ist, wenn die Dinger bei diesen Temperaturen überhaupt noch funktionieren.
Achja, Thema zu kurze Züge im Berufsverkehr, immer wieder gerne genommen. Dazu, Herr Mehdorn, gibt es ganz viel zu berichten. Wer im Startbahnhof zusteigt, hat es gut. Jeden Morgen, aber wehe, man steigt am ersten Knotenpunkt zu, dann hat man Stehplatz, 45 Minuten, und als Draufgabe im Winter im naßkalten Gang und im Sommer in der brütenden Hitze.
Früher habe ich ein Ticket für die Strecke A nach B erstanden, 15% Ermäßigung, wenn ich gleich noch die Rückfahrt mitbuchte (okay, es mußte ein Sonntag zwischen Hin- und Rückfahrt liegen, wenn ich mich recht erinnere). Ich konnte mir den Zug aussuchen, welchen ich nehme, und wenn ich einen Zug verpaßte, weil mein Freund in Husum mich noch aufgehalten hatte... kein Problem, nehme ich eben den nächsten. Damals, ne, Herr Mehdorn, damals, da fuhren die Züge ja öfter und regelmäßiger. Und wissen Sie was? Sie waren nie leer.
Heute erhalte ich Ermäßigung
- wenn ich mich gefühlte 30 Jahre vorher genau festlege, welchen Zug ich nehme, und zwar Zugart, Datum, Uhrzeit... wenn was dazwischenkommt und es später wird, vielleicht gar einen Tag... PG = Pech gehabt... (wegen eines Fauxpas der Bahn, die falsches Datum ausgedruckt hatte bei der Ausstellung, wurden meine damals allein reisenden Kindern vor allen Fahrgästen bloßgestellt und hätten beinahe den Zug verlassen müssen, weil sie logischerweise das erhöhte Beförderungsentgelt nicht nochmal dabei hatten, nur meine Intervention auf dem Saarbrücker Hbf. und mein Druck, auf der Stelle Funkverbindung zu diesem Zug aufzunehmen, verhinderte Schlimmeres; achja, Herr Mehdorn, selbstredend hat die Bahn die beiden als Kunden für lange Zeit verloren, und tja, Herr Mehdorn, vor 20 Jahren wäre Ihnen diese Panne gar nicht passiert!)
- wenn ich eine Baaaaan-Kaaaad habe, 50plus oder 75minus oder wie sowas immer wieder neu heißt
- wenn es der Bahn gefällt, 29,- €-Tickets kriegen die wenigsten ab
- wenn die Dividende stimmt
Jedesmal, wenn ich mich mal wieder ernsthaft für die Bahn als Verkehrsmittel interessiere, sticht mir sofort etwas ins Auge, das mich sehr schnell davon wieder Abstand nehmen läßt. Zu teuer, zu dreckig, zu unpünktlich, zu selten UND auch vielzu lange unterwegs.
Ich liebe mein Auto!
Viele Grüße
Ralph/Snoopy
Ralph, wir sollten den lesespaß, den ich mit deinem posting hatte, doch auch dem Herrn Mehdorn gönnen. hier seine Email: hartmut.mehdorn@bahn.de
auf der suche nach der mehdorn-mailadresse bin ich auf folgende side gestoßen: http://lumma.de/eintrag.php?id=1462 demzufolge scheint ja bahnfahren direkt gefährlich geworden zu sein. übrigens, Ralph, sei froh, dass du als stehplatz-gast noch nicht aus dem zug geworfen wurdest von bahnbediensteten. so geschehen nämlich vor ca. 3 oder 4 wochen zwischen nürnberg und muc. begründung: stehen geht ja nun wohl gar nicht. die fahrgäste wurden wirklich vor die tür gesetzt. bayern 3 hat die story aufgegriffen. und eine bahnsprecherin musste sich dann vor laufender kamera entschuldigen. wie sang schon christian anders? es fährt ein zug nach nirgendwo....
Dieser Beitrag ist absolut genial und trifft es auf den Punkt.
Jaja, ich weiß, notfalls geschehen in Franken, nicht in Bayern, und umgekehrt... da stecke ich mich gar nicht erst zwischen...
Ich hatte tatsächlich zunächst eine Mail an Mehdorn angtefangen, aber mir wurde dann bewußt, daß diese über die normale db.de wohl überall landen wird, nur nicht bei Herrn M., zudem war mir die Addy, die Du nennst, nicht bekannt.
Beim Löschen des Entwurfes verfiel ich dann auf die Idee der Persiflage hier im Aktüll...
Liebe Grüße nach MUC
Ralph/Snoopy
weil wir erst letztens eine fast unglaubliche Story bei uns in der Tageszeitung hatten: Schade, jetzt find ich den Artikel nicht mehr, darum jetzt schnell mit meinen Worten: Zwei Jugendliche, 18 Jahre alt, einer davon hatte einen schweren Unfall und hatte ein amputiertes Bein - und eben sein Freund, nahmen sich vor, nach Berlin in ein Bad zu fahren - mit der Bahn. Super eigentlich. Sie haben sich so ein tolles Sparticket gekauft. Sie wussten beide, dass sie von Freitag 10.00 Uhr bis Sonntag (Uhrzeit weiß ich nicht mehr) NICHT mit diesem Ticket fahren durften. Sie fuhren also vor besagtem Freitag Richtung Berlin und wollten nach dem Wochenende wieder zurückfahren. So, nun wollte das Schicksal aber, dass der Jugendliche mit dem amputierten Bein, in dem Bad gestolpert ist und sich am gesunden Bein am Knie verletzt hatte und schlimme Schmerzen bekam. Er rief seinen Vater an und sie vereinbarten heimzufahren. Sie fuhren also mit einem "Nachtzug" (oder Spätzug - keine Ahnung) wieder hierher. Ankunftszeit hier am Bahnhof 10.01 Uhr. Der Schaffner kontrollierte die Tickets erst und erkannte sie an. Irgendwann kam er zurück und sagte dann, dass sie mit dem Ticket nicht fahren dürfen und zuzahlen müssen. Die Jugendlichen wollten sich erklären - kamen aber wohl gar nicht zu Wort. Als der Schaffner schließlich mit der Bahnpolizei drohte, zahlte der eine Jugendliche 120 Euro und der andere mit Bahncard 90,00 Euro Zuschlag... wegen EINER Minute die der Zug später am hießigen Bahnhof ankam... Im Endeffekt sprach der Bahnsprecher dann auch von "unglücklicher Sache", der Schaffner war nicht zu sprechen, naja, das übliche halt. Man versucht jetzt "alle Dinge die kulanzmäßig möglich sind, zu regeln"... Man überlege, hätten die beiden die Kohle nicht gehabt, wären sie irgendwo am Bahnhof gestanden - der eine mit Schmerzen - und hätten blöd aus der Wäsche geguckt... Arme Bahn, armes Deutschland, beschränkter Schaffner... LG!